Zur Christenverfolgung im Nahen Osten habe ich bereits einiges geschrieben und muss zugeben, dass mir dabei diejenigen aus dem Blick geraten sind, um die es eigentlich geht: Bei aller Beschäftigung mit den Terroristen, mit den Reaktionen von Kirche und Nationen, mit der Frage der Berichterstattung in den Medien sind des doch die Opfer, die völlig zu kurz kommen. Vielleicht war es auch die Seligsprechung von 124 Märtyrern in Südkorea durch Papst Franziskus, die mir wieder in Erinnerung gerufen hat, was im Irak und in Syrien, aber auch in vielen anderen Teilen der Welt, geschieht, in dem Menschen aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden.
Das Martyrium gehört zu den drei sogenannten Grundvollzügen der Kirche, neben der Liturgie und der Diakonie. Dabei hat Martyrium nicht zwingend die blutige Bedeutung des in den Tod Gehens, es ist lediglich der griechische Begriff für das Zeugnis, in diesem Zusammenhang also das Bekenntnis zum Glauben an Jesus Christus. Auch derjenige, der also öffentlich den Glauben verkündet, und sei es durch ein umgehängtes Kreuz (wenn es nicht nur als Schmuckstück gedacht ist) ist also im weiteren Sinne ein Märtyrer. Am Widerstand gegen dieses Zeugnis beweist sich allerdings eben auch seine Stärke.
Da werden die ersten Märtyrer (im engeren Sinne) schon in den ersten Christen beschrieben, die für ihr Zeugnis umgebracht worden sind. Hervorstechend sind es nach dem Heiligen Stephanus die Apostel Petrus und Paulus, die immer wieder, trotz Aufforderung, dies zu unterlassen, ihren Glauben verkündet haben. Es sind aber vor allem die vielen nicht benannten Märtyrer im Römischen Reich, die sich geweigert haben, die heidnischen römischen Riten nachzuvollziehen und dafür in den Tod gegangen sind. Dabei so wird von Historikern berichtet hätten sie ihrem Glauben gar nicht abschwören müssen, sie hätten nur die Riten nachvollziehen müssen, die die Römer von ihnen gefordert haben. Aber in ihren Augen wäre auch dies ein Bruch ihres Bundes mit Gott gewesen sie sind lieber gestorben, als das zu tun!
Und heute wird aus dem Irak berichtet, dass Christen aufgefordert wurden, zum Islam zu konvertieren, zu fliehen, eine (wohl nicht finanzierbare) Abgabe zu zahlen oder zu sterben. Und diejenige, die aus welchen Gründen auch immer nicht fliehen können oder wollen und die Abgabe nicht zahlen können oder wollen sie konvertieren offenbar nicht, sondern sterben dafür, ihren Glauben zu bezeugen. Es geht mir hier nicht um eine Heroisierung, es geht ganz sicher nicht um eine Verschiebung der Verantwortung für ihren Tod es geht um die Überzeugung, die diese Menschen im Angesicht von Folter und Tod dazu bringt, standhaft zu bleiben.
In der Online-Community wurde dieser Tage die Frage diskutiert, ob man angesichts der Bevölkerungsstruktur in manchen Stadtteilen Deutschlands nach Einbruch der Dunkelheit mit einem aufgenähten arabischen N für Nazarener, als Symbol für einen Christen, mit dem die Häuser der verfolgten Menschen durch die Islamisten der IS gekennzeichnet wurden, herumlaufen würde. Auslöser war u.a. ein Selbstversuch, in dem nachgewiesen wurde, dass man in bestimmten Stadtteilen Berlins durch das Anhängen einer israelischen Flagge ans Auto mit Beschimpfungen, Kratzern am Auto und Gewalt- und Morddrohungen rechnen muss. Viele verneinen die Frage, ob sie zu einem derartigen Zeugnis bereit wären, und man muss dahinter nicht Feigheit erkennen niemand sollte sich gezwungen sehen, sich in dieser Form in Gefahr zu bringen, niemand sollte sich gezwungen sehen, Mitglieder einer anderen Religion in dieser Weise zu provozieren und die Konsequenzen dann zu tragen (Dass man sich grundsätzlich in manchen Regionen in Deutschland bei einem christlichen Zeugnis offenbar nicht mehr sicher fühlen kann, ist ein generelles Problem, das auf eine gesellschaftliche Antwort wartet).
Und doch müssen wir uns die Frage stellen, was wir denn tun würden, stünden morgen IS-Terroristen vor unserer Tür, bedrohten uns und unsere Familien mit dem Tod, den wir nur durch eine Konversion zum Islam entgehen könnten. Die Märtyrer im Irak haben diese Frage beantwortet, was der Frage an uns nur noch mehr Bedeutung verleiht. Das Martyrium für den Glauben ist etwas, was man einem Nichtglaubenden, was man einer säkularen Gesellschaft kaum begreiflich machen kann. Es ist eine Frage, die viele, die sich selbst als gläubige Menschen nicht trauen, in einem Restaurant vor dem Essen zu beten oder den Kollegen zu erzählen, dass man am Sonntag in der Messe war, weit von sich weg schieben. Umso mehr müssen wir Gläubige eine eindeutige Antwort formulieren und beten, dass Gott uns die Kraft gibt, uns richtig zu verhalten, wenn unser Zeugnis gefordert wird. Und so wie es heute aussieht sollte niemand darauf bauen, dass er niemals vor die Herausforderung gestellt sein wird, ein solches Zeugnis für Christus abzugeben.
Kassandra
Wir hier sollten als erstes dafür sorgen, daß es bei uns nicht soweit kommt. Es ist äußerst kurzsichtig, wenn nicht gar dumm und fahrlässig, die Dinge laufen zu lassen, wie sie bei uns laufen. Mit klarem Blick kann doch jeder sehen, wie sich die Lage entwickelt. Es ist nötig, die Geister zu unterscheiden, auch und vor allem im Interesse unserer Kinder.