Es gibt in meiner Wahrnehmung bestimmte Institutionen, die sich für einen zum ständigen Begleiter entwickeln. Damit meine ich Gewohnheiten, aber auch Personen, auf die man Wert legt, und nicht zuletzt auch Informationsquellen, die man nutzt. Und gerade bei letzteren gibt es solche, die mich in ihrer Prägnanz herausfordern und die ich trotzdem immer wieder an mich heranlasse. Für mich gehören dazu einzelne Zeitungen oder Magazine, die mich durch die Medienwelt begleiten.
Wer den Blog hier verfolgt, der weiß, dass ich zum Beispiel gerne die Junge Freiheit lese, deren Inhalte ich oft nicht teile (insbesondere nicht deren penetrante Unterstützung für die AfD), bei der ich aber froh bin, auch Sichtweisen zu lesen, die es in den Mainstreammedien sonst nicht zu finden gibt. Monatlich ist es die eigentümlich frei, deren Autoren mir mit libertären Ansätzen das Hirn durchpusten, und mich herausfordern, das, was vernünftig ist, mit meinem Glauben an das, was Gott will, übereinander zu bringen.
Und zu diesen medialen Institutionen gehörte bis heute auch ein bisschen Zeitungs-Fastfood, nämlich die wöchentliche Kolumne meines lieben Freundes Klaus Kelle in der Rheinischen Post (die sonst nicht durch besonders gesellschaftlich provokante Thesen auffällt) unter dem Namen Politisch Inkorrekt. Seit anderthalb Jahren bemüht Klaus Kelle den gesunden Menschenverstand, angereichert um jahrzehntelange Erfahrungen als politischer Journalist, kommt dabei zu Schlüssen, die den meisten unmittelbar einleuchtend sein sollten, und trotzdem neben viel Zuspruch auch immer wieder Widerspruch hervorrufen. Politisch aktuelle Themen kommen ihm dabei ebenso unter die Feder wie generelle Gesellschaftsfragen, die manchmal im Nachrichtenbetrieb unterzugehen drohen.
Und passend zu seinem Titel besetzt er damit auch Positionen, die manchem unbequem erscheinen, sei es in der Familienpolitik, sei es in der Bewertung des Nahostkonflikts oder in anderen Politikfeldern, in denen sich andere Medien auf die Verteilung der guten und bösen Rollen eingeschossen haben. Auch ich habe nicht alle Kolumnen wirklich goutiert, alle haben mich aber zum Nachdenken gebracht und das ist es, was ich von einem politischen Journalisten und Kommentator neben der Faktenvermittlung erwarte!
Leider wird diese Kolumne mit der heutigen Folge eingestellt. Klaus Kelle ist dabei professionell genug, keine schmutzige Wäsche über die Hintergründe zu waschen, aber ganz offensichtlich ist er entweder in der Redaktion der RP (deren Chef vor kurzem gewechselt hat) und/oder im politisch-medialen Netzwerk im Rheinland doch dem einen oder anderen zu sehr auf die Füße getreten. Schade ist das einerseits für die Rheinische Post, die einen ihrer profiliertesten Kolumnisten verliert, schade ist es aber vor allem für die Leser, die zukünftig auf diese Institution verzichten müssen – und von denen der eine oder andere wohl auch die Konsequenz hinsichtlich seines Abonnements der RP ziehen wird. Die Rheinische Post und deren Eigentümer können natürlich die Kolumnisten beschäftigen, die sie wollen – den Willen der Leser zu missachten ist aber auch schon anderen Blättern schlecht bekommen, wie sinkende Auflagenzahlen belegen!
Zum Glück stellt Klaus seine Arbeit natürlich nicht ein, ist regelmäßig auch beim Focus, für Katholiken relevant auch ab und zu in der Tagespost und bei kath.net vertreten. Und Klaus, falls Du mal einen Text loswerden willst, den sich niemand sonst zu drucken traut: Immer her damit, ich nehme das blind als Gastbeitrag auf!
Trotzdem ist es aber schade um die freitägliche Portion politisch inkorrekter Kommentierung!