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Innenansichten eines Papstes: „Ich bin ganz in Gottes Hand“

18. September 2014 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Rezensionen

Ich bin, ich habe das an anderen Stellen schon mal geäußert, zwar nicht hinsichtlich meines Alters aber doch hinsichtlich meiner Prägung ein Mitglied der „Generation Benedikt“. In meiner Suche nach Glaubensinhalten, nach Begründungen, nach Vernunft im Glauben hatte ich das „Glück“ just dann den Weg zurück in den Glauben zu finden, als der Benedikt-Hype in Deutschland wieder auf dem Rückzug war und man sich in Ruhe seinen Lehren zuwenden konnte. Der Nachteil daran ist, dass in meinem Alter meistens erwartet wird, unter Johannes Paul II. kirchlich sozialisiert worden zu sein.

Da ich damit nicht dienen kann, ich im Gegenteil zu seiner Zeit Johannes Paul II. als „Kirchenfremdelnder“ nicht viel abgewinnen konnte, war ich jetzt umso erfreuter, als ich auf einen Band gestoßen bin, der Einblick in das geistliche Leben dieses Jahrhundertpapst liefert. Unter dem Titel „Ich bin ganz in Gottes Hand“ sind Notizen des Papstes, bzw. im Vorfeld des Bischofs, aus Exerzitien der Jahre 1962 bis 2003 wiedergegeben. Es sind dies handschriftliche Notizen, die Johannes Paul II. Kardinal Dziwisz anvertraut hatte mit der Maßgabe, sie nach seinem Tod zu verbrennen. Nun kann man darüber streiten, ob der letzte Wille des Papstes oder der geistliche Gehalt der Notizen für die Welt mehr wiegt; Dziwisz hat sich jedenfalls entschieden, die Dokumente nicht zu vernichten, sondern sie der Kommission zur Heiligsprechung zur Verfügung zu stellen und jetzt eben auch zu veröffentlichen.

Und ich selbst bin jedenfalls dankbar, die rund 470 Seiten gelesen zu haben – oder besser anhand dieser Seiten einen Einblick in die Geisteswelt Johannes Pauls II. gewonnen zu haben. Zum Lesen vergleichbar anderer spiritueller Bücher sind diese Notizen nämlich nur bedingt geeignet. Wer selbst an Exerzitien teilnimmt, der weiß aus eigener Erfahrung, dass die dort gefertigten Notizen oft nur aus der persönlichen Lebenssituation heraus verstehbar sind und dass die Stichworte für einen Außenstehenden oft keinen Sinnzusammenhang ergeben. Glücklicherweise hat Bischof Woytila bzw. Papst Johannes Paul II. überwiegend (mit zunehmenden Alter leider immer weniger) in vollen Sätzen notiert, was das Verständnis erleichtert, dennoch sind es Gedankenfetzen, die wiedergegeben werden, keine theologischen Ausarbeitungen.

Insofern tue ich mich auch mit Zitationen schwer, da diese den Zusammenhang noch mehr verwischen würden. Es gibt aber für diejenigen, die das Leben Johannes Pauls II. zumindest aus der Ferne betrachtet haben, dennoch wunderbare Glaubenszeugnisse zu entdecken, die sich auch für das eigene geistliche Leben anwenden lassen. Da ist einmal die tiefe Marienfrömmigkeit des Papstes. Ob die Bezüge Teil der Exerzitien waren, lässt sich den Texten nicht entnehmen, das „Totus Tuus“ des Bischofs und Papstes begleitet einen aber durch das gesamte Werk. Der Verfasser sieht die Gottesmutter bei vielen Betrachtungen nicht nur als Mutter der Kirche sondern auch als seine eigene geistliche Mutter. Kein Wunder, dass diese Art des Glaubenslebens auch sein Pontifikat durchzogen hat.

Wie angedeutet sind die Glaubenszeugnisse der Exerzitienleiter, unter denen sich auch der spätere Papst Benedikt befindet, und die von Wojtyla schwer auseinanderzuhalten, was aber ebenfalls auffällt, sind die immer wieder auftauchenden Bezüge zum Kreuz und Leiden. Schon in den ersten Betrachtungen aus den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts weist er immer wieder auf die Notwendigkeit des Kreuzes, des Leidens hin. Aus diesem Blickwinkel wird das öffentliche Leiden des Papstes noch mehr zu einem Glaubenszeugnis, und auch Kritiker müssten einsehen, dass sein Leidensweg zum Ende seines Pontifikats und seines Lebens keiner „Starrsinnigkeit“ oder mangelnder Einsicht in die zu Ende gehenden Kräfte geschuldet war sondern Teil der Botschaft, die er an die Welt weiter geben musste. Schon Bischof Wojtyla war überzeugt, dass Christsein ohne das Kreuz, ohne das Leiden nicht zu haben ist sondern das Leiden essentieller Bestandteil jedes christlichen Lebens sein muss und wird.

Marienfrömmigkeit und das Kreuz sind nur zwei Schwerpunkte der Notizen. Darüber hinaus finden sich in den Notizen eine Vielzahl anderer Themenstellungen wieder, wie viele Betrachtungen zur Kirche, zu den Ergebnissen des II. Vatikanischen Konzils, die Realität der Sünde, die Entwicklungen in der Welt und die Wahrnehmung und Aufgaben der Kirche in ihr, auch zu sich selbst in der Rolle als Priester, Bischof und Hirte und eben als Papst. Wesentlich sind auch die Abhandlungen über die Sünde, die Barmherzigkeit und die Rechtfertigung des Menschen durch Christus. Spannend auch heute ist dabei die überall durchscheinende Sicht, dass Priester und Bischöfe zwar nicht wichtiger als Laien sind, sehr wohl aber eine dezidiert andere Rolle in der Kirche wahrzunehmen haben, eben auch die des Hirten und Leiters. Das ist, nur um das klarzustellen, kein Klerikalismus, aber eine notwendige Differenzierung, um Laien sich nicht selbst „klerikalisieren“ zu lassen.

Eine Rezension in einem Blogbeitrag kann nur zu kurz greifen, ich selbst habe auf jeder Seite des Buches Markierungen angebracht, an vielen Stellen Notizen und Hinweise, bei denen ich das Gefühl hatte, sie aufschreiben zu müssen, um den Gedanken des Papstes nicht aus dem Blick zu verlieren. All diese Annotationen wiederzugeben wäre aber hier nicht sinnvoll, denn wie schon der Ursprungstext selbst wären das wiederum nur Gedankenstränge und die auch noch basierend auf Interpretationen der Gedankenstränge des Papstes. Diese allerdings möchte ich schon den Lesern des Buches selbst überlassen und habe daher nur eine Art Ratschlag zur Lektüre der Notizen: Nutzen Sie das Buch einfach für eigene „Exerzitien“ – weniger als vollständige Meditationen, denn als Anregungen und Gedankenimpulse.

Für dieses Buch, diese Notizen aus den Meditationen und Exerzitien, mit denen wir Bischof Wojtyla und Papst Johannes Paul II. durch vier Jahrzehnte begleiten, ist eines notwendig: Zeit! Die Worte erschließen sich nicht beim einfachen Durchlesen, sie müssen betrachtet und gewichtet werden! In sie einfließen werden auch die eigenen Ansichten, die zu unterschiedlichen Schwerpunkten führen werden je nach persönlicher Lebenssituation. Ich nehme auch an, dass meine Erkenntnisse in ein paar Jahren andere sein werden als bei der heutigen Lektüre. Wer sich diese Zeit nehmen will und Johannes Paul den Großen „von innen her“ kennenlernen möchte, für den ist „Ich bin ganz in Gottes Hand“ Pflichtlektüre!

Karol Wojtyla „Ich bin ganz in Gottes Hand – Persönliche Notizen 1962-2003“ ist im Mai 2014 im Herder-Verlag erschienen und zwischenzeitlich auch als e-book erhältlich:
Ich bin ganz in Gottes Hand

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Posted in: Allgemein Tagged: Johannes Paul II, Papst, Rezensionen, Wojtyla

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