Morgen ist frei – ein Feiertag, der, auch oder gerade weil er ein weltlicher ist, einen Beitrag in diesem Blog wert ist. Regelmäßig wird ja bei kirchlichen Feiertagen in Umfragen festgestellt, dass der religiöse Hintergrund vielen (den meisten?) Menschen in Deutschland gar nicht mehr klar ist. Das beginnt nicht erst bei katholischen Spezialfällen wie Fronleichnam sondern schon bei gängigen Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern. Kein Wunder ist es da also, wenn an gesetzlichen religiösen Feiertagen wie Christi Himmelfahrt nur mehr der Vatertag gesehen und entsprechend gefeiert wird. Die Verantwortung dafür muss man sicher bei der Kirche und den Gläubigen selbst sehen: Wer sich als Christ nicht mit den Hintergründen seines Glaubens beschäftigt, dessen Glaubenswissen bleibt irgendwann auf der Strecke und der kann auch nicht mehr vermitteln, was er da eigentlich feiert. Dass dem Christentum in einem weithin säkularisierten Staat wie Deutschland da nicht Politik und Medien zur Seite springen ist misslich, sollte aber nicht daran zweifeln lassen, dass wir für die Vermittlung unseres Glaubens immer noch selbst verantwortlich sind.
Etwas anderes ist es mit weltlichen Feiertagen bei denen der Zusammenhang mit dem Hintergrund manchmal aber nicht immer aus dem Namen hervorgeht, was dem Tag der deutschen Einheit im Gegensatz zu Weihnachten einen kleinen Vorsprung einbringt. Interessieren würde es mich trotzdem, wer in Deutschland eigentlich noch weiß, dass sich am 3. Oktober nicht die Grenzen der DDR (ich freue mich immer wieder, wenn ich das in Anführungszeichen schreiben darf, schon alleine, um die Linken zu ärgern mit diesem Springer-Sprech) geöffnet haben. Da wären wir auch schon bei einem Nachteil dieses heutigen Feiertags: Es ist der Tag der Feststellung eines Verwaltungsaktes! Wie deutsch ist das denn ?
Leider ist allerdings in Deutschland der 9. November durch andere historische Zusammenhänge wie die Reichspogromnacht verstellt, sodass sich das Datum der Maueröffnung am 9. November 1989 nicht als Feiertag eignet auch wenn das der Feiertag der Herzen gewesen wäre. Wieso man es dann nicht beim 17. Juni belassen hat (die Älteren unter den Lesern erinnern sich), der bis zur Wiedervereinigung im Westen Nationalfeiertag in Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR im Jahr 1953 gewesen ist, und der den Westen und die Widerständler im Osten an die Grundlagen des Zusammenbruchs der SBZ erinnert hätte nun ja, vielleicht war da auch einiges an politischer Rücksichtnahme im Spiel, erinnern tue ich mich leider nicht mehr daran, aufgrund welcher Argumente dieser Tag nicht einfach der deutsche Nationalfeiertag geblieben ist.
Nun ist es also der 3. Oktober, der Tag des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1990, der einen positiven Meilenstein deutscher Geschichte markieren soll. Und ob die technokratische Festlegung des Termins so angedacht war oder nicht im Gedächtnis der Menschen ist dieser Tag einfach nie ein wirklicher Feiertag geworden, wie es der 17. Juni oder der 9. November (inkl. Gedenken an die dunklen Teile deutscher Geschichte) hätten bleiben oder werden können. Und während also in anderen Staaten zum Nationalfeiertag Volksfeststimmung aufkommt, Nachbarn gemeinsame Gartenfeste feiern und selig die Nationalhymne singen, kommen bei zentralen Veranstaltungen, in diesem Jahr im niedersächsischen Hannover (liebe Hannoveraner, nix für ungut aber mal ehrlich …!), Vertreter des deutschen Staates zu einer Feierstunde zusammen, halten gewichtige und nachdenkliche Reden über das Geschenk der Freiheit und die Verantwortung für die Vergangenheit und der ganz normale deutsche Bürger freut sich über einen freien Tag inklusive Ausschlafen.
Dabei ist ein solcher Tag, ganz unabhängig von der Entstehung des Datums, durchaus ein Grund zum Feiern, auch ein Grund zum gesunden Stolz auf das, was unsere Eltern geleistet haben, auch darüber wie viele Menschen friedlich die Freiheit erkämpft haben. Ich habe auch kein Problem damit, wenn wir Deutschen an unserem Nationalfeiertag auch nicht die NS-Zeit ausklammern und es ein bisschen ruhiger und mit weniger Pomp angehen als unsere Nachbarn oder die USA aber in Deutschland so könnte man in Anlehnung an die USA formulieren findet der 4. Juli gar nicht erst statt! Ich bin überzeugt, mit einem solchen schulmeisterlichen Umgang, wie es die deutsche Politik für den 3. Oktober vorgibt, schürt man erst die Ressentiments und den eher ungesunden Patriotismus, statt einer gesunden Vaterlandsliebe, einem Stolz auf die Errungenschaften des Landes und der eigenen Ahnen Raum zu geben.
Also mein Plädoyer für heute: Raus mit den Deutschlandfahnen der WM an die Masten und Fenster und Autos, Nachbarn oder Freunde zum Grillen einladen, vielleicht in Erinnerungen schwelgen, wo man am 9. November 1989 oder von mir aus auch am 3. Oktober 1990 war, Anstoßen auf die Freiheit sich auch Beschwören hinsichtlich der Verantwortung aus der Geschichte , als Christ darf man auch für das eigene Land und das Volk beten und wer sich traut: Singen der Nationalhymne! Das wäre ein Beitrag zur Normalität, die wir uns 24 Jahre nach der Wiedervereinigung und fast 70 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs leisten sollten. So wie wir als Christen für die Kenntnis des Hintergrunds christlicher Feiertage verantwortlich sind, so sind wir es als Staatsbürger auch für die nationalen Feiertage das nimmt uns niemand ab, und Geschichtsvergessenheit beginnt nicht erst bei den Jugendlichen, die mit deutscher Geschichte wenig anzufangen wissen.
Achja, und bevor dieser Beitrag am Ende zu bierernst rüberkommt: Spaß darf so ein Tag selbstverständlich auch machen!
Reli-Schamane
Es gibt keinen persönlichen Gott. Die Natur (und das Leben) ist göttlich. Aber es gibt nicht nur die uns bekannte Natur. Sondern es gibt auch eine uns ewig unbekannte Natur.
Man muss nicht dauernd Mitglied in der Kirche sein. Sondern es genügt, von Zeit zu Zeit Mitglied in der Kirche zu sein. Unabhängig von der Mitgliedschaft in der Kirche besteht die Möglichkeit, religiöse Kurse (z. B. Geistheiler-Seminare) zu absolvieren.