Zum letzten Beitrag dieser Rosenkranzreihe, in dem es um die Empfängnis Jesu ging gab es ein paar Kommentare, die mich ein bisschen nachdenklich gemacht haben. Insbesondere den Einwand (ich hoffe, ich habe ihn richtig verstanden und gebe ihn nicht verkürzt wieder), dass der reale Ablauf gar nicht so entscheidend für den Glauben wäre, es sich hat niemand gesagt, ich interpretiere das nur bei der Empfängnis Jesu durch den Heiligen Geist nicht zwingend um die reale Wahrheit handeln muss, stellt einiges von dem in Frage, was ich unter Glauben verstehe.
Natürlich hat der Aspekt des Glaubens (an Gott) unterschiedliche Bedeutungen, zu denen neben dem Vertrauen auch das Für-wahr-halten der Überlieferungen über Gott gehört. Bei letzterem ist der Spagat notwendig, zwischen eher lyrischen Texten und Bildern wie wir sie vielfach im Alten Testament finden, zum Beispiel in der Schöpfungsgeschichte, und Wiedergaben von realen Begebenheiten, wie ich sie in den Texten der Evangelien zu lesen meine, zu unterscheiden. Die Frage, die sich dann stellt ist: Macht es für das Für-wahrhalten der Existenz Gottes, eines Gottes, wie ihn die Bibel darstellt und die katholische Kirche vermittelt, macht es für unser Vertrauen in diesen Gott einen Unterschied, dass Jesus nicht von seinem Ziehvater Josef abstammt? Macht es einen Unterschied, dass er vom Heiligen Geist und nicht körperlich gezeugt wurde?
Man könnte diese Frage mit den Fragen nach der Realität von Wundern, Heilungen, bis hin zur Auferstehung und Himmelfahrt fortsetzen, wobei ich nicht davon ausgehe, dass die Kommentatoren als Katholiken oder Christen? Letzteres in Frage stellen wollen. Bleiben wir aber bei der Frage nach dem ersten Geheimnis des Rosenkranzes über Jesus, den Maria vom Heiligen Geist empfangen hat oder eben nur empfangen haben soll?
Wenn das, was hier beschrieben wird, nicht der Fall sein sollte, was ist dann die Alternative? Doch wohl, dass Jesus von einem Mann, entweder Josef oder gar einen anderen, als Resultat eines Seitensprungs, gezeugt und geboren worden wäre ein Mensch, gezeugt von Menschen; noch dazu was aber möglicherweise unerheblich wäre unter dubiosen Umständen! Wenn wir dann aber dabei bleiben wollen, dass Jesus ganz Mensch und ganz Gott ist, dann hätte irgendwann, bei oder nach der Zeugung, ein Ereignis eintreten müssen, dass seine Gottheit erst herbeigeführt hätte. Man kann nun sagen: Was solls, Gott ist allmächtig! Hätte er halt dafür gesorgt, dass durch ein Wunder der gezeugte Mensch Jesus zum Gottmenschen geworden ist!
Das Problem daran: Hätte, hätte, Fahrradkette das ist nicht die Geschichte, wie die Bibel sie erzählt und es ist nicht einsehbar, warum nicht auch ein solcher Verlauf hätte beschrieben werden können. Denkbare Varianten der Menschwerdung Gottes scheitern gedanklich daran, dass sie in der Form nirgendwo beschrieben werden, die Zeugung durch den Heiligen Geist aber schon. Lügt also die Bibel? Beginnt die Geschichte von Jesu Leben mit einer Unwahrheit oder einer Unschärfe, die den Glauben an den Gottmenschen in Summe in Frage stellen muss?
Für einen Atheisten ist das alles kein Problem, der hält die Geschichten von Jesus eh für Legenden oder Übertreibungen. Für die Gesamtheit der Gläubigen macht die Frage nach der Zeugung Jesu durch den Heiligen Geist, wie es die katholische Kirche auch zu glauben vorgibt, einen gewaltigen Unterschied jede andere Interpretation macht die Geschichte Jesu von Beginn an unplausibel, rüttelt an den Grundfesten der Theologie.
In der Tat, das ist kein Thema, mit dem sich der einzelne Gläubige jeden Tag beschäftigen muss, für den normalen Tagesablauf, für die Frage, wer mein Nächster ist und was es heißt, ihn zu lieben, für die Frage, ob ich mein Leben auf gottgemäße Art führe, erscheint die Frage nach der Zeugung Jesu als irrelevant allerdings auch nur so lange, wie die Antwort der Kirche darauf nicht in Frage gestellt wird!
Und warum veröffentliche ich diesen Beitrag unter dem Geheimnis des Heiligen Geistes, den Jesus uns gesandt hat? Genau deshalb:
Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
(Johannes 14,26)
Der Heilige Geist ist es das ist natürlich nur ein Teil dessen, was über ihn zu sagen wäre, das soll keine Verkürzung sein , der die Gläubigen und die Kirche an die Dinge erinnert, die wesentlich sind, die in Vergessenheit geraten könnten, wenn sie uns die Kirche nicht immer wieder vor Augen halten würde: im Auftrag des Heiligen Geistes. Ich hoffe, dass der Heilige Geist bei meinen Gedanken, die ich in diesem Blog äußere, ein gehöriges Wörtchen mit spricht. Sicher bin ich mir aber, dass er das bei unserer Kirche tut. Gibt sie bestimmte Dinge, basierend auf dem, was uns in der Bibel mitteilt, zu glauben vor, dann bin ich ganz unabhängig von den obigen eher sachlichen Gedankengängen sicher, dass sie bedeutend sind und dass sie wahr und wahrhaftig sind.
IMST
Wenn wir aus dem Geist leben, dann wollen wir dem Geist auch folgen (Gal 5,25). Der Heilige Geist ist unser Lebenselixier: In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir (Apg 17,28). Ich komme immer in Schwierigkeiten, wenn junge Menschen mich fragen: Wenn der Heilige Geist so wichtig ist, dann legen Sie ihn uns mal bitte auf den Tisch, damit wir sehen, mit wem wir es zu tun haben, damit wir ihn begreifen können!
Dann komme ich immer in große Verlegenheit. Denn Gott ist größer als unser Herz. Sein Geist erfüllt die Welt. Und was größer ist, kann man nie begreifen. Aber der Apostel Paulus gibt uns in seinen Briefen Hinweise, die uns helfen, uns über Bilder oder über Wirkungen in das Zentrum des Heiligen Geistes hineinzudenken, hineinzubeten. So umschreibt der hl. Paulus den Geist Gottes als Energie Gottes, als Dynamit Gottes und schließlich als Pneuma Gottes.
Ein Christ geht nicht als lahme Ente durch die Welt oder als tote Fliege, sondern energiegeladen. Ihn stärkt der Heilige Geist von oben, die Kraft Gottes. Als die Gottesfeinde am Karfreitag einen Stein auf das Grab Jesu wälzten, ahnten sie nicht,dass der Geist Gottes ihn am Ostermorgen wegwälzen würde, als wäre er nur ein kleines Senfkorn. Seit Ostern ist darum der Geist Gottes nicht mehr unter der Erde zu halten. Es gibt für den Heiligen Geist keine eisernen Vorhänge und Absperrmaßnahmen.
Er überwindet alles, denn er ist die Energie Gottes, die durch nichts aufzuhalten ist. Wenn ich in unsere Zeitungen schaue oder in den Rundfunk hineinhöre oder auf den Fernsehschirm blicke, dann erlebe ich jeden Tag so viel Unsinn und so viel Unwahres, dass ich mit Korrigieren und Dementieren gar nicht nachkommen könnte. Ich tröste mich einfach damit, dass ich mir sage: Die meisten Christen sind gefirmt, sie besitzen den Heiligen Geist, der sie dynamisiert und verwandelt, der sie nun von innen her belehrt und sie unterscheiden lässt, was rechts oder links, was gut oder böse, was oben oder unten ist. Der Heilige Geist bringt uns in die Lebensform Christi.
Er ist Dynamit.