Okay, ich gebe zu, das Thema ist ziemlich ausgelutscht! Da gerät das Morgenmagazin des ZDF in die Schlagzeilen, nicht weil der Moderator oder ein Gast Witze über Minderheiten gemacht, nicht weil er den Islam oder eine andere Religion niedergemacht hätte, ganz sicher nicht, weil er sich als allzu investigativ gegenüber seinen Gesprächspartnern gezeigt hätte so was macht man beim Morgenmagazin nicht! Und weil in diesem Format nichts Außerordentliches passiert, wenn man nicht aus Versehen Akif Pirinçci einlädt, erscheint das Pflaster für Journalisten in den ersten Lehrjahren als relativ sicher.
Da hat sich Moderator Jochen Breyer, der allerdings kein Neuling ist, zu sehr in Sicherheit gewogen und war bei der Hemdenauswahl des Morgens (offenbar etwas, das man bis vorgestern beim ZDF tatsächlich noch dem Zufall überlassen hat) etwas sorglos, griff zum olivgrün, das im Fernsehen aber braun wirkte. Soweit so gut, ich selbst besitze weder ein olivgrünes noch ein braunes Hemd, sehr wohl aber einen braunen Anzug, braune Socken, Schuhe, habe braune Haare aber hier ging es um was anderes. Wenn Sie die Medien zu dem Thema in den vergangenen Tagen nicht verfolgt haben sollten, und sich jetzt aber trotzdem denken können, worum es geht, dann ist dieser Beitrag wie für Sie geschrieben!
Jemand hat sich nämlich ob der Konnotation des braunen Hemdes mit den Braunhemden der Nazi-Uniformen aus dem 3. Reich beim ZDF beschwert. Leider ist es mir nicht gelungen, den genauen Beschwerdetext ausfindig zu machen, es wäre aber auch nicht meine Sache, mich über so jemanden, der ganz offenbar an einer besonderen Art der Paranoia leidet, lustig zu machen (Nazis, Nazis, überall Nazis“) jedenfalls nicht mehr als bis hierher beschrieben. Lustig machen kann man sich allerdings über das ZDF, das sich tatsächlich auf Facebook mit folgenden Worten entschuldigt hat:
Aufgrund einiger Zuschauer-Hinweise zur Kleidungswahl unseres Moderators Jochen Breyer möchten wir kurz aufklären, dass sein olivgrünes Hemd auf dem Bildschirm tatsächlich braun wirkte, dies aber von Jochen Breyer natürlich keinesfalls beabsichtigt war. Wir entschuldigen uns für den entstandenen Eindruck.
Wie gesagt, das Thema ist schon breit getreten, jeder Gag über braune Anzüge, Schuhe, braunes Laub im Herbstwald etc.pp. ist schon gerissen, da muss ich mich nicht dran hängen. Es bleibt aber trotzdem die Frage, was das ZDF dazu bringt, sich für ein braunes Hemd zu entschuldigen? Oder konkreter was man glaubt, welcher Eindruck mit dem Hemd entstanden sein könnte? Man kann über die journalistische Tiefe eines Morgenmagazins durchaus unterschiedlicher Meinung sein, man mag die eine oder andere tendenziöse Berichterstattung kritisieren aber meint im Ernst irgendjemand, dass Breyer mit einem braunen Hemd ein Statement für den Nationalsozialismus setzen wollen könnte? Meint man beim ZDF tatsächlich, dass durch ein braunes Hemd der Eindruck einer Verharmlosung der Nazizeit oder gar eine Propagandawirkung entstehen kann?
Möglicherweise, ich stelle das mal so als Hypothese in den Raum, hat mit der Kritik auch nur jemand einen Versuchsballon gestartet um die Reflexwirkungen der öffentlich-rechtlichen Medien zu testen und ist dann vermutlich über das Ergebnis doch selbst überrascht! Die Frage, die wir uns aber und das ist jetzt der ernste Hintergrund dessen, was zwischenzeitlich als Hemden-Gate verulkt wird stellen müssen ist, wie wir ernsthaft fast siebzig Jahre nach Ende des 3. Reichs mit dem deutschen Erbe umgehen wollen! Panikhafte Reflexhandlungen wie diese, in Verbindung mit einer bis zum Erbrechen wiederholten Aufklärung, die mit einer aufgeklärten durchaus notwendigen Erinnerungskultur nichts zu tun hat, verhindern ganz offensichtlich nicht, dass Menschen noch immer den Rattenfängern der NPD auf den Leim gehen oder sich rechter Protest radikalisiert, wie wir das eben in Köln haben beobachten können.
Das Widerstreben, die deutsche Geschichte des 3. Reichs einfach mal als das anzunehmen, was sie ist, nämlich als einen Teil der gesamten deutschen Geschichte aus der wir gelernt haben und weiter lernen die Geschichte der Deutschen hat schließlich mit Hitler weder begonnen noch ist sie mit ihm geendet und nicht als deutsche Staatsräson, die Furcht durch ein solches Geschichtsverständnis in eine relativistische oder gar revanchistische Ecke gestellt zu werden, ist offenbar so groß, dass sie meine in diesem Satz getätigte Einstellung, die Deutschen hätten aus der Geschichte gelernt offenbar Lügen straft. Anders ist doch die Reaktion der Verantwortlichen beim ZDF nicht zu erklären.
Das allerdings, davon bin ich überzeugt, schadet der grundsätzlich mal angenommenen guten Intention: Ein Antifaschismus oder eine solche Attitüde, die sich Sorgen um die Hemdfarbe von Moderatoren eines Morgenmagazins macht, hat jedes Maß verloren und kreist nur noch um sich selbst. Zur gleichen Zeit werden auf deutschen Straßen von Islamisten antijüdische Parolen gebrüllt und ein jüdischer Stadtschulsprecher wegen Morddrohungen aus dem ebenfalls islamischen Umfeld zum Rücktritt gezwungen. Aus der Geschichte lernen heißt, sich erst mal gegen solche Entwicklungen zu wenden, auch wenn es dem Multikulti-Optimismus, der offenbar bei den Medien noch herrscht, widerspricht. Dem Schutz von wirklich bedrohten Minderheiten, dem Schutz unserer Gesellschaft vor totalitären Tendenzen erweist man mit Kapriolen wie dem Hemden-Gate jedenfalls einen Bärendienst! Und das Thema ist – leider – noch lange nicht durch!
Anonymous
Das ZDF hat „SICH entschuldigt“, daß die beabsichtigte Übertragung eines Olivton nicht richtig funktioniert hat und so der Eindruck entstand, daß es ein Braunton war.
Möglicherweise gab es bei der Quadraturamplitudenmodulation für die Übertragung des Farbsignals einen technischen Fehler.
Und für technische Fehler darf man doch wohl noch um Entschuldigung bitten. – Oder?
Die Witze, die nun darüber gerissen werden, entstehen wiederum durch einen falschen Eindruck, den das ZDF mit der unklaren Erklärung gemacht hat, weil es versäumte, auf die konkreten technischen Details hinzuweisen.
In den Köpfen der Menschen entsteht durch reichlich Phantasie und manchmal auch gewolltem Mißverstehen und Denken in eine bestimmte Richtung, nun wiederum der Eindruck, hinter der Sache stecke etwas Poltitisches
Papsttreuer
… oder so …