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Dennoch – kleine Adventsbetrachtung

12. Dezember 2014 by Papsttreuer
Lesezeit 3 Minuten
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Seit ich mit dem Stundebuch bete (oder eher, regelmäßig zu beten versuche) beeindruckt und beschäftigt mich immer wieder ein Text aus der Psalmodie vom Freitag der dritten Woche, in der der Psalm des Propheten Habakuk zitiert wird. Insgesamt wird hier ein zusammengewürfelter Abschnitt gebetet, was schon an der einigermaßen unübersichtlichen Textbestimmung zum Ausdruck kommt Hab 3,2-4.13a.15-19 – da muss auch der gewiefte Bibelleser erst mal wurschteln. Es ist aber ein zusammen hängender Text, den ich gerne zitieren möchte, nämlich die Verse 17-19:

Zwar blüht der Feigenbaum nicht, an den Reben ist nichts zu ernten, der Ölbaum bringt keinen Ertrag, die Kornfelder tragen keine Frucht; im Pferch sind keine Schafe, im Stall steht kein Rind mehr. Dennoch will ich jubeln über den Herrn und mich freuen über Gott, meinen Retter. Gott, der Herr, ist meine Kraft. Er macht meine Füße schnell wie die Füße der Hirsche und lässt mich schreiten auf den Höhen.

Auch wenn diese Lesung im ganzen Kirchenjahr gebetet wird, erscheint es mir doch auch ein adventlicher Text zu sein, kommt doch darin die Erwartung auf Gott zum Ausdruck. Der Beter hat hier zu leiden, in dem Fall unter Armut und Hunger, aber wir können es auch übersetzen in die heutige Zeit, in der Menschen geistlich hungern, auch dass Menschen unter Verfolgungen aufgrund ihres Glaubens leiden.

Und diese Situation erscheint fast aussichtslos: Nichts zu ernten, kein Korn mehr, keine Schafe, keine Rinder – woher soll da Erlösung kommen, wie soll die Situation besser werden? Man möchte angesichts dieser Beschreibung verzweifeln, sich quasi nur noch für das eigene Sterben bereiten. Auch hier die Parallele zu unserer Zeit: Der Säkularismus hat alle Fäden in der Hand, abseits von christlichen Lippenbekenntnissen scheint man als gläubiger Mensch auf verlorenem Posten zu stehen. Wer sich heute gegen den „moralischen Mainstream“ wendet und versucht, seine eigenen Glaubensüberzeugungen zu leben, womöglich andere zu Christus und den Glauben an ihn zu führen, der wird bestenfalls für eigenartig gehalten, eher schon für eine Gefahr für die Gesellschaft.

Wer heute als Katholik für den Zölibat eintritt, für die Unauflöslichkeit der Ehe, für die christliche geprägte Familie, für die katholische Lehre – alles nicht als Regelwerk sondern als Frucht des Glaubens an Gott – der sieht sich mindestens Unverständnis, eher Anfeindungen ausgesetzt. Und diese Situation wird über die Jahre nicht besser, sie scheint sich noch zu verstärken … nichts zu ernten, nichts mehr im Stall … es ist zum Verzweifeln …

Nicht aber für den Beter: Dennoch will er jubeln über den Herrn und sich freuen über Gott, seinen Retter! Genau dieses „dennoch“ ist eine Glaubensaussage, an der jeder die Stärke seines Glaubens messen darf. Dieses „dennoch“ bedeutet nämlich nicht, dass der Beter erwartet, dass sich plötzlich eine reiche Ernte auftut oder sich aus unerfindlichen Gründen der Stall füllt. Die Situation bleibt die gleiche, aber dennoch …

Und wieder übertragen: Gott löst nicht einfach unsere Probleme, er kaschiert sie auch nicht, wie manche unserem Glauben vorwerfen („Opium für’s Volk“), er kehrt nichts unter den Teppich. Solange es Christen gibt, wird es Christenverfolgungen geben, seien sie gewalttätig wie im Nahen Ostern oder eher subtil, wie in der westlichen Gesellschaft – nichts anderes hat Christus uns verheißen. So lange es Menschen gibt, und das Reich Gottes noch nicht vollendet ist, wird es Leid und Not geben. Wir können als Menschen an der Linderung arbeiten und wir dürfen uns auf die Unterstützung Gottes dabei verlassen, aber wir werden Leid nicht vollständig abstellen können.

Der Glaube an Gott betäubt nicht den Schmerz, er kaschiert nicht das Leiden und tut nicht so, als sei alles gut: Gott stärkt uns, in dieser Welt zu bestehen, im Glauben standzuhalten allen Widrigkeiten zum Trotz, denn: Gott, der Herr, ist meine Kraft! Und da liegt nun der Prüfstein: Kann ich das von mir sagen: Ist Gott, der Herr, meine Kraft? Oder meine ich, mich auf mich selbst verlassen zu können – an mich selbst zu glauben, wie es nicht wenige propagieren, die ihr Vertrauen nicht auf Gott setzen wollen oder können? Macht er meine Füße schnell wie die Füße der Hirsche und lässt er mich schreiten auf den Höhen? Oder betrachte ich den Glauben an Gott eher als Hemmschuh, der mich davon abhält so zu leben, wie ich es eigentlich möchte?

Advent ist die Zeit der Erwartung des Herrn – Ist der Herr auf den ich warte für mich das, was er für Habakuk war?

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Posted in: Allgemein Tagged: Advent, Betrachtung, Glauben, Habakuk

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