Auf der Suche nach Themen man kann ja nicht immer nur zu den Themen schreiben, die einen gerade im Gebet ansprechen bin ich auf eine Schlagzeile eines Blogs der Huffington Post (HP) gestoßen: An alle, die Weihnachten zum Kotzen finden. Da die HP im Zweifel links bis linksliberal orientiert ist, schwante mir nichts Gutes und wurde doch tatsächlich positiv überrascht: Autor Walter Epp schreibt sich nämlich nicht den Frust über Weihnachten an sich von der Seele sondern über das, was wir alle daraus gemacht haben.
Für die meisten ist es ein Fest der Geschenke geworden aber eben auch ein Austausch von Geschenken. Da will schon genau kalkuliert sein, was man denn verschenkt, nicht, dass man am Ende im Geschenketausch als Verlierer dasteht aber auch nicht als derjenige, der sich hat lumpen lassen!. Taktik und Strategie ist da gefragt, und Weihnachts-Sonderangebote und Schnäppchen sorgen nur dafür, dass die Transparenz nachlässt: Was verschenke ich eigentlich, wenn ich für ein Geschenk im Wert von 50 nur 25 gezahlt habe?
Dabei geht es Epp gar nicht um den christlichen Hintergrund von Weihnachten, zur Geburt Jesu findet man in seinem Beitrag kein Wort, auch nicht direkt zum christlichen Hintergrund des Schenkens, ich konnte auch auf die Schnelle nichts über seinen eigenen Glauben erfahren. Aber trotzdem finde ich seinen Ansatz, sich über das Schenken und Beschenktwerden Gedanken zu machen, bedenkenswert. Und als Angelpunkt wählt er ein Zitat von John D. Rockefeller: Geben ist keine Pflicht, sondern ein Privileg.
Diese Maßgabe sollte mich befreien von der Frage, was ich geschenkt bekomme und wie ich darauf angemessen mit einem Geschenk reagiere, sondern mich einfach moralisch in die Pflicht nehmen, dem anderen etwas Gutes zu tun. Das tun zu können, etwas abgeben zu können, etwas zum Wohlergehen eines anderen Menschen beitragen zu können das ist in der Tat ein Privileg, das besonders einem Christen auch zur Verpflichtung wird. Auch so kann man den Satz lesen: Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen. (Lukas 12,48b)
Nebenbei erscheint mir dieser Satz auch geeignet für eine libertär-christliche Weltsicht: Die Freiheit des Eigentums verbietet es, einen Menschen zu einem Geschenk, zu sozialen Taten, zur Unterstützung der Notleidenden (gesetzlich) zu verpflichten. Die Möglichkeit zu haben, zu schenken, die Möglichkeit zu haben, durch Taten und/oder Geld anderen Menschen zu helfen ist aber ein Privileg, das in dieser Welt nicht allzu viele genießen. Und die Frage, die wir, denen es mindestens mal im Weltmaßstab, recht gut geht, uns stellen müssen lautet: Was fange ich mit diesem Privileg an?
In der Beantwortung dieser Frage unterscheidet sich dann der Christ oder tatsächlich gute Mensch vom Egoisten und Materialisten. Walter Epp schließt mit einem schönen Vorsatz, der eine Antwort auf diese Frage sein kann, und den man sich gläubig oder nicht nicht nur aus Anlass von Weihnachten zu Herzen nehmen kann: Ich möchte Weihnachten nicht bereichert werden, sondern das Leben anderer bereichern. Dann wird Weihnachten wahrlich schön.
Mir scheint, auf diese Weise kann auch derjenige, der gar nicht an die Menschwerdung Gottes glaubt, aus Weihnachten ein Fast machen, dass Gott gefällt!
Anonymous
Egoist zu sein bedeutet ja nicht, daß man nichts geben kann, die Frage ist doch eher, warum bin ich Egoist, wenn ich zuerst an mein Wohl denke und dann an das der anderen? Und somit letztlich, warum möchte man kein Egoist sein?
Papsttreuer
Interessante Frage: Warum eigentlich würden die wenigsten den Vorwurf des Egoismus auf sich sitzen lassen? Vielleicht ist es das Bewusstsein, dass es im Grunde nicht in Ordnung ist, nur an sich zu denken?
Gottes Segen!