Emine Demirbüken-Wegner ist Sozialstaatssekretärin und Mitglied der CDU und, gemäß Medienangaben, türkischstämmig. Über ihre Qualifikation kann ich nichts sagen, auch nicht über ihre genaue politische Richtung, ob sie zum eher progressiven oder konservativen Teil der CDU gehört keine Ahnung. Ich könnte mich mit diesen Fragen beschäftigen, aber wie viele werde ich das nicht tun. Denn für mein persönliches Leben ist Frau Demirbüken-Wegner vermutlich eher weniger relevant, selbst jetzt, wo sie auf dem Parteitag erneut ins CDU-Präsidium gewählt wurde.
Interessant ist aber die Frage, warum Frau Demirbüken-Wegner in dieses Gremium gewählt wurde und damit meine ich wiederum nicht ihre politische Richtung oder Qualifikation, nicht mal die Seilschaften, die jeder Politiker zu seiner Wahl braucht. Sie ist seit gestern Mitglied im CDU-Präsidium, weil Gesundheitsminister Hermann Gröhe seine Wahl zurückgezogen und die Partei damit vor der Peinlichkeit eines verfehlten selbstgesteckten Frauenquorums (klingt das eigentlich besser als Quote) bewahrt hat.
Spiegel Online berichtet die Fakten wie folgt:
Demirbüken-Wegner wurde im zweiten Wahlgang gewählt. Im ersten Wahlgang hatte sie noch das schlechteste Ergebnis der acht Bewerber erreicht und damit einen der sieben Plätze im Präsidium verfehlt. Da die CDU-Statuten für diesen ersten Wahlgang jedoch ein Frauenquorum von einem Drittel vorsehen, wurde dieser ungültig gewertet.
Im zweiten Wahlgang gilt kein Quorum mehr – hätten die rund tausend Delegierten ihre Stimmen wie im ersten Wahlgang verteilt, hätte das das Aus für Demirbüken-Wegner bedeutet. Das Aus für eine Frau mit türkischen Wurzeln. Es wäre kein schönes Signal für eine Partei gewesen, die in diesen Tagen immer wieder betont, dass sie bunter und weiblicher werden will.
Gröhe, der im ersten Wahlgang unmittelbar vor Demirbüken-Wegner gelandet war, opferte sich, um der CDU peinliche Kommentare zu ersparen. Das Quorum sei auch im zweiten Wahlgang wichtig, erklärte Gröhe und warb um Unterstützung für seine Konkurrentin.
Möglicherweise ist Frau Demirbüken-Wegner hochqualifiziert für den Job, möglicherweise ist sie besser als Herr Gröhe dafür geeignet. Möglicherweise ist sie, Jahrgang 1961, ein aufstrebender Star am CDU-Himmel, der die Partei aus der selbstgemachten Lethargie herausreißen und in eine erfolgreiche Zukunft führen kann. Möglicherweise ist sie eine ganz großartige Politikerin!
Ist aber seit gestern egal, denn im Präsidium der Partei sitzt sie nun, weil ihr ein Mann, ganz Parteisoldat, Platz gemacht hat: Allen Frauenquotenbefürwortern ins Stammbuch geschrieben!
Mathias Wagener
Die Frage, ob die solchermaßen Gewählte christlich ist oder nicht, wäre nicht ganz unwichtig. Im Übrigen steht die Quote dem Leistungsprinzip entgegen und stellt praktisch eine Infragestellung weiblicher Bewerber nach Qualifikationsgrundsätzen dar. Es gibt zudem noch verdeckte Berücksichtigungen in der CDU nach Landesverbänden, Zugehörigkeit zu Vereinigungen und Anderes mehr.
Papsttreuer
In der Tat sind Quoten und die Berücksichtigung anderer als Qualifikationskriterien ein Problem – bei Frau Demirbüken-Wegner schien mir der Sachverhalt nur so klar und sinnbefreit, dass ich das als Aufhänger genutzt habe.
Danke in jedem Fall für den Kommentar und Gottes Segen!
Peccator quidam
Müßte es im Sinne der Gleichstellung nicht „Frauenquorum und -quarum“ heißen? *duckundweg*
Papsttreuer
Möglicherweise müsste es im Sinne der Gendergerechtigkeit noch ein paar mehr Arten geben, am Ende wohl GenderX … oder so?