Regen Sie sich über weinende und herumlaufende Kinder in der Messe auf? Oder über diejenigen, die sich über sie aufregen?
Der Papst hat es mal wieder geschafft er macht sich unbeliebt, jedenfalls dann, wenn die kath.net-Meldung es in die Mainstreampresse schaffen sollte. Dort heißt es:
Nicht weinende Kleinkinder, sondern Kirchgänger, die sich über sie beschweren, sind nach Ansicht von Papst Franziskus eine Zumutung: „Mich stört es sehr, wenn ein Kind in der Kirche weint und es Leute gibt, die nicht gestört werden wollen und sagen, das Kind soll nach draußen“, sagte er am Sonntagabend vor Eltern von Säuglingen und Kleinkindern in einer römischen Pfarre. Die Tränen eines Kindes seien die „beste Predigt“ so der Papst; „sie sind wie die Stimme Gottes; verjagt sie nie aus der Kirche“. Es sei normal, dass Kinder weinten, Lärm machten und „mal hier und mal dorthin“ gingen.
Bestimmt gibt es den einen oder anderen, der dem Papst jetzt wieder vorwerfen wird, sich über Konventionen der Messe hinwegzusetzen, wenn er Kinder ermutigt, sich dort wie Kinder zu benehmen. Doch für meine gestresste Elternseele sind seine Worte Balsam!
Kleine Kinder in der Messe auch unsere, die natürlich die liebsten und goldigsten der Welt sind! stellen die Gemeinde auf die Probe. Sie plappern manchmal los, turnen auf den Bänken, stoßen sich hier und da, weinen aus Leibeskräften und erkunden die Kirche wenn man sie ließe bis in den Altarraum als wäre es ihr Kinderzimmer. Nach unserer meiner Frau und meiner Erfahrung ist es gerade in einem Alter zwischen 1 und 3 Jahren schwierig, die Kinder so zu beruhigen, dass sie für die Älteren keine Störung mehr darstellen. Wer Kinder in dem Alter hat und eine Messe trotzdem noch von Anfang bis Ende verfolgen und in rechter Weise mitfeiern kann: Respekt und bitte Tipps an mich!
Aber folgt man den Worten des Papstes, dann ist die Geräuschkulisse von Kindern gar keine Störung sondern eben eine Predigt. Und auch hier sind unsere Erfahrungen unterschiedlich: Je nach Gemeinde seufzen manche schon, wenn man mit den Kindern die Kirche auch nur betritt. Andere lächeln die Kinder auch dann an, wenn man sie als Eltern schon unausstehlich findet und bestärken Eltern, trotz lärmender Kinder weiter in die Messe zu kommen. Und als Eltern fühlt man sich in den erstgenannten Gemeinden direkt unter Beobachtung, während man sich in den zweitgenannten von der Gemeinde getragen fühlt.
Von einem Priester habe ich im Zusammenhang mal die Frage gehört: Wer hat eigentlich gesagt, dass man nur in Stille beten kann? Und die Worte Jesu, die Kinder zu ihm kommen zu lassen (vgl. Markus 10,14), interpretiere ich nicht als Dogma in dem Sinne, dass die Kinder alles machen sollen, was sie wollen, aber dass auch hier Rücksicht gegenseitig gefordert ist: Eltern kleiner Kinder sollten Rücksicht auf die Gemeinde nehmen, aber die Gemeinde auch Rücksicht auf die Belange der Kinder! Nur weil unsere Tochter durch die Kirche stromert um wirklich jedem den Friedensgruß zu spenden, werden wir sie nicht einfangen und ein Weinen erst provozieren.
Natürlich gibt es Kleinkindermessen aber abgesehen von teilweise bedenklichen liturgischen Sonderlocken, die dort gefahren werden, sollten sich doch unsere Kinder in einer ganz normalen Messe zurechtfinden und wohlfühlen. Sind Kinder dagegen so offensiv nicht willkommen, wie man das bisweilen erlebt, muss man sich nicht wundern, wenn sie in späteren Jahren auch keine Liebe mehr zur Messe entwickeln können.
Die Worte des Papstes bestärken mich in der Ansicht, dass Kinder in die Heilige Messe gehören. Sie bestärken mich in dem Wunsch, unseren beiden alle Aspekte der Messe erfahrbar zu machen. Sie bestärken mich, dass sie lernen sollen, eine Messe mit allen Sinnen und manchmal auch mit den Füßen zu erleben. Das heißt nicht, dass ich in Extremsituationen auch mal raus gehe; aber ich erwarte, nicht für mich aber unsere Kinder und für jedes kleine Kind, Rücksicht auch der Gemeinde für die Belange der Kinder. Wer Rücksicht nur für sich selbst einklagt, hat ohnehin etwas Wesentlich nicht verstanden.