Nachdem sich gerade wieder der eine oder andere aufregt über das Bild des Papstes von „Kaninchen“ wenn es um das Fortpflanzungsverhalten von Katholiken geht, hier vielleicht ein Ansatz, was gemeint sein wird (aus der Enzyklika HUMANAE VITAE Papst Pauls VI.):
Verantwortliche Elternschaft
10. Deshalb fordert die Liebe von den Ehegatten, daß sie ihre Aufgabe verantwortlicher Elternschaft richtig erkennen. Diese Aufgabe, auf die man heute mit gutem Recht ganz besonderen Wert legt, muß darum richtig verstanden werden. Sie muß aber unter verschiedenen berechtigten, miteinander zusammenhängenden Gesichtspunkten betrachtet werden. Was zunächst die biologischen Vorgänge angeht, bedeutet verantwortungsbewußte Elternschaft die Kenntnis und die Beachtung der mit ihnen zusammenhängenden Funktionen. So vermag der Mensch in seinen Fortpflanzungskräften die biologischen Gesetze zu entdecken, die zur menschlichen Person gehören (9). Was dann psychologisch Trieb und Leidenschaft betrifft, so meint verantwortungsbewußte Elternschaft ihre erforderliche Beherrschung durch Vernunft und Willen. Im Hinblick schließlich auf die gesundheitliche, wirtschaftliche, seelische und soziale Situation bedeutet verantwortungsbewußte Elternschaft, daß man entweder, nach klug abwägender Überlegung, sich hochherzig zu einem größeren Kinderreichtum entschließt, oder bei ernsten Gründen und unter Beobachtung des Sittengesetzes zur Entscheidung kommt, zeitweise oder dauernd auf weitere Kinder zu verzichten. Endlich und vor allem hat verantwortungsbewußte Elternschaft einen inneren Bezug zur sogenannten objektiven sittlichen Ordnung, die auf Gott zurückzuführen ist, und deren Deuterin das rechte Gewissen ist. Die Aufgabe verantwortungsbewußter Elternschaft verlangt von den Gatten, daß sie in Wahrung der rechten Güter- und Wertordnung ihre Pflichten gegenüber Gott, sich selbst, gegenüber ihrer Familie und der menschlichen Gesellschaft anerkennen. Daraus folgt, daß sie bei der Aufgabe, das Leben weiterzugeben, keineswegs ihrer Willkür folgen dürfen, gleichsam als hinge die Bestimmung der sittlich gangbaren Wege von ihrem eigenen und freien Ermessen ab. Sie sind vielmehr verpflichtet, ihr Verhalten auf den göttlichen Schöpfungsplan auszurichten, der einerseits im Wesen der Ehe selbst und ihrer Akte zum Ausdruck kommt, den anderseits die beständige Lehre der Kirche kundtut (10).
(Hervorhebungen durch mich)
tagesschau.de, die ich im Beitrag von heute Morgen schon mal zitiert habe, gibt das Interview des Papstes auf seinem Rückweg von den Philippinen in dieser Hinsicht wie folgt wieder:
Angesichts der großen Armut auf den Philippinen und der hohen Geburtenrate dort wurde er auch gefragt, ob die Lehre der katholischen Kirche, die Verhütungsmethoden wie Kondome oder die Pille verbietet, angemessen sei.
Der Papst bezog klar Position: „Einige glauben – entschuldigt den Ausdruck – dass wir, um gute Katholiken zu sein, wie die Kaninchen sein müssen. Nein. Verantwortliche Elternschaft, die muss man suchen. Und ich kenne viele erlaubte Methoden, die dabei geholfen haben.“
Franziskus sagte, dass Kinder ein Schatz seien, und dass das vor allem auch für arme Eltern gelte. Aber er appellierte auch an die Verantwortung des Einzelnen: „Ich habe vor ein paar Monaten in einer Kirchengemeinde eine Frau gescholten, die mit dem achten Kind schwanger war. Sie hatte schon sieben, die per Kaiserschnitt geboren waren.“ Er habe die Frau gefragt, ob sie sieben Kinder zu Waisen machen wolle. „Das heißt, Gott herauszufordern. Das ist unverantwortlich“, so Franziskus. „Nein“, habe die Frau erwidert, sie vertraue auf Gott. Und der Papst erwiderte nach eigenen Angaben: „Schau, Gott gibt Dir die Mittel, aber Du musst verantwortlich sein.“
Jetzt ist der Skandal unter konservativen Papstkritikern natürlich wieder groß: Beleidigt der Papst jetzt kinderreiche Familien? Gilt das „Seid fruchtbar“ jetzt nicht mehr? Immerhin sind manche Mainstreammedien schlau genug zu sehen, dass der Papst damit nicht der künstlichen Empfängnisverhütung Tür und Tor öffnet. Jürgen Erbacher gibt die Bedeutung auf dem ZDF-Blog Papstgeflüster denn auch folgendermaßen wieder:
Er weist den Versuch entschieden zurück, die Idee der „verantwortlichen Elternschaft“ als Argument für die Möglichkeit der künstlichen Empfängnisregelung anzuführen. Ob dies nun möglich ist oder nicht, darüber wird gestritten. Papst Franziskus verweist mit Hinweis auf Paul VI., dass sich die Paare mit ihrem Seelsorger darüber einigen sollen, wie die „verantwortliche Partnerschaft“, die auch bedeuten kann, die Zahl der Kinder zu begrenzen, gelebt werden kann. Auf Details geht er nicht ein.
So wird aus dem Interviewauszug ein katholischer Schuh. Man kann sich – das wird sich vermutlich sein Pontifikat über nicht ändern – über die Wortwahl und den Stil Papst Franziskus streiten (das Bild des Kaninchens wäre Papst Benedikt so vermutlich nicht mal unter Drogeneinfluss über die Lippen gekommen), aber immerhin hat es der Papst geschafft, dass das Thema Verhütung, das unsere Kultur mehr und mehr zu untergraben in der Lage ist, mal wieder in den Medien auftaucht und dann auch noch in einem Zusammenhang, der deutlich macht, was geht und was nicht geht, was gottgemäß ist und was nicht.
Natürlich ist eine zu hohe Anzahl von Kindern gerade in Westeuropa wohl kein Problem. Deutschland braucht, um zukunftsfähig zu sein und Zukunft auch zu gestalten, natürlich mehr Kinder als die viel zitierten 1,2 je gebährfähiger Frau. Wer dem aber mit einer möglichst hohen Anzahl von Kindern in katholischen Familien begegnen möchte – mit einem Fingerzeig auf die in der Tendenz höhere Geburtenrate unter Muslimen – der gleicht in der Tat dem Kaninchenbild, handelt nicht verantwortlich im Sinne von Humanae Vitae und baut auch noch eine Erwartungshaltung gegenüber jungen katholischen Familien auf, die man nur als unfair bezeichnen kann.
Kaninchenfreund
Der Papst hat ganz richtig gesagt, daß man sich nicht wie die Karnickel zu vermehren braucht. Es ist die Unterschicht aus Afrika, Lateinamerika und Asien, einige auch aus Europa, die sich unkontrolliert vermehrt, sie verfügt über kein Verantwortungsbewußtsein, keinen Verstand, hat nur Lust an Sex. Sie gebären die Erde zu Tode. Die Folgen der Überbevölkerung zeigen schon jetzt ihre verheerenden Auswirkungen: Immer häufiger und heftiger werdende Naturkatastrophen und die Klimaerwärmung. Die „Karnickel“, ich nenne sie allerdings Kaninchen, betreiben, wenn die Population zu groß wird, übrigens Geburtenkontrolle.
Papsttreuer
Danke für den Kommentar!
Ich würde das allerdings etwas anders, manche würden sagen „politisch korrekter“ formulieren. Wie der Papst richtig gesagt hat, sind in vielen Regionen der Welt Kinder auch in materieller Hinsicht noch immer ein Schatz. Kinderreichtum ist dann auch materieller Reichtum, selbst dann, wenn das faktisch nicht mehr stimmt. Die Überbevölkerung in diesen Gebieten einfach nur der „Lust am Sex“ zuzuschreiben, greift eher zu kurz. Den Vorwurf muss man eher unserem Kulturkreis machen, der sich „Lösungen“ gesucht hat, um Sex konsequenzenlos zu machen – auch dagegen richtet sich der Papst ja im Interview.
Ihnen Gottes Segen!