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Bischof Stefan Oster: „Der Pharisäer in mir“

4. März 2015 by Papsttreuer
Lesezeit 3 Minuten
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Pharisäer, das sind doch immer die anderen!? Wenn das mal kein Trugschluss ist!

Der Passauer Bischof Stefan Oster hat sich gestern erneut zu Wort gemeldet und auf seinem Facebook-Account noch einmal erläutert, was er mit seiner vorsichtig formulierten Kritik am katholischen Internetportal kath.net eigentlich bezwecken wollte (ein Bericht dazu von mir hier), und wie er die Reaktionen einschätzt. Er zeigt sich erschrocken über die Art, wie sein Beitrag offenbar zum Gegenteil des eigentlich verfolgten Zwecks missbraucht und die „Lagerbildung“ innerhalb der Katholiken vorangetrieben worden sei. Er habe nicht eine „Klatsche“ verteilen wollen, sein Ziel sei im Gegenteil gewesen, „um gegenseitiges Verstehen zu werben“.

Wirklich nachhaltig hat mich aber eine Einschätzung hinsichtlich dessen beeindruckt, wie wir alle – auch er – bisweilen mit der Wahrheit oder dem vermeintlichen Wissen umgehen:

Umgekehrt sind wir alle, auch ich als Bischof, stets gefährdet, die Liebe zu vernachlässigen und nur auf unser (bisweilen nur vermeintlich) richtiges Wissen zu bauen. Das ist der Pharisäer in mir. Im Evangelium kennen auch die Pharisäer und die Schriftgelehrten ihre Bibel und das Gesetz und damit die Wahrheit; sogar die Dämonen kennen sie. Auch sie sagen also die Wahrheit („Du bist der Heilige Gottes!“ wortgleich in Mk 1,24 aus den Mund der Dämonen und in Joh 6,69 aus dem Mund des Petrus!). Paulus schärft uns daher in 1 Kor 13 ein, dass es das Wissen der Wahrheit letztlich nicht macht, jedenfalls nie alleine. Denn selbst wenn ich alle rechtgläubige Erkenntnis hätte, aber die Liebe nicht, wäre ich schlicht nichts.

Das erscheint mir für jeden, der sich anmaßt über den Glauben eines anderen zu urteilen, ein echter Lackmustest des eigenen Glaubens: Bin ich in der Liebe oder bin ich ein Pharisäer? Wer lässt sich letzteres schon gerne vorwerfen und wer würde nicht gerne ersteres für sich beanspruchen? Dabei geht es dann nämlich nicht um die Frage, ob ich „Recht habe“ – also ob ich mein Wissen  mit der Bibel, dem Katechismus oder kirchlichen Lehrdokumenten belegen kann. Es geht schlicht um die Frage, ob ich die „Liebe habe“. Jesus selbst hat den Pharisäern immer wieder ihre mangelnde Liebe vorgeworfen, ihre Heuchelei im Angesicht der Not der Menschen, denen er am Sabbat nicht helfen sollte. Ihr Wissen dagegen hat er ihnen nicht vorgeworfen, ihnen nicht vorgehalten, dass das, was sie glauben, falsch wäre.

Jetzt könnte man sich zurücklehen und einfach sagen, dass es dann ja in Ordnung sei, Bischof Oster habe ja gar nicht gegen die Positionen von kath.net Stellung bezogen, die Kritiker der Seite hätten also nicht Recht mit ihrer Einschätzung, der Bischof sei von den bisher vertretenen Positionen und insbesondere von den von kath.net vertretenen Positionen, abgerückt. Damit liefen wir aber in die gleiche Falle: „Seht her, wie haben doch Recht und die anderen nicht – die sind nicht katholisch!“

Offenbar ging es Bischof Oster in seinen Facebook-Beiträgen nicht darum, die inhaltlichen Positionen von kath.net oder anderen Medien zu beurteilen. Es ging um seinen Eindruck von der inneren Verfasstheit, die in manchen Beiträgen und vor allem in den Kommentaren zum Ausdruck kommen. Jeder Kommentator dort, aber auch jeder Blogger, muss sich immer wieder prüfen: Schreibe ich das, was ich schreibe aus Liebe, oder um Recht zu behalten? Schreibe ich aus Liebe oder um jemanden ins Unrecht zu setzen? Schreibe ich aus Liebe oder um jemanden lächerlich, als ungläubig, oder wie auch immer schlecht dastehen zu lassen? In den letzteren Fällen kann das, was ich schreibe noch so wahr sein: Es ist nicht im Sinne Jesu geschrieben!

Ich flöhe meine bisherigen Beiträge mal lieber nicht nach diesem Anspruch durch – bin aber gut beraten, sie mir immer wieder für folgende Beiträge zu Herzen zu nehmen um den Pharisäer in mir zum Schweigen zu bringen. Tun wir das alle, können vielleicht Außenstehende bei allen inhaltlichen Differenzen tatsächlich eines Tages wieder sagen: Seht, wie sie einander lieben!

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Posted in: Gesellschaft Tagged: Facebook, kath.net, Stefan Oster

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