Dass Leser eines Blogs auf die Richtung Einfluss nehmen möchten, ist legitim. Beim Imperativ werde ich aber empfindlich.
„Meist mit kräftiger Wortwahl, ich würde es “meinungsstark” nennen, auch wenn ich nicht immer einer Meinung bin“ – mit diesem Worten empfehle ich auf meiner Seite „Andere Seiten“ den Blog „Le Penseur„, den ich unter die „Libertären“ einordnen würde. Der Autor des Blogs hat auch eine religiöse Ader, in den Themen bin ich mit ihm aber oft – insbesondere in der Kritik an Papst Franziskus – nicht einer Meinung.
Und – wie geschrieben – in seiner Wortwahl läuft der Blog ebenfalls deutlich anders als ich. Dennoch – vielleicht auch gerde deshalb – hat er Eingang in meine Empfehlungen gefunden. Das bedeutet einerseits nicht, dass zwischen diesen und meinen Blog kein Blatt Papier passt, es bedeutet eher, dass ich dort nicht selten Beiträge finde, die mich zum Nachdenken bringen. Aus dem Grund findet sich dieser Blog auch eher selten in meinen Empfehlungen zur Wochenendlektüre und trotzdem im Blogroll in der Navigationsleiste zur Rechten (unter „Libertäres“).
Nun erreichte mich am Wochenende ein Kommentar, auf den ich intensiver eingehen möchte und den ich gerne auch zur Diskussion stelle. Ein Kommentator, der unter dem Pseudonym „borrachon“ regelmäßiger kritischer Kommentator dieses Blogs ist, schreibt zu meinem Beitrag “APO von christlich-rechts?” – Update und nach seinen Hinweisen auf eine angebliche Scharnierfunktion konservativ-christlicher Medien zu rechtsextremen Gedankengut folgenden Kommentar:
Weil wir schon mitten im Thema sind. Sie könnten mir und den anderen Lesern zum Bespiel erklären warum Sie auf eine Seite verlinken (le penseur) auf der Nazi-Kriegsverbrecher verherrlicht werden und rechtsextremes, frauenverachtendes und sexistisches Gedankengut verbreitet wird. Bitte stellen Sie das rasch ab!
Ich gebe zu, so ein Kommentar startet bei mir direkt mit 100 Minuspunkten. Leser, die die Sorge um die Legitimität des PAPSTTREUENBLOGs umtreibt und mich auf dem Mailwege oder auch als Kommentar auf ihre Bauchschmerzen mit bestimmten Verlinkungen aufmerksam machen und mich um Prüfung bitten, das kommt schon mal vor. Bislang habe ich das immer klären können. Werde ich im Imperativ aufgefordert, irgenwas auf meinem Blog „rasch abzustellen“, erwacht der sture Westfale in mir.
Und auch wenn das Spendieren eines separaten Beitrags für das Thema vielleicht überzogen sein sollte, so gibt es mir doch die Möglichkeit, hier einiges klarzustellen:
Ich habe eine stärker werdende Abneigung gegen das, was man so Mainstreammedien nennt. Das heißt nicht, dass es dort nicht mit Matussek, Kissler, Fleischhauer oder den Kelles auch Perlen gäbe, das heißt auch nicht, dass ich diese Medien rundheraus ablehne, es heißt aber sehr wohl, dass ich versuche, mich auch anderweitig zu informieren.
Wer diesen Blog kennt, weiß, dass ich zum Beispiel Leser der Jungen Freiheit bin, eine Wochenzeitung, der von den üblichen Anklägern eine „Scharnierfunktion“ zu Rechtextremen vorgeworfen wird. In Wahrheit ist es lediglich ein konservatives, von mir aus nationalkonservatives Blatt, dass – nach einer kurzen Zeit der Prüfung durch den Verfassungsschutz – von derartigen Vorwürfen eigentlich befreit sein sollte. Was Chefredakteur Dieter Stein mit seinem Team dort aufgebaut hat, gegen politischen und teilweise gewaltsamen Widerstand von links, ist ganz erstaunlich und aller Ehren wert, auch dann, wenn ich nicht alles teile, was dort geschrieben wird.
Meine Nähe zur „eigentümlich frei„, einem libertären Magazin, dem ähnliche Vorwürfe gemacht werden, ist ebenfalls kein Geheimnis. In dem Blatt, das von André F. Lichtschlag und seinem Team monatlich mit sehr viel Herzblut herausgegeben wird, finden sich ebenfalls immer wieder Beiträge, die ich nicht unterschreiben würde, es eignet sich aber hervorragend, sich ab und zu mal das Hirn mit dem Gedanken der Freiheit durchpusten zu lassen. Die eigentümlich frei war jedenfalls meine „Einstiegsdroge“ in den Libertarismus, wer sich lieber in den Zwängen von Medien und Politik einrichtet, ist dort aber fehl am Platz.
Und in dieses gedankliche Umfeld gehört für mich auch Le Penseur. Dessen Motto „Patria cara, carior libertas“, was soviel heißt wie „Das Vaterland ist mir lieb, lieber noch ist mir die Freiheit“ finde ich schon mal sprechend – und passt in der Tat nicht in den Zeitgeist, grenzt ihn aber insbesondere gegen den Sozialismus von rechts auch eindeutig ab. Le Penseur schreibt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, da mag auch einiges darunter sein, was man heute politisch korrekt unter „frauenverachtend und sexistisch“ subsummieren würde, Rechtsextremes – im Sinne einer juristischen Bewertung – habe ich dort bislang noch nichts gefunden, ob er irgendwann mal einen „Nazi-Kriegsverbrecher verherrlicht“ hat, kann ich nicht mit Sicherheit ausschließen, weil ich auch nicht alles lese. Und weil der Vorwurf des Rechtsextremismus im Raum steht, habe ich mich mal auf die Suche begeben, und einen Beitrag aus 2011 unter dem Titel „Demokratie per Parteienverbot?“ gefunden, der vieles von dem verdeutlicht, was ich oben geschrieben habe – hier ein kleines Zitat:
Man kann nun zu dieser NPD stehen, wie man will (und daß ich als libertärer Konservativer einem nationalistisch-etatistischen Prolotrupp nicht freundlich gegenüberstehe, liegt wohl auf der Hand): daß sie jedoch irgendeine Chance hätte, in Deutschland an die Macht zu kommen (»legal, illegal, scheißegal!« — wie unsere lieben Freunde von den Alt68er-Fraktionen zu sagen pflegten …), ist wohl noch unwahrscheinlicher als die Konversion von Ayatollah Khamenei zum Katholizismus. […]
Dennoch: ich glaube nicht, daß es wirklich zu einem NPD-Verbot kommt. Ist diese »Partei« doch viel zu nützlich, als vom Verfassungsschutz*) gesteuerte Politpopanz zur Stabilisierung des Machtkartells unserer Systemparteien beizutragen! Wann immer man eine unerwünschte Diskussion abwürgen will — welch unverfänglichere Möglichkeit böte sich, als sie von der NPD aufgreifen zu lassen? Nein: die NPD wird wohl erst dann verboten, sobald sie sich von ihrer Geheimdienststeuerung befreien würde. Was freilich angesichts eines vermuteten V-Mann-Durchdringungsgrades von über einem Drittel der Funktionäre etwa so wahrscheinlich ist wie die Konversion von Ayatollah Khamenei …
*) Ist wirklich noch niemandem aufgefallen, daß diese Bezeichnung eine deutliche Ähnlichkeit mit Orwells »Wahrheitsministerium« hat?
Sodele, mehr Klarstellung kann man kaum erwarten. Das alles heißt nicht, – um es noch mal zu sagen – dass ich hinter allem stehe, was bei Le Penseur zu finden ist. Ich habe seit ich diesen Blog beobachte, aber auch noch keine Beiträge gefunden, die mich dazu gebracht hätten, ihn nicht mehr zu lesen oder ihn von meiner Empfehlungsliste zu nehmen. So halte ich das mit anderen Blogs, und wer wachen Auges meinen und andere Blogs liest, wird schnell sehen, dass der einzige Blog mit dem ich 100% einverstanden bin, mein eigener ist (und auch das nicht immer).
Der PAPSTTREUEBLOG ist ein kleiner Blog, wenn’s gut läuft ein paar Hundert Besucher am Tag, zweistellige Abonnentenzahlen, da wäre es schade, um jeden Leser, den ich verlieren sollte. Wenn ich Leser aber nur so halten könnte, in dem ich von meinen eigenen Prinzipien abweiche, dann wäre er auch nur noch die Hälfte wert für diejenigen, die ihn wirklich schätzen. Le Penseur bleibt darum auf meiner Blogroll stehen und ich nehme an, meine Leser werden das zu schätzen und dessen Beiträge einzuschätzen wissen. Darüber darf aber gerne diskutiert werden …
Rosemarie Steins
Sehr geehrter Herr Honekamp,
ich bin für Ihren Blog sehr dankbar. Sie machen eine ausgezeichnete Arbeit und eben in freier Meinungsäußerung. Lassen Sie sich keinesfalls begrenzen. Ich bin froh, dass sie mir „Le Penseur“ vorgestellt haben und das Interessanteste schon mal für mich lesen und kommentieren.
Ich bin sicher, 99% der Pabsttreue- Blog-Leser stehen hinter Ihnen.
Gott segne Sie
Papsttreuer
Sehr geehrte Frau Steins,
danke für die Ermutigung und Gottes Segen!
borrachon
Schönen guten Tag,
für den Imperativ möchte ich mich entschuldigen. Es ist Ihr gutes Recht zu verlinken wohin Sie wollen.
Was allerdings die „Klarstellung“ bezüglich der NPD betrifft – so glaube ich einfach nicht was ich lese.
Der Autor distanziert sich in keiner Weise vom Gedankengut der NPD, er distanziert sich nur davon, dass dort „glatzköpfige Proleten“ vertreten sind. Nicht ungewöhnlich für das Biotop aus dem er vemutlich kommt (dem schlagende Burschenschafterflügel der FPÖ). Dort hat man stärkste Berührungsängste mit Nicht-Akademikern was im Übrigen auch deren Parteichef öfters mitbekommt. Viel wesentlicher ist aber der Grund WARUM er die NPD ablehnt, einfach weil sie gewissermaßen indirekt den „Feind“ unterstützt als „Politpopanz zur Stabilisierung der Macht des Systems…“ Das erwähnte „System“ vertreten durch die „Systemparteien“, das hier so entschieden abgelehnt wird, ist nichts anderes als der demokratische Rechtsstaat.
Papsttreuer
Das ist so leider auch nicht ganz korrekt. Le Penseur distanziert sich „als libertärer Konservativer [von] einem nationalistisch-etatistischen Prolotrupp“ Der Gegensatz findet sich nicht so sehr in den Glatzköpfen als in deren nationalistischen und etatistischen Einstellungen. Wie ich finde durchaus nachvollziehbar.
Und was die Systemparteien angeht: eine parlamentarische Demokratie muss man einer solchen auch in Frage stellen dürfen, wenn nicht zur Abschaffung dann aber mindestens zum Aufzeigen von Problemen, die sich auch aus dieser Gesellschaftsform ergeben. Ich gehöre ebenfalls nicht zu denjenigen, die die Demokratie für eine heilige Kuh halten und sehe insbesondere, dass die Parteienlandschaft ein Land auch lahmlegen kann. Und wenn der Vorwurf der NPD-Nähe dazu führt, Menschen mit abweichenden Meinungen zu desavouieren, dann ist genau das mit dem Popanz gemeint. Ich würde die Wortwahl so nicht treffen, verstehe aber, was Le Penseur meint und hätte auch aus diesem Grund keinen Anlass, ihn von meinem Blog zu verbannen.
Gottes Segen!
borrachon
Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich respektiere Ihre Meinung, denke aber dass wir hier keinen Konsens finden werden. Egal – offen bleibt für mich nur die Frage, was er unter „unerwünschten Diskussionen“ versteht, die „abgewürgt werden sollen“. Viele diese hier, die von Ingenieur Walter Lüftl, einem höchstangesehen Mann in diesen Kreisen, angeregt wurde? http://tinyurl.com/px3zan7
LePenseur
Eigentlich zögere ich etwas, ob ich zu derlei Anwürfen überhaupt Stellung nehmen soll — aber was soll’s … ich will mir auch kein qui tacet consentire videtur nachsagen lassen.
Cher Borrachon,
was Sie glauben oder nicht, ist ihre Sache. Aber Sie sollten Ihren Glauben schon durch irgendwelche Fakten hinterfüttern. Und bevor Sie Nettigkeiten schreiben à la:
… auf der Nazi-Kriegsverbrecher verherrlicht werden und rechtsextremes, frauenverachtendes und sexistisches Gedankengut verbreitet wird …
könnten Sie sich ja vielleicht die Mühe machen, den Blog zu lesen, den Sie kritisieren. Darf ich Ihre geneigte Aufmerksamkeit bspw. auf den Artikel »1,2,3,4 – WKR blockieren wir, 5,6,7,8 – Nazis werden kalt gemacht« (vom 2.2.2013) lenken? Nun, der angeblich schlagende Burschenschafter und rechtsextreme Kriegsverbrecher-Verherrlicher schreibt da:
Damit kein Mißverständnis aufkommt: ich war und bin kein Ballbesucher. […] Ich bin auch kein Burschenschafter, denn rudelweiser zeremonieller Umtrunk ist mir im Besonderen ebenso zuwider, wie andere synchrone Gruppenaktivitäten ganz allgemein — ich war und bin viel zu sehr Einzelgänger, um mich in einer Gruppe sauwohl und bequem zu fühlen! Aus beiden Gründen könnte mir also eine linke Randale gegen einen Ball, der vornehmlich von Burschenschafts-Kreisen besucht wird, eher egal sein. Daß sie es nicht ist, liegt in der Gewalttätigkeit und in dem Fanatismus begründet, mit dem hier eine linke Weltsicht allen Menschen als verbindlich übergestülpt werden soll.
Und so sehr mich saufende (oder sich gar mit Schmissen verzierende!) Burschenschafter anöden: jene linken Gutmenschen samt gewaltbereiten Handlangern, die ihnen ihr Ballvergnügen brutal zu stören versuchen, kotzen mich noch viel mehr an als es selbst im Suff kotzende Burschenschafter je zuwege brächten!
Welche Meinung ich auch zwei Jahre später nicht geändert habe (1.2.2015):
Nein, liebe EVA, Ihre pseudo-objektive Reportage konnte nicht überzeugen — auch LePenseur nicht, der diesen Ball nicht besuchte, weil er nämlich erstens überhaupt kein Ballgeher ist, und zweitens den mützchen- und bändchentragenden Burschenschaftern — mit oder ohne Mensurenschlagen — nicht viel abgewinnen kann.
Also den »schlagenden Burschenschafter« können Sie sich abschminken (oder rektal applizieren, wenn Ihnen das lieber ist) …
Und was Sie dann so als »demokratischen Rechtsstaat« beschreiben — nun, das Problem ist, daß das, was wir real haben längst weder besonders demokratisch ist, und Rechtsstaat schon lange nicht mehr! Sie verwechseln die Gummizelle eines bevormundenden Maßnahmenstaates mit einem Rechtsstaat — dann lesen sie mal, was ein Friedrich August von Hayek oder ein Ludwig von Mises darüber schreiben. Und die beiden waren bekanntlich eher nicht dem Nazi-Lager zuzurechnen (und beide Emigranten, wie Sie vielleicht wissen).
Über Mises habe ich eine Februar/März 2014 eine achtteilige Serie mit herausragenden Texten dieses großen Gesellschaftsphilosophen veröffentlicht. Sorry, Ihre Unterstellungen werden immer lächerlicher, je genauer man meinen Blog ansieht. Haben Sie vermutlich nicht — das wäre zwar keine Entschuldigung, aber eine Erklärung …
Ach ja — welche Kriegsverbrecher ich verherrlicht hätte, täte mich schon interessieren? Oder meinen Sie etwa meinen Gedenkartikel zu General Guderian? Dann nehmen Sie bitte zur Kenntnis, daß dieser Feldherr nie als Kriegsverbrecher angeklagt wurde, und schon unmittelbar nach Ende des Weltkriegs von seinen vorherigen Kriegsgegnern mit größter Hochachtung behandelt wurde. Übrigens, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen ist: nicht jeder Unsinn, den ein familiär bewältigungstraumatisierter ehemaliger Zigarettenfabrikant als Ausstellung durch die Lande schickt, ist deshalb schon wahr.
Und daß ich den lupenreinen Kriegesverbrecher Churchill (der bekanntlich in Dresden »Flüchtlinge grillen« wollte) verherrlicht hätte, wollen Sie mir doch, hoffe ich, nicht unterstellen.
Noch was? Ach ja, da hätten wir noch »frauenfeindlich und sexistisch«. Fehlt irgendwie noch »transphob« — und, horribile dictu: »klimaskeptisch«.
Nun, ich bekenne es: ich habe was gegen Frauen, die als Berufs-Feminazis und Gender-Mainstreaming-ExpertInnen der Sorte Alice Schwarzgeld durch die Lande ziehen, und die flächendeckende Durchsetzung des Binnen-I wie einen Ersatz-Dildo vor sich hertragen. Oder die sich auf ProfessX was zugute halten. Und die Frauenquoten fordern, mit denen jegliche Vertragsautonomie des Privatrechts ausgehöhlt wird. Und ganz besonders habe ich gegen solche Frauen etwas, wenn sie das als Staatsgeld-Zecken (oder muß das jetzt »ZeckInnen« heißen?), d.h. auf meine Steuerkosten tun.
Ich habe hingegen nichts gegen Frauen, die ihr eigenes Unternehmen betreiben und in ihrem Job ihren Mann stehen (wie man traditionell zu sagen pflegt. Ach, wie sexistisch …). Und die wissen, daß Frauen durch gepflegtes Äußeres, stilvolle Kleidung und gutes Benehmen sich nichts vergeben, sondern dadurch nur an Reiz gewinnen. Ich bin nämlich mit einer solchen verheiratet — und das bereits länger, als Sie möglicherweise auf der Welt sind …
Zum Schluß noch ein liebevolles Wort aus Wien, das man bei uns in derlei Fällen gerne abschließend verwendet: »Baba, und fall‘ net!« *)
Was inhaltlich einem Varoufakis-Finger ziemlich nahekommt, aber doch ungleich verblindlicher klingt …
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*) für Piefkes: »Tschüß, und fall‘ nicht hin!«