Ostern unter „echten“ Katholiken ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte und möglichst vielen gönne und empfehle.
Zu Ostern hatte ich bereits einen Beitrag formuliert, bei dem es um die möglich Vereinnahmung dieses höchsten kirchlichen Festes durch die säkulare Welt ging. Nun ist es aber auch nicht so, als ob alle feiernden Katholiken ein Bewusstsein dafür hätten, was Ostern wirklich passiert ist, welche Bedeutung die Auferstehung Jesu eigentlich hat. Vielen kann man das kaum vorwerfen, es ist eher ein Mangel an Katechese und an Präsenz kirchlicher Lehre, der dazu führt, dass viele heute auch innerhalb der Kirche in Ostern nicht viel mehr zu sehen vermögen als ein „Hasenfest“.
Also, kein Vorwurf, aber die Heiligen drei Tage und die Osterliturgie in den Gemeinden zu feiern ist nicht immer nur ein Vergnügen: Messbesucher, die sich bei Kirchens seit Weihnachten nicht mehr haben blicken lassen, Messdiener die „eingenordet“ werden und die Liturgie mehr schlecht als recht durchstehen, die ganze Organisation der Gemeinden geht auf dem Zahnfleisch um Messe, Anbetung, Agape und Ostereiersuchen zeitlich übereinander bringen … Wenn man davon ausgeht, dass das Triduum die geistlich intensivste Zeit des Kirchenjahres sein müsste, muss man das Gegenteil feststellen – frei nach einem alten Sponti-Spruch: Operative Hektik ersetzt geistliche Windstille!
Und so waren wir in diesem Jahr zum zweiten Mal bei einem Familienwochenende: Sechs katholische Familien, viele davon mit mehr als zwei Kindern, insgesamt wenn ich richtig gezählt habe 16 Kinder, die sich in Hessen in einem – wegen der Räumlichkeiten besonders geeigneten – evangelischen Freizeitzentrum unter geistlicher Leitung zweier Priester der Legionäre Christi auf das Osterfest vorbereiten! Beginnend am Gründonnerstag waren die Tage neben den liturgischen Feiern mit der Osternacht als Höhepunkt geprägt von geistlichen Betrachtungen, Beichtmöglichkeiten, geistlichen Gesprächen aber auch dem Austausch unter katholischen Familien. In einem solchen Umfeld muss man niemandem erklären, dass man glaubt, was man glaubt und warum man das glaubt. Und, wie einer der Priester zum Abschluss mal sagte: Niemand fragt, warum eine Familie sechs Kinder hat!
Bezeichnend für die Atmosphäre war für mich auch der Umgang der Kinder untereinander: Während „draußen“ selbst in Kindergärten schon ein teilweise rauher Ton herrscht, war das Verhältnis der Kinder von 2 bis 12 geprägt von Respekt und gegenseitiger Rücksicht. Hier kann man auch kleinste Kinder einfach laufen lassen ohne zu befürchten, dass sie unter die Räder kommen. Exemplarisch vieleicht die Erfahrung mit unserem Großen (4), der sonst nicht gerade zu den mutigsten und kommunikativsten gehört, nach einem Urlaub auch gerne wieder nach Hause fährt und der am Sonntag gar nicht mehr weg wollte. Unnötig auch zu sagen, dass alle mit anpacken, sei es bei der Kinderbetreuung oder auch profanen Dingen wie dem Decken und Abräumen des Mittagstischs. Es weht eben in solch einer Gemeinschaft ein gänzlich anderer Geist als in der Welt, auch ein anderer Geist als in einer durchschnittlichen katholischen Gemeinde.
Und dabei muss man zugeben: Es ist schon eine ziemliche Gnade oder – je nach Lesart – ein Luxus, das Wochenende mit zwei, in der Osternacht sogar drei Priestern zu verbringen und mit Jesus im Altarsakrament unter einem Dach zu leben. Das ist eine „geistliche Ausstattung“, die man jedem Gläubigen wünschen würde, wenn ich mir auch darüber im Klaren bin, dass vielen gar nicht bewusst sein wird, was ihnen fehlen könnte, wenn sie „nur“ einen oder zwei Gemeindepriester für die ganze Gemeinde hatten.
Für diese Gnade kann man nur dankbar sein … und ein bisschen Werbung dafür machen, was hiermit geschehen sein soll. Wer also Interesse an einer solchen Veranstaltung hat, kann mich gerne anschreiben, ich leite die Kontaktdaten dann weiter – in der Hoffnung, dass dieser Osterkurs auch 2016 wieder stattfinden wird.
Österliches Chaos kann allerdings auch hier mal ausbrechen, und um jetzt abschließend noch die Frage aufzulösen, woran man denn nun ein katholisches Osterwochenende in einem evangelischen Freizeitzentrum erkennt …
…
Am vom Weihrauch ausgelösten Feueralarm (der zum Glück nicht an die Feuerwehr weitergeleitet wurde)!
Matthias Schrader
Ein sehr schöner Bericht! Ich freue mich für Sie und Ihre Familie! Meine Lieblingsstelle war die mit dem Weihrauch und dem Feueralarm
Papsttreuer
Danke für die Rückmeldung! Ich kann so einen „Osterkurs“ mit der ganzen Familie nur jedem empfehlen – sicher gibt es irgendwo ähnliches auch für Paare oder Singles. Wichtig ist doch nur, sich wirklich bewusst mit dem Leiden, dem Tod und der Auferstehung Christi beschäftigen zu können.
Und in der Tat: Die Art von Feueralarm hat das evangelische Haus bislang noch nicht erlebt :-)
Gottes Segen!
Jörg Loch
Hallo Felix,
danke für deinen anschaulichen Bericht. Ich für meinen Teil würde es schon als Gnade sehen Ostern so zu begehen, wie ihr es getan habt.
Ich war im vorigen Jahr mit meiner und einer befreundeten Familie zu Ostern in Rom und es löste in uns auch ein Gefühl aus Ostern sehr intensiv zu erleben.
Papsttreuer
Hallo Jörg,
schön, wenn der Beitrag gefallen hat! Lese ich das richtig, dass Du Interesse an einer Teilnahme hättest? Bei Bestätigung (hier oder per Mail) würde ich Deine Mailadresse an die Organisatoren weiterleiten.
Gottes Segen!