Wenn eine „Umweltenzyklika“ des Papstes angekündigt wird, kann man auf ganz unterschiedliche Arten reagieren.
Seit längerem bereits angekündigt scheint sie nun fertig zu sein und Ende Mai oder im Juni veröffentlicht zu werden („scheint“, weil ich auch das nicht als Pressenotiz des Vatikans finden kann): die sogenannte Umweltenzyklika des Papstes. Nun kann man auf so eine Ankündigung unterschiedlich reagieren, und tatsächlich findet man in der Presse und in unterschiedlichen Blogs alle dieser Möglichkeiten unter von mir mal angenommenen Oberbegriffen:
- „Anbiederung!“: Denjenigen, denen die beinahe schon trotzige Beliebtheit des Papstes bei vielen sonst kirchenkritischen Medien schon immer ein Dorn im Auge war, sehen in einer solchen Enzyklika, in der es offenbar auch um den Klimawandel gehen soll, eine Anbiederung an den Zeitgeist. Der Papst wolle, so der Vorwurf, die katholische Kirche weiter Richtung Mainstream bewegen; als negatives Beispiel hat man dafür die evangelischen Landeskirchen vor Augen, die sich nicht mehr so sehr als Überbringer der Botschaft Christi sondern wie Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen mit erkennbar linker politischer Programmatik darstellen.
- „Schuster bleib bei deinen Leisten!“: Dann gibt es die, die die Kompetenz des Papstes, einen solchen Text zu verfassen, generell in Frage stellen. Gerade das Thema Klimawandel ist kritisch genug, dass man sich mit einer eindeutigen Aussage dazu nur in die Nesseln setzen kann. Egal auf welcher Seite der Diskussion sich der Papst positionierte (es wird aber niemand davon ausgehen, dass er sich zu einer Aussage wie „die noch nicht gekläret Ursache des Klimawandels“ hinreißen lassen wird), es wird Widerspruch geben, den er fachlich nicht wird parieren können. Wäre es da nicht besser, zu diesem Thema – ähnlich wie in Wirtschaftsfragen oft gefordert – seitens der Kirche gar keine oder nur sehr oberflächliche Aussagen abzugeben, jedenfalls kein Lehrschreiben dazu zu verfassen?
- „Da ist doch bestimmt …!“ und „Wenn da jetzt nicht …“: Vorweggenommen wird schon mal, was vermutlich drin stehen wird. Dabei lehnt man sich an die Berichterstattung über Experten oder Instituationen an, von denen berichtet wird, sie wären bei der Erstellung oder Vorbereitung der Enzyklika beteiligt gewesen. Das kann dann sowohl in die Richtung einer Befürchtung gehen (z.B. „Da ist doch bestimmt eine Aufweichung der Lebensschutzposition enthalten …“) als auch in eine als Forderung formulierte Erwartungshaltung („Da sollte jetzt aber endlich auch mal was zur kirchlichen Schuld bei der Bevölkerungsentwicklung gesagt werden!“)
- „Und die Kreuzzüge?“: Und natürlich sind in der Diskussion auch alle die wieder dabei, die der Kirche generell jede Berechtigung absprechen, sich zu Dingen zu äußern, die über das Private der Gläubigen hinausgehen. Wie kommt der Papst dazu, sich zu äußern, wer will das hören, und wieso schenkt man dem so viel Aufmerksamkeit?
- „Endlich!“: Seltener aber auch das gibt es, dass Gläubige eine eindeutige und auf die heutige Zeit bezogene Stellungnahme zum Thema Umweltschutz vom Papst erwarten. Wenn man so will das Gegenteil des ersten Punktes „Anbiederung!“; man freut sich, dass sich der Papst akuter Probleme annimmt, zu denen neben den sozialen eben auch die Umweltthemen gehörten. Der eine oder andere mag sich auch eine Stärkung seiner Umweltschutzposition durch die Kirche erhoffen, die er dort bislang nicht gerade ausgeprägt vorhanden sieht.
Das alles und viele Zwischenpositionen sowie auch Extreme findet man. Nun kann man versuchen, sich in dieser Hinsicht irgendwo einzuordnen, denn alle diese Positionen haben eine gewisse Berechtigung (naja, zumindest aus Sicht derjenigen, die sie vorbringen), aber man kann es auch anders angehen: Man kann auch erst mal abwarten, bis die Enzyklika wirklich vorliegt, sie dann unvoreingenommen und mit gläubigem Blick und der Bitte um Weisheit durch den Heiligen Geist lesen und dann vielleicht, wenn man sich dazu berufen fühlt, eine Bewertung dazu abgeben. Und man kann beim Thema Umwelt ganz allgemein immer mal wieder über die Schöpfungsgeschichte meditieren, zum Beispiel hierüber (Genesis 1,27-31):
Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen. Dann sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung. So geschah es. Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag.
oder darüber (Psalm 104)
Lobe den Herrn, meine Seele! / Herr, mein Gott, wie groß bist du! / Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.
Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid, / du spannst den Himmel aus wie ein Zelt.
Du verankerst die Balken deiner Wohnung im Wasser. / Du nimmst dir die Wolken zum Wagen, / du fährst einher auf den Flügeln des Sturmes.
Du machst dir die Winde zu Boten / und lodernde Feuer zu deinen Dienern.
Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet; / in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken.
Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Kleid, / die Wasser standen über den Bergen.
Sie wichen vor deinem Drohen zurück, / sie flohen vor der Stimme deines Donners.
Da erhoben sich Berge und senkten sich Täler / an den Ort, den du für sie bestimmt hast.
Du hast den Wassern eine Grenze gesetzt, / die dürfen sie nicht überschreiten; / nie wieder sollen sie die Erde bedecken.
Du lässt die Quellen hervorsprudeln in den Tälern, / sie eilen zwischen den Bergen dahin.
Allen Tieren des Feldes spenden sie Trank, / die Wildesel stillen ihren Durst daraus.
An den Ufern wohnen die Vögel des Himmels, / aus den Zweigen erklingt ihr Gesang.
Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, / aus deinen Wolken wird die Erde satt.
Du lässt Gras wachsen für das Vieh, / auch Pflanzen für den Menschen, die er anbaut,damit er Brot gewinnt von der Erde /
und Wein, der das Herz des Menschen erfreut, damit sein Gesicht von Öl erglänzt / und Brot das Menschenherz stärkt.
Die Bäume des Herrn trinken sich satt, / die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat.
In ihnen bauen die Vögel ihr Nest, / auf den Zypressen nistet der Storch.
Die hohen Berge gehören dem Steinbock, / dem Klippdachs bieten die Felsen Zuflucht.
Du hast den Mond gemacht als Maß für die Zeiten, / die Sonne weiß, wann sie untergeht.
Du sendest Finsternis und es wird Nacht, / dann regen sich alle Tiere des Waldes.
Die jungen Löwen brüllen nach Beute, / sie verlangen von Gott ihre Nahrung.
Strahlt die Sonne dann auf, so schleichen sie heim / und lagern sich in ihren Verstecken.
Nun geht der Mensch hinaus an sein Tagwerk, / an seine Arbeit bis zum Abend.
Herr, wie zahlreich sind deine Werke! / Mit Weisheit hast du sie alle gemacht, / die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
Da ist das Meer, so groß und weit, / darin ein Gewimmel ohne Zahl: kleine und große Tiere.
Dort ziehen die Schiffe dahin, / auch der Leviítan, den du geformt hast, um mit ihm zu spielen.
Sie alle warten auf dich, / dass du ihnen Speise gibst zur rechten Zeit.
Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein; / öffnest du deine Hand, werden sie satt an Gutem.
Verbirgst du dein Gesicht, sind sie verstört; / nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin / und kehren zurück zum Staub der Erde.
Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen / und du erneuerst das Antlitz der Erde.
Ewig währe die Herrlichkeit des Herrn; / der Herr freue sich seiner Werke.
Er blickt auf die Erde und sie erbebt; / er rührt die Berge an und sie rauchen.
Ich will dem Herrn singen, solange ich lebe, / will meinem Gott spielen, solange ich da bin.
Möge ihm mein Dichten gefallen. / Ich will mich freuen am Herrn.
Doch die Sünder sollen von der Erde verschwinden / und es sollen keine Frevler mehr da sein. / Lobe den Herrn, meine Seele! /
Halleluja!
Ja, ich glaube, ich werde das so machen …
Cinderella01
Ich auch! und ich nehme Psalm 2,2-4 noch dazu:
Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Herren ratschlagen miteinander wider den HERRN und seinen Gesalbten
„Lasst uns ihre Fesseln zerreißen und von uns werfen ihre Stricke!“
Doch er, der im Himmel thront, lacht, der Herr verspottet sie.
Pirkl
Ich denke, dass B. XVI und Franziskus mitschmunzeln. Sie machen es sicher so, wie es die Päpste immer gemacht haben. Sie nehmen aktuelle Trends auf, befolgen den Rat des Paulus, alles zu prüfen, das Gute zu behalten und das Schlechte zu verwerfen. Und vor allem eigene Themen unterzubringen, wie z. B. die „Humanökologie“. Bei letzterem Wort spätestens hat der Leser sicher verstanden, warum ich Benedikt gleich miterwähne. Vielleicht sogar verstanden, warum er und Franziskus denselben Sekretär haben, Franziskus nach der Wahl 2005 Italienischunterricht nahm, sofort nach der Rücktrittserklärung am 11. 2.13 nach Rom flog (siehe Deckers-Biografie) und Kardinal Ratzinger 2004 in Rom eine Mystikerin empfing, bei der Argentinien, Deutschland und Italien eine zentrale Rolle spielen…
In der Tat: die Völker toben auf Erden, der Herr aber lacht über sie.