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Warum der „war on cash“ nicht christlich ist

27. Mai 2015 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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Bargeld ist ein Garant der Freiheit, Reichtum ein Grund der Sklaverei – der „war on cash“ schränkt die Freiheit ein und führt in die Sklaverei.

Als Liberaler muss man für Bargeld sein und als Katholik dem Reichtum reserviert gegenüberstehen. Das ist ein nur scheinbarer Widerspruch, denn beide Positionen haben ihre Berechtigung; es kommt eben auf die Dosis an, ob ein Ding Gift ist. Fangen wir mit dem Bargeld an. Wer aufmerksam die Presse verfolgt, der sieht erste Erschütterungen, die Bedeutendes ankündigen. Googlen Sie einfach mal das Stichwort „Bargeldverbot“ und als Laien werden einem die Augen übergehen: Ist das Verbot von Bargeld tatsächlich eine Option?

Das ist es jedenfalls dann, wenn man manche Wirtschaftswissenschaftler dazu hört, darunter viele nicht ganz unmaßgebliche, zum Beispiel Peter Bofinger, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland – ein sogenannter Wirtschaftsweiser. Unter diesen gehört er zu den Keynesianern, die kurz gesagt meinen, durch Konsum könne das Wirtschaftswachstum nachhaltig angekurbelt werden. In Zeiten der Wirtschaftsflaute plädieren sie für zusätzliche staatliche Ausgaben vor allem im sozialen Bereich, die über neue Arbeitsplätze zu mehr Konsum anregen sollen und damit das Wachstum von alleine in Schwung halten. Kurz gesagt: Die weltweit zu beobachtenden und nur noch als gruselig zu bezeichnenden Staatsverschuldungen sind Ergebnis dieser Theorie, die aber trotzdem fröhliche Urständ feiert. Klingt ja auch verlockend: Man gibt Geld aus und vermehrt dadurch den Wohlstand. Dass zur langfristigen Mehrung des Wohlstands auch das Sparen gehört … für Keynesianer höchstens ein Detail.

Auch die aktuelle Niedrigzinspolitik der EZB, mit der diese die Wirtschaft „ankurbeln“ will, ist ein Ergebnis dieser Denke. Niedrige Zinsen erhöhen die Zeitpräferenz, was bedeutet, dass direkt getätigte Konsumausgaben eine höhere Präferenz erfahren als langfristig erfolgreiches Sparen und Reinvestieren. Mit der ursprünglichen Aufgabe der EZB, der Sicherung der Geldwertstabilität nach dem Muster der alten Deutschen Bundesbank, und einem freien Markt hat das – das nur nebenbei – nur noch wenig zu tun, und wer meint, für allerlei Unbill den Kapitalismus verantwortlich machen zu können, der sollte mal einen Unternehmer befragen, wie frei er in seinen Investitions- und personalpolitischen Entscheidungen er eigentlich ist. Der Haken ist nur: Wenn der Zins umschlägt in einen Negativzins, dann verliert ein Bankkunde automatisch Geld, wenn er es auf seinem Konto anlegt. Diese Linie des „Strafzinses“ für nicht getätigten Konsum verfolgen Ökonomen wie Bofinger.

Dem steht dann aber das Bargeld im Wege: Lege ich mir das unters Kopfkissen behält es seinen Wert (abzüglich der zur Zeit geringen Inflation), während es auf dem Konto an Wert verliert. Was tut also der „Anleger“, der sein Geld möglichst liquide aber nicht einfach raushauen will: Er investiert in Bargeld! Für Keynesianern wie Bofinger ergibt sich daraus eine zwingende Notwendigkeit, die Interventionsspirale, die ihre Finanz- und Geldpolitik sowieso beinhaltet, weiter anzutreiben. Wenn Anleger in Bargeld ausweichen und damit den Konsum und das Wirtschaftswachstum behindern, muss dieses Bargeld eben verboten werden. Natürlich sagt Ihnen das keiner. Wenn das Thema diskutiert wird, geht es meistens um die Bekämpfung illegaler Geschäfte oder der Steuerhinterziehung. Natürlich kann ein Bargeldverbot auch hier eine Wirkung entfalten, aber erstens werden Menschen mit wirklich krimineller Energie dazu sicher eine Ausweichlösung finden, zweitens macht das aber nur deutlich, was mit dem Bargeldverbot auch erreicht wird: Der gläserne Konsument, der keine Möglichkeit einer anonymen Geldverwendung mehr hat.

Egal also, ob Sie zwischenzeitlich auch Kleinbeträge beim Einkauf „mit Karte“ bezahlen, egal ob sie das Bargeld im Portemonnaie für eher hinderlich halten: Allein die Möglichkeit des Besitzes von Bargeld ist ein Garant der Freiheit von staatlicher Gängelung, der Ihnen genommen werden soll. Setzen sich diese Ideen – wohl langfristig, Forderungen wie die von Peter Bofinger sind eher als Versuchsballons zu begreifen – durch, werden Sie keine Möglichkeit mehr haben, einem Strafzins zu entgehen, außer … genau: wenn Sie konsumieren! Langfristig wird die dadurch gesunkene Sparquote auch in gesunkenen Investitionen münden und das Geldsystem bricht entgültig zusammen. Die Wirtschaftsweisen werden bis dahin in Immobilen und anderen Wertanlagen investiert haben, aber diejenigen, die von kleineren Beträgen auf Spar- und Girokonto angewiesen sind, sind dann die Angeschmierten. Wenn dann wieder das Lamento gegen den Kapitalismus losgeht, erinnern Sie sich daran, was diese Politik im Grundatz bewirkt: Reiche, die Möglichkeiten des Ausweichens haben, werden reicher, Arme werden noch zusätzlich enteignet. Cooler Sozialismus, oder?

Das alles bisher war Politik, Wirtschaft, getränkt mit einer gehörigen Portion Staatsskepsis und Libertarismus. Aber hat Geld, insbesondere das Horten von Geld, nicht aus christlicher Sicht auch Nachteile? Dazu gab es am Dienstag eine erhellende Wochentagspredigt des Papstes in der Domus Sanctae Marthae. Dabei ging es um die Nachfrage der Jünger, welchen Lohn sie wohl für die Nachfolge Jesu erhalten. Zum Thema Geld und Reichtum wird der Papst aus dieser Predigt zitiert (Quelle: Zenit):

„Wenn man mit Jesus und mit der Welt, mit der Armut und mit dem Reichtum gehen will, ist das ein halbes Christentum, das einen materiellen Lohn will. Es ist der Geist der Weltlichkeit.“

Jesus habe erklärt, dass die Letzten die Ersten sein würden und umgekehrt. „Jesus zu folgen ist aus menschlicher Sicht kein gutes Geschäft: es bedeutet zu dienen.“ Wenn der Herr die Möglichkeit gebe, der Erste zu sein, müsse man sich wie der Letzte verhalten und dienen. „Es gibt drei Dinge, drei Stufen, die uns von Jesus entfernen: Reichtümer, Eitelkeit und Stolz. Daher sind sie so gefährlich, die Reichtümer, weil sie dich sofort zur Eitelkeit führen und du dich wichtig glaubst. Und wenn du dich für wichtig hältst, steigt es dir zu Kopf und du verlierst dich.“

Reichtum – Eitelkeit – Stolz: diese drei Stufen sind in der Lage, uns von Jesus zu entfernen. Und Reichtum ist am Ende – wenn es mit rechten Dingen zugeht – das Ergebnis von Sparen bzw. Investieren. Entfernt uns also letztlich das Sparen von Jesus? Spricht der Papst sozialistischem Keynesianismus das Wort? Das kann nur glauben, wer dem Papst böswillig etwas unterstellen will. Auch der Papst weiß, dass Geld, bar oder nicht, unterschiedliche Funktionen hat, unter anderem die der „Geldaufbewahrung“ und als Tauschmittel. Aus freiheitlicher Sicht kann mit seinem Geld jeder tun und lassen was er will, aus christlicher Sicht ergibt sich aus dem Besitz von Geld auch eine Verantwortung.

Im heutigen Tagesevangelium (Markus 10,32-45) zeigt Jesus den Jüngern auf, dass es ihre Aufgabe ist, zu dienen – eine Aufgabe übrigens, die sie aus freiem Willen übernommen haben, mit einer Ausnahme: Judas, der eine Abkürzung nehmen wollte! In diesem Sinne ist es auch die Aufgabe christlicher Unternehmer oder vermögender Christen, zu dienen, Verantwortung zu übernehmen, verantwortlich mit ihrem „Reichtum“ umzugehen. Dabei gilt es auch, wirtschaftlich klug zu sein: Die christliche Verantwortung des vermögenden Unternehmers liegt nicht darin, sein Geld zu spenden, sondern darin, langfristig auch dem gesellschaftlichen Wohlstand zu dienen. Das trifft sich wunderbar mit den Anforderungen der Wirtschaft, wenn sie verantwortlich betrieben wird: Arbeitsplätze sichern, Investitionen tätigen, Märkte erschließen, Produkte entwickeln. Christen tun dies nicht einfach aus Selbstzweck, sondern weil sie sehen, dass es einem höheren Gut dient. Diejenigen, die nicht glauben, tun dies aus Vernunfterwägungen, weil auch sie an langfristigem Erfolg interessiert sind.

Und hier wird spätestens der Widerspruch zwischen dem christlichen Anspruch, nicht dem Mammon zu dienen und dem sozialistischen Ziel, den Konsum anzukurbeln, deutlich. Letzterer meint, den Himmel auf Erden schaffen zu können, ersterer vermeidet in erster Linie die Hölle auf Erden und dient dem allgemeinen Wohlstand in der Welt. Die Gefahr, die der Papst mit dem Dreischritt Reichtum – Eitelkeit – Stolz skizziert hat, ist damit nicht gebannt. Der Reichtum verführt dazu, sich zum Herrscher aufzuschwingen und „sich zu verlieren“, letztlich zum Sklaven des Mammon zu werden. Das Gegenteil dessen ist aber nicht die weltliche Armut, schon gar nicht Konsum, sondern die christliche Nächstenliebe, die auch ein wohlhabender Mensch verantwortlich leben kann.

Die Sorge um die Freiheit, die mit einem potenziellen Verbot des Bargelds verlorengeht, widerspricht also nicht dem Anspruch, sich nicht durch Reichtum korrumpieren zu lassen. Es ist daher Vorsicht angesagt, wenn politisch in diesem Zusammenhang mit Gerechtigkeit und Kriminalität argumentiert wird. Als Christen und als freiheitsliebende Menschen sollten wir darauf nicht hereinfallen!

Anmerkung: Einen informativen Beitrag zum Bargeldverbot finden Sie von Roland Tichy auf dessen Blog: „9 Fakten, die Sie zu der Bargeld-Abschaffung wissen müssen„

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Posted in: Gesellschaft, Libertarismus, Papst Franziskus, Politik Tagged: Bargeld, Eitelkeit, Mammon, Reichtum, Stolz, War on cash

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