Man kann über Definitorisches streiten, man kann ab- mitunter auch ausgrenzen. Oder man geht das Thema Ehe und Familie einfach positiv an.
Positionierung ist alles! So könnte man das Motto vieler Kombattanten beschreiben, die sich vor der Familiensynode im Herbst noch rechtzeitig in Stellung bringen. Eucharistie für wiederverheiratete Geschiedene – ja oder nein? Homo-Ehe oder Segnung – ja oder nein? Barmherzigkeit vor Lehre oder umgekehrt? Sag mir, was Du dazu sagst, und ich sage Dir, ob Du katholisch bist. Auch ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach in dieser Hinsicht Stellung bezogen.
Umso wichtiger ist es aber, den Wert dessen, um das es schon dem Namen nach geht, eingehender zu betrachten: Die Familie! Man kann das Thema rundherum problematisieren, was dabei aber auf jeden Fall auf der Strecke bleibt ist, zu zeigen, wie großartig die Familie wirklich ist. Wenn wir als Christen glauben, dass die Familie ein Gottesgeschenk ist, wenn wir als Menschen glauben, dass die Familie der Ort der Freiheit, die Basis jeder stabilen Gesellschaft ist, dann wird es Zeit, dafür auch mal ein bisschen Werbung zu machen, statt nur darüber zu jammern, wie schlimm es um sie steht und in welche falschen Richtungen sie sich entwickeln könnte.
Das ist der Inhalt von Karl-Olaf Bergmanns Beitrag auf Zenit. Auch er macht keine Hehl daraus, dass Familienleben seine Herausforderungen hat, dass eine Ehe nicht von alleine erfolgreich sein kann. Der Titel „Eheleute sind auf jeden Fall sehr mutig“ macht das deutlich und ist aus folgendem wesentlichen Abschnitt entnommen:
Ist es am Ende womöglich die Angst zu scheitern, warum heute weniger Menschen heiraten als früher? Sind es vielleicht die zu hohen Erwartungen aneinander, die viele Paare aufgeben lassen? Ganz sicher können uns die Angst Fehler zu machen und die Vorstellung von einer perfekten Beziehung unmenschlich unter Druck setzen. Die deutschen Bischöfe schreiben deshalb dazu: „Erst im Vertrauen darauf, dass ihre begrenzte Liebe von der größeren Liebe Gottes getragen und gehalten ist, können Ehepartner es wagen, einander trotz ihrer Fehler und Schwächen vorbehaltlos anzunehmen.“ Dazu braucht es außerdem Mut, viel Mut! Eheleute sind auf jeden Fall sehr mutig!
Um etwas wirklich zu wollen, für das man Mut braucht, dafür braucht man auch Argumente. Einige liefert Bergmann in seinem Beitrag auch aus den Erfahrungen der Leiterin von „Liebe Leben“, einem Apostolat der Laienorganisation Regnum Christi. Er zitiert sie:
„Vielen Paaren fehlt ein Ziel vor Augen, das ist jedoch für die Gestaltung des Lebens und der Beziehung entscheidend“, weiß Lucia Hauser aus ihren Gesprächen mit Paaren, die bereits verheiratet sind oder die sich auf die Ehe vorbereiten. Sie sieht eine Tendenz, heute vor allem den Partner für das eigene Glück verantwortlich machen zu wollen. Die Fähigkeit, sich selbst, die eigenen Erwartungen und Eigenschaften reflektieren zu können, Offenheit, guter Wille und die bewusste Entscheidung zur Hingabe sind Grundvoraussetzungen für gelingende Ehen und Familien. […]
Auf den Seminaren von „Liebe Leben“ werden Paare u.a. dazu eingeladen, sich selbst zu reflektieren und den Partner als Person ganz zu entdecken: seine Biographie, seinen Charakter, seine Stärken und Schwächen, und seinen unendlichen, individuellen Wert als Mensch. Als Faktoren für eine gute Ehe nennt Frau Hauser: die innere Bereitschaft, sich immer wieder für die Liebe zu entscheiden, und die täglich neue Entscheidung für den gemeinsamen Weg. „Ehe ist kein Disneyland“, betont sie, „Ehepartner sollten lernen, ihre Ehe zu verteidigen, vor allem gegen das eigene Ego-Programm, das meist sehr subtil daherkommt. Letztendlich zeigt sich die Liebe im konkreten Alltag durch das Tun.“
Umso wichtiger erscheint es, die Liebe, die Ehe und die Familie wieder aufstrahlen zu lassen, anstatt dass man sie als politisches oder gesellschaftliches Problem wahrnimmt. Aus den Beschreibungen Karl-Olaf Bergmanns und Lucia Hausers schimmern die Erfahrungen durch, die die Anstrengungen, die eine solche Gemeinschaft bedeutet, auch lohnenswert machen. Wesentlicher als die definitorische Abgrenzung des Begriffs der Ehe und der Familie ist es daher, deren Wert deutlich zu machen. Damit lösen sich andere Fragestellungen vielleicht auch von selbst.
Darum sollte es auch bei der Familiensynode im Schwerpunkt gehen – nicht um die immer wieder alten Streitthemen sondern darum:
Wie können wir es schaffen, die Frohe Botschaft von der Ehe überhaupt wieder zum Thema zu machen? Dies ist nach Ansicht von Erzbischof Dr. Heiner Koch der Hauptpunkt der kommenden Bischofssynode vom 4. bis 25. Oktober 2015 in Rom. Erst recht stelle sich die Frage, was eine kirchliche Ehe überhaupt sei. „Ist der einzige Unterschied, dass man sich nicht scheiden lassen darf? Wo bleibt die Frohe Botschaft, die Ermutigung, die Kraft, die Vitalität der Ehe? Das ist ein Sakrament, das ist für uns eine Verheißung, ein Aufbruch, das ist Berufung! Die Verbindung der soziologischen Dimension Ehe mit dem Glauben – das wäre mir ein Hauptanliegen“, sagte er Ende Juni in einem Interview mit „Radio Vatikan“. Erzbischof Koch hofft, dass es der bevorstehenden vatikanischen Familiensynode gelinge,„zum Strahlen zu bringen, was Ehe bedeutet.“
Das, so scheint mir, ist eine wesentliche Korrektur der Diskussionsrichtungen, die derzeit eingeschlagen sind und werden. Und darum ist dieser Beitrag – obschon streng genommen kein Blog – mein Link der Woche!
„Eheleute sind auf jeden Fall sehr mutig“ ist am 20. Juli 2015 auf Zenit erschienen.
Jutta
Ich bin geschieden, hatte damals ein kleines Kind zu versorgen, Vater hatte plötzlich andere Prioritäten. Ich habe dann wieder geheiratet, natürlich nicht mehr kirchlich, ging ja auch nicht, und habe mit diesem Mann noch 3 Kinder bekommen. Aber seitdem bin ich ausgeschlossen aus den Kath. Sakramenten, einem Schwerverbrecher passiert das nicht. Ich habe mich von der kath. Kirche abgewandt und auch meine Kinder nicht mehr getauft und nicht in den Religionsunterricht geschickt, und siehe da, alle sind prächtig gediehen und rücksichtsvolle Zeitgenossen geworden. Und die Ehe hält seit nun 34 Jahren. „die Liebe, die Ehe und die Familie wieder aufstrahlen zu lassen“ fordern Sie, aber ich empfinde, die Kirche tut das Gegenteil. Zum Glück geht es aber auch ohne.
Andreas
Nun, mir ging es ähnlich: Meine erste Ehe hielt über 10 Jahre, dann hatte „sie“andere Prioritäten und wir wurden geschieden. Ich heiratete wieder, wir wurden mit zwei wunderbaren Kindern gesegnet und meine jetztige Ehe hält seit 15 Jahren.
Leider ist es aber doch so: Die Worte Jesu zur Ehe sind aus meiner Sicht unmissverständlich. Wer geschieden wird, verstößt gegen göttlichen Willen und müsste bis an Ende seines irdischen Lebens im Zölibat verbringen.
Das kann die Kirche aus meiner Sicht gar nicht anders sehen, es sei denn sie handelte wider Jesu Gebot.
Genau genommen lebt man so nicht nur ohne Kirche, sondern auch gegen den klar ausgedrückten Willen Jesu.
Man kann aus meiner Sicht – so man eingedenk dieser Tatsachen Christ bleiben will – nur auf Vergebung hoffen – oder sich eben fragen, was daran wohl Barmherzig sein soll – und seinen Glauben hinterfragen.
akinom
Ja, solche Situationen schneiden ins Herz! Für mich sind solche Menschen,
die die Sakramente gehorsam und schmerzlich der Lehre der Kirche und dem Gebot Jesu entsprechend „fasten“ katholilsche Helden, die ganz gewiss den Himmel finden werden! Die „geistliche Kommunion“ ist für sie ein Geschenkpäckchen, dessen Inhalt sie kennen, aber noch nicht auspacken dürfen…
Ab sofort werde ich sie in mein Gebet um ein „neues Brotwunder“ einschließen, dass nicht nur die 12 Aposteln und der Speisung der 5000 betrifft. In jeder hl. Messe bitte ich darum, in einer guten Beichte mit dem Blut Christi reingewaschen zu werden und um das Wunder der „Brotvermehrung“ meiner Hostie beim Kommunionempfang: Der Herr möge sie teilen und an alle austeilen, die einen festen Platz in meinem Herzen und im Gebet haben.SEIN Wille geschehe, weil ER wirklich alles besser weiß!