Die potenziellen Ergebnisse der Familiensynode haben weitreichende Bedeutung für die Welt. Die weiß das aber gar nicht!
Unbarmherzig! Realitätsverweigerer! Ewiggestrige! Wer sich heute noch an Jesus Christus und an der Kirche orientiert, kennt die ganzen Vorwürfe, die ihm da medial entgegenschlagen. Blickt man in dieser Hinsicht auf die Familiensynode mit den in Deutschland im Fokus stehenden Themen, dann bekommt man schnell den Eindruck, hier würde etwas Relevantes entschieden, was auch den eigenen Ruf als Christ beeinflussen könnte.
Meine Erfahrungen der letzten Wochen und Tage ist: Selbstverständlich sind mögliche Richtungsentscheidungen die während oder nach der Synode getroffen werden, kirchenintern relevant; aber außerhalb eines eng gezirkelten kirchlichen Kreises? Da erntet man nur noch Kopfschütteln, wenn man darauf besteht, dass Homosexuelle in Sünde leben, oder dass wiederverheiratete Geschiedene die Eucharistie nicht empfangen dürfen weil sie „die Ehe brechen“, wenn man darum ringt, welche „irregulären“ oder „ungeordneten“ Konstellationen man denn auf welche Weise „wertschätzen“ oder begleiten könnte. Ich selbst habe wiederholt bei diversen Diskussionen auf Facebook (das Medium ist natürlich auch nur bedingt geeignet) festgestellt, dass meine Argumente nicht durchdringen. Und bei den Diskussionsteilnehmern gehe ich – entgegen den medialen Meinungsführern – durchaus von gutem Willen aus.
Keine Sorge, es geht mir nicht darum, hier eine Position aufweichen zu wollen; wir dürfen uns als Katholiken glücklich schätzen, zu einer Kirche zu gehören, die seit 2000 Jahren existiert, deren Lehren auf der Person und den Worten Jesu basieren, auf der Bibel, der Überlieferung und der verbindlichen Lehre, mit dem Papst als Garanten der Einheit der Lehre. Davon will ich nicht weg, schon alleine deshalb nicht, weil unser Glaube seine innere Logik verliert, wenn Glaubenssätze dem Zeitgeist angepasst werden. Was mich gerade unter Benedikt XVI. für die katholische Kirche begeistert hat, ist die Kohärenz von Glaube und Vernunft, die beide von der Existenz der Wahrheit ausgehen. Bei der Suche nach der Wahrheit kann man „schlauer“ werden, aber dem Zeitgeist zu folgen ist ein ziemlich sicherer Weg, sie nicht zu finden.
Insofern war ich damals auch persönlich dankbar, als Papst Benedikt XVI. das Jahr des Glaubens ausgerufen hat, das ich immer als „nach innen gerichtete“ Aktion verstanden habe, aber mit Wirkung nach außen: Wer den Glauben verkünden will – und das ist schließlich unser Auftrag – der muss ihn auch kennen. Umgekehrt aber: Den Glauben zu kennen, je nach Stand in unterschiedlicher Weise und Tiefe, das ist eine notwendige aber keine hinreichende Bedingung, Menschen zu Christus zu führen. Die Kontinuität zwischen Benedikt und Franziskus, auch das habe ich schon öfter mal geschrieben, sehe ich in der Fortsetzung des Jahres des Glaubens: Unter Benedikt, insbesonder im letzten Jahr seines Pontifikats, hat die Versicherung des Glaubens nach innen notwendige Priorität gehabt, unter Franziskus geht es jetzt nach draußen.
Und siehe da: Mit dem Vokabular, das nach innen gerichtet verstanden wird, kommen wir nach außen nicht weiter! Das geht schon los bei der Frage der „Pastoral“. Den Begriff kennt „da draußen“ so gut wie niemand mehr. Verwendet man synonym „Seelsorge“, dann haben die meisten eher Pfleger und Geistliche im Krankenhaus und Altenheim vor Augen. Seelsorge für „ganz normale“ Menschen oder Ehepaare? Das klingt für die meisten wiederum eher nach Therapie, und dafür holt man sich einen Experten, aber doch keinen Priester! Oder der Begriff der Sünde, wie er in der Diskussion um die Sexualmoral (auch so ein Begriff, den außerhalb der Kirche niemanden interessiert) immer wieder Verwendung finden muss. Da draußen ist „Sünde“ das zu groß geratene Tortenstück oder ein Schokoladeneis. Für alles andere gilt: Kann denn Liebe Sünde sein? Liebe … auch ein Begriff, der zwar überall gängig ist, aber in der Kirche ganz anders verstanden wird als in der Welt draußen.
Und mit dieser Brille schauen wir wieder nach Rom und sehen Bischöfe über die Familie, die notwendige Pastoral und den Umgang mit irregulären oder konfliktträchtigen Situationen, debattieren; Bischöfe und Laienvertreter aus aller Welt, die um jeden Punkt und jedes Komma ringen, sich hoffentlich der Bedeutung bewusst, die ihre Vorschläge innerkirchlich haben. Aber bis auf ein paar Kommentarzeilen wenn es um die üblichen Reizthemen geht, findet diese Synode im öffentlichen Bewusstsein gar nicht statt. Wer bei Google-News nach der Synode sucht, wird auf der Homepage dieser Nachrichtensammlung schon mal nicht fündig, und eine explizite Suche bringt auch nur eine ernüchternd geringe Trefferzahl. Mit anderen Worten: was innerkirchlich die Gemüter erhitzt, wird „draußen“ kaum wahrgenommen. Wenn innerkirchliche Kombattanten – egal von welcher „Seite“ – das Ende der Kirche an die Wand malen, sollte diese oder jene Entscheidung getroffen oder nicht getroffen werden, dann wissen die Zuschauer in der Welt gar nicht, worüber die sich bei Kirchens so aufregen.
In diesem Sinne bin ich nach zweieinhalb Wochen Synode ernüchtert. Vielleicht tue ich den Synodenvätern auch unrecht und am Ende kommt hinsichtlich der missionarischen Tätigkeit der und für die Familien ja doch noch was Großartiges raus, was in der aktuellen Berichterstattung lediglich untergegangen ist. Vielleicht haben die Teilnehmer auch für die wichtige Frage, wie man überhaupt zu einer Seelsorge für Familien kommt, tolle Ideen aus ihren Heimatländern mitgenommen, die auch weltweit Bedeutung haben können. Wenn am Ende allerdings als Resultat nur heraus kommen sollte, dass man sich – auf welche Weise auch immer – intensiver um die Menschen bemühen muss, die sich aufgrund ihrer Situation von der Kirchen ausgeschlossen fühlen ohne die zu vergessen, die tief im Glauben ihr Familienleben leben, dann hätten die Bischöfe auch zu Hause bleiben können: Der Berg kreißte und gebar eine Maus? Das wäre die tatsächliche Katastrophe der Synode, mittelfristig genau so schlimm wie ein halbgares Aufweichen der Sakramentenlehre im Blick auf wiederverheiratete Geschiedene.
Und andererseits: Wenn es Priester und Bischöfe nicht hinbekommen, dann schaut Gott vielleicht auf die Laien mit der Botschaft: Das ist euer Job, macht ihn – mit meiner Hilfe – anständig!
akinom
„Der Berg kreißte und gebar eine Maus.“ Ein schönes Bild! Doch will ich aus dem „ß“ einfach mal ein „s“ machen. Das Kreisen um für Betroffene ( – wenn es sie denn überhaupt interessiert – ) sicherlich relevante Themen wie Kommunionempfang für Wiederverheiratet-Geschiedene und Homosexuelle überspringt doch den eigentlichen Knackpunkt der Pastoral, eingeschlossen auch viele Priester: Die BEICHTE! „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Und was man nicht lebt, kann man nicht weitergeben….
Und wie steht es mit der Zulassung zur (nicht mehr existierenden) Kommunionbank für Menschen, die nicht selten Jahrzehnte den Weg in den Beichtstuhl nicht gefunden haben? Wo sind die Wegweiser geblieben? Das ist meine Hauptsorge in der Überzeugung, das dies die größte „Baustelle“ der Kirche überhaupt ist.
Nicht nur vielleicht, sondern ganz gewiss bin ich naiv, wenn ich die Synode nur im Gebet begleite und sie ansonsten dem heutigen Petrus und dem Heiligen Geist überlasse.
Gerne schaue ich aber staunend auf die kleinen Wunder im Alltag: Zum Beispiel bin ich sicher, das Menschen, wie „andreas & Co.“ nicht weit vom Himmelreich entfernt sind…. Auch da schaut dann „Gott vielleicht auf die Laien mit der Botschaft: Das ist euer Job, macht ihn – mit meiner Hilfe – anständig!“ Ich wünsche mir NABU’s für die Vermehrung solcher „Mäuse“. Als Mitglieder sind besonders auch Priester und Bischöfe erwünscht.
Konrad Kugler
Das Ergebnis steht für DE doch schon fest: A la Oberrheinische Bischöfe, die machen es doch schon seit Jahrzehnten, wenn ich mich nicht irre.
Seit der „Geist des Konzils“ die Regentschaft übernommen hat und die Fortsetzung von 1517 betreibt, wird nur noch über Gottes bedingungslose Liebe geschwafelt und SEINE Gerechtigkeit unterschlagen. Genau genommen wird Gott nicht mehr ernst genommen.
Ein Beispiel: Wenn Gott allwissend ist und absolut gerecht, dann muß er ein Pfennigfuchser sein! Weil ER aber auch die Liebe ist, hat er uns auch einen Weg eröffnet, damit wir unsere Sündenlast loswerden können: Reue, Beichte, Buße und Umkehr. Weil jemand schon „bezahlt“ hat, können wir mit echter Reue Gottes Zorn in seine Barmherzigkeit umbiegen!
Die Katholiken hatten es in der Hand, den Zweiten Weltkrieg zu verhindern. Die Botschaften von Fatima sind eindeutig.
Andreas
In der Tat: Immer wenn Honekamp und akinom mich an die Hand zu nehmen versuchen, wenn ich Barmherzigkeit und Liebe als zentralen Bestandteil des Christentums wahrnehme, stosse ich auf das Gegenteil, das grosse Aussortieren, ewige Verdammnis, Feuer. Feuer fūr alle die nie schlecht, aber eben nie gut genug waren, nicht oft genug den Namen des Herrn lobten, doch ein Hemd zu viel besaßen, zu lange um das tote Kind getrauert haben, zu sehr Mensch zuwenig Christ waren. Und ich fūhle mich ab- und zurūckgestoßen.
Und ich empfinde keine Wahrhaftigkeit im Angesicht unbarmherzigen Hasses.
akinom
Ist es nicht schön, dass wir Gott nicht finden , sondern nur suchen sollen? Dabei gilt es, Gegensätze auszuhalten, wie z.B. den unendlich nahen und den unendlich weit entfernten Gott.
Das kann eine Art Schatzsuche sein, wie beim Kindergeburtstag. Und wenn man schon meint, man habe sich im Wald verirrt, ruft einer: „Wer kommt in meine Arme?“ …
Sehr lange habe ich ein Wort meines Beichtvaters überhört, das ganz gewiss auch Ihnen gilt, Andreas: „Was Sie ersehnen, haben Sie schon erhalten!“ Es ist ein Päckchen, in Geschenkpapier verpackt, von dem Sie den Inhalt kennen, es nur noch nicht auspacken dürfen. Gemein, nicht?
Andreas
Es sind eigentlich keine Gegensätze. Wenn ich über das Gericht lese (ich meine Matthäus) dann lese ich, dass kaum einer es schaffen dürfte, den dort geschilderten Kriterien für eine Rettung zu genügen.
Das würde bedeuten, dass Gott nahezu alle Menschen, bis auf wenige auserwählte aussortiert und ewiger Verdammnis überantwortet.
Ja wie anderer Stelle zu lesen, sogar den, der zu lange um sein totes Kind trauert.
Ich finde hier nichts gegensätzliches, sondern nur Unbarmherzigkeit.
Wofür dann das Kreuzopfer? Für Menschen die sowieso nahezu perfekt sind?
akinom
Ich glaube, das passt jetzt nicht mehr in einen Blog. Ich hatte bereits einen persönlichen Dialog per Email angeboten.
Ich wünsche einen gesegneten sonnigen Sonntag.
Andreas
Ok, ich gehe mal auf Herrn Honekamp zu. Danke fūr Ihr Angebot.