Der Tausch von Opfern und Tätern ist keine Domäne von Rechten. Auch linker Terror wird verharmlost.
Als ich gestern die Meldung las, dass auf die Geschäftsadresse der „Demo für alle“, dem Firmengebäude von Josef v. Beverfoerde ein Brandanschlag verübt worden ist, bei dem ein VW-Bus und Teile der Gebäude schwer beschädigt wurden, hatte ich neben der Wut über solche feigen Aktionen zwei Gedanken im Kopf, eine Befürchtung und eine gegenteilige Hoffnung: Gehofft hatte ich, dass die Medien, die Anschläge von Rechten – zurecht – anklagen, nun auch darauf hinweisen werden, dass Terror auch von Links keine Option ist, nicht zu unserer Gesellschaft sondern geahndet gehört. Befürchtet hatte ich, dass die Medien versuchen werden, es auszusitzen.
Der Brandanschlag ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag erfolgt, und siehe da – bis heute Mittag gab es bei Google-News bei der Suche nach dem Begriff „Beverfoerde“ zu dem Fall ganze vier Beiträge, einer davon ein Blogbeitrag des Journalisten Klaus Kelle, der bei kath.net wiedergegeben wurde und eher einen Kommentar darstellt.
Berichte findet man ansonsten bei der Jungen Freiheit, noch mal, etwas früher eingestellt, bei kath.net, und bei, da kann man mal sehen, queer.de. Bevor man sich über den letzten Beitrag allerdings als Zeichen der Offenheit freut, sollte man sich allerdings den Einstieg in den Bericht zu Gemüte führen, in dem es heißt: „Die Organisatorin der homophoben Proteste, Hedwig von Beverfoerde, gibt einer angeblichen Stimmungsmache gegen ihre Bewegung die Schuld.“
Spannend sind auch Kommentare, die dort zu lesen sind, wie dieser hier:
Ausgerechnet die größten geistigen Brandstifter, die hetzen und homophobe Stimmungsmache betreiben, werfen anderen Stimmungsmache vor, nur weil die deren Hetze nicht unwidersprochen stehen lassen.
Würde mich nicht wundern, wenn die oder ihre Anhänger das waren, weil ihnen langsam die Felle davonschwimmen. So kann man sich wieder mal als Opfer aufspielen, den Homohass weiter schüren und uns als ach so gemeingefährliche Subjekte darstellen. Und bekommt ganz nebenbei von der Versicherung ein neues Auto. (Ist natürlich nur Spekulation, aber Leuten die dermaßen lügen, traue ich auch das zu.)
Vielleicht war es aber auch jemand, mit dem diese Leute sich sonst noch so anlegen. Oder ein technischer Defekt oder Blitzschlag. Schon erstaunlich, wie schnell die eine „passende“ Erklärung parat hat ohne den wahren Grund zu kennen. Oder war diese Erklärung schon vorher zurechtgelegt?
Oder dieser hier:
Noch kennt ja keiner den Grund. Und wenn es wirklich Brandstiftung war, will ich das nicht beschönigen oder gar rechtfertigen.
Aber eine Sache sollte man schon bedenken:
Frau Beverfoerde und ihre Mitstreiter tragen dazu bei, dass weiterhin an Schulen keine Aufklärung stattfindet und dass weiterhin schwule, lesbische, bi-, trans- und intersexuelle Jugendliche sich deutlich öfter als Hetero-Jugendliche das Leben nehmen. Von homophoben Morden ganz zu schweigen.Was ist wohl wertvoller:
ein Auto oder zig Menschenleben?Insofern ist sowas zwar (wenn es überhaupt Brandstiftung war) nicht okay, aber gerade jemand, der zu soviel Übel mit weitaus schlimmeren Folgen beiträgt, sollte jetzt nicht das Opfer spielen.
Die wahren Opfer sind nicht diejenigen, die ein Auto verlieren (wofür wohl auch die Versicherung aufkommen dürfte), sondern diejenigen, die aufgrund deren Hetze den Rest ihres Lebens psychologische Probleme haben oder gar das Leben verlieren.
Nicht schlecht, wie man sich hier Erklärungen zurecht legt, die man sonst bei rechten Positionen ankreidet: „Selbst schuld, im Zweifel stimmt es gar nicht, es trifft ja auch die Richtigen, und so schlimm ist das ja auch alles nicht“.
Ich will es mal drastisch sagen: Deutschland verfault vom linken wie vom rechten Ende her. Gefährlich ist allerdings, dass ein fauliges Ende, wenn überhaupt, nur achselzuckend oder augenzwinkernd wahrgenommen wird.
Peter Friedrich
„…sondern diejenigen, die aufgrund deren Hetze den Rest ihres Lebens psychologische Probleme haben oder gar das Leben verlieren.“ –
Als selbst Betroffener sage ich eben nicht, daß das alles „nicht so schlimm“ sei. Vielmehr kann es Menschen unberechenbar quälen, wenn sie von klein auf bis ins persönlichste intime Leben mit religiösen Ideologien indoktriniert werden. Der Kommentator auf queer.de besitzt mehr Mitgefühl und Menschlichkeit als die halbe katholische Kirche.
akinom
Ich habe die schockierende Nachricht über den Anschlag – und ich glaube, dass es einer war – aus einer anderen Perspektive betrachtet:
Wir haben glücklicher Weise einen grenzenlos gnädigen und grenzenlos gerechten Richter, der diese Gegensätze in sich vereinigt, wie keiner sonst. IHM können wir getrost alle Verurteilungen von MENSCHEN überlassen, was ungeheuer entlastet und befreit. Das schließt aber nicht aus, Urteile über verbrecherische HANDLUNGEN zu fällen und Verbrechen Verbrechen zu nennen. Und das wiederum erfordert Mut und Standfestigkeit. Aber differenzieren zwischen Tat und Täter kann wohl nur der Glaubende.
Unsere Waffe ist nicht Zündeln und Brandstiftung. Es ist das Gebet und das Opfer. Diese Waffe ist scharf. Auch wenn aller Anschein dagegen spricht, muß es heißen: „Beten hilft!“ und nicht resignierend: „Da hilft nur noch beten!“
Nehmen wir die Brandstifter und ihre tapferen Opfer ohne Unterlass vertrauensvoll ins Gebet. Es richtet sich ja an den, der immer das letzte Wort hat, auch wenn SEINE Mühlen langsam mahlen.
Margret Biechele
Der Brandanschlag auf das Firmengebäude von Josef v. Beverfoerde offenbart
von neuem die kriminelle Energie von sogenannten „Autonomen“, die längst
widerlegten Ideologien des Marxismus-Leninismus nachlaufen und die Einseitigkeit
der meisten Medien und Journalisten, die alle Attacken von linken Terroristen
beschönigen oder totschweigen. Es ist vor allen Dingen ein Kampf gegen das
Christentum und den Schutz des Lebens und letztendlich gegen Gott!
Diesen Kampf werden sie aber verlieren, denn Gott bleibt der Herr der Welt!
Lassen wir uns daher nicht einschüchtern, Gott ist mit uns!
Marco Gallina
Und es bleibt nicht dabei… nunmehr werden wohl auch „konservativ-katholische“ Blogger bedroht, wenn sie diese Taten ganz offen benennen. Siehe Jobo72 (Josef Bordat). Da bekommt man ein sehr unheimliches Gefühl, wo die Reise noch hingehen mag, stehen wir doch erst an ihrem Anfang.
Peter Friedrich
Die Mordquote des rechten Terrors in Deutschland ist seit der Wiedervereinigung meines Wissens nach um Faktor 60 größer als durch Linksextremisten.
Daß es hier zur „physischen Vernichtung“ von Personen durch linke Gruppierungen kommen soll, wie Josef Bordat befürchtet, ist gerade nicht mein Eindruck.
Es sind und bleiben weit überwiegend rechtsextreme Täter, die tatsächlich Menschen abschlachten oder die in kurzer Zeit dutzende z. T. lebensgefährliche Brandanschläge auf Flüchtlingsheime verübt haben (und nicht auf alte PKW im Schuppen).
Auch dies hier treibt schrill eine Denkweise nur auf die Spitze, die mir unterschwellig in einschlägigen „rechten“ Kreisen weit verbreitet erscheint: http://www.queer.de/detail.php?article_id=24068
Der Abscheu gegen homophobe Aktivisten ist also nicht unverständlich. Dieser Tage ist beispielsweise Osteuropa ein junger Mann verstorben, der letztes Jahr bei einer homophoben Attacke derartig schwer verletzt wurde, daß ihm Teile des Gehirns herausoperiert werden mußten. Er lag dann bis zu seinem Tod im Koma. Immer wieder passieren mehr oder minder schwere Gewalttaten dieser Art, sie werden im konservativen Milieu allermeistens totgeschwiegen.
Wir brauchen letztlich einen Gewaltabbau auf allen Seiten, wozu auch ein Abbau psychischer Gewalt im Zuge religiöser Morallehren gehört.
Gruß
Marco Gallina
Welche Quelle ziehen Sie für die 60-fache Tötungsquote in Deutschland heran? Nach der offiziellen Kriminalstatistik des Bundes gab es 75 Tötungsdelikte in den letzten 25 Jahren, von denen die Mehrzahl in den Jahren 90-93 anzusiedeln ist. Dass ich der erheblich höheren Statistik der Antonio Amadeu Stiftung nicht über den Weg traue, die aber überall im Internet leicht verändert kursiert, ist hoffentlich nachvollziehbar (und das nicht nur wegen der Geschichte um den Mordaufruf gegen Roger Köppel).
Ich will damit nicht die Ermordeten relativieren, oder gar einzelne gegeneinander aufwiegen. Dennoch habe ich Zweifel, ob solche Zahlen wie „60-fach“ als Beleg dafür dienen können, dass die „Rechten“ hier eine unsachgemäße Opferrolle spielten, um diese Morde kleinzureden und sich selbst aufs höhere Podest zu stellen.
Ich finde es daher schon etwas delikat, Josef Borat gegenüber zu sagen „ist alles nicht so“, wenn der einen Drohbrief erhält und dann Verniedlichungen im „konservativen“ Lager zu insinuieren, nachdem es allein in den letzten zehn Tagen bereits mehrfachen zu Vorfällen kam, die das Inbrandsetzen von Privateigentum Andersdenkender zum Ziel hatte. Herr Borat lebt zudem in einem Mehrfamilienhaus, man nimmt also den Schaden Unbeteiligter vorzeitig in Kauf.
Wenn dem Mann dann wirklich etwas passiert, hilft es alles nichts, auf die Opfer von „Homophobie im Osten“ zu zeigen. Sie sagen: dabei kam ein Mann ums Leben, dessen Tod „totgeschwiegen“ wurde. Wenn sie dieses Fass aufmachen wollen, will ich Sie an Folgendes erinnern: nämlich, dass historisch gesehen, wenn man die linksextreme Gewalt erst einmal laufen ließ, diese wahrlich weit erschreckendere Ausmaße annimmt, wenn sie offen von Medien und politischen Kreisen hofiert wird. Der Deutsche Herbst ist glimpflich verlaufen gegen das, was wir in Italien in den „Jahren des Bleis“ hatten (inklusive rechtsextremer Antworten, ob offen oder verdeckt). Und dieselbe Verquickung von Antifa-Sympathie bei Medien und Politikern sehe ich hier in Deutschland als eine Parallele.
Dass dies umgekehrt – nämlich heimliche Unterstützung rechtsextremer Gewalt und Inkaufnahme durch gewisse Kreise – ebenso ausfallen würde, ist mir jedoch völlig unbekannt. Zumindest hat noch kein SPD-Politiker seinen Dank einer rechtsextremen Gruppierung gegenüber ausgesprochen. Und das ist eben das, was Herr Hohnekamp richtigerweise als „Messen mit zweierlei Maß“ anspricht – nämlich die Salonfähigkeit der einen Ideologie zugunsten der anderen.
„Bis einer weint“, wie man im Kindergarten sagte. Und dabei ist es mir herzlich egal, ob es zuletzt von den Braunen oder Roten ausgeht.
Peter Friedrich
Zitat: „…Sie sagen: dabei kam ein Mann ums Leben, dessen Tod „totgeschwiegen“ wurde. …“
Zitat: „…Der Abscheu gegen homophobe Aktivisten ist also nicht unverständlich. Dieser Tage ist beispielsweise Osteuropa ein junger Mann verstorben, der letztes Jahr bei einer homophoben Attacke derartig schwer verletzt wurde, daß ihm Teile des Gehirns herausoperiert werden mußten. Er lag dann bis zu seinem Tod im Koma. Immer wieder passieren mehr oder minder schwere Gewalttaten dieser Art, sie werden im konservativen Milieu allermeistens totgeschwiegen. …“
Wenn Sie nicht wollen, wollen Sie eben nicht.
Theodreds Schicksal
„Die Mordquote des rechten Terrors in Deutschland ist seit der Wiedervereinigung meines Wissens nach um Faktor 60 größer als durch Linksextremisten.“
Komisch. Als die Familienministerin die Gelder für den Kampf gegen Linksradikalismus stricht, hat sie ähnlich argumentiert – nur um eine Woche später im entsprechenden Bericht lesen zu müssen, dass der einzige politische Mord des Jahres ein linksradikaler war.
Die Legende von den 60fach höheren Morden hinkt an zwei Problemen: der Definition und den erfassenden. So hat die Polizei bis vor zwei Jahren knapp um die 120 Morde (im weitesten Sinne) rechtsradikaler Gesinnung erfasst, während entsprechende linke Beobachtungsstellen mit über 180 aufwarteten. Das dabei auch Opfer von Schlägereien, ungeklärte Taten und Unfallopfer mit in die Statistik fielen – uninteressant.
Umgekehrt ist die Zahl „klein“ – doch hier fällt auf, dass Mord streng definiert wird. Junge Männer die sich in Strassenschlägereien eine tödliche Verletzung abholten zählen hier nicht dazu – wie im umgekehrten Fall.
Im allgemeinen gilt: ein Hakenkreuz an eine Wand zu schmieren taucht (zu Recht) in der Statistik auf – Autos in Brand zu setzen wird eher diskutiert als dokumentiert. Könnte ja auch einen völlig anderen Hintergrund haben – und Stalin öffentlich zu huldigen oder seine Taten zu rechtfertigen, wie Frau Wagenknecht es tat, das ist sogar völlig legitim.
Und nur damit wir uns richtig verstehen: der Kampf gegen Rechts ist wichtig und richtig, ihre Taten unentschuldbar. Nur sollte der Rechtsstaat dies unternehmen und nicht ausgerechnet die AntiFa, die zugleich auch noch Hauptzeuge sein soll für Statistiken und Geschehnisse.
Wenn der Vorsitzende des Verbandes der Kriminalbeamten ein Interview gibt und sagt, dass die AfD viel zu auffallend Rechts- und Verfassungstreu sei, darum neue Gesetze zur Überwachung dieser Prtei geschaffen werden, während der Verfassungsschutz von der Politik ein Verbot erhält die SED Nachfolgepartei zu überwachen, deren Mitglieder in vielerlei Weise auffällig wurden (Stichwort durchfließen von Polizeiketten, Mißachtung fremdländischer Gesetze etc), dann ist das eine ebenso große Aussage, wie die Ignoranz gegenüber der dramatisch steigenden Zahl linksradikaler Übergriffe – bspw. auf Kirchen, Priester u.a.
Die gibt es wirklich, und es entsetzt mich, dass sie nach einer Drohung von genau dieser Seite sich hinstellen und sagen: alles halb so wild, kein Grund zur Aufregung.
Andreas
Wer Gewalt gegen Menschen als „nicht unverständlich“ bezeichnet, offenbart sein wahres Denken, das offensichtlich von Hass geleitet wird. Ich brauche kein Christ zu sein, um den Weg in den Abgrund darin zu erkennen.