Das katholische Bloggertreffen (kurz #kbt15) im Essener Kardinal-Hengsbach-Haus zeigt die Lebendigkeit der Blogoezese – allen Anfeindungen zum Trotz.
„Rechtskatholiken mit ungebremsten Sendungsbewusstein formieren sich“ – eigentlich hatte ich geplant, diesen Titel für den Beitrag zu verwenden, hatte aber befürchtet, dass diejenigen, die nicht dabei waren, nach diesen Worten ohnmächtig vom Stuhl fallen. Und trotzdem wäre diese etwas polemische Zusammenfassung gar nicht mal weit entfernt von der Wahrheit. Aber eins nach dem anderen …
Rund 20 Blogger haben am seit drei Jahren stattfindenden jährlichen Treffen der sogenannten „Blogoezese“ in Essen teilgenommen, und wenn man etwas feststellen kann, dann wohl, dass diese Bloggergemeinschaft kein einheitlicher Verein sondern eher ein loser Zusammenschluss in etwa gleichgesinnter Katholiken ist, deren wesentliche Gemeinsamkeit vor allem darin besteht, dass sie über katholische Themen bloggen. Wie sie das tun, mit welchem Ziel, mit welchen Mitteln und welchem persönlichen Anspruch, da klaffen deutliche Unterschiede. Das soll aber keine Kritik sein, eher eine immer wieder freudig gemachte Feststellung: Die Blogoezese ist bunt und man kann vieles von ihr sagen, aber nicht, dass man sie alle über einen Leisten schlagen kann: Alle Altersklassen durchziehend, thematisch von modern bis traditionell, von Katzen-Content bis zu vertieften philosophischen Betrachtungen reichend, mitunter alles unter einem Blog-Dach.
Und trotzdem sind manche Themenstellungen für katholische Blogger ähnlich. Kein Wunder also, dass die gemeinsame Themenfestlegung auf sechs „Bar Camps“ nicht schwer fiel und für jeden ausreichend Diskussionsstoff dabei war. Daran wurde aber auch deutlich, wie unterschiedlich die Blogs doch agieren: Da sind diejenigen, die für einen vergleichsweise kleinen Leserkreis individuell zugeschnittene Beiträge schreiben, diejenigen, die einfach drauf los schreiben um sich mitunter auch mal Themen vom Leib zu schreiben, aber auch Blogger, die aus beruflichen Gründen oder privaten Ambitionen eher einen journalistischen Anspruch haben. Neben generellen Themenstellungen wie den Umgang mit der politischen Zuordnung vieler Blogger ins „rechte“ Lager gab es darum auch die Frage nach der Professionalisierung der „Schreibe“.
Zu letzterem Punkt gehörte als Highlight auch ein Impulsvortrag mit anschließender Diskussion von Klaus Kelle, der aus seiner journalistischen Sicht generelle Tipps aber auch Hinweise zu einzelnen Blogs gab. Dazu gehört auch die Notwendigkeit, sich Klarheit darüber zu verschaffen, was man mit seinem Blog überhaupt erreichen will: Wird eine große Leserschaft angestrebt, agiert und schreibt man anders, als wenn man mit einem kleinen, eher persönlichen Leserkreis sehr zufrieden ist. Und was mich betrifft, war es zwar keine Neuigkeit aber immer wieder ein Ansporn: Eine größere Leserschaft, die sich im Zweifel auch mal nur auf den eigenen Blog verirrt, tut sich mit mehr als 8.000 Zeichen pro Artikel eher schwer! Meine Leser sind da also Kummer gewöhnt, aber ich werde versuchen, mich zu bessern!
Natürlich war das Bloggertreffen auch durch die Attentate in Paris überschattet – ich war jedenfalls über Gebetszeiten und eine stille Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus sehr froh, um selbst zur Ruhe zu kommen, aber auch um der Opfer zu gedenken. Selbstverständlich trägt auch die generelle gemeinsame katholische Überzeugung dazu bei, dass solche Treffen in einem guten Geist verlaufen – ich selbst war jedenfalls begeistert von der Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten und Blogansätze, vom intensiven und konstruktiven Austausch und von der allgemeinen Überzeugung, dass jeder der katholischen Blogger in seinem persönlichen Rahmen im Auftrag des Herrn unterwegs ist.
Um einen kürzlich geäußerten Vorwurf aufzugreifen: Eine Verblödung durch Verbloggung konnte ich jedenfalls nicht feststellen. Nun ja, das ist aber natürlich auch nur einen Innenansicht. Und wer meint oder gar hofft, das Thema der „Verbloggung“ würde sich recht bald von selbst erledigen: Die nächsten beiden Treffen sind mit den Standorten Hildesheim und Kevelaer gesichert. Die Blogoezese bleibt!
Claudia Sperlich
Ja, wundervoll war es! Ein definitives Highlight des Jahres – und wenn man das im November sagen kann, will es was heißen.