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  1. akinom

    „Mein Jesus, du stehst vor Pilatus und gibst Zeugnis, in aller Schwäche eines Menschen aber mit den mächtigsten Waffen: Der Liebe und der Wahrheit. Ich frage mich, mit wie viel Liebe du auf Pilatus geschaut hast, der dich befragt, und doch so wenig versteht. Ich bin vermutlich nicht viel besser als er und doch gibst du mir eine Ahnung davon, was Wahrheit und Liebe bedeutet.“

    Es ist ein tief berührendes Gespräch, dieses Gebet des Pilatus, der nicht weiß, dass er betet. Jesus begegnet Menschen stets besonders liebevoll, wenn sie m i t ihm und nicht nur ü b e r ihn sprechen, wenn sie fragen, auch wenn sie seine Antworten (noch) nicht verstehen können, selbst dann, wenn sie sich deshalb schuldig machen….

    In seiner Situation steht Pilatus unglaublich unter Druck, dem er sich nicht gewachsen fühlt, auch wenn sein Herz für diesen König schlägt, den er nicht versteht. Aufgrund seiner Existenzängste wird er ein furchtbares ungerechtes und vernichtendes Urteil sprechen über ihn. Angesichts der sich Karfreitag verfinsternden Sonne, der „schreienden Steine“ und des zerreißenden Tempelvorhangs bleibt ihm nur die hilflose Geste, seine „Hände in Unschuld“ zu waschen…

    Jesus hat aber eine Schwäche und eine ganz besondere Liebe für die Schwachen, besonders für die „Schafe“, die nicht aus dem „Schafstall“ jüdischer Synagogen sind. Deshalb wird er Pilatus – auch wenn die Bibel nicht davon berichtet – sicher noch zu dessen Lebzeiten die Bedeutung seiner Fragen nach Königtum und Wahrheit erkennen lassen und seinen Wunsch erfüllen, sich von Schuld rein zu waschen.

    Jesus hatte ja immer eine Vorliebe für die Fremden, z. B. für die verachteten Leute aus Samarien. Er selber war in den Synagogen auch nicht gern gesehen und ist doch nicht „ausgetreten“, sondern hat das Gesetz in ganzer Konsequenz erfüllt…

    Mir scheint, dass der Heiland heute ganz besonders aus den Quellen der „Pilatusse“ und „Quereinsteiger“ schöpft, die oft sehr lange auf verständliche Antworten auf Fragen nach Wahrheit, Liebe und Königtum sehnsüchtig gewartet haben und sich dabei von Umwegen und Irrtümern nicht haben entmutigen lassen. Möge es ihnen gelingen, den Schriftgelehrten von heute Augen, Herz und Ohren neu zu öffnen!
    Amen.

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