Am Sonntag beginnt die „Heilige Woche“ – das Finale der Fastenzeit und eine gute Gelegenheit zur Rückschau. Darum pausiert der Blog in dieser Woche vollständig.
Da dachte ich, es sei ganz einfach, die Heilige Woche zu definieren, musste mich dann aber anhand der Defintion der Karwoche belehren lassen, dass es so einfach auch wieder nicht ist. In der Tat kann man ja fragen, ob die Karwoche den Palmsonntag schon beinhaltet, und ob sie am Karsamstag am Nachmittag (im säkularen Volksmund auch schon mal gerne „Ostersamstag“ genannt) endet oder doch schon früher … oder erst am Ostersonntagmorgen? Aufklärung bietet jedenfalls kathpedia – dort wird erklärt:Traditionell war mit „Karwoche“ die Zeit vom Palmsonntag bis zum Karsamstag gemeint. Seit der Reform der Karwochenliturgie durch Papst Pius XII. zwischen 1951 und 1956 ist der Sprachgebrauch geändert. Die kirchliche Liturgie spricht seit dem Ordo Hebdomadae Sanctae instauratus (Ordnung der erneuerten Heiligen Woche), der zum Palmsonntag 1956 in Kraft trat, von der Zeit zwischen Palmsonntag bis einschließlich des Ostersonntags als „Heiliger Woche“. Mit „Karwoche“ ist jetzt die Zeit von Palmsonntag bis zur Non des Gründonnerstags gemeint. Daran schließt sich das „Triduum Sacrum“ an, das von der abendlichen Messfeier am Gründonnerstag bis zur Vesper des Ostersonntags dauert. Die Zeit von Ostersonntag bis Pfingstsonntag wird als „Osterzeit“ bezeichnet.
Die Entwicklung von der „Karwoche“ zur „Heiligen Woche“ unter Einbeziehung von Ostern trägt der zentralen Bedeutung des Pascha-Mysteriums, der Einheit von Tod und Auferstehung Christi, Rechnung. Der Tod Jesu ist für die christliche Gemeinde das wahre Pascha-Opfer; das im Pascha geopferte Lamm wird zum Symbol der erlösenden Hingabe Jesu (1 Kor 5,7 EU, Joh 19,36 EU). Dieser theologische Gedanke wurde von dem Maria Laacher Benediktiner Odo Casel wiederentdeckt und vom Zweiten Vatikanischen Konzil in seiner Konstitution Sacrosanctum Concilium (Nr. 102-106) zu einer erneuerten Oster-Theologie entfaltet. Aus Ostern, dem Pascha-Ereignis, erwächst die Kirche. In der Eucharistie wird es vergegenwärtigt, bevorzugt am „Herrentag“, dem Sonntag als „Wochen-Ostern“.
So, das war jetzt was für Feinschmecker – aber ganz kurz gesagt: Die Heilige Woche beinhaltet den Palmsonntag und den Ostersonntag – und damit die spirituell und liturgisch sicher dichteste Zeit des Jahres. In diesen Tagen dem Einzug Jesu in Jerusalem zu gedenken, den Vorbereitungen zum Paschamahl, dem Abendmahl, der Gefangennahme, dem Leiden und Sterben am Kreuz und – als Ziel dieser Tage – die Auferstehung, das ist eigentlich Aufgabe eines jeden Christen. Wenn man es noch schafft, das Geschehen seinen Menschen im Umfeld nahezubringen, wäre es perfekt. Aber wenn ich ehrlich bin: „Die Unwissenden zu lehren“ spare ich mir doch lieber für die anderen Wochen des Jahres auf, in der Heiligen Woche lieber nur auf Nachfrage und selbstverständlich wieder nach Ostern.
Wenn man so will, stellt die Heilige Woche bis Karsamstag das Finale der Fastenzeit dar. Man kann also noch mal einen Blick zurück auf die vergangenen Wochen werfen: Habe ich meine Fastenvorsätze eingehalten? Was war besonders an dieser Zeit? Habe ich die Gelegenheit genutzt, mich mit Jesus zu beschäftigen, mit meinem Verhältnis zu ihm? Habe ich auch die Gelegenheit genutzt, reinen Tisch mit ihm zu machen: War ich zur Beichte? Habe ich in der Fastenzeit gefastet, gebetet und geopfert, wie es Jesus beschrieben hat: Mit der rechten Intention und in einer Weise, die mich selbst durchaus auch mal herausfordert? Ich glaube, man kann dann durchaus auch mal lächelnd auf diese Zeit zurückschauen: Was war das Gute an dieser Zeit, was ist mir gelungen? Wie hat sich meine Beziehung zu Jesus verbessert? Aber es wird sicher auch Dinge geben, die nicht so gelaufen sind, wie ich es mir vorgenommen habe – oder wie es sich der Herr gewünscht hätte. Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen – Gottes Barmherzigkeit, mit der ich mich auf diesem Blog in den vergangenen Wochen intensiv beschäftigt habe, wird mich auffangen. Und wenn ich erkenne, dass ich dieser Barmherzigkeit bedarf, dann ist ein weiterer Schritt auf Gott zu bereits getan.
Wie es Papst em. Benedikt XVI. nach Medienberichten gerade in einem neuen Interviewbuch geäußert hat (zitiert nach Radio Vatikan):
Viele Christen [spürten] auch weiterhin, „dass wir Gnade und Erlösung brauchen“. „Für mich ist die Tatsache, dass der Begriff von der Barmherzigkeit Gottes immer zentraler und dominanter wird, ein Zeichen der Zeit.“ Die Tendenz sei von der heiligen Faustina Kowalska ausgegangen und habe Papst Johannes Paul II. „zutiefst geprägt“. „Papst Franziskus liegt gänzlich auf dieser Linie. Seine pastorale Praxis drückt sich genau durch die Tatsache aus, dass er zu uns kontinuierlich über die Barmherzigkeit Gottes spricht. Es ist die Barmherzigkeit, die uns zu Gott hinbewegt, während seine Gerechtigkeit uns erschreckt. Meiner Meinung nach zeigt das, dass der Mensch von heute unter der Patina der Selbstsicherheit und Selbstgerechtigkeit doch im Tiefsten um seine Wunden und seine Unwürdigkeit im Angesicht Gottes weiß.“
Er halte es daher für „keinen Zufall“, dass das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter „besonders anziehend für die Zeitgenossen“ sei, so der bald 89-jährige Papst Benedikt: Die Menschen von heute hofften offenbar im Innersten, „dass der Samariter ihnen zu Hilfe kommt, sich über sie beugt, Öl auf ihre Wunden gießt, sich um sie kümmert und in Sicherheit bringt“. „Letztlich wissen sie, dass sie die Barmherzigkeit Gottes und sein Feingefühl brauchen. In der Härte der technisierten Welt, in der die Gefühle nichts mehr gelten, wächst doch die Erwartung einer rettenden Liebe, die vorbehaltlos gegeben wird.
Vielleicht ist es eine gute Idee, in dieser Heiligen Woche die obigen Sätze und generell die Gedanken zur Barmherzigkeit zu meditieren, das vom Papst vorgeschlagene Gebet zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit noch mehr zu nutzen und zu bedenken und sich auf diese Weise auf das Osterfest vorzubereiten, das – als unsere christliche Glaubensgrundlage – ein besonderes Zeugnis von der Barmherzigkeit Gottes gibt.
Darum – finaler Fastenvorsatz – verabschiede ich mich für die kommende Woche, melde mich zu oder nach Ostern wieder. Ich wünsche allen Lesern in diesem Sinne eine gesegnete Zeit in der Heiligen Woche! Und freue mich, anschließend wieder „in die Vollen“ zu gehen – es sind schließlich spannende Zeiten „da draußen“.
akinom
Herzlichen Dank, Herr Honekamp für alle Gedanken und Gebete zu denen sie mich nicht nur in der „Österlichen Bußzeit“ angeregt haben. Ich weiß aber nicht, ob ich mich freuen kann auf die „spannenden Zeiten“ „da draußen“. Wir sind ja mitten drin in diesem „da draußen, ob wir wollen oder nicht.
Auch wenn wir wissen, dass Gottes letztes Wort ein ewiges HALLELUA sein wird, so ist es dennoch nicht unrealistisch, dass aus dem HOSIANNA auch heute wieder ein KREUZIGE zu werden droht, die Erde bebt und der Vorhang des Tempels zerreißt. Deshalb gilt es Palmen zu streuen und dem auf einem Esel reitenden König – scheinbar gegen alle Vernunft – zuzujubeln!