5 Comments

  1. Jorge

    Kelles Ausdruck von der „Charakterlosigkeit“ verstehe ich nicht. Sich über Parteigegensätze hinweg zusammenzuschließen, um einen braunen Präsidenten zu verhindern – was ist denn daran charakterlos?
    Erinnert eher an das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Für Katholiken eigtl. ein klarer Sympathieträger, jedenfalls in Deutschland.

    In Österreich war das damals etwas anders, das stimmt natürlich. Dort waren die Landesfarben nicht Schwarz-rot-gold, sondern Rot-weiß-rot, und die Parteifarbe nicht braun, sondern kornblumenblau. Also wie heute.

  2. Echte Demokratie lebt vom Wettbewerb der Personen und Ideen. Wer versucht, diesen Wettbewerb bewußt zu verfälschen, vergeht sich an den Grundfesten der Demokratie. Um das festzustellen, muß man weder Anhänger von FPÖ oder AfD sein.

    Aber die Gesetze des Wettbewerbs werden sich durchsetzen. In der Werbung, in der ich einige Zeit gearbeitet habe, kennt man den Begriff der „Reaktanz“, das heißt, die Menschen reagieren mit einer Art Trotz, wenn sie immer und immer wieder mit den gleichen Dingen penetriert werden. Konkret: Je mehr man stereotyp auf FPÖ und AfD herumhackt, je mehr die immer gleichen Phrasen vom „Zusammenstehen der Demokraten“ und den „breiten Bündnissen“ gegen rechts gedroschen werden – irgendwann haben die Menschen die Schnauze voll davon.

    Da sie die Grundprinzipien des demokratischen Wettbewerbs nicht verstehen (wollen) sind Figuren wie Schulz, Gabriel und Stegner die besten Wahlhelfer von AfD und FPÖ.

    • Jorge

      Wahlpsychologisch betrachtet mag das ja stimmen. Man kennt das ja auch aus der Kindererziehung, da nennt man das „Trotzreaktion“.

      Nur dürften sich alle Eltern, ob sie jetzt geschickte oder eher ungeschickte Erzieher sind, darüber einig sein, dass solche Trotzreaktionen ärgerlich und eher störend sind und sich das Kind damit normalerweise keinen Gefallen tut. So ähnlich wäre das dann ja auch beim trotzigen Wahlvolk.
      Außerdem ist es natürlich auch etwas heikel, Wähler mit Kindern zu vergleichen. Nicht umsonst dürfen ja nur Erwachsene wählen.

      Jedenfalls ist diese „Rektanz“ irrational, also ein Störfaktor für das reibungslose Funktionieren der idealen Demokratie, das kann man glaube ich festhalten.
      Das Wahlvolk handelt bewusst irrational und wählt einen Schurken zum Präsidenten, nicht weil es den Schurken will, sondern weil es den anderen Kandidaten einen Denkzettel verpassen will. Eine dumme Sache.

      Als Demokratiebefürworter sollte man sich eigentlich über solche Systemstörungen ärgern und/oder schauen, wie sich sowas am besten vermeiden oder überwinden lässt.
      Bei Statements wie denen von Dr. Michael Müller hört man nun aber eine gewisse klammheimliche Freude heraus.
      Also sie bedauern nicht, dass es solche Störungen geben könnte, die in der Wahl eines Schurken resultieren, sondern sie finden das auch noch irgendwie klasse, das sowas passiert. Sowas ist natürlich noch dümmer.
      Entweder freuen sich solche Leute am Niedergang der Demokratie (sind also vielleicht Feinde der Demokratie) oder sie durchschauen das Verhalten des Wahlvolkes nicht als kindisch (denken also vielleicht selbst kindisch oder irrational). Beides keine schmeichelhaften Einordnungen für Akademiker. Noch unschmeichelhafter wäre es natürlich, wenn sie den Schurken vielleicht gar nicht als Schurken erkennen der evtl. tatsächlich einen bösen Präsidenten haben wollen, weil sie sich etwas davon versprechen.

      In Deutschland hat das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold nichts genützt und das Wahlvolk hat am Ende trotzdem, ob aus Trotz oder aus Überzeugung sei dahingestellt, den Schurken gewählt.
      Deshalb haben sich die Väter des Grundgesetzes etwas einfallen lassen, um so etwas in Zukunft zu verhindern. Ob diese Mechanismen wenigsten in Deutschland funktionieren, wird sich erweisen. Wenn die Mehrheit des deutschen Volkes denkt wie Dr. Michael Müller und die Wahl des Schurken heimlich gut findet und innerlich feiert (sei es aus Trotz oder aus Überzeugung), bin ich eher skeptisch. Der Volks- oder Mehrheitswille funktioniert als Machtfaktor ja durchaus auch abseits der demokratischen Spielregeln, wenn auch chaotischer. Da kommen auch die Ideen der Väter des Grundgesetzes schlecht gegen an.

      Etwas vielversprechender wäre vielleicht, es mit Rationalität zu versuchen. Rational gesehen kann es ja keiner sinnvoll finden, wenn unvernünftige und bösartige Schurken in die politischen Entscheidungsgremien gewählt werden. Man findet das halt nur solange toll oder spannend, wie man in dieser kindischen Trotzreaktion („Rektanz“) steckt. Nachher sieht man dann wohl ein, dass es dumm war, aber das ist natürlich mit schmerzhaften Lernprozessen verknüpft und oft ist es hinterher zu spät.

    • The Mo

      Wer von „unvernünftigen und bösartigen Schurken“ redet und damit FPÖ oder AfD meint, zeigt damit, dass er sich noch nicht von der Matrix der Pseudodemokraten emanzipiert hat.

  3. Hans

    Sie schreiben: „Hier wird die Wahl aber zu einem Lackmustest der Politik: Sind etablierte Parteien in einem Land bereit, wenigstens auf dieser Ebene den Wählerwillen zu erfüllen, oder setzt man … alles daran, eine politische Kraft, die die relative Mehrheit bereits errungen hat, zu unterdrücken?“
    Wie ist das zu verstehen? WIE sollen die etablierten Parteien den Wählerwillen erfüllen? MÜSSEN die bisherigen Wähler ÖVP/SPÖ Hofer wählen, damit der Wählerwille erfüllt wird oder wie? Und falls es von denen jemand wagen sollte nicht Hofer zu wählen, ist der Wählerwille nicht erfüllt? Ihre Logik kapier ich nicht. Dann brauchts doch überhaupt keinen zweiten Wahlgang. Was für sonderliche Gedanken Ihnen kommen, wenn Ihr Kandidat evtl. nicht gewinnnen könnte. Wenn Hofer & FPÖ auch so denken, dann ist’s wohl bald vorbei mit demokratische Wahlen. Scheint jedoch bei Radikalen links wie rechts inzwischen Konsens zu sein…

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