5 Comments

  1. Nepomuk

    Interessant.

    Nun, ein paar Bemerkungen:

    1. Ich halte Fronleichnam trotz des Alleluja nach dem Panem-de-coelo und trotz des Anknüpfens an den Gründonnerstag eigentlich nicht für ein österliches Fest, sondern sogar für das schlechthinnige Jahreskreisfest. Und fast eher weihnachtlich als österlich (daher das mit der Menschwerdung, und daher ganz-ganz früher mal die Weihnachtspräfation).

    2. Ich bin zwar generell dagegen, die als quasiverpflichtend zu behandeln, die nicht verpflichtend sind… aber das Teilnehmen an der Fronleichnamsprozession, soweit möglich, gehört in der Tat zu den paar Dingen, die in so eine Kategorie ganz gut passen würden. (Ähnlich z. B. die Osterbeichte für solche, die im Jahr davor nicht schwer gesündigt haben; die Weihnachtsbeichte; die Teilnahme an doch wenigstens einem weiteren Gottesdienst zum österlichen Triduum zusätzlich zur Sonntagspflicht oder einem Karfreitagskreuzweg; das Besuchen einer Maiandacht im Jahr; vielleicht auch der Kirchbesuch an den „dispensierten gebotenen Feiertagen“ wie Maria Immaculata; usw.)

    3. In der Volksfrömmigkeit ist in der Tat Fronleichnam fast schon das katholische Fest schlechthin (Oswald Spengler nennt, mehr auf die Gefühlswelt als auf den Inhalt schauend versteht sich, Fronleichnam, nicht Ostern und nicht einmal Weihnachten, das Hauptfest der katholischen Kirche)… Und es ist wunderschön triumphal und auch legitim seit langem wunderbar mit dem Thema „streitende Kirche“ assoziiert – was wäre eine Fronleichnamsprozession ohne das Lied vom Haus voll Glorie? – das kann durchaus so bleiben. Und die Kirche hat natürlich Gegner, daran beißt keine Maus einen Faden ab.

    Auch die Säkularisierung der Gesellschaft ist ein solcher Gegner.

    Vor allem aber hat sie Mitglieder, die auch nur Menschen sind, d. h. man muß sie, wenn sie schon gegen Gegner kämpfen müssen (daß die Waffen geistig sind, spielt keine Rolle), auch menschlich zusammenschweißen. Nicht ohne Grund drillen unsere weltlichen Armeen immer noch im Bereich Formaldienst und Marsch-im-Gleichschritt: wer eine acies bene ordinata sein will, muß sich zusammengehörig fühlen.

    Und welches Fest wäre dafür besser geeignet, als das, an dem der Festinhalt ohnehin das Sakrament der Eucharistie ist, welches uns nährt und aufbaut und zum mystischen Leib Christi zusammenfügt. („Ohne Mampf kein Kampf und ohne Verpflegung keine Bewegung.“)

    4. Bei welcher Fronleichnamsprozession gibt es denn versteinerte Gesichter? Also von hochsommerlicher Hitze vielleicht mal abgesehen?

    5. Es geht mir hier jetzt nicht um Kinder… wenn auch bis jetzt die allermeisten Erstkommunikanten die üblichen ein bis eineinhalb (Stadtfronleichnam in sehr großen Städten zwei – zweieinhalb? wirklich?) Stunden in langsamem durchhalten… was die Sonne betrifft: Käppis können da wohl viel helfen…

    Aber allgemein (wie gesagt, nicht bei kleinen Kindern jetzt – aber durchaus bei zehnjährigen Buben): natürlich mag das ein Opfer sein; aber das läßt doch den Gesichtspunkt außer acht, daß es Spaß macht, so ein Opfer darzubringen.

    Es macht doch Spaß, in der Hitze vor oder hinter dem Allerheiligsten herzulaufen, den Eucharistischen Segen „abzustauben“ und hernach, auch ein bißchen zur Belohnung, zwei, drei Weißwürste zu essen und ein Weißbier zu trinken (also die zehnjährigen Buben eine Apfelschorle).

    Wenn zu Fronleichnam das Weltliche (neben der direkten Feier des allerheiligsten Sakraments) ganz besonders seinen Platz hat, weil sich der Herr in Weltliche gestalt kleidet, um uns zu nähren (Fronleichnam ist bei weitem „diesseitiger“ als z. B. Ostern oder Verklärung), dann warum neben dem Fest nicht auch – der Sport.

    Und Sport macht man schließlich, auch wenn das in Zeiten der Fitneß-Apps nicht mehr so gegenwärtig ist, weil er einem Spaß macht.

    • Papsttreuer

      Ein bisschen verspätet mein Dank für den Kommentar, den ich nicht als Widerspruch sondern als Ergänzung betrachte: Freude am Glauben soll Fronleichnam auch ausstrahlen – da sind wir uns sicher einig!
      Gottes Segen für Sie!

  2. Dieter Schrader

    Ein befreundeter ev. Pfarrer aus einer ostdeutschen Großstadt und sein katholischer Amtsbruder – mit beiden bin ich befreundet- berichteten mir von einer gemeinsamen Fronleichnam-Prozession auf einem Platz jener Großstadt, der „Platz der Einheit “ hieß. Was für ein wunderbares Symbol. In persönlichen Zeugnissen berichteten die ev.Christen, was ihnen die Bibel bedeutete und die kath. Christen was ihnen die hl.Eucharistie bedeutete. Hier wurde praktiziert, wie ein rein katholisches Fest etwas zur Einheit der Christen beitragen kann, ohne die jeweils wichtigen Glaubensinhalte des anderen unwichtig erscheinen zu lassen.
    Es war eine Initiative der beiden befreundeten Geistlichen, die wahrscheinlich ein Unikat geblieben ist. Dennoch der Versuch war es allemal wert.

  3. Lehrer Lämpel

    Ich fand auch gut, dass Bibel.tv den vom Dom-Radio gesendezen Fronleichnams-Gottesdienst vor dem Kölner Dom, zelebriert auf einem Flüchtlingsboot als Altar und mit einer wirklich sehr hörenswerten Predigt von Kardinal Woelki, übertrug.
    Auch das eine schöne ökumenische Geste.

  4. akinom

    „Seid ihr das Salz der Erde?“ hatten ’68er am Rande der Fronleichnamsprozession – wie ich mich erinnere – in Würzburg plakatiert und skandiert und so den Teilnehmern Hochmut und Überheblichkeit unterstellt.

    Mein Vater hatte von den braunen Machthabern in den 30er Jahren Berufsverbot bekommen, weil er als Schriftleiter in einer kleinen Cicero-Meldung öffentlich gemacht hatte, dass eine mutige Frau Anzeige erstattet hatte gegen SA- oder SS-Leute, die bei einer Fronleichnamsprozession randaliert und gewütet hatten…

    Diese Zeitzeugnisse wollen auf die Brisanz der „wunderbaren Brotvermehrung“ des Gründonnerstag aufmerksam machen, dessen Preis immer auch das Kreuz ist, unabhängig von aller Freude bei Groß und Klein, die es zu erhalten und zu mehren gilt.

    Ja: „Weniger wäre manchmal mehr!“ Aber das Motto: „Wir glauben alle ohnehin nicht mehr. Dann können wir das auch gemeinsam tun!“ ist ganz sicher viel zu wenig bei Fronleichnamsprozessionen, Katholikentagen und anderswo! Hoffnung machen dagegen Sucher und Quereinsteiger aus den anderen „Schafställen“ Jesu Christi! Schaffen wir besonders auch für sie eine Willkommenskultur ohne Vorbedingungen!

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