Mission ist keine Option sondern ein Auftrag. Aber bin ich bereit, etwas dafür zu tun – Wände oder Decken zu durchbrechen?

By ChJ95 (Own work) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)]
Menschen zu Christus führen
Ich selber habe den Missionsauftrag für mich übersetzt als den Auftrag, Menschen zu Christus zu führen. Das ist es, was einen Christen umtreiben sollte, und was den Maßstab auch seines Lebens darstellen sollte: Führt mein Leben, mein Reden und Handeln andere Menschen zu Christus? Oder umgekehrt: Schreckt etwas, was ich sage oder tue, Menschen von Christus ab? Letztere Frage ist zweischneidig, weil natürlich die Botschaft Jesu keine bequeme ist, und wer sich von einem unbequemen Christentum abgeschreckt sieht, den werden manche Dinge von Christus fernhalten, aus eigenem Antrieb. Dann kommt es auf Überzeugungskraft an und darauf, deutlich zu machen, weshalb die eine oder andere Mühe, warum das Kreuz notwendig und auch am Ende gut ist.
Was machen andere?
Das alles bleibt aber immer noch im ungefähren. Vor diesem Hintergrund kann man das heutige (13.10.17) Evangelium lesen:
Als Jesus einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab.
Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause!
Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.
Sie können nicht anders
Natürlich sagt dieses Evangelium auch eine Menge über Jesus. Erstaunlich ist aber das Verhalten der Freunde des Gelähmten. Sie bringen den Mann zu Jesus, weil sie fest daran glauben, dass der ihnen helfen wird. „Als Jesus ihren Glauben sah …“ heißt es, und damit sind eben auch diese Freunde gemeint. Sie behalten ihren Glauben eben nicht einfach nur für sich, sondern sehen, dass er Auswirkungen hat, haben muss. Sie können gar nicht anders, als ihren Freund zu Jesus bringen, und als sie merken, dass sie nicht durchkommen, durchschlagen sie eben das Dach.
Es ist wohl klar, worauf ich damit hinaus will: Tue ich tatsächlich alles, um zumindest meine Freunde zu Christus zu führen? Geschweige denn „alle Geschöpfe“, wie Christus seinen Auftrag formuliert hat?
Mission: Übertrieben oder viel zu wenig?
Wenn Sie so ticken wie ich, ist Ihnen „übertriebene“ Mission irgendwie unangenehm. Vielleicht machen Sie keinen Hehl aus Ihrem Glauben, vielleicht sprechen Sie auch mit Menschen, die sich dafür interessieren darüber. Aber diese Männer sind auf ein Dach geklettert, haben es abgedeckt und die Decke durchschlagen. und kann ich von mir sagen, dass ich Dächer abgedeckt und Decken durchschlagen habe, um Menschen zu Christus zu bringen – und was ist das Pendent dazu in meinem Leben?
Ich gebe zu, ich habe Hemmungen, das zu tief zu beschreiben, denn ich könnte ziemlich schlecht dabei weg kommen. Aber lade ich zum Beispiel Menschen ein, am Sonntag die Messe zu besuchen, statt auszuschlafen oder zum Fußballtraining zu gehen? Oder habe ich Hemmungen, weil ich mir wie eine Spaßbremse vorkäme? Gehe ich in den „Clinch“ mit Menschen, die den Glauben lächerlich machen und damit andere zu überzeugen drohen. Oder bin ich um des lieben Friedens Willen lieber zurückhaltend? Stehe ich auf, wenn es unter Kollegen, Bekannten mal wieder gegen Kirchens geht? Und immer wieder: Wie gehe ich – im Vergleich zu den Männern im heutigen Evangelium – mit meinen Freunden um? Treibt es mich um, wenn sie nicht zu Christus finden? Und was tue ich dafür, dass die Decke durchbrochen wird?
Jeder kann die Frage natürlich nur für sich selbst beantworten. Aber mir scheint bei mir selbst und ganz generell beim Blick in die Kirche: Im Bemühen um Mission ist mindestens noch Luft nach oben.
Franz-Peter Dohmen
Danke für diesen Beitrag, Herr Honekamp. Ihre Überlegungen sprechen vermutlich nicht nur mir aus dem Herzen. Nachdem ich mich immer schwer damit getan habe, mein Christsein im Alltag zu bekennen oder womöglich zu versuchen, andere für das Christentum zu begeistern, waren es aktuell die Muslime, die mich gelehrt haben, dass man sein Bekenntnis sehr wohl offen in das tägliche Leben holen kann.
Da der Islam inzwischen sogar recht aggressiv Respekt und Gehör fordert und gleichzeitig der (atheistische) Humanismus sich zur verbindlichen „Leitkultur“ aufschwingt, sollten auch bei uns alle Dämme brechen. Lasst uns unser Christentum bekennen, Forderungen an die Gesellschaft stellen und zeigen, dass die jüdisch-christlichen Werte denen der anderen nicht bloß ebenbürtig sind (Beispiel: Solidarität vs Nächstenliebe).
Lehrer Lämpel
Nun, die Freunde des Gelähmten im Evangelium haben doch gewiß in Übereinstimmung mit dessen Willen gehandelt. Ich bin mir ganz sicher, dass der Gelähmte unbedingt zu Christus wollte und nicht etwa von seinen Freunden passiv oder gar gegen seinen Willen zum Herrn gebracht wurde.
Mit dem christlichen Bekenntnis im Alltag in einem gleichgültigen, spöttischen oder gar religionsfeindlichen Umfeld habe auch ich mich schwer getan – und mein auf mangelnder Zivilcourage beruhendes Versagen auch wiederholt gebeichtet.
Etwas können wir aber auf jeden Fall, und das sollte keinesfalls etwa abgewertet oder gering geachtet werden:
Wir können für die anderen Menschen beten!
Ein Gebet vom Herrn selbst der hl. Schwester Faustyna Kowalska zur Bekehrung von Sündern anempfohlen ist:
„O Blut und Wasser aus dem Herzen Jesu als Quelle der Barmherzigkeit für uns entströmt – ich vertraue auf dich!“
Mir ist dieses aus Faustynas Tagebuch bekannt gewordene Gebet sehr wertvoll und teuer geworden – ich wende es seit längerem für einige mir etwas bedeutende Menschen als Bitte um Bekehrung derselben an.