Die Erstkommunion ist „überstanden“? Und welches Kind ist schon mit Freude nach vorne gegangen und hat gerufen „Es ist der Herr!“?

Erscheinung am See Tiberias (Codex Egberti, gemeinfrei)
Der Maifeiertag hat die Veröffentlichung dieses Beitrags ein wenig verzögert. Da aber am vergangenen Sonntag in unserer Gemeinde mein „Lieblingsevangelium“ (Johannes 21,1-14) vorgetragen wurde (liturgisch nicht ganz korrekt), hoffe ich, trotzdem noch auf Interesse zu stoßen. Wenn ich ehrlich bin, war ich früher bei der Erscheinung Jesu am See von Tiberias (oder Genezareth) eher zurückhaltend. Nicht weil ich es nicht glauben würde, aber die Geschichte hat mich nie richtig gepackt, bis ich dazu eine Meditation eines amerikanischen Freikirchlers, John Eldregde, gelesen habe. Dann allerdings wird daraus ein ganz anderes Bild: Von der Frustration der Jünger, die nun eben wieder ihrer alten Beschäftigung nachgehen, zum Zusammentreffen mit dem noch unerkannten auferstandenen Jesus, zum Fischfang, der das Boot fast überfordert, bis zum Ausspruch des Johannes: „Es ist der Herr!“
Frömmigkeit gegen kindliche Albernheit
Ab da ist kein Halten mehr, vor allem für Petrus, der ins Wasser springt, um Jesus zu erreichen. Wie muss man sich dann wohl die Szene vorzustellen haben, wenn die Jünger Jesus endlich sehen und erkennen? Ehrfurchtsvoll? Vielleicht. Zurückhaltend fromm? Eher nicht. Unbändige Freude? Sicher! Ich jedenfalls habe ein Bild vor Augen von Männern, die herzhaft in den schmackhaften Fisch beißen, die mit ihrem lieben Jesus über alte Zeiten sprechen, auch darüber, wie es nun weiter gegen soll. Unbändige Freude, Ausgelassenheit, vielleicht sogar kindliche Albernheit ist, was ich mit dieser Szene verbinde. So fragt sich John Eldredge, woher der Evangelist eigentlich weiß, dass es sich um hundertdreiundfünfzig Fische gehandelt hat?
Er entwirft ein Bild, in dem sie sich fragen, wie viele Fische es wohl gewesen sein mögen und sie tatsächlich anfangen, die glitschigen Fische zu zählen, was ein ziemliches Durcheinander gewesen sein muss. Und sie kommen immer wieder zu unterschiedlichen Zahlen, bis Jesus endlich mit einem Augenzwinkern „hundertdreiundfünfzig“ sagt. Und die Jünger sich lachend wieder zu ihm setzen: „Er muss es ja wissen!“ Ja, so mag ich mir die Szene am See von Tiberias vorstellen; und ich bin dann immer ein wenig neidisch, nicht dabei gewesen zu sein. Wer wünschte sich nicht, Jesus zu Lebzeiten kennengelernt zu haben? Und wer hat sich noch nicht Gedanken gemacht, bei welcher Begebenheit er besonders gerne Zeuge gewesen wäre? Da gibt es auch wichtigere Momente … aber dieser hier wird ganz sicher unterschätzt!
Erstkommunion
Am vergangenen und vorvergangenen Sonntag wurde aber auch in den katholischen Gemeinden Erstkommunion gefeiert. Blogger- und GermanZ-Kolumnenkollege Peter Winnemöller hat dazu einen lesenswerten Beitrag geschrieben, der das Elend dieses „Events“ in Deutschland vor Augen führt („Wenn die Erstkommunion zugleich die Letzkommunion ist“). Er macht darin auch Vorschläge, wie es besser gehen könnte. Was aber wäre das Zeichen, dass die Erstkommunion wirklich ein wesentliches Ereignis im Leben der Kinder und der Gemeinde wäre? Vielleicht, dass die Kinder bei der Wandlung, nach den Wandlungsworten, beim Klingeln sagen „Es ist der Herr!“? Dass sie auch an den kommenden Sonntagen die Messe besuchen und voller Freude darauf warten, endlich wieder den Leib Christi empfangen zu dürfen?
Unsere vierjährige Tochter sagt ab und zu bei der Wandlung, wenn sie die Schellen klingeln hört „Jetzt kommt Jesus!“. Ich bin nicht sicher, ob sie wirklich realisiert, wie nah sie damit an der Realität ist, aber das Lächeln der Menschen um uns herum, wenn sie das mitkriegen, mein eigenes Lächeln, zeigt mir, dass auch mir dieses Gefühl der unbändigen Freude über die Kommunion nur zu leicht abhandenkommt. „Es ist der Herr!“ ist das, was sie eigentlich sagt, und wieso stürmt eigentlich niemand nach vorne um den Herrn zu empfangen? Ich will über keine selbst gewählte Frömmigkeit urteilen, aber müsste die lange Schlange zur Kommunionausgabe nicht eine Prozession der Freude sein statt eines Abwartens mit leicht zur Seite geneigtem Kopf?
Die Freude, den Herrn zu empfangen
Ich hoffe, dass die Kinder, die in den vergangenen Wochen die Erstkommunion empfangen haben, in den Katechesen wenigstens eine Ahnung davon bekommen haben, um was es da vorne im Altarraum geht. Die nach der Erstkommunion wieder deutlich geleerten Reihen machen mich nachdenklich und skeptisch – aber als katholische Eltern sind wir selbst verantwortlich, diese Freude unseren Kindern nahezubringen. „Es ist der Herr!“ können wir ihnen auch zurufen (oder wenigstens -flüstern), damit sie schon frühzeitig verstehen, welche Freude sie haben dürfen, den Herrn zu empfangen. Was wohl auch darüber hinwegtrösten sollte, am See von Tiberias nicht dabei gewesen zu sein.
Konrad Kugler
Sehr geehrter Herr Kelle,
ich wünsche Ihrer Tochter die Gnaden, die ich empfangen habe. Seit der ersten Klasse Volksschule glaube ich an die Schöpfung von Universum und Leben durch den Allmächtigen Gott, seit meiner Erstkommunion an die leibliche Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament. Weder der Geist des Konzils, noch die 68er konnten
Leiten Sie ihr Töchterlein rechtzeitig dazu an, um die rechte Berufs- und Standeswahl zu beten. Das habe ich versäumt.
Konrad Kugler
Nachtrag: Weder die 68er, noch der Geist des Konzils konnten mir einen Schepper beibringen, keine Ideologie mich überrumpeln. Dank sei Gott.
Gerd
„Unsere vierjährige Tochter sagt ab und zu bei der Wandlung, wenn sie die Schellen klingeln hört „Jetzt kommt Jesus!“.“
Natürlich kann ein vierjähriges Mädchen nicht „realisieren“, ob oder wie nahe sie der Realität ist, die sie gerade ausspricht. Aber ist es nicht gerade dieser Glaube eines Kindes den der Herr von uns fordert? Die Ernsthaftigkeit mit der der Herr diesen Glauben fordert wird deutlich wenn er sagt: „Wenn ihr werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich gelangen.“
Natürlich hat ihre Tochter recht, wenn sie es ausspricht, was selbst die Geistlichkeit nicht mehr wagt auszusprechen: „Jetzt kommt Jesus!“ Ein Kind kann das mit einer Sicherheit behaupten, die uns Erwachsenen zum Staunen anregen muss. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass Jesus geradewegs auf die selbstverständliche Gewissheit der Kinder zugeht und sie fest an sein Herz drückt.
Stefan S.
Das Abendmahl, wie es bei uns heißt, oder eben die Eucharistie ist ein schwieriges Thema in der Begegnung der Kirchen, dennoch kann ich in diesem Text viel wiedererkennen das mir vertraut ist.
Traditionell feierte man das erste Abendmahl bei der Konfirmation, der zugehörige Gottesdienst ist auch meistens der Letzte und den Jugendlichen kommt es vor allem auf die Geschenke an, natürlich habe ich Verständnis dafür, dass man sich über Geschenke freut.
Allerdings übersieht man hierbei, dass das Mahl selbst das größte Geschenk dabei ist.
Ich finde der Text bestätigt etwas was in der Geschichte um die Kinder die zu Jesus gebracht werden deutlich wird, Kinder lernen nicht nur von uns, sondern wir auch von ihnen, können sie doch grade im Glauben oft Vorbild sein, in der Art des Glaubens und Vertrauens.
Auch ich muss mich an dieser Stelle natürlich hinterfragen in wie weit die Wirkung dieses Vertrauens in mir Gestalt annimmt und ob ich das auch genügend zum Ausdruck bringe, grade beim Abendmahl herrscht oft eine gedrückte Stimmung.
Demütig, finde ich, sollte man schon sein, aber die Freude und Erleichterung über die Botschaft dieses Rituals sollte doch mehr zum Ausdruck gebracht werden, als ich dies oft erlebe.
Danke, Herr Honekamp, für diese Zeilen.
P.S.: Da ich mich im Katholizismus nicht wirklich gut auskenne würde ich gerne hier fragen ob die Gemeinde zu gewissen anlässen auch aus dem Kelch trinken kann, oder ob dies immer dem Verantwortlichen vorbehalten ist?
Richard Straube
GUten Tag, u der Nachfrage von Stefan S. kann ich praktiezierende Katholik (nicht nur in der bank,sondern als Lketor und Kommunionhelfer) folegndes antworten: in der deutschen katholische Kirche wird in der regel nur am Gründonnerstag die Kommunion in beiderlei Gestalt gereicht, es gibt aber auch Ausnhamen bei kleiner teilnehmerzahl von Feiertagsanlässen von krichlichen Vereinen (zB fraunebund/Kolping usw). In Australien feier die Katholiken grundsätzlich an jedem Sonntag die Kommunion in beiderlei Gestalt…..was auch vom Verständnid her am authentischsten ist….wir denken daran un dbeknnen: Schöpfer der sichtbaren und unsichtbaren Welt……Christus ist gegenwärtig in Brot und Wein…..
Lehrer Lämpel
Ja, es ist der Herr. Danke für diese wertvollen Betrachtungen zu dem geheimnisvollen Geschehen in der heiligen Eucharistie, Herr Honekamp.
Ich selbst vergleiche die Wandlung mit Jesu Inkarnation (Menschwerdung) und die Kommunion mit Seinem uns erlösenden Kreuzestod, wenn Er uns in den Tempeln unserer Leiber besucht und dort auf unsere auch nicht Sünder ein Seelen trifft.
@Stefan S., zu besonderen Gelegenheiten z.B. unserer kirchl. Hochzeit haben meine Frau und ich vom Priester auch Christi Blut, den gewandelten Wein, gereicht bekommen – ist sehr feierlich gewesen.
Lehrer Lämpel
Korrektur:
„sündereinen Seelen“
Lehrer Lämpel
Mir genügt es, nur zu wenigen besonderen Anlässen auch den in Christi Blut verwandelten Wein zusätzlich zum Leib Christi zu empfangen.
Ich kenne Gemeinden, wo regelmäßig die hl. Kommunion unter beiderlei Gestalten gereicht wird – z.B. am ersten Wochenende eines jeden Monats und ebenso am Gründonnerstag.
Ein afrikanischer Neupriester feierte hl. Messe mit uns in unserer Wohnung. Da kommunizierten wir auch unter beiderlei Gestalten.
Markus
Da das Kontaktformular hier nicht so will wie ich, erlaube ich mir auf diesem Weg auf einen m.E. hochinteressanten liberalen Artikel eines orthodoxen Priesters hinzuweisen:
https://stream.org/sweden-rules-pro-life-midwife-free-market-solution/
Vielleicht könnten Sie ja sogar einen kommentierenden Post dazu schreiben. Die Gedanken darin sind sicher eine weitere Verbreitung wert, oder?
Papsttreuer
Klingt tatsächlich – abgesehen vom eher skandalösen Hintergrund – interessant.
Danke dafür und Gottes reichen Segen!