Am Sonntag ist Muttertag. Dazu passend gab es – Zufall oder nicht – die Mittwochskatechese des Papstes: Ein Loblied auf Maria, aber auch auf alle Mütter!

Hans Holbein [Public domain]
Maria als „Role-Model“
Und was ist mit den Müttern? Auch für Mütter gelten ja die Tugenden, die man Gott zuschreibt, aber bei ihnen sieht man noch mehr die Liebe, die Zärtlichkeit, die man mit Männern seltener assoziiert. Theologisch könnte man nun ausholen, dass Gott diese weiblichen Tugenden auch in sich vereint, eben nicht ein Mann oder eine Frau ist sondern Gott, als dessen Abbild er den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat. Und doch gibt es noch ein deutlicheres Role-Model, auf das der Papst vermutlich eher zufällig in seiner Katechese vom vergangenen Mittwoch hingewiesen hat. An sich ging es dort in seiner Reihe zur Hoffnung um die „Mutter der Hoffnung“, Maria. Trotzdem wies der Papst auch darauf hin, dass Maria als Mutter in gewisser Weise auch das Ideal der Mütter aller Zeiten darstellt.
Die erste Entscheidung trifft die Mutter
Das beginnt bereits mit Jesu Empfängnis, zu dem Maria ihre Zustimmung gegeben hat. Der Papst dazu (Zitate hier wie im Folgenden von Zenit):
Es war nicht einfach, die Einladung des Engels mit einem „ja“ zu beantworten. Dennoch antwortet diese noch in der jugendlichen Blüte ihres Lebens befindliche Frau mutig, wenngleich sie über das sie erwartende Schicksal völlig im Unklaren war. In jenem Augenblick erscheint uns Maria wie eine der vielen Mütter unserer Welt – mutig bis zum Äußersten wenn es darum geht, die Geschichte eines zur Welt kommenden neuen Menschen in ihrem Schoß zu empfangen.
Natürlich geben auch Väter – hoffentlich – ihr Ja zum beginnenden Leben. Aber eine Frau betrifft dies aufgrund der Biologie noch in viel stärkerem Maße. Die Frau trägt das Kind in sich, das Kind wird Teil ihres eigenen Körpers; diese Verbindung ist wohl durch nichts zu ersetzen und endet dadurch auch nicht mit dem Durchtrennen der Nabelschnur. Darin nimmt jede Frau, die sich – was leider nicht mehr selbstverständlich ist – für dieses Kind entscheidet, auch einen Teil ihrer Zukunft vorweg. Mit einer Schwangerschaft ist nichts mehr so wie es war, und eine Geburt ist wohl das einschneidendste Erlebnis im Leben einer Frau (soweit ich das als Mann aus dem, was mir insbesondere meine Frau berichtet hat, beurteilen kann).
Mütterlichkeit bis zum Ende
Wiederum der Papst:
Maria nimmt die Existenz so an, wie sie uns überreicht wird, mit ihren glücklichen Tagen aber auch mit ihren Tragödien, denen wir niemals begegnen wollten. Bis zur höchsten Nacht Mariens, in der ihr Sohn an das Holzkreuz genagelt wird.
Wer weiß schon, was aus dem eigenen Kind wird. In gewisser Weise hatte die Mutter Jesu durch die Art der Verkündigung sogar einen gewissen Vorteil, weil sie schon ahnen konnte, dass ihr Sohn ganz anders sein würde als die Kinder der anderen Frauen in ihrem Umfeld. Auch sie wusste nicht, was kommen würde, und sie hat diese Situation angenommen. Wiederum: Das tun hoffentlich die Väter auch, aber die Verbindung zwischen einer Mutter und einem Kind ist doch noch mal eine andere Kategorie, mindestens jedenfalls in der Richtung von ihr zu ihrem Nachwuchs.
Besonders zeigt sich ihre Mütterlichkeit bei Jesu Tod, wenn sie unter seinem Kreuz steht, wo die meisten anderen das Weite suchen:
Sie ist dort aufgrund ihrer Treue zum Plan Gottes, zu dessen Dienerin sie sich am ersten Tag ihrer Berufung erklärte, aber auch aufgrund ihres Instinkts einer Mutter, die einfach leidet, wenn ein Kind Leid erfährt. Das Leiden der Mütter: Wir alle haben starke Frauen kennengelernt, die großes Leiden ihrer Kinder bewältigten!
Die mütterliche Geschlechterrolle
Wir wissen, das beschreibt auch der Papst, nicht viel über das Leben Marias im Erwachsenenalter ihres Sohnes, aber hier, an der Schwelle zum Tod, in seiner größten Leidensstunde, ist sie anwesend. Vielleicht war sie es auch in ganz vielen anderen Momenten, ohne dass dies in der Bibel beschrieben wäre. Aber hier ist es sicher und es scheint auch den Evangelisten wichtig gewesen zu sein, hierauf hinzuweisen. Seine Mutter ist da – und sie wird durch Jesu Worte zu unser aller Mutter. Und sie wird, so möchte ich den Gedanken weiter tragen, dadurch auch zum Vorbild aller Mütter. Sie sind einfach da, auch und gerade dann, wenn es keine Worte gibt.
Natürlich freuen sich Mütter über Erfolge und Glück ihrer Kinder, aber gerade in den Kreuzessituationen ist die Beziehung Mutter-Kind eine ganz besondere. Es wird immer wieder berichtet, dass Menschen in der aller größten Verzweiflung, in Todesgefahr oder anderen wirklich existenziellen Nöten, nach ihrer Mutter rufen.
Und da ist dann jede Mutter, wenn es ihr möglich ist, genauso da, wie Maria unter dem Kreuz stand. Wie es der Papst zwischendurch beschreibt: „Jedes Mal, wenn eine Kerze an einem von Dunst und Neben gekennzeichneten Ort anzuzünden ist, ist sie dort, treu anwesend.“ Und so sind es die Mütter dieser Welt seit Anbeginn der Zeit. Heute wird die Zuordnung von Geschlechterrollen kritisiert, aber wenn man so will: Der Vater sollte dem Kind Mut machen, etwas zu wagen; die Mutter ist es, die da sein muss, wenn es schief geht!
Mutter der Hoffnung
Der Papst beendet seine Katechese mit einem sehr konkret auf Maria zugeschnittenen Aspekt:
Wir haben eine Mutter im Himmel, die heilige Mutter Gottes, denn sie lehrt uns die Tugend des Wartens, auch wenn alles sinnlos erscheint: Sie hat stets Vertrauen auf das Geheimnis Gottes, auch wenn er sich aufgrund des Bösen in der Welt auszublenden scheint. Möge Maria, die Mutter, die Jesus uns allen geschenkt hat, in den Momenten der Schwierigkeit unsere Schritte stützen und zu unserem Herzen stets sagen: „Steh auf! Blicke vorwärts, blicke auf den Himmel“, denn sie ist die Mutter der Hoffnung.
Kein Zweifel, dieser Anspruch ist für eine leibliche Mutter zu hoch, so wie es auch der göttliche Anspruch für einen Vater ist. Und doch halte ich die Parallelen für unverkennbar: Mütter sind da, wenn alle anderen fliehen, sie stützen uns mit ihren Worten, vor allem aber auch mit ihrem beredten Schweigen. Mütter geben überall auf der Welt Hoffnung – dadurch, dass sie Kinder bekommen, und dadurch, dass sie Mütter bleiben, so wie es Maria bis zum Schluss ihres irdischen Lebens geblieben ist. Und in vielen Fällen sind es genau die Mütter, die den Kindern einen ersten Hinweis auf den Himmel geben, an dem wir uns orientieren. Väter sind da – natürlich nur in einem schwarz/weiß-Schema – auch als gläubige Christen eher weltlich geprägt. Mütter dagegen weisen den Weg in den Himmel.
Zum Muttertag
Ich weiß nicht, ob es Zufall oder Absicht des Papstes war, diese Katechese in der Woche vor dem weltlichen „Muttertag“ zu halten. Aber eines ist sicher: Eine schönere Beschreibung dessen, was es bedeutet, Mutter zu sein, und weshalb Müttern – nicht nur an einem Tag im Jahr – besonderer Dank gebührt, kann es kaum geben!