Ein ganz kleiner persönlicher Nachruf auf Joachim Kardinal Meisner

© Raimond Spekking / , via Wikimedia Commons
Was musste man sich als Meisner-Fan zu seiner aktiven Zeit nicht alles anhören: Reaktionär sei man, wenn man ihm folgt, ewiggestrig. Überhaupt seien seine Positionen – und damit die meinen – heute nicht mehr zeitgemäß. Man kann Kardinal Meisner wohl alles Mögliche vorwerfen, sicher aber nicht, dass er sich angebiedert hätte an den Zeitgeist. Und seitdem ich mich vor einigen Jahren davon ebenfalls losgesagt hatte, konnte ich mit kantigen Persönlichkeiten wie dem „Kanalmeister“, wie er in Köln teils gehässig, teils liebevoll genannt wurde, immer mehr anfangen. Lauheit war ihm fremd, Lauheit ist aber – auch wenn das die Wenigsten so nennen würden – das Merkmal des Zeitgeists. Mutig ist heute jemand, der sich „gegen rechts“ und für Abtreibungen einsetzt, als ob solcherlei Themen nicht gerade Musterbeispiele des Gratismuts wären.
In den vergangenen Stunden sind schon so viele eingehende Nachrufe auf den am Mittwoch verstorbenen Kardinal erschienen, dem muss ich nichts hinzufügen und kann nur auffordern, bei den kritischen Tönen immer auch die Quelle zu beachten. Großartige Ausnahme: Alice Schwarzer, die sicher nicht immer die Position Joachim Meisners vertreten hat, aber in den jüngsten Jahren immer wieder dadurch auffällt, dass es ihr gelingt, zwischen Position und Person zu unterscheiden und auch der eigenen Meinung widersprechende Einstellungen wertzuschätzen. Ihren Nachruf, auch wenn man nicht alles teilen mag, ist lesenswert und hier nachzulesen.
Außer dem Kampf gegen Abtreibung, seiner Freundschaft zu Papst Benedikt und seiner Vorliebe für ein Christentum, das sich nicht „billiger“ verkauft, als Jesus das getan hätte, verbindet uns aber noch eine andere Begebenheit: Bei einer Veranstaltung, die meine Frau und ich gemeinsam organisieren durften, war er als Gast und Hauptzelebrant einer Messe anwesend. Und auf seinem Weg, bei dem ihm viele Jugendliche freudig immer wieder „Kardinal Meisner“ entgegenriefen, kam er auf uns zu, erkundigte sich, ob wir verheiratet seien und Kinder hätten. Meine Frau war gerade das dritte Mal schwanger, wobei wir die ersten beiden Kinder in einer frühen Phase der Schwangerschaft verloren hatten. Und auch jetzt war alles andere als sicher, dass es klappen würde, also flüsterte ich dem Kardinal nur ins Ohr, dass wir „ganz frisch“ schwanger seien, was aber noch niemand anderes erfahren habe, er teile jetzt unser Geheimnis.
Ich erinnere mich noch heute an das Leuchten in seinen Augen und an den versteckten Segen, den er unserem heute sechsjährigen Sohn im Mutterleib mit auf den Weg gab. Später haben wir ihn noch bei einer anderen Gelegenheit getroffen, bei der er sich daran nicht mehr erinnern konnte. Uns aber ist das im Gedächtnis geblieben und seither verbindet uns diese Begebenheit mit dem Kardinal. Zwischendurch durfte ich ihn auf diesem Blog auch schon mal verteidigen, habe dazu auch mal ein freundliches Schreiben erhalten … gerne geschehen, aber geschenkt: Die Liebe in den Augen des Kardinals beim Segnen unseres ungeborenen Sohnes war für mich seither Beweis genug, um was für einen Menschenfreund es sich bei ihm handeln muss. Das auch und gerade, weil ihm viele dieses Prädikat angesichts des weltlichen Wunsches, das Leben auch im Widerspruch zu Gott und damit im Widerspruch zur eigenen Gottebenbildlichkeit zu gestalten, absprechen wollten und wohl auch noch wollen.
Die ungeborenen Kinder, da bin ich mir sicher, vor allem die, die nie lebendig haben geboren werden dürfen, haben jetzt einen starken Fürsprecher im Himmel. Zum Glück, kann man nur sagen, wissen wir Christen, dass mit dem Tod das Leben nicht zu Ende geht sondern die Ewigkeit erst anfängt. Darum darf man trauern um einen großen Kardinal, man darf aber auch glücklich sein, dass es ihn gegeben hat, und dass er sich nun weiter „von oben“ um die Kirche und die Sorgen der Menschen kümmern wird.
Lehrer Lämpel
Den Begriff „Kanalmeister“ habe ich als weit entfernt von Köln Wohnender erstmalig im Kölner Karneval vom als „Bergischer Jung“ verkleideten kath. Diakon gehört. Er gebrauchte ihn freundlich-humorvoll und verteidigte den Kardinal stets auf nette Art und Weise.
Dagegen war der sog. „Köllsche Schutzmann“ gegenüber Kard. Meisner mies und gehässig.
Einen Tiefpunkt an mieser Kritik an dem ja nun schon längst im Ruhestand befindlichen Kardinal erlebte ich noch in diesem Jahr seitens des als „Blötschkopp“ auftretenden Karnevalisten.
Übrigens zeichneten sich in früheren Jahren auch Mainzer Karnevalisten wie z.B. der sog. „Guddi Guttenberg“ oder der „Obermessdiener“ durch solche verbalen Tiefschläge nicht nur gegen Kardinal Meisner sondern sogar gegen Papst Benedikt XVI. aus.
Nun, ich habe für das alles ein wahres Elefantengedächtnis und bin äußerst nachtragend.
Besagte Karnevalisten sind für mich abgeschrieben und kriegen bei mir kein Bein mehr an den Boden, was ihnen höchstwahrscheinlich schnurzpiepegal sein wird.
damasus
dem kann ich mich voll und ganz anschließen.
Gerd
Es war und ist für Kardinal Meisner eine Genugtuung für den Herrn Spott und Hohn ertragen zu dürfen. Ich bin mir sicher, dass er für diese Herrschaften Fürbitte einlegt jetzt beim Herrn. „Denn der Knecht ist steht nicht höher als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen.“
Liesl Karlstadt
Stark finde ich die von Ihnen beschriebene Herzlichkeit. Besonders stark finde ich sein geistliches Testament. Sein Aufruf zur Treue gegenüber dem Nachfolger Petri und die Tatsache, dass er diesen Aufruf nach dem Pontifikatswechsel nicht geändert hat, ist noch stärker. Diese Treue wird erst dann herausgefordert, wenn man anderer Meinung ist. Daran können wir uns ein Beispiel nehmen.