Zeit für die Kinder ist kostbar. Aber bei mehreren Kindern braucht es ab und zu auch mal exklusive Zeit – wie ein Vater-Sohn-Wochenende.
Eigentlich war das Wochenende ganz anders geplant. Eigentlich wollten vier Väter mit ihren Söhnen zu einem Camping-Wochenende aufbrechen: Gemeinsame Abenteuer, Abende am Lagerfeuer, Geschichten, auch Gebet war geplant. Leider ist das nicht zustande gekommen (bei dem Wetter am vergangenen Wochenende vielleicht auch zum Glück) sodass ich Paulus, meinem Sohn, ein Ausweichprogramm angeboten habe: Ein Wochenende nur mit Papa, unterwegs … Und auch wenn ich es nach wie vor schade finde, dass das Camp/Abenteuerwochenende nicht stattgefunden hat (ich selbst habe von Zelten wenig Ahnung, das war keine Alternative) – es war ein großartiges Wochenende!
Blue Man Group und Exklusivzeit
Mit dem ICE am Freitag nach der Schule nach Berlin, abends bei einem netten Italiener um die Ecke gegessen (einer der auch auf Wünsche von Jungs Rücksicht nimmt und Spaghetti Carbonara auch ohne Schinken, Kräuter und sonstiges zu kochen in der Lage ist). Am nächsten Morgen erst zur Gedächtniskirche, anschließend Technikmuseum (der Teil zum Mitmachen), Mittagessen, kurze Pause, anschließend zum Potsdamer Platz, Eisessen, dann zur Bue Man Group. Dann wieder zurück und noch mal beim Italiener eingekehrt, am Sonntagmorgen noch zum Schloss Charlottenburg und dann zurück. Alles nicht allzu eng getaktet aber gut ausgefüllt.
Das Wichtigste war aber – wie man sich denken kann – nicht das „offizielle Programm“ sondern die kleinen Momente dazwischen. Ich bin beruflich viel unterwegs, da ist es am Wochenende nicht so leicht, beiden Kindern (er 7, sie 5 Jahre alt) gerecht zu werden. Umso schöner, wenn der Sohnemann ein ganzes Wochenende Exklusivzeit mit Papa verbringen kann … und der mit ihm. Das ist keine Abwertung von Mutter und Tochter, aber wenn Vater und Sohn zu zweit unterwegs sind, dann ist die Stimmung eben eine doch ganz andere.
Männer können zusammen schweigen
Dabei ist es natürlich auch großartig, wenn man – wie im Technik-Museum – dem Kleinen ein bisschen was erklären kann, aber auch selbst bei dem einen oder anderen, vermeintlich einfachen Experiment erstaunt ist und man gemeinsam nachforscht, wieso zwei vermeintlich verschiedenfarbige Felder eines „Zauberwürfels“ gleichfarbig sind (siehe Bilder) … und man eben doch nicht immer seinen Augen trauen kann. Schön auch, den Kleinen zu beobachten, wie er sich bei der Blue Man Group amüsiert, oder wie interessiert er einem zuhört, wenn er etwas erklärt bekommt. Wo sonst immer noch mindestens einer dazu kommt ist das, was man „1:1-Betreuung“ nennt, eben doch noch mal was anderes.
Ein besonderer, dabei unauffälliger Moment war das Mittagessen im Museumsrestaurant: Er mit Wienerwürstchen mit Pommes frites, ich mit Currywurst (ohne!) mit Pommes frites versorgt … haben wir beide nach ein paar Minuten festgestellt, dass man unter Männern auch ohne allzu viele Worte essen kann. Normalerweise ist bei uns am Mittagstisch immer ein munteres Geplapper angesagt, und insbesondere die Kleinen achten darauf, dass ihre Wortbeiträge auch ausreichend gewürdigt werden und sie zu Wort kommen. Unter uns Männern kann man einfach still das Essen genießen und die Eindrücke des Vormittags Revue passieren lassen.
Jeder Moment ist einzigartig
Paulus und ich waren also viel unterwegs, haben viel gesehen, hatten gemeinsam Spaß … aber vor allem haben uns diese knapp drei Tage noch mal ein gutes Stück nähergebracht. Ich habe ihn, seine Eigenarten und seine Vorlieben noch mal ganz anders kennengelernt, konnte mich ganz auf ihn einstellen und war selbst, muss ich zugeben, wesentlich entspannter, als ich es bin, wenn ich ihm und seiner Schwester gleichzeitig gerecht werden muss. Darum wird es in Zukunft sicher auch mal ein ähnliches Wochenende mit ihr (und ganz sicher ganz anderen Erkenntnissen) geben und dieses Vater-Sohn-Wochenende wird auch nicht das letzte gewesen sein.
Wer wie ich über die Arbeitswoche unterwegs ist, versucht vermutlich, an den freien Wochenenden viele gemeinsame Zeit mit der Familie zu verbringen. Das ist auch gut so, aber ich kann nur jedem empfehlen, sich auch mal ganz einem der Kinder zu widmen. Das verbindet, schweißt zusammen, und sorgt für ein Gefühl von Zusammenhalt, das sich sonst nicht entwickeln kann. Wir werden jedenfalls sicher noch lange an dieses besondere Wochenende zurückdenken. Oder wie meine Frau meinte: „Ihr werdet das sicher noch mal wieder machen, und es wird sicher wieder gut sein. Aber jedes dieser Wochenenden wird einzigartig sein und seine besonderen Erinnerungen bereithalten.“
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Bilder: Felix Honekamp