Ich kann mit jemandem diskutieren, der eine andere Meinung hat als die organisierten Lebensschützer. Aber wer sich als solcher bezeichnet, gleichzeitig aber auf deren Kosten sein Buch bewirbt, offenbart einen – sagen wir – eigenartigen Charakter.
Bei Minute 25:09 des Berichts ist es zu sehen … das von mir innig geliebte Logo des PAPSTTREUENBLOGs! Eingeblendet in einer ARD-Sendung des Journalisten Philipp Engel zum Lebensschutz („Wie viel Schutz braucht ungeborenes Leben“), die am vergangenen Sonntag gesendet wurde und bislang hier anzuschauen ist. In der Sendung geht es um das Werbeverbot für Abtreibungen, um die Praxis von Abtreibungen selbst, das Für und Wieder … ein Lebensschutzprogramm kann man wohl beim „Ersten“ nicht erwarten, Abtreibung wird als erstrebenswerte Normalität und als freie Entscheidung der Frau dargestellt. Aber immerhin, es kommen auch andere Stimmen zu Wort, so wie Vertreter des Vereins Aktion „Lebensrecht für Alle“.
Lebensschutz als Werbeplattform
Der PAPSTTREUEBLOG wird nicht zitiert, wie man es zum Beispiel hinsichtlich des Beitrags zum Irland-Referendum eventuell hätte erhoffen können … der ist aber erst am Montag veröffentlicht worden, der konnte es also nicht sein. Das Thema Referendum taucht auch gar nicht in dem Beitrag auf, er ist offenbar vorher entstanden. Wer ihn allerdings komplett anschaut, wird schlauer: Die Einblendung, auf die mich ein aufmerksamer Leser dieses Blogs hinwies, ist Teil eines Interviews der selbsternannten Kämpferin gegen alle Meinungen rechts ihrer eigenen, Liane Bednarz. In diesem Interview ging es kaum um den Lebensschutz, Frau Bednarz fand es offenbar angemessen, dieses ernste Thema zu instrumentalisieren: als Werbeplattform für ihr neues Buch, dessen Titel ich hier aus reiner Sickigkeit verschweige, meine Leserinnen und Leser werden es entweder kennen oder sehr leicht googlen können.
Keine Ahnung, wann das Interview geführt wurde, vielleicht kurz nach meiner Rezension zu Matthias Matusseks „White Rabbit“, deren Positivität sie mir offenbar übelgenommen hat, verbunden mit einem Verriss, den ich zu ihrem vorherigen Werk geschrieben hatte, und aufgrund dessen ich mich in einem Posting, das den Bruchteil einer Sekunde eingeblendet ist, geweigert habe, mich noch mal durch ein Buch der Dame zu quälen. Wie ich zwischenzeitlich auf der Bednarzschen Facebookseite lesen konnte, auch zurecht: Ich komme nämlich nicht drin vor, meine Nennung sei dem Platzmangel zum Opfer gefallen – autsch, das tut weh! Naja, nicht wirklich …
Neue Rechte und Ghostbusters
Jedenfalls geht es in den kurzen Gesprächsausschnitten um ihr Lieblingsthema: Das Voranschreiten neurechter Positionen, besonders unter den von ihr sogenannten „Angstpredigern“ (Mist, jetzt habe ich doch einen Hinweis auf den Titel gegeben) in der Kirche. Ab wo neurechtes Gedankengut anfängt, wird dabei nicht so recht klar … jedenfalls nicht in dem von mir rezensierten Buch, aber vielleicht kann man es so abkürzen: Bednarz nennt sich selbst liberal-konservativ und Christin, und alles, was von ihrer Meinung abweicht, ist neurechts, rechtskatholisch, wasauchimmer.
Da gehören dann so honorige Blogger wie Peter Winnemöller dazu, genau wie der Journalist und – wenn ich es nicht selbst wüsste, könnte ich bei Bednarz nachlesen, die erwähnt das immer, wenn es mal um mich geht – Freund Klaus Kelle oder seine Frau Birgit, selbstverständlich Matthias Matussek. Jüngst zeigte sie sich erstaunt darüber, das konservative Medienvertreter des „Cicero“ so oft in Talkshows auftauchen dürfen … offenbar alles eine von langer Hand geplante Revolution von rechts. Kein Wunder, dass Kenner der Szene beim Namen Bednarz aus dem Rückenmark rufen „Who you gonna call?!“
No harm done? Und ob!
Nun wird der PAPSTTREUEBLOG in dem Beitrag nicht genannt, das Logo und mein Name blitzt nur ein Sekündchen auf, ich hätte es nicht bemerkt, bis heute hat mich auch kein anderer Leser darauf aufmerksam gemacht (und ich kann auch keine besonderen Aktivitäten seither auf meinem Blog feststellen) … Also, „no harm done“?
Mir nicht, aber der Sache des Lebensschutzes schon! Denn – ob ihr das zum Zeitpunkt des Interviews bewusst war oder nicht kann ich nicht sagen, nach der Veröffentlichung hat sie den Link zur Mediathek jedenfalls noch zustimmend auf Facebook geteilt – ihre persönliche Vendetta gegen alles, was ihrer Meinung nach zu konservativ, neurechts oder rechtskatholisch ist, wird hier munter vermengt mit Morddrohungen gegen die Frauenärztin Christine Hähnel, die jüngst bekannt wurde, weil sie wegen einer Verletzung des Werbeverbots für Abtreibungen verurteit wurde.
Lebensschützer und Neue Rechte
Morddrohungen und Beschimpfungen gegen eine Ärztin, angebliche Radikalisierung von Lebensschützern, Verbindung zur Neuen Rechten … so geht die Logik, die Bednarz hier aufbaut. In diesem Kontext stellt sie sich und ihr Buch vor … und insinuiert damit, dass es eine feste Phalanx von Lebensschützern (zu denen sie sich ihren eigenen Aussagen gemäß eigentlich selbst zählt, nur eben nicht zu diesen speziellen) und der politischen „Neuen Rechten“ gäbe, die für derartige Entgleisungen verantwortlich wäre.
Ich will damit nicht behaupten, dass es keine Idioten gäbe, die mit Mord- und Gewaltdrohungen schnell zur Hand sind. Wobei ich unter den mir bekannten Lebensschützern niemanden kenne, der so denkt, und ich mich immer frage, ob es in deren Hirn eigentlich ständig „brizzzz“ macht, wenn sie einerseits das Leben schützen wollen und es andererseits bedrohen.
Charakter?
Von da aus aber die direkte Linie zu ziehen zu Katholiken, die ein bisschen lehramtstreuer sind als es Frau Bednarz liebt ist, oder zu Menschen, die ein bisschen bewusster diese Nation verehren als es der „Mainstream“ (wer sowas sagt, ist laut Bednarz auch schon auf dem besten Weg zur neuen Rechten) gerne hätte, ist nicht nur unredlich. Es ist in Verbindung mit der Werbung für ihr Buch auch von einem offenbar etwas besonderen Charakter geprägt. Etwas, aber nur etwas, verkürzt gesagt: Bednarz nutzt die Niederlage des Schutzes ungeborenen Lebens in den meisten gesellschaftlichen Bereichen zu ihrem eigenen Vorteil und tritt denen, die sich für einen besseren Schutz einsetzen, und sich in solchen Sendungen ins Feuer stellen, noch ins Kreuz.
Konrad Kugler
Ich liege mit mir im Streit, ob ich ein Konservativer oder gar ein Rechter bin. Eine veflixte Sache: Die Union sitzt im Parlament rechts und die habe ich ewig gewählt. Also ein Rechter? Oder doch nicht. Wo ich doch den jetzigen Seifensiederverein CDU nie wählen konnte. Und die CSU schämt sich davor, sich konservativ zu nennen, -äh- was doch langsam eine glatte Lüge wäre. Die geistigen Flitscherl in CSU und katholischen Frauenverbänden sind eindeutig links. Selbst das ZdK unter Glück und dem Jetzigen sind links, weil modernistisch, progressiv revoluzzerisch.
Aber vielleicht liegt es nur am Geist des Konzils, der den Texten widersprechend eine neue Lesart implantierte. Dazu gesellten sich dann die 68er – ein irres Gespann.
Gerd
Die Wahrheit liegt nicht rechts oder links. Die Wahrheit liegt nur und ausschließlich nur, bei Jesus Christus. Wenn wir mit dem Herrn in das private oder öffentliche Leben treten, dann liegen wir immer richtig und niemals falsch.
akinom
Mir geht es ebenso wie Ihnen! Als Mutmacher gegen den aggressiven Zeitgeist sehe ich den „durchblick“ von Thomas Schührer, jetzt neu gestaltet von Chefredakteur Michael Ragg.
Brigitte linden
Wo bitte liegt unser Herr Jesus christus ? Links Mitte rechts ? Welche Partei würde er wählen?
Gerd
Jesus sollte in unseren Herzen „liegen“. Dann ist man automatisch, Lebensrechtler, Umweltschützer und ein sozialer Mensch. Mit politischen oder gesellschaftlichen Maßstäben wird man dem Herrn der Geschichte nicht gerecht.