Das Referendumsergebnis zur Abtreibung in Irland ist das eine, die Reaktion auch hiesiger Medien aber offenbart Bösartigkeit.

Bild: Helene Souza / pixelio.de
Ich musste ein bisschen überlegen, ob ich wirklich über das irische Referendumsergebnis zur Abtreibung schreiben sollte. Kein Zweifel, es ist traurig, dass es in Politik und Medien kaum eine Lobby des Lebens gibt, dass selbst bislang katholisch geprägte Länder die Überzeugung, dass jeder gezeugte Mensch ein Recht auf Leben habe, einfach so ablegen. Es erscheint auch wenig erfolgversprechend, immer wieder die gleichen Argumente vorzulegen, nur um von Kritikern mit pervertierten Moralvorstellungen Unbarmherzigkeit unterstellt zu bekommen. Als Lebensschützer steht man zwischenzeitlich in (fast) ganz Europa, mindestens jedenfalls im Westen, auf verlorenem Posten. Warum noch kämpfen?
Für Kinder und Eltern
Es gibt aber einen Grund, nicht nachzulassen, und das sind die gezeugten Kinder, deren Eltern sich mit dem Gedanken einer Abtreibung beschäftigen, und die man vielleicht doch noch zu erreichen in der Lage ist. Möglicherweise sind da draußen doch noch Menschen, die nicht einfach ein moralisches „Recht auf Abtreibung“ vertreten, sondern solche, die nichts mehr wünschen, als ihrem Kind das Leben zu schenken, sich aber aus vielerlei Gründen überlegen, ob das wirklich eine gute Idee sein kann – für sie selbst oder auch für das Kind.
Ich weiß, dass es auch andere gibt, die zumindest nach außen einen gewissen Stolz auf ihre Abtreibungen äußern. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die große Mehrheit der Mütter und auch Väter über eine Abtreibung nicht leichtfertig entscheiden. Vielleicht warten sie nur darauf, dass ihnen jemand in den Arm fällt, ihnen anders als ihre Umwelt deutlich macht, dass da ein Mensch heranwächst, der ein Recht auf Leben hat, so wie sie selbst ein Recht auf Entfaltung ihrer Persönlichkeit haben. Und dass, wenn diese Rechte im Widerspruch stehen, es vielleicht auch eine andere Option gibt. Ich weise immer wieder gerne auf das Projekt 1000plus hin, bei der sich vor allem Frauen im Lebensrecht engagieren, es aber nicht bei einem Nein zur Abtreibung belassen, sondern Frauen auf dem Weg begleiten und mit dem unterstützen, woran immer es fehlen mag.
Triumph nicht der Menschlichkeit sondern des Willens
Ich gebe aber auch zu, dass ich die Berichterstattung über das Referendum nicht einfach unkommentiert stehen lassen kann. Stephanie Pieper, Kommentatorin des RBB, meint zum Beispiel, Irland habe „moralische Fesseln gesprengt“ und sei nun auch „endgültig im 21. Jahrhundert gelandet“. Die Möglichkeit, ein ungeborenes Kind zu töten, in Irland jetzt zum Beispiel bis zur 12. Schwangerschaftswoche unbegrenzt legalisiert, als Beweis der Fortschrittlichkeit?
Stefanie Bolzen, Korrespondentin der Welt, kommentiert, Irland habe sich „für die Menschlichkeit entschieden“, die katholische Kirche habe dagegen „über Jahrzehnte auf Gehirnwäsche“ gesetzt, weil in den Schulen der Antiabtreibungsfilm „Der stumme Schrei“ gezeigt wurde, und, wie Bolzen schreibt „damit Bilder in den Köpfen verankerte, die nur schwer zu überwinden sind“. Das sind sie … und sie sind es zurecht. Dagegen kann die „Gehirnwäsche“ der Abtreibungslobby niemals darüber hinwegtäuschen, dass bei Abtreibungen Kinder getötet, teilweise vergiftet, oft zerstückelt werden. Sieg der Menschlichkeit? Wohl eher Triumph des (menschlichen) Willens!
Die Abtreibungsmaschinerie wird nicht aufhören
In den meisten deutschen Medien säbeln Sätze, bei denen ein „Recht auf Abtreibung“ propagiert wird, zu dem sich nun auch Irland entschieden habe, dabei vergessend, dass es ein solches Recht in Deutschland aus gutem Grund nicht gibt, wenn auch die gesetzliche Regelung keinen ausreichenden Schutz ungeborenen Lebens sicherstellt. Diejenigen, die sich dem entgegenstellen werden als „selbsternannte Lebensschützer“ bezeichnet, vielleicht auch als Selbstschutz, um sich nicht eingestehen zu müssen, dass man selbst eben gegen das Leben kämpft.
Das Triumphgeheul der Kommentatoren macht eigentlich nur eines deutlich: Um die betroffenen Mütter und Väter geht es der Lobby fast genau so wenig wie es ihnen jemals um die Kinder gegangen wäre. Und es zeigt, dass Zugeständnisse auf diesem Gebiet niemals zu einer Zufriedenheit der Abtreibungsmaschinerie führen würden, die Kardinal Meiser zurecht immer wieder mit dem Holocaust verglichen hat. Denen geht es – und ich bin überzeugt, das unterscheidet sie von den Betroffenen – um Hedonismus, freien Sex statt verantwortungsvoller Liebe, rücksichtslose, buchstäblich über Leichen gehende Durchsetzung eigener Interessen. Die Abtreibungslobby wird frühestens dann aufhören, wenn jedes Kind bis zur Geburt abgetrieben werden darf … und schon stehen Philosophen in den Startlöchern, die argumentieren, zwischen Kleinstkindern und Ungeborenen bestehe eigentlich kein besonderer Unterschied.
Wir haben nicht die Option, aufzugeben
Ich hatte ehrlich gesagt nicht mit einem anderen Ergebnis des Referendums in Irland gerechnet. Ich würde auch in den meisten anderen Ländern nicht mit einem anderen Ergebnis rechnen, schon gar nicht im links-grün indoktrinierten Deutschland. Aber ich mag auch nicht aufgeben. Oder besser: Es steht nicht in meiner Entscheidung, aufzugeben, es ist uns Katholiken nicht die Option gegeben, einfach aufzugeben, wenn weiterhin ungeborene Kinder getötet werden. Wir haben für die Rechte, zuvorderst das Recht zu leben, der Schwächsten einzustehen. Da wird es in vielen Fällen keine einfachen Lösungen geben, aber eine Abtreibung ist immer eine Niederlage der Menschlichkeit und – aus unserer Sicht – eine Verneinung der Gottebenbildlichkeit des Menschen, eine Verneinung Gottes selbst.
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Bild: Quellenangabe – www.pixelio.de
Gerd
Unter dem Artikel in der Welt von Stefanie Bolzen kann man die Frage lesen: „Teilen sie die Meinung des Autors?“ Bisheriges Abstimmungsergebnis: 46 Ja und 147 Nein Stimmen. (und ich habe noch nicht einmal abgestimmt) Das passt sogar nicht zu den Abstimmungsergebnis in Irland. Aber sicher entdeckt Frau Bolzen in der überwältigenden Mehrheit der Nein-Stimmen nur Gehirn-Gewaschene Katholiken.
Konrad Kugler
In der Augsburger Allgemeinen: „Warum die Iren Ja gesagt haben“
Mein kürzest möglicher Kommentar: „Weil die Iren von den Medien inzwischen genau so blöd gemacht sind, wie die übrigen Europäer, mit Ausnahme von Polen und vielleicht Ungarn.“ Die Ungarische Verfassung ist lesenswert.
Vielleicht aber hat der ‚Geist des Konzils“ Irland erst in den letzten Jahren erreicht.
Wie blöd die Menschen wirklich gemacht worden sind [für DE]: 8 Millionen abgetriebene Deutsche sollen jetzt durch muslimische Einwanderer ersetzt werden.
Teuflisch
Klaus Ebner
Im Zusammenhang mit dem Irland Referendum finde ich das Verhalten der deutschen Lebensschützer im Umfeld des MFDL schon sehr spannend. Denn dort wird ja immer betont, dass es auf keinen Fall darum gehe Frauen zu verurteilen. Warum dann die riesengroße Enttäuschung darüber, dass in Irland Frauen nun nicht mehr verurteilt werden können? Das passt irgendwie nicht zusammen.
Und nein – es geht hier nicht um die sogenannte „Kultur des Todes“ und auch nicht gegen Ungeborene (der 8. Verfassungszusatz hat nicht eine einzige Abtreibung verhindert). Die Iren – insbesondere junge Frauen dort – haben gegen ein Gesetz gekämpft, das schwangere Frauen zu Menschen zweiter Klasse degradiert hat. Um das zu erläutern ein kleines Beispiel: noch Mitte der 90er Jahre gab es – unterstützt von der katholischen Kirche – Initiativen dafür Schwangerschaften wie Geschlechtskrankheiten meldepflichtig zu machen. HIntergrund war, dass man schwangeren Frauen für die Dauer der Schwangerschaft den Pass wegnehmen wollte, damit sie nicht nach England „reisen“ konnten. Genau daran sollte man denken, wenn man die salbungsvollen Worte auf den Seiten der Lebensschutz-Organisationen liest.
Papsttreuer
Sehr geehrter Herr Ebner, natürlich geht es exakt um eine Kultur des Todes und um die Ungeborenen. Ob sich die katholische Kirche in Irland in der Vergangenheit immer korrekt verhalten hat, kann ich nicht beurteilen, aber eine Folge des Referendumsergebnisses ist es, dass Kinder bis zur 12. Scxhwangerschaftswoche im Mutterleib getötet werden dürfen.
Den Spagat, den jeder Lebensschützer gehen muss ist der, die Frauen, die abtreiben, nicht zu verurteilen und sich trotzdem für das Recht des noch ungeborenen Lebens einzusetzen. Was die „öffentliche Meinung“ hier geschafft hat, ist zu behaupten, dass diese Tötung etwas im Grundsatz anderes wäre, als die Tötung eines anderen Menschen. Das ist es aber nur insofern, als der Ungeborene, spätestens wenn er dann geboren wird, das Leben der Mutter (und des Vaters sowie des Umfelds) massiv beeinflusst. Und hier liegt für mich der Grund, warum ich in vielen Fällen zwar Verständnis habe, aber eine Entscheidung für die Tötung eines Menschen nicht einfach tolerieren kann.
Den Spagat hat man in Deutschland mit der Fristen- und Beratungslösung zu umgehen versucht, mit der Folge, dass die meisten Menschen heute von einem „Recht auf Abtreibung“ ausgehen, was es – nicht juristisch aber faktisch – darstellt. Eine Abtreibung bleibt aber Unrecht an einem Kind, und es wird Zeit, dass dieses Unrecht wieder mehr Beachtung erlangt, ohne die Interessen der betroffenen Frauen in den Hintergrund geraten zu lassen.
Gottes Segen für Sie!
Klaus Ebner
Sehr geehrter Herr Honekamp, bei allem Respekt – die Reaktionen führender Lebensschützer in Deutschland, die ständig behaupten, es ginge ihnen nicht ums strafen – sind schon sehr entlarvend. Tatsache ist, dass nach bisher gültigen irischem Recht einer vergewaltigten Frau, die eine Schwangerschaft beenden lässt, eine höhere Strafe gedroht hat als dem Vergewaltiger. Tatsache ist auch, dass die Chefin von ALFA – Frau Linder – die Rücknahme dieses Gesetzes als „großen Zivilisationsbruch“ bezeichnet hat. Sie können Ihre Schlüsse daraus ziehen, ich ziehe meine. Ziemlich entlarvend war auch das Verhalten der „Lebensschutz“-Organisationen in Irland. In den letzten Wochen haben sich die geradezu täglich mit neuen Vorschlägen eingebracht, wie man schwangeren Frauen helfen könnten. Viele Beobachter haben sich da einfach gefragt – „warum ist denen das nicht schon vor 30 Jahren eingefallen?“
Klaus Ebner
In einem gebe ich Ihnen aber komplett recht. Das Referendum und sein Ausgang waren kein Grund zum Feiern. Die Szenen in denen gefeiert wurde als wäre Irland Weltmeister geworden, waren unangebracht. Das war aber nicht die Schuld der „yes“ Voter. Man hätte viel früher festhalten können, dass sich dieses Thema nicht für eine Volksabstimmung eignet (genau wie das Referendum 1983). Die politischen Kräfte hätten sich zusammen setzen müssen und eine Lösung finde, die beiden Rechten – dem der Mutter und des Kindes – gerecht wird. Gewählte Politiker können ihre Verantwortung nicht ständig auf das Volk abwälzen.
Gerd
„Das Referendum und sein Ausgang waren kein Grund zum Feiern.“
Nach ihrer bisherigen Kommentare frage ich mich ernsthaft wie sie zu dieser Feststellung kommen. Was genau ist denn kein Grund zu feiern? Wenn die Abtreibung eine Straftat ist, dann gehört sie bestraft. Oder anders gesagt, wenn eine Abtreibung rechtswidrig ist, dann brechen der Täter und die Handlanger zur Tat das Recht.