Die letzte These des Mission Manifest hat es noch mal in sich: Sie ist in gleicher Weise Anspruch und Verheißung.

S. Hofschaeger / pixelio.de
Auf die zehnte These des Mission Manifest, betitelt mit „Wir müssen uns selbst zur Freude des Evangeliums bekehren, um andere zu Jesus führen zu können.“ war ich besonders gespannt. Wird es ein Best-of oder eine losgelöste These sein? Wird da noch mal ein ganz neues Thema angerissen, dass es nicht in die anderen Thesen geschafft hat? Und das Warten, die Spannung hat sich gelohnt. Nein, es ist keine Zusammenfassung der anderen neun Thesen, und doch erscheint viel von dem, was in These 10 beschrieben steht, auch aus den anderen bekannt. Aber eben noch mal anders. Denn es geht – ganz zum Schluss – noch mal zu einer Missionsgrundlage, ohne die alles andere nur Stückwerk bliebe.
Zeugnis einer Beziehung
Es geht um die Freude am Glauben, die in uns brennen muss, damit wir sie in anderen entzünden können. Das scheint so einfach, ist es aber nicht in der gleichen Weise wie die Forderung eingängig ist. Denn wir sind Zeugen, Zeugen Jesu, aber nicht einfach dadurch, dass wir ihn zitieren. Wir sind aufgefordert Zeugnis zu geben von unserer lebendigen Beziehung zu Christus. Wenn das nicht gelingt, kann es leicht passieren, dass die Bibel beim Anderen vielleicht als großartiges Stück Weltliteratur ankommt, aber nicht zu einer Begegnung mit Christus führt.
Pater Hans Buob SAC, Autor dieser These, macht einem dabei aber keine Angst – der Anspruch ist nicht so sehr hoch, wie er nur für die meisten ungewöhnlich ist. Denn die Forderung nach einem solchen Zeugnis meint nicht, sich zu verstellen, eine Art von Christusbeziehung vorzutäuschen, die nicht da ist. Gott sucht mich als Instrument, und er kennt meine Eigenarten, meine Stärken und Schwächen, die Hindernisse, die ich mir selbst immer wieder in den Weg lege. Das größte darunter ist die Überzeugung, Mission nicht zu „können“. Dabei sollten wir eine solche Beurteilung doch lieber Jesus selbst überlassen … und wer würde annehmen, dass der urteilen könnte „Dich kann ich nicht gebrauchen!“?
Sinnsuche
Die Beziehung zu Christus schenkt uns Sinn, und Sinn ist exakt das, was der Welt „da draußen“ am meisten fehlt. Das heißt wiederum nicht, dass keine Zweifel erlaubt sind, denn auch die dürfen zu einer gesunden Beziehung gehören. Aber am Ende ist unsere Botschaft so simpel wie für die Welt überwältigend:
Wir verkünden eine Botschaft der Freude und Hoffnung: Es gibt einen Gott. Der ist in dich wahnsinnig verliebt; anders ist die Menschwerdung und das Kreuz nicht zu verstehen. Dieser Gott hält dich in seinen Händen und niemand kann dich seiner Hand entreißen.
Wer das glaubt (ab und zu sind auch Zweifel erlaubt), den drängt vermutlich alleine das Mitleiden an den Wunden dieser Welt, anderen diese Botschaft nahezubringen.
Zeuge der Liebe Gottes zu mir
Zeuge dieser Botschaft bedeutet dann aber auch, die eigenen Schwächen und Mängel anzunehmen. Wie sollte ein Anderer glauben, dass Jesus ihn liebt, wenn ich es nicht schaffe, mich so zu lieben, wie ich ihm erzähle, dass Jesus mich liebt? Vielleicht ist das eine Erfahrung, die ich lange nicht mehr gemacht habe … dann ist das etwas in meiner Beziehung zu Jesus, was ich – vielleicht gemeinsam mit einem Geistlichen Leiter, Buob schlägt einen Kurs für innere Heilung vor – dringend in Ordnung bringen sollte. Niemals aber sollte ich glauben, für Jesus kein Werkzeug sein zu können, wenn ich aufhöre, einen „Sachglauben“, wie Bob es nennt, zu vertreten.
[Gott] ist kein Lehrsatz und keine kalte Formel, sondern ein Gott, der mir persönlich begegnen will, ein Gott, der in mich verliebt ist. […] Es gibt keine Tricks und keine Abkürzungen. Ich muss selbst den Weg gegangen [sein], dieses geistige Wachstum durchschritten haben, um andere auf diesem Weg zu ermutigen und zu begeistern.
Warum!
Mit seinen Worten, so könnte man es vielleicht beschreiben, rollt Buob das Feld der Mission noch mal komplett auf. Wenn es bei den bisherigen Thesen ab und an auch um Methoden oder Techniken ging, um Rahmenbedingungen der Welt und der Kirche, stellt er noch mal die entscheidende Frage, nicht nach dem Was (soll ich verkünden?) oder dem Wie (soll ich das machen?) sondern nach dem Warum: Was ist mein innerer Antrieb zur Mission?
Die naheliegende Antwort, auch andere Menschen zu Christus zu führen ist sicher nicht falsch und – man entschuldige die despektierliche Formulierung – auch fromm. Aber was in mir bringt mich zu der Überzeugung, dass Jesus, eine Beziehung zu ihm, für mein Umfeld richtig ist? Bin ich davon überzeugt, dass diese Beziehung ihnen Sinn und Hoffnung gibt – weil sie es mir gibt? Bin ich davon überzeugt, dass die Menschen nach Jesu Liebe dürsten, weil ich es selbst tue und diese Liebe bei ihm erfahren habe?
„Das Risiko für Gott lohnt sich.“
Diese Art der Christuserfahrung mag noch so klein und unbedeutend erscheinen, sie ist entscheidend dafür, mit welchem Herzblut wir Mission betreiben. Dafür kann ich dann auch Nachteile und Widrigkeiten in Kauf nehmen. Für Gott, so Pater Hans Buob, lohnt dieses Risiko.