Der Alltag steckt voller kleiner wundervoller Dinge … es ist leicht, da zu vergessen, wem man das verdankt.

Da sollte doch benedicere eigentlich eine Serie werden, und die ist anscheinend am 8. Januar schon beendet gewesen. Dabei ist doch gerade die Fastenzeit auch eine gute Gelegenheit, sich auch mal die wunderbaren Geschenke Gottes bewusst zu machen. Hier nur mal eine kleine, persönliche Zusammenstellung (wohl wissend, dass es viele gibt, die es nicht so gut getroffen haben, trotzdem durchaus als Anregung, auch über die eigenen Geschenke nachzudenken und dem Schenker zu danken):
Tanzen mit der Tochter
Ab und zu, wenn ich müde bin oder gestresst oder sonst einfach keine Lust habe, wimmele ich meine Tochter auch schon mal ab, wenn sie auf meinem Arm durch’s Wohnzimmer tanzen möchte. Dabei sind es beinahe die schönsten Erlebnisse, die man als Vater haben kann. Musik, welche ist ihr beinahe egal, gerne auch Sinatra bei Ihr (vielleicht weil ich dann mitsinge), sie auf meinem Arm aber in Tanzhaltung, schwingen, drehen, wirbeln … ihr Lachen und Jauchzen ist an Schönheit wohl nicht zu übertreffen.
Lesen mit dem Sohn
Tanzen liegt ihm nicht, aber mit mir gemeinsam etwas zu spielen, zu bauen oder – ganz einfach – etwas zu lesen. Auch da beschleicht mich manchmal das Gefühl, dass es ihm fast egal ist, was wir lesen, ob es nun etwas Spannendes, etwas Interessantes, Neues oder Altes ist. Manchmal denke ich, dass er das auch alles schon sehr gut selber lesen könnte. Aber wenn er dann bei mir sitzt und lauscht … einfach wunderbar.
Zweisamkeit
Kinder sind – das ist wohl deutlich geworden – wunderbar, selbst wenn sie mal anstrengend sein können. Aber das Leben wäre nicht vollständig ohne die Zeit mit meiner Frau. Manchmal, müde wie wir sind, sitzen wir einfach nur vor dem Fernseher und schauen Big-Bang-Theory, manchmal berichten wir uns vom Tag oder aus der Woche, manchmal gehen wir aus, manchmal klönen wir nur … Egal, es ist Quality-time, egal, ob man etwas rein äußerlich Besonderes daraus macht.
Snack am Flughafen
Dieser Artikel entsteht am Münchner Flughafen; ich warte auf meinen Flug nach Hause. Und auch wenn ich es kaum erwarten kann, endlich wieder meine Familie zu sehen, genieße ich doch auch hier die Zeit – mit einem kleinen Snack, noch einem Weißbier (leider gibt es in meinem ansonsten Lieblingsbistro hier nur Erdinger). Dabei den Blick auf 1000 Meter stellen, Flugzeuge beim Rollen, Starten und Landen beobachten. Ich komme nach anstrengenden Projekttagen gut „runter“ und freue ich umso mehr auf zu Hause.
Feierabende
Die Zeit im Projekt ist anstrengend, und manchmal glaube ich – ich erzähle das immer wieder, kokettiere sicher auch damit, es ist aber wie ich glaube auch etwas Wahres dran – dass irgendwann jemand bei meinen Kunden aufstehen wird und sagen: „Der Honekamp ist doch ein Blender!“ Dann bin ich enttarnt und muss weiter ziehen. Aber im Ernst, wer kennt nicht die Situationen, in denen er denkt, dass er aber nun endgültig am Ende seiner Leistungsfähigkeit angekommen ist? Und dann kommt man durch den Tag und wundert sich, wie gut es eigentlich gelaufen ist (mindestens gemessen an dem, was alles hätte schiefgehen können)? Gut, wenn einem dann auch einfällt, wer einen durch den Tag getragen hat.
Nach Hause kommen
Gleich geht der Flug, dann geht’s nach Hause. Und was gibt es schöneres, als mit dem Schlüssel an der Haustür zu klimpern und die Kinder kommen angerannt? „PAPAAAA“ höre ich sie aus ihren Zimmern rufen. Beide stürmen runter, meine Tochter möchte am liebsten direkt alles erzählen, was sie in der Woche erlebt hat und für berichtenswert hält (und das ist eine Menge), mein Sohn, ganz Junge, eher cool aber auch mit Glanz in den Augen und seine Arme um mich geschlungen. Und meine Frau im Hintergrund, die sich mit ihnen und mir freut, und einfach abwartet, bis wir unsere Zeit haben … wenn einem dann nicht einfällt, dass Gott einfach wunderbar ist, dann weiß ich es auch nicht.
Der Garten
Wenn mir vor Jahren jemand gesagt hätte, ich würde eines Tages mal gerne im Garten arbeiten, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Aber wie wunderbar ist es, zu arbeiten und am Ende tatsächlich ein anfassbares Ergebnis zu sehen, und sei es nur ein gemähter Rasen, ein beschnittener Strauch oder ein von Unkraut gesäubertes Beet. Dann noch mit einer Zigarre das Ergebnis betrachten … da fällt mir ein, wir brauchen noch einen Gartenzwerg …
Ein kleines Geschenk an mich selbst
Sollte man als Christ seine Arbeit, seine Mühen und Anstrengungen nur als Opfer betrachten? Ich bin überzeugt, dass Gott sich wünscht, dass wir die Früchte der Arbeit auch genießen können. Dazu gehört, ihm für das Erreichte zu danken, ihm zu danken, wenn man sich etwas Besonderes leistet … denjenigen nicht zu vergessen, der am Ende der Schenker ist. Aber dann auch das Geschenk genießen, egal ob es ein gutes Glas Wein ist, ein Duft (für sich selbst oder die Frau), irgendein Luxusartikel – da hat sicher jeder seine eigenen Vorstellungen. Ich weiß schon, für viele ist Luxus in diesem Sinne kaum erschwinglich. Aber wenn alle bedacht sind, wenn man den Luxus nicht als Gott anbetet und niemals vergisst, wen man ihn zu verdanken hat, dann bin ich überzeugt, darf man sich auch etwas gönnen, sich selbst (als Mittler) ein Geschenk machen.
Okay, es gibt auch ganz andere Tage … aber über die schreibe ich gerade jetzt nicht. Denn es gibt eben auch die, von denen ich hier spreche. Und für die bin ich dankbar – Ich bete für Sie, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie auch solche Tage haben, und dann nicht vergessen, wem der meiste Dank gebührt.
OD
Auch, wenn es vermeintlich (!) nicht zu diesem Beitrag passt: Ich würde mir von Ihnen einen Artikel über das Theodizee-Problem wünschen, Herr Honekamp. Vermutlich gibt es den aber schon in den Tiefen Ihres Blogs, nur nicht unter diesem Stichwort.
OD
Ergänzung zu meinem Post von gerade eben: Natürlich gibt es den Theodizee-Beitrag schon, sogar unter ebendiesem Stichwort (2013). Entschuldigen Sie meinen übereilten Wunsch.
gerd
„Manchmal, müde wie wir sind, sitzen wir einfach nur vor dem Fernseher und schauen Big-Bang-Theory,“
Mit ihrer Frau? Sie Glücklicher. Ich kenne keine Frau (meine leider eingeschlossen) die auch nur ansatzweise den „Humor“ von Sheldon und Co. teilen bzw. verstehen könnte oder wollte.
akinom
„Der Alltag steckt voller kleiner wundervoller Dinge … es ist leicht, da zu vergessen, wem man das verdankt.“ Daran gerade in der Fastenzeit zu erinnern finde ich wunderbar! Denn wenn man das tut und genießt, was einem wirklich gut tut, wird man zum Geschenk für andere!
Bei Ihnen, Herr Honekamp, besteht das Geschenk-sein an erster Stelle in Ihrer Rolle als Vater und Ehemann. Als Kontrastprogramm sehe ich den Boys- und Girlsday, der offenbar einen Rollentausch anstrebt. Ich wünschte mir hier einen Mutter- und Vatertag, der daran erinnert, was Familie für eine Gesellschaft sein kann und sein sollte….
Absalon von Lund
Bei einem Perspektivwechsel vom Ego zu Gott stellt man in der Tat fest, daß er der Master ist und wir nicht annähernd so bedeutend, wie wir meinen, aber damit wir nicht so erschrecken, läßt er uns unsere Illusionen. Deshalb danke für Ihre Erinnerung. Vileleicht passt auch folgender Reim:
Wechsende Pfade, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte dich nicht!