In Zeiten wie diesen ist es gar nicht so leicht, ein hoffnungsvoller Katholik zu sein. Aber einer hilft: Der Heilige Geist!

Wenn es meinen Lesern so geht wie mir, dann haben Sie in den vergangenen Wochen auch staunend und vielleicht ein bisschen schockiert die Vorbereitungen und die (vor allem mediale) Begleitung des sogenannten „synodalen Weges“ beobachtet. Für Kenner heißt der in Anlehnung an Loriots Jodeldiplom – als völlig sinnlose Qualifikation einer Frau im Selbstverwirklichungsstress – auch Jodelsynode – als völlig sinnlose Beschäftigung von Kirchenlaien und unter Bedeutungsverlust leidenden Klerikern im gleichen Selbstverwirklichungsstress. Hier an dieser Stelle jetzt etwas zusammenzufassen erscheint mir wenig sinnvoll und auch wenig erbaulich.
Hirten?
Jeder Katholik, dem an Bibel, Tradition und Lehramt auch nur ein bisschen was liegt, der seine Glaubensüberzeugungen nicht am Zeitgeist sondern an seiner persönlichen Beziehung zu Jesus und seiner Liebe zu dessen mystischen Leib, der Kirche, orientiert, hat sicher ein Bild, welchen der Bischöfe er zukünftig noch als katholischen Hirten wahrnimmt … und wen eher nicht. Dazu muss ich sicher nichts mehr schreiben, zumal das auch meinem Blutdruck im Zweifel gar nicht gut tut und es in mir Emotionen weckt, die ich nicht als glaubenskompatibel einschätzen würde.
Leben im Geist
Und damit bin ich beim eigentlichen Thema, das mich viel mehr beschäftigt: Ich war am vergangenen Wochenende zu einem Leben-im-Geist-Seminar im holländischen Sittard, geleitet von den in katholisch-charismatischen Kreisen nicht ganz unbekannten Pastoren Roland Bohnen und Thomas Wieners. Das Ganze war eine Empfehlung meines geistlichen Leiters auf meine immer klarer werdende Überzeugung hin, in meinem Glaubensleben einen deutlichen Schritt nach vorne gehen zu wollen, ja zu müssen.
Passend dazu waren auch die Erläuterungen der Leiter, dass in einem gewissen mittleren Alter – danke an dieser Stelle für das Kompliment – das Glaubensleben leicht stagnieren kann: Man hat ein etabliertes Gebetsleben, geht regelmäßig in die Kirche und kennt so ganz grob Kirchenlehre und Katechismus … Aber ist der Glaube, ist die Beziehung zu Jesus wirklich der führende und bestimmende Faktor im Leben? Ist es von Herzen wahr, wenn ich zu Jesus im Gebet spreche, dass ich ihm gehöre, mich ihm übergebe?
Das Steuer aus der Hand geben
Für meinen Teil kann ich nur sagen, dass solche Formulierungen tatsächlich zu meinen täglichen Gebeten gehören, ich aber umgekehrt meinem geistlichen Leiter gestehen musste, dass ich mein Leben nie wirklich an Jesus übergeben, das Steuer nie vollständig aus der Hand gegeben habe. So bleiben es eben fromme Gebete, die einen aber mehr an den Pharisäer im Tempel als an den Zöllner, der sich in Demut seines Bedarfs an Gnade bewusst wird, erinnert (vgl. Lukas 18,9-14).
Das ist – nebenbei – auch eine ganz schlechte Ausgangslage, sich ein Bild – geschweige denn ein Urteil – über Entwicklungen in der Kirche zu machen. Wie sieht es denn aus, wenn jemand sein Leben ganz Jesus übergibt, die Freundschaft zu ihm in jeder Hinsicht zum Maßstab seines Lebens macht? Wie sieht es denn aus, wenn jemand zu keiner Zeit die Beziehung zu Jesus aufgibt, selbst dann nicht, wenn er in Sünde gefallen sein sollte?
„Adam, wo bist du?“
Das Wochenende hätte sich insofern schon für einen einzigen kurzen Satz gelohnt, den Pastor Wieners betrachtete: „Adam, wo bist du?“ (vgl. Genesis 3,9) Denn in gewisser Weise war nicht mal das Essen der Frucht vom verbotenen Baum der Auslöser für unser Elend der Erbsünde sondern die Reaktion darauf. Hätte Adam zu diesem Zeitpunkt auf den Ruf Gottes geantwortet „Ich habe gesündigt, ich habe an dir gezweifelt und dein Gebot missachtet, es tut mir leid, was kann ich tun, um es wieder gut zu machen …“ wäre die Weltgeschichte wohl anders gelaufen. Aber er hat auf Eva verwiesen, Eva hat auf die Schlange verwiesen … und keiner von ihnen wollte sich eingestehen, dass sie gegen das agiert haben, was doch der Urgrund ihres Lebens war (und für uns heute ist): die Beziehung zu Gott.
Um die geht es in dem Leben-im-Geist-Seminar: Wie komme ich zu einer lebendigen Beziehung zu Christus, wie lerne ich ihn als meinen Freund und Bruder, Gott als meinen Vater und den Heiligen Geist als meinen Anführer und Tröster kennen und wie binde ich Gott in mein Leben ein? Nicht als „Techniken“ sondern als innere Überzeugung, verbunden mit einer Lebensübergabe, ausgesprochen vor dem Allerheiligsten, die nicht nur ein Versprechen sondern einen Bund darstellt:
Lebensübergabe
Jesus, Dir schenke ich heute mein Leben. Ich übergebe Dir meinen Geist, meine Seele und meinen Körper, mein Herz, meinen Verstand und meinen Willen. Du sollst der Mittelpunkt meines Lebens sein, mein Herr, mein König, mein Anführer und mein Bruder.
Dieser Ausschnitt aus meinem selbst formulierten Hingabegebet mag verdeutlichen, dass es eben nicht nur um ein kleines Versprechen geht, sondern darum, das Leben ganz in Gottes Hände zu legen. Natürlich macht eine solche Lebensübergabe noch keinen Heiligen, aber Gott nimmt uns ernst, auch unsere Worte, wenn wir sie im nötigen Ernst sprechen. Und so darf sich jeder der Seminarteilnehmer, der sein Leben (erstmalig oder auch als Erneuerung) an Christus übergeben hat, auf Gottes Beistand und die ebenfalls erbetenen Gaben des Heiligen Geistes ebenso freuen wie er sich darauf vorbereiten muss, dass der Widersacher zum Angriff übergehen wird. Was dann notwendig ist, ist nicht zuletzt auch das Vertrauen in Gott: Er ist bei mir, er bleibt bei mir, auch wenn ich mich von ihm entfernen sollte.
Frucht bringen
Mit einem solchen Vertrauen kann man als Katholik auch als Zeuge auftreten, den Glauben bezeugen, die Liebe Christi bezeugen und wiederspiegeln, und damit auch auftreten als Zeuge gegen allerlei Verirrungen, die außerhalb aber eben auch innerhalb der Kirche auftreten. Nichts braucht die Kirche – natürlich neben dem göttlichen Beistand – mehr, als vom Heiligen Geist geleitete Zeugen, die ihr Leben an Christus ausrichten. Ob das dem einzelnen, ob das ganz konkret mir in dem Maße gelingt, wie sich Gott das für mich gedacht hat, wie wer mich gedacht hat, kann ich selbst nicht garantieren – das wäre Hochmut. Aber jeder einzelne der sich bemüht, dabei immer in Beziehung zu Christus bleibt und die Gaben des Heiligen Geistes zum Wohle der Nächsten einsetzt, jeder einzelne, der in diesem Sinne ein Jünger Jesu ist, zählt im Kampf gegen die Unterwelt, die noch immer versucht, die Kirche zu überwinden. Es wird dem Widersacher nicht gelingen das zu tun, aber er kann Schaden anrichten.
Bleiben wir also in Christus, dann bleibt er in uns, und gemeinsam bringen wir reiche Frucht (vgl. Johannes 15,4-5) – für die Kirche und für die Menschen, die alle – bewusst oder unbewusst – eine Beziehung zu Jesus suchen.
Gero
Jetzt sind Sie also angekommen
……in der Resignation und inneren Emigration.
Vorbei die Zeiten, wo sie mit dem Glauben im Rücken die Welt betrachteten und ihre Mängel und Widersprüche in den Beiträgen aufzeigten, die auch mich hier hingeführt haben.
Aber vielleicht ist es wirklich besser, sich mit dem vermeintlich Unvermeidbaren abzufinden, als bis zuletzt zu kämpfen.
Gegen die Verrohung der Sprache und der Sitten, den Sozialismus und die politisch gekaperten Amtskirchen. Es scheint ja aussichtslos.
Meine Meinung ist aber eine andere.
Wir werden darum dieses Land mittelfristig verlassen.
Nicht allein, um hier wegzugehen; ich liebe mein Land; sondern um irgendwo anzukommen.
Denn mein Kind wird nächstes Jahr von der Schulpflicht erfasst.
Und das soll es nicht hier.
Mögen Sie also trockenen Fußes durch die Welle kommen, die sich da am Horizont der Menschheit gerade auftürmt.
Alles Gute
Papsttreuer
Danke für den Kommentar und die darin zum Ausdruck gebrachte Sorge, die ich aber zerstreuen möchte: „Leben im Geist“ heißt an dieser Stelle nicht, ein vergeistiges und zurückgezogenes Leben zu führen. Von „Resignation und innerer Emigration“ kann gar nicht die Rede sein. Es geht darum – der Ausdruck wäre vielleicht besser, aber so hieß das Seminar nun mal nicht – „ein Leben aus dem Geist Gottes“ zu führen. Daher bitte den letzten Absatz meines Beitrags bei der Beurteilung nicht vergessen!
Trotzdem kann ich verstehen, wenn es jemanden aus diesem Land wegtreibt – ich bleibe aber dabei, weder mir noch meiner Familie eine Auswanderung zumuten zu wollen. Der Kampf, in dem wir den Heiligen Geist mehr denn je brauchen weil es auch ein geistlicher Kampf ist (mit geistlichen Gegnern, womit ich nicht „Geistliche“ meine) braucht Kämpfer. Jesus will uns an seiner Seite. Zu gehen ist nachvollziehbar, aber nicht meine Option – und ob man „wo0anders“ diesem Kampf aus dem Weg gehen kann?
Gottes Segen für Ihren weiteren Weg!
akinom
Hirten: Ich wünsche mir marianische Hirten mit marianischen Beichtvätern. Das genügt.
Leben im Geist: Hier zitiere ich denHeilig-Geist-Rosenkranz, den ich auch mit Blick auf die Jodelsynode zu beten empfehle. Sie wurde Mutter Katharina Vogl mit der Verheißung offenbart, dass “große gotterleuchtete Männer gesendet würden“.
1. … der unser Herz für die Gnadenfülle des Heiligen Geistes empfänglich machen wolle.
2. … der uns den Heiligen Geist erbitten und die göttlichen Tugenden vermehren und stärken wolle.
3. der uns durch den Heiligen Geist stärken, erleuchten, regieren, führen und heiligen wolle.
4. … der unser Herz mit der Liebe des Heiligen Geistes entzünden und mit tiefster Demut, Sanftmut, Geduld, Ergebung, Hingabe, Kraft und Heiligkeit erfüllen wolle.
5. … der und sie sieben Gaben und die zwölf Früchte des Heiligen Geistes erflehen, alles Gute verleihen und alles Böse abhalten wolle.
Das Steuer aus der Hand geben: Dazu bedarf es eines „geistlichen Leiters“, der nicht Priester und auch nicht männlich sein muss. Ich habe einen Priester und einen Frau in dieser Funktion.
„Adam, wo bist du?“ Da denke ich schaudernd an die Genderidiologie mit den Neuschöpfungen von Geschlechteridentität und empfehle die „neue Eva“, die Knotenlöserin.
Lebensübergabe: Wunderbar ist das Hingabegebet des Bloggers. Mir hilft es im JETZT zu leben ohne Sorgen um das Vorgestern und Übermorgen. Denn 1. kommt es anders und 2. manchmal auch besser als man denkt! Gott ist das ewige JETZT, das Alpha und Omega. Ein anderes Lieblingswort für ihn heißt für mich TROTZDEM.
Frucht bringen: „Mit einem solchen Vertrauen (das in der Lebensübergabe wurzelt) kann man als Katholik auch als Zeuge auftreten, den Glauben bezeugen, die Liebe Christi bezeugen und widerspiegeln, und damit auch auftreten als Zeuge gegen allerlei Verirrungen, die außerhalb aber eben auch innerhalb der Kirche auftreten. Nichts braucht die Kirche – natürlich neben dem göttlichen Beistand – mehr, als vom Heiligen Geist geleitete Zeugen, die ihr Leben an Christus ausrichten.“
Frucht bringen heißt mutig Zeugnis ablegen. Wenn wir das in unserer Gesellschaft und in der Kirche in Deutschland heute nicht mehr wagen, werden die treuen Zeugen von morgen Blutzeugen sein.
Maria Anna
Der Beitrag macht mir alles in allem mehr Mut, als das Bild von Resignation zu vermitteln.
Mit der Einschätzung, ob ich mein Leben nun wirklich schon so richtig Jesus übergeben habe, tue ich mich schwer. Allein diese Formulierung schaffe ich noch gar nicht so richtig auszusprechen. Weil es so was perfektes, endgültiges impliziert.
Ich glaube, es liegt daran, weil ich es an irgendeinem Messwert fest mache, wie tief, regelmäßig dieser Schritt der Übergabe stattfindet. Aber auf dieser valuativen Ebene bin ich vermutlich in der falschen Dimension unterwegs und verrenne mich eher in Unzufriedenheit als mich glücklich wie eine Braut an der Seite von Christus zu fühlen.
Als gebrandmarktes Kind meiner Prägung in einer Zeit, in dem einem in katholischen Camps Maria- Goretti-/ Bündnisse, Herz Maria und Herz Jesu- weihen aufgedrückt wurden, ohne es so richtig verstanden zu haben, habe intuitiv diese valuative Ebene verlassen.
Aus diesem Hintergrund heraus hat mir der Satz ins Herz gesprochen:
“ Natürlich macht eine solche Lebensübergabe noch keinen Heiligen, aber Gott nimmt uns ernst, auch unsere Worte, wenn wir sie im nötigen Ernst sprechen. “
Und darum geht es. Gott ist ein lebendiger Gott, Jesus ist als menschgewordener Sohn Gottes das Tor zu Vater. Er will jeden Tag dabeisein und an meinem Leben teilnehmen. Ich habe ganz konkret angefangen, Jesus an jedem morgen mit in den Morgen, mit in die Schlafzimmer der Kinder, in die Gespräche mit meinem Mann, in‘ s Auto, die Arbeitsstelle, in die Gespräche in der Arbeitsstelle, in die Gespräche zu Freunden bei einem Gläschen Wein zu nehmen,. Vor allem dann wenn ich im Gespräch an einer Sackgasse angelangt bin, bin ich mir seiner Gegenwart sicher.
Seine Gegenwart zeigt sich, Gott spricht eine individuelle Sprache und ich darf oft auf Fragen Antworten erhalten, die von Humor zeugen.
Vielleicht bin ich dann mittendrin, in meinem Prozess, Jesus mein Leben zu übergeben mit allen Fehlern, Schwächen, Sünden, in die ich in meinem menschlichen Sein wieder zurückfalle.
Papsttreuer
Danke für dieses sehr persönliche Zeugnis und Gottes Segen auch für Ihren weiteren Weg mit Gott!
Dieter Schrader
Vielen Dank für diesen auch für evangelische Christen ermutigenden Bericht. In den
1960 er Jahren gab es schon einmal einen solchen geistlichen Aufbruch in beiden !!!
Kirchen. Bei allen theologischen Unterschieden fand man über die „Entdeckung“
des hl.Geistes zueinander. Da gab es sehr ermutigende Aufbrüche. Umso erfreulicher ist es für mich zu lesen, daß es in der kath. Kirche diese Bewegung
(Wieder) gibt. In der evangelischen Kirchen und auch in den Freikirchen ist er so noch nicht wieder in Erscheinung getreten, wobei der hl. Geist sicherlich Sein
Werk auch im verborgenen ausübt. Das läßt hoffen!
Moin
In der Gemeinde, wo ich engagiert bin, starten wir gerade einen Alphakurs und interessanterweise sind wir nicht die Einzigen. In diesem Kurs geht es genau darum: eine persönliche Beziehung zu Jesus beginnen, sich dem Heiligen Geist öffnen und seine Jünger werden, um Menschen für den Glauben zu gewinnen (ist meine persönliche Kurzzusammenfassung!)
Dass es viele solcher Kurse gibt und auch die Geistlichen Gemeinschaften Zulauf bekommen, lässt mich für die Zukunft hoffen. Es sind wirklich spannende Zeiten und wir können darauf vertrauen, dass Gott Pläne des Heils für uns und unsere Kirche hat.