Okay, noch mal Corona … das Thema wird uns noch Monate nicht loslassen. Aber was gibt es wichtigeres als die Gesundheit – der Seele?

Bei mir hat sich ein Effekt eingestellt: Nachdem ich bislang aufgrund der widersprüchlichen Aussagen zur Wirkung, Wirkungslosigkeit oder gar Schädlichkeit von Masken zum Schutz vor dem Corona-Virus (bzw. zum Schutz Nicht-Infizierter) einigermaßen hin- und hergerissen war, wie ich den Maskenzwang nun finden soll, habe ich mich in die Einsicht begeben, es eben doch nicht so ohne weiteres selbst einschätzen und schon gar nicht ändern zu können. Ich teile auch nicht die Einschätzung, dass es sich dabei um „Sklavenmasken“ zur Unterwerfung der einfachen Bevölkerung unter die autoritär agierenden Herrschenden handelt. Also, was nutzt es: Maske auf, wenn es sein muss und wieder runter, wenn es nicht gesetzlich „verordnet“ ist. Und wenn man schon so weit ist, dann schaut man sich an, welche Arten von Masken es gibt und kommt schnell auch zu sehr „stylischen“ Modellen. Der Effekt: Die Maske wandelt sich von einem Medizinprodukt zur Eingrenzung einer potenziell tödlichen Pandemie zu einem Modeaccessoire.
Corona-Zeit
Dieses kleine Beispiel mag aufzeigen, wie sehr diese Krise auch unser ureigenes Umfeld beeinfluss, über die gesetzlichen Bestimmungen, die Einschränkungen der Freiheit und der bürgerlichen Rechte hinaus. Und ich möchte einen Satz benutzen, den wir in der Familie derzeit laufend verwenden und der sich auch in den Medien immer mehr durchsetzt: Diese Krise macht was mit einem! Und sie macht etwas, hat einen Einfluss, der über die ganz offensichtlichen Dinge hinausgeht. Dabei frage ich mich, was diese Krise zum Beispiel mit unseren Kindern macht?
Sie sprechen von der „Corona-Zeit“ oder von Erlebnisse, die „noch vor der Corona-Zeit“ stattgefunden haben. Für Kinder sind Monate unter dem Eindruck der Pandemie, in denen sie nicht zur Schule gehen können, stattdessen an der Hand der Eltern den gleichen Stoff lernen müssen (ohne dass dafür die notwendigen Voraussetzungen vorlägen – es soll bitte niemand von „Homeschooling“ sprechen, das ist etwas ganz anderes!), ihre Freunde nicht treffen können, nicht ins Schwimmbad oder auf Spielplätze gehen können, und in denen sie ganz nebenbei in die sorgenvollen Gesichter ihrer Eltern schauen und selbst Masken tragen müssen, offenbar vergleichbar mit einem Jahrzehnt für einen 50-jährigen. Es ist eine Epoche, die dort gerade stattfindet, und wie sich das auf den Gemütszustand, nicht nur aber besonders, der Kinder auswirkt, kann man wohl gar nicht abschätzen.
Nicht normal
Und was ist mit uns, den Erwachsenen? Mit mir jedenfalls macht diese Krise auch etwas. Ich kann es nicht als normal empfinden, nur mit Mundschutz einkaufen gehen zu können (auch wenn der Accessoire-Gedanken langsam hoch kommt). Ich kann es nicht als normal ansehen, dass unser Pastor, zum Glück nach den Lockerungen sehr schnell wieder am Start, die Kommunion mit Handschuhen und Mundschutz verteilt. Ich kann es nicht als normal ansehen, dass Nachrichten zu 90 % aus Corona-News, -Zahlen und –Entwicklungen bestehen. Ich kann es auch nicht als normal ansehen, dass Betriebe geschlossen sind oder nur so eingeschränkt arbeiten können, dass ihr Bestand immer mehr bedroht ist. Und ich kann es erst Recht nicht als normal ansehen, dass Kritiker dieser Einschränkungen mit Verschwörungstheoretikern und Nazis in einen Topf geworfen werden.
Der im Prinzip verhängte Ausnahmezustand hat Folgen, und nicht nur in meinem Hinterkopf nagt der Gedanke, welche Motivation eine eigentlich schon abgehalfterte Kanzlerin haben sollte, die Beschränkungen, die eigentlich jede Stunde neu diskutiert gehören, aufzuheben? Und wenn ich parteiinterne Kritiker der Kanzlerin sehe, wie jetzt den NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet, der mit seinen eher forschen Vorstellungen von einer „Öffnung“ bei Merkel und seinem Rivalen Söder aneckt, dann komme ich nicht umhin, auch dahinter mehr Parteitaktik zu vermuten als Sorge um das Land.
Politik
Denn unter diesem Gesichtspunkt hat er – per jetzt – alles richtig gemacht. War Söder zunächst noch als der Macher gefeiert worden, ist es nun Laschet der vorangeht, um Freiheiten wiederherzustellen während Söder sich unversehens als Merkel-Adlatus wiederfindet. Geht die Rechnung auf und fällt den deutschen Bundesbürgern im kommenden Jahr wieder ein, warum sie Merkel eigentlich mal vom Hof jagen wollten, steht Laschet, ehemals Merkel-Claqueur mit Riesenlandesverband, innerhalb der Union als Ausweg bereit. Man reibt sich die Augen!
Das macht was mit der Seele
Alles Themen, von großer Politik über die Sorge um die Familie bis zum alltäglichen Einkauf und den Gedanken, die man sich um den nach den Sommerferien anstehenden Schulwechsel des Jungen macht, die sich ständig im Hinterkopf bewegen und für die man, so sehr man sich auch bemüht, keine einfachen Lösungen zu finden in der Lage ist.
Das macht was mit einem … und das macht was mit der Seele. Selbst wenn man von der Krankheit persönlich nicht betroffen ist, stellt die Situation das Grundvertrauen in Frage. Wird eigentlich wirklich alles gut? Oder wird alles nur noch schlimmer, nicht nur medizinisch sondern vor allem gesellschaftlich? In welche Welt werden wir unsere Kinder mal entlassen? Müssen wir uns abschminken, was sich Generationen von Eltern zumindest vorgenommen haben: Dass es den Kindern besser gehen soll, als einem selbst?
Gegenmaßnahmen
Und auf genau diesen Zweifeln – manchmal sehr präsent, manchmal unbemerkt im Unterbewusstsein – baut der Widersacher auf! Kannst du wirklich für deine Kinder sorgen? Kannst du deine Familie wirklich sicher durch diese Zeiten führen? Glaubst du wirklich, dass wieder gute Zeiten kommen werden? Bist du sicher, dass Gott sich um dich, die Deinen und alle Menschen kümmert? Und glaubst du wirklich, dass Gott bei all diesen alltäglichen Sorgen an deiner Seite steht? – „Hat Gott wirklich gesagt …?“ (vgl. Genesis 3,1)
Umso wichtiger ist es, gerade jetzt die Nähe zu Jesus zu suchen, sich nicht nur die Hände zu waschen und eine Schutzmaske zu tragen sondern auch Seelenhygiene zu betreiben. Das tägliche Gebet gehört in Zeiten wie diesen ausgebaut, gerade dann, wenn der Tagesablauf durcheinander geworfen ist und man Gebetszeiten schnell mal „schlabbert“. Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, sein Leben ganz in Jesu Hände zu legen, nicht auf weltliche Entlastung oder Belohnung zu schielen, sondern den Blick fest auf Jesus gerichtet zu haben.
Das Leben in Fülle
Persönlich bin ich in der glücklichen Lage, derzeit nicht um meinen Arbeitsplatz fürchten zu müssen, im Gegenteil im Moment mehr Arbeit zu haben, als normal. Und trotzdem fordert die Zeit im Homeoffice auch meine Seele heraus. Den Blick auf den Bildschirm gerichtet, Telefon- und Videokonferenzen als einziger Blick nach draußen, schnell mal zu den Kindern zum Mittagessen und abends müde ins Bett fallen? Da muss ein Ausgleich her: Mit Gebet, dem Besuch der Messe, dem Sakramentenempfang, dem Gespräch mit der Familie und Freunden, auch mit dem Durchschnaufen auf der Terrasse…
Ich bin da kein gutes Vorbild, weil ich selbst auch immer wieder Pausen verpasse. Aber das „Durcharbeiten“ macht mich nicht effizienter, und vor allem macht es mich nicht zu einem besseren Menschen. Im Gegenteil: Die Reduktion auf Arbeiten und die Beschäftigung mit der Krise wecken Zweifel an Mitmenschen, verführen zur andauernden Kritik an allem und jedem, schüren Zweifel auch an Gott und behindern mein eigentliches Menschsein wie Gott es sich für mich vorgestellt hat. Jesus will, dass wir das Leben haben und es in Fülle haben (vgl. Johannes 10,10) – eine Maske reduziert nicht diese Fülle. Sorge, Trauer, Zweifel, Wut, Angst … reduzieren die Fülle des Lebens. Und gerade in Zeiten wie diesen können – und müssen! – wir all das auf Jesus werfen, der für uns da ist: „Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch.“ (1. Petrus 5,7)
Seelenhygiene
Die Krise verschwindet damit nicht, der Virus geht dadurch nicht weg, die Politik wird dadurch nicht besser – das ist ein anderes Gebet, dass wir beten müssen – aber meine Beziehung mit Jesus kann ich auch und vor allem unter widrigen Bedingungen pflegen. Und das auf eine Weise, dass es nicht nur ein Gebet in der Not ist sondern ein echtes Gespräch, ein Austausch mit ihm über das Leben. Was man dafür braucht ist Zeit … aber wenn wir am Tag die Zeit finden, mehrere Minuten die Hände zu waschen, dann werden wir sicher auch die Zeit finden, neben unseren normalen Gebeten kurze Pausen mit Gott einzurichten (und diese, ganz praktisch, im Kalender einzuplanen).
Diese Seelenhygiene ist wichtiger als die Hände zu desinfizieren, denn diese Hygiene bereitet uns für das ewige Leben.
Stefanie Selhorst
Ich wasche mir kaum je die Hände, ohne dabei ein Vaterunser zu beten. Diesen Ratschlag gab ein Pfarrer in einer der online-Messen in der Karwoche.
akinom
Über den Kommentar musste ich lachen. Denn genau das war mein Gedanke beim Lesen des Blogbeitrags. Hauptsache ist aber, dass wir uns die Hände nicht wie Pilatus in Unschuld waschen, der – um die Kreuzigung zu verhindern – Jesus erst einmal geißeln und mit Dornen krönen ließ…
gerd
Wenn wir doch eins vom Leben in Fülle lernen sollen, ist es doch die Tatsache, dass wir den Tod nicht fürchten müssen. Selbst eine Maske wird uns vor dem leiblichen Tod nicht schützen. Zu einem Leben in Fülle gehört die Aussage des Herrn, dass uns nur die Wahrheit frei macht. Unsere Regierungen bauen massiv ihr Luftschloss auf Lügen und Halbwahrheiten auf. Das ist ein Greuel in den Augen des Herrn. Deswegen hat er die Schaufel in der Hand und deswegen säubert er die Tenne. Mit Tenne kann hier ruhig die Wohlfühlanstalt von katholischer oder protestantischer Kirche erkannt werden. Es wird alles herausgekehrt werden, was uns vom Herrn abgebracht hat in den letzten 50 Jahren. Den Weizen wird er in seine Tenne bringen und das Unkraut im nie erlöschenden Feuer verbrennen. Das alles kann man in den Evangelien nachlesen und am Wahrheitsgehalt abklopfen. Ganz ohne Verschwörungstheorien.
gerd
Und dann ist da noch der Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, der die Aufgabe der Kirche auf den Punkt bringt: „Die Kirche steht für Solidarität!“
Von der Fülle des Lebens, vom Gebet, vom Gottessohn ist nicht mehr die Rede. Wir werden es wohl alleine machen müssen. Sozusagen als hl. Rest und als kleine Herde.
Manfred Reichelt
Vielleicht ist, wie ich mit Corona (als zur Risiokogruppe gehörig) umgehe, für andere ermutigend:
https://manfredreichelt.wordpress.com/2020/04/29/corona-und-ich/
akinom
Gott ist das ewige JETZT. Mir hilft es nicht nur bezüglich Corona – im Jetzt zu leben zu leben und mir keine unnötigen Sorgen bezüglich des Vorgestern und Übermorgen zu machen. Mehr als einmal durfte ich er leben: 1. kommt es anders und 2. manchmal besser als man denkt !