Die Coronazeit führt auf ganz vielen Ebenen zur Spaltung. Eine Lösung dafür ist nicht in Sicht.

Wenn man einen Monat lang keinen Blogbeitrag geschrieben hat, besonders dann, wenn man einen Blog betreibt, bei dem es zu Hochzeiten durchaus auch mal mehrere Beiträge am Tag sein konnten, stellt sich einerseits die Frage, warum man nichts geschrieben hat, und andererseits das Problem, den Blog wieder hochzufahren. Es ist ja nicht so, als ob es an Themen gemangelt hätte in den vergangenen Wochen, sehr wohl aber an Motivation und auch daran, für das, was zu kommentieren gewesen wäre, die richtigen Worte zu finden. Schreibhemmung nennt man das wohl, und davon kann ich mich nicht frei sprechen.
Corona-Maßnahmen
Ich nehme als Anknüpfungspunkt, wie könnte es anders sein, das uns wohl noch lange begleitende Thema Corona. Zu Beginn der Pandemie hatte ich in einem YouTube-Beitrag schon mal geunkt, dass es womöglich gar nicht so leicht sein wird, von den beschlossenen drastischen Maßnahmen wieder wegzukommen. Das einerseits deshalb weil man nie so genau sagen kann, wann eine Pandemie, deren Ursache sich so schnell nicht wird eliminieren lassen, eigentlich als „vorbei“ gelten sollte, andererseits aber auch, weil der eine oder andere in verantwortlicher Position schon auch Gefallen an der neuen Macht finden könnte: Welche Motivation sollte eine Regierung haben, solche Maßnahmen wirklich vollständig wieder zurückzudrehen auf einen Status Quo Ante?
Und beides zeigt sich jetzt: Ging es zu Beginn des „Lockdowns“ lediglich darum, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern – niemand wollte Bilder von Menschen, die gestorben sind, weil die Anzahl der Beatmungsgeräte nicht ausgereicht haben – geht es jetzt offenbar darum, Infektionen und Erkrankungen generell zu verhindern. Auch hierfür gibt es gute Gründe, insbesondere den bei sogenannten Risikogruppen oft dramatischen Verlauf und die Folgewirkungen der Krankheit. Argumentiert wurde so aber bislang nicht, sodass man sich die Frage stellen muss, wie lange man denn Krankenhäuser und Arztpraxen auf „Sparflamme“ fahren lassen möchte, um für eine zweite Welle gerüstet zu sein, dessen Vorläufer schon nicht, jedenfalls nicht in der befürchteten Dramatik, stattgefunden hat.
Untertanen
Dazu kommen unverhohlene Drohungen gegen die Gegner der Corona-Maßnahmen. Abgesehen von deren Verunglimpfung als Coronaleugner kommen doch tatsächlich immer wieder Politiker auf den Gedanken, Maskenverweigerern mit einem erneuten Lockdown zu drohen: Einschränkungen der Freiheit als Drohkulisse gegen unerwünschtes Verhalten. Dass in diesen Chor auch ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung mit einstimmt, macht die Entwicklung nur noch bedenklicher. Schon werden Kritiker der Regierungsmaßnahmen als Nestbeschmutzer behandelt, die doch nur dafür sorgen, dass erneut drastische Maßnahmen ergriffen werden. Lieber nicht dem Despoten auf die Nerven fallen, bevor der zum Gegenschlag ausholt. Der Deutsche an sich, und nicht nur der, hat die Untertanenmentalität offenbar noch immer mit der Muttermilch eingesogen.
Und so stehen sich eine – wenn man Umfragen glauben darf – Minderheit von Skeptikern der Regierungspolitik und eine Mehrheit derjenigen, die diese Politik unterstützen gegenüber, wobei abgesehen von ein paar verqueren Typen, die die ganze Pandemie entweder für eine Erfindung von Bill Gates halten oder meinen, die Auslöschung der Menschheit stehe kurz bevor, beide Gruppen die Tatsache eint, dass sie sich sorgen: Die einen sorgen sich um die Gesundheit, die anderen um die Freiheit, aber beide nehmen den jeweils anderen nicht ab, dass sie die eigenen Sorgen zumindest auch ins Kalkül ziehen: Wie viel Freiheit darf oder sollte eingeschränkt werden, um eine Zielsetzung an Gesundheit in der Bevölkerung zu sichern, oder wie viel an Gesundheit darf in der Bevölkerung auf’s Spiel gesetzt werden, um die Freiheit nicht über Gebühr einzuschränken? Das ist die Frage, die eigentlich sachlich diskutiert gehört, was aber ob ihres emotionalen Inhalts nicht so leicht fällt.
Kernfragen
Oder um es auf die Spitze zu treiben: Wie hoch ist die Anzahl akzeptabler Coronatodesfälle, an der sich freiheitseinschränkende Maßnahmen messen lassen müssen? Zehn? Hundert? Tausend? Zehntausende? Oder Null? Eine Gesellschaft, die verlernt hat, mit dem Tod zu leben, die auf den Tod nur die Antworten „Vermeiden“ oder „willentlich herbeiführen“ (Abtreibung, Sterbehilfe, sogenanntes „selbstbestimmtes Sterben“) hat, kann solche Fragen nicht sinnvoll diskutieren geschweige denn beantworten. Dann wird eine Kasuistik ins Feld geführt mit jungen Menschen, die elend an Corona leiden um zu verdeutlichen wie notwendig Maßnahmen wie der Maskenzwang seien. Aber machen wir uns nichts vor, selbst wenn es „nur“ um Masken ginge, dann hat auch das Folgen, ökonomische wie auch soziale und psychologische. Nur sehen will es eine Mehrheit in ihrem Kampf gegen den ungewollten Tod nicht.
Die vielleicht unfairste Frage, die einem als Kritiker der Regierungspolitik in aller Regel gestellt wird, ist dann: Was würdest Du denn als Gesundheitsminister oder Bundeskanzler machen? Trotzdem bin ich bereit, sie zu beantworten: Auf das Verantwortungsbewusstsein der Menschen setzen. Und bei aller Dramatik eines einzelnen Sterbenden doch auch immer sehen, dass der Tod leider zu unserem irdischen Leben gehört. Es wird die Falschen treffen, aber wollen wir als Gesamtgesellschaft wirklich alle Wirtschaftskraft an die Wand fahren, die uns doch erst in die Lage versetzt, überhaupt leidlich vernünftig auf solche Entwicklungen zu reagieren?
Gut oder Böse?
Mir scheint, eine Mehrheit würde diese Frage heute mit Ja beantworten, darunter Christen wie Atheisten. Diese Sichtweise muss man erstnehmen, vor allem aber muss man sich selbst verdeutlichen, dass es eine Sichtweise ist, die einer Abwägung entspringt. Und als solche wird die Frage, ob diese Sichtweise richtig oder falsch – besser noch: gut oder böse – ist, nicht so einfach zu beantworten sein. Wenn aber in jeder anderen Abwägung das Böse, das Unmenschliche vermutet wird, dem Andersdenkenden unterstellt wird, er habe gar keine Abwägung vorgenommen, dann erledigt sich jeder Dialog, dann kommt es zur Spaltung, und die ist in diesem Thema in Deutschland wie auch weltweit zu beobachten.
Der Gegner als Feind
Und was schreibt man da als Blogger: Mit einigem Selbstbewusstsein möchte man sich selbst gesunden Menschenverstand attestieren, der in den meisten medial verbreiteten Meinungen zu fehlen scheint. Aber der ist gerade auch nicht gut gelitten: Grautöne werden nicht zugelassen, Kompromisse stehen beiderseits unter dem Verdacht des Verrats an der Sache, ein von mir aus auch mit harten Bandagen aber fair ausgetragener Meinungskampf wird durch die Verächtlichmachung des Gegners als Feind (des Lebens, der Freiheit, des Landes) verunmöglicht. Politik und Medien rühren in diesem explosiven Mix munter mit und erkennen mit Krokodilstränen, dass es mit der Einheit der Deutschen nicht mehr allzu weit her zu sein scheint.
Diese Stimmung ist es, die mir aktuell die Luft abschneidet. In der Analyse sind viele noch gut, aber jetzt stellt sich die Frage, wie man ein Land in einem solchen Zustand wieder auf die Beine bringen kann? Sicher nicht mit dem gleichen politischen und medialen Personal., das es in diese Misere geführt hat, egal ob sehenden Auges oder aus Versehen. Dem Christen wie dem Libertären liegt Zwang fern, aber man möchte das ganze Land schütteln und die Hauptkombattanten so lange einsperren, bis sich Vernunft breit macht. Aber damit gehört man da auch schon zu denjenigen, die die anderen als Feinde sehen … ganz abgesehen davon, dass ein Bemühen um Ausgleich ganz offensichtlich nicht gewollt ist.
Beten!
Bleibt nur – Das ist nicht wenig, es ist das Wichtigste überhaupt, aber ich frage mich, ob das ausreichen kann? – das Gebet für dieses Land und seine Menschen. Nicht zuletzt gibt es neben Corona noch anderen Themen, von Integrations- und Diskriminierungsfragen bis zum Umgang mit dem Wandel des Klimas, die sich in die gleiche Richtung entwickeln: der Andersdenkende wird verächtlich gemacht, vom Diskurs ausgeschlossen und sozial so weit wie möglich vernichtet. Das trifft im Moment mal eher die sogenannte politische Rechte, aber ich habe keinen Zweifel, dass das nur an der relativen Machtposition der Linken liegt und bei anderen Verhältnissen das Pendel eben in die andere Richtung ausschlagen wird.
Beten für die Politik, beten für die Medien, beten für den gesellschaftlichen Diskurs im Ganzen ist also das Mittel der Wahl … und vielleicht tatsächlich so etwas wie der Versuch, eine neue Bürgerlichkeit zu etablieren, die sich gegen Extremismen jeder Couleur zu wappnen versucht, den Rattenfängern von links und rechts nicht auf den Leim geht und diese bei Wahlen konsequent abstraft. Ob das aber noch möglich ist? Ich habe Bedenken, und sorge mich um dieses Land – auch und vor allem, weil ich die Antwort auf die Frage, was als nächstes zu tun ist, schuldig bleiben muss.
Andreas Schneider
Ich hole an dieser Stelle weiter aus.
Vor 41 Jahren machte ich die Bekanntschaft von L. und M. Wir waren Stubenkameraden bei unserer Stammeinheit der Bundeswehr, aus der Kameradschaft wurde eine Freundschaft, die seit nunmehr 4 Jahrzehnten Bestand hat. Unsere jährlichen „Stubentreffen“ waren immer wieder kleine Höhepunkte im Alltag, wobei wir „rotierten“ – einer war jeweils Gastgeber. L. und ich waren Gäste auf M.s Polterabend, L. kam zu dem meinen, als L. (Junggeselle geblieben) sein Haus gebaut hatte, wurde das Stubentreffen vorgezogen, um die Immobile vorzustellen. L., der Katholik, wurde Pate meines Sohnes – eines Protestanten. Sowohl M.s Familie wie auch die meine waren in die Treffen einbezogen.
Wäre da nur nicht L.s Anfälligkeit gegen alle nur erdenklichen Krankheiten gewesen. So konnte er an der Taufe meines Sohnes nicht teilnehmen (üble Grippe) – und zugleich hatte er seinerzeit seine neue Dienststelle beim Landesrechnungshof angetreten („Was für eine Empfehlung!“ sagte er mit einigem Verdruß, da die neue Tätigkeit mit einer Krankschreibung begann).
2016 erlitt er einen Schlaganfall und wird seitdem in Pflegeheimen seiner Heimat im Sauerland betreut. Sehr unangenehme Begleiterscheinung (entweder des Schlaganfalls selbst oder aber „Kollateralschaden“ der unverzüglich durchgeführten Not-OP) ist die Schädigung seines Gleichgewichtssinnes. Was zur Folge hat, daß ihm, sobald er schneller als mit Schrittgeschwindigkeit bewegt wird, speiübel wird – je schneller, umso schlimmer. „Ich habe schon so einige Krankenwagen vollgekotzt“ ist wohl eine recht eindringliche Schilderung des Problems.
Was zur Folge hatte, daß das Rotationsverfahren bei unseren Stubentreffen ad acta gelegt wurde, werden mußte. L. lebt (geographisch) zwischen M. und mir, und es wäre absolut kein Problem, daß z. B. ich bei einem Treffen bei M. einen Umweg zu L. machen würde, um ihn aus seiner Pflege abzuholen und zum Treffen zu bringen. Oder eben umgekehrt. Der hilfsbedürftige Kamerad bleibt nicht zurück, der Freund gehört bei all seinen Einschränkungen dazu. Punkt! Nur, daß L.s Leiden dies unmöglich macht. So finden unsere Treffen nunmehr nur noch bei ihm, in seiner Pflegeeinrichtung, statt. Es ist nicht mehr das Gleiche „wie früher“ – na und?
Daß L. an „Corona“ erkrankte, war angesichts seiner Krankengeschichte auf eine perfide Art beinahe zwangsläufig. Im Grunde ein „klassischer“ Fall – Vorerkrankungen + Heimbewohner. Man vermutet(!), daß mobile Pflegekräfte und Therapeuten, die auch in Krankenhäusern tätig sind/waren, das Virus eingeschleppt haben. Es ist seiner langen Krankengeschichte geschuldet, daß L. einen „milden Verlauf“ trotz über 40°C Fieber konstatierte.
In diesem Jahr fällt das Stubentreffen aus. Es dürfen nur max. 2 Personen gleichzeitig zu Besuch kommen – und dies in einer aufwendigen und wohl sehr unangenehmen Schutzkleidung. L. hat gebeten, das Treffen zu verschieben – so „ist das nichts“. Nun warten wir ab, bis die „Welle“ an uns vorübergezogen ist.
Mir geht dies nicht mehr aus dem Kopf. Die unselige Schädigung der Gleichgewichtsorgane hat L. schon quasi zum Gefangenen in seinem Heim gemacht. Daß er nun aber obendrein dort praktisch keinen Besuch mehr empfangen kann, will mir in gewisser Weise wie eine Abart der Isolationshaft erscheinen. Ist das noch ein Leben, das zu leben es sich lohnt?
Für mich persönlich habe ich daraus meine Konsequenzen gezogen. „Leben“ ist für mich(!) mehr als eine Ansammlung von Vitalfunktionen. Ich werde in Kürze einen Anwalt aufsuchen und eine Patienten- und Vorsorgevollmacht erstellen lassen. Vor „Corona“ war dies kaum mehr als eine schwammige und sehr theoretisch anmutende Vorstellung. Aber mein(!) Leben soll nicht so enden wie das meinen Freundes L.
Ich bin jetzt (noch) im Vollbesitz meiner Geisteskräfte und sehe die Dinge aus einem streng logischen und praktischen Sichtwinkel. Wenn es dann hart auf hart gehen sollte – wer weiß, ob sich mein „Ich“ an das kleine Fünkchen Leben krallte und völlig anders entscheiden würde? Mit der Konsequenz, daß man meine Vitalfunktionen erhielte, mein Leben(!) aber zu Ende wäre?
Jetzt, mit Blick auf meinen Freund und sein Schicksal, bin ich mir sicher, was ich will. Und der involvierte Personenkreis, der ggf. mit der Ärzteschaft zu verhandeln hätte, kennt meine Einstellung. Gibt es da in letzter Konsequenz ein „richtig“ oder „falsch“?
Gregor Kühn
Danke für diesen sehr besonnenen und fragenden Kommentar mit vielen Zwischentönen. Für mich ist diese unglaubliche Zeit nur noch geistlich zu erklären. „Bis du kommst in Herrlichkeit“ heißt es in der kath. Wandlungs-Liturgie. Diesem Wiederkommen Jesu voraus geht nach dem NT eine Zeit ungeheurer dämonischer Wirksamkeit mit schlimmsten Auswirkungen im gesellschaftlichen Miteinander, zunehmender Kriegsgefahr und zunehmenden Naturkatastrophen. Es kommt mir so vor, als liefe gerade ein Testlauf für das kommende antichristliche Reich. Das wäre meine sehr geraffte Sicht der Dinge, die das völlig Irrsinnige dieser Tage einigermaßen erklärbar macht.
thomas austermann
Eine sehr gute Analyse , sehr logisch und abgewogen (dienstältester, angehender Arzt z.Zt. in Raum und Zeit (nicht verifiziert, aber bestimmt ist obige Aussage ein valides factum)
Morbus Christus
Euch bremst allein der Glaube.
„Glauben“ heißt „nicht wissen“.
„Glauben“ statt „nachfragen, feststellen und kämpfen“ haben Euch in diese Situation gebracht.
Die Welt hat sich vom Neandertaler zum heutigen Menschen nicht entwickelt, weil „geglaubt“ wurde.
Sondern ausschließlich von Lebewesen, die hintergefragt und verglichen haben.
Wohlgemerkt ALLES hinterfragt und verglichen.
Ihr aber macht Euch selbst zu Lämmern; zu Opfern.
Ihr tut mir leid, weil Ihr immer noch auf Antworten von einem Gott hofft, den es nicht gibt.
Was Ihr dabei vergesst:
Ihr selbst seid die Schöpfung. Und nur Ihr könnt diesen Zustand der heutigen babylonischen Verwirrung analysieren, bewerten und bekämpfen.
Aber es wird so sein, wie es immer ist; Ihr werdet eine neue Kerze anzünden und auf bessere Tage hoffen.
Walter Reiser
Lieber Felix Honekamp,
vielen herzlichen Dank für diesen besonnenen Beitrag in einer besinnungslosen Zeit.
Ihrem Fazit stimme ich voll zu: Nur noch Betern kann es gelingen! Nur durch die Verankerung im Absoluten, im allmächtigen Gott kann es gelingen, nicht mit den Zeitströmungen sich treiben zu lassen und Hoffnung zu bewahren.
Hier habe ich auch noch einen sehr durchdachten und ausführlichen Beitrag gefunden:
http://web.tuomi-media.de/dno2/Dateien/NO420-2.pdf
Frederic
Welche Rolle spielt Gott noch in dieser sich ankündigenden Welt?
https://www.achgut.com/artikel/eher_china_als_schweden_so_tickt_die_corona_internationale
Corona ist nur ein kleiner, weiterer Schritt in das Grauen.