3 Comments

  1. Hallo.

    Ich bin über Facebook auf Ihren Blog gestoßen und möchte nun mal ein wenig kommentieren. Dies soll ausschließlich der Diskussion aus der Sicht einens bekennenden Agnostikers dienen, nichts davon soll persönlich, verletzend oder sonstwie aggressiv gemeint sein.

    Wieso doeses „muss“ des Missionierens?

    Wie Sie selber sagen, gibt es auf der Welt viele Wege, die Menschen einzuschlagen sich entschließen. Wer bin denn ich kleiner Mensch, dass ich entscheiden kann, welcher der vielen Wege der Richtige ist?

    Sie glauben an ihren katholischen Glauben, das ist für Sie der richtige Weg. Andere über ihren Weg zu informieren mag ja gut und schön sein, aber die Entscheidung, sich dem anschließen zu wollen oder nicht sollte immer noch jeder selber treffen.

    Ich möchte auf der Straße nicht von Zeugen Jehovas oder Scientologen angesprochen werden, die mich zu einem der Ihren machen wollen, genauso wenig möchte ich aber von einem Mitglied der anderen Glaubensgemeinschaften angesprochen werden.

    Ob nun Judentum, Christentum (egal welcher Ausprägung), Buddhismus, Islam oder welche Religion auch immer… sie alle sind auf der Suche nach einem höheren Wesen. Viele (wenn nicht alle, genau weiß ich das nicht) Naturvölker hatten ihren eigenen Glauben, bevor sie „zivilisiert“ und „missioniert“ worden sind. Griechen und Römer dachten früher, es müsse derer viele geben… vielleicht hatten sie Recht, wer weiß das schon?

    Ein „Befehl“ zum Missionieren, nur weil es in einem (übertrieben ausgedrückt) 2000 Jahre alten Buch steht?

    Das kann ich nicht ganz nachvollziehen.

    • Hallo, vielen Dank erst mal für den ausführlichen Kommentar!

      Natürlich ist mir klar, dass mein Blog geradezu zum Widerspruch reizt, ansonsten hätte ich ihn auch schon vorsichtiger benannt. Dass man als Agnostiker die Dinge naturgemäß anders sehen kann, vielleicht sogar muss, als als Katholik ist natürlich auch klar. Dass wir insofern zu unterschiedlichen Schlüssen kommen ist deshalb nicht verwunderlich.

      Dennoch möchte ich auf ein paar ganz wesentlichen Punkte eingehen, beginnend mit dem Letzten, dem Verweis auf ein 2.000 Jahre altes Buch: wenn es nur ein altes Buch wäre, dass man in irgendeiner Wüstenhöle in Palästina gefunden hätte, müsste ich zustimmen. Dieses 2.000 Jahre alte Buch ist aber – was den neueren Teil der Evangelien und Texte des neuen Testaments angeht – die sehr präzise Wiedergabe der mündlichen Überlieferungen und selbst gemachten Erfahrungen der Evangelisten und Apostel mit Jesus Christus, dem Mensch gewordenen Gott. Wenn ich nicht an Gott glaube oder wenn ich nicht daran glaube, dass die „Geschichten“ der Bibel der Wahrheit entsprechen und Gott in Jesus Mensch geworden ist, kann ich nur zu anderen Schlüssen kommen. Ich glaube daran aber, und so ist mir das, was dort von Jesus berichtet wird, nicht nur eine Erzählung sondern auch ein Auftrag.

      Und Jesus hat nicht nur eine Art „Missionsbefehl“ erteilt, wie ich ihn in meinem Beitrag beschreibe, sondern auch noch das Heil verkündet. Und dieses Heil besteht nicht in weltlicher Gesundheit, Wohlstand oder auch irdischem Glück, es besteht in der Option, im irdischen Leben einen Vorgeschmack auf und nach diesem irdischen Leben, die Liebe Gottes, die unendlich größer ist, als wir uns das als Menschen überhaupt vorstellen können, geschweige denn dem anderen geben können, für immer erleben zu können. Im Kontrast dazu steht die Ablehnung Gottes und die – selbst entschiedene – ewige Trennung von dieser Liebe. Und gerade letzteres macht es einem echten (!) Christen eigentlich sogar schwer, nicht zu missionieren (im neutralen Sinn des Wortes, ungleich einigen der in der Antwort beschriebenen Religionen lehnt das Christentum die Gewaltanwendung in der Mission vehement ab – und ja, das war nicht immer so)! Ich habe letztlich einen Vergleich gehört: würde ich durch eine verhungernde Menschenmenge mit einen LKW voll Brot fahren und mich nicht trauen, etwas davon zu verteilen? Was für ein Unmensch müsste ich sein, nur weil ich gerade so bequem in meinem Führerhaus sitze, nicht anzuhalten und auszusteigen und den Hunger zu stillen? Ich glaube, der wahre Christ hält quasi die Schlüssel für das eben beschriebene ewige Glück in Händen … und sollte diesen Schlüssel nicht weitergeben?

      Ich selbst bin auch ein bisschen peinlich berührt, wenn ich auf der Straße von den sogen. „Zeugen Jehowas“ angesprochen werde, nicht nur, weil das Thema schwierig ist, sondern weil ich auch nicht sicher bin, ob das aus innerer Überzeugung oder aus Diensterfüllung geschieht. Aber sollte es die innere Überzeugung sein, so kann sich jeder Christ, der sich nicht traut, zu missionieren, davon eine Scheibe abschneiden. Als Christ teile ich mit der Mission einen riesigen Schatz, der durch dieses Teilen sogar noch größer wird – dazu bin ich berufen, beauftragt, fühle mich dazu verpflichtet, aber es ist mir auch eine Ehre, dies für meinen Nächsten und für Christus zu tun! Dazu gehört – zugegeben – auch, bei Ablehnung auch irgendwann die Mission einzustellen, mir den Staub von den Füßen zu schütteln und weiterzuziehen, denn ich kann selbst niemanden Glauben machen!

      Ich hoffe, ich habe den fundamental anderen Ansatz deutlich machen können, der mich in diesem Blog und bei diesem Beitrag und in der Mission umtreibt, wobei mir klar ist, dass für denjenigen, der an all das oder zumindest wesentliche Dinge dessen nicht glaubt, mir nicht wird folgen können. Und in diese Richtung kann ich nur den Vorschlag machen: die Bibel wirklich mit einem Blick des Glaubenden zu lesen versuchen, sich Christen suchen, von denen man glaubt, dass sie einem ehrliche und authentische Antworten geben, vielleicht auch das Gespräch mit einem guten Priester suchen – alles ergebnisoffen, aber ergebnisoffen eben auch in die Richtung, dass an dem, was die Christen da so erzählen, auch was dran sein könnte! Wie ich in einem anderen Blog schon mal Papst Benedikt zitiert habe: im Zweifel treffen sich Atheist (oder Agnostiker) und Glaubender, und dieser Zweifel kann und sollte der Prüfstein für den eigenen Glauben oder eben Unglauben werden!

      Ach, und ich glaube, wir waren schon per Du? :-)

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