Nach den letzten Beiträgen, die sich eher mit einem kritischen Thema auseinandersetzten, möchte ich diesmal ein geradezu leichtes Thema auf die Tagesordnung setzen: die Mission oder auch die Missionierung!
Die christliche Rechtslage ist eigentlich relativ klar, und lässt sich in der Bibel schön nachlesen, wie z.B. im Missionsbefehl in Matthäus 28, 19-20a: Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Auch die Begründung wird gleich mitgeliefert, wenn Jesus laut Johannes 14,6 feststellt: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater außer durch mich
Also, wenn das so ist, dann sollten wir also alle rausgehen, zu unseren Nachbarn, zu Bekannten und Unbekannten auf der Straße, zu Kollegen, zur Familie, dabei besonders zu denen, die nicht an Jesus Christus glauben, um sie von der Wahrheit Jesu Christi zu überzeugen.
Nun war ich aber am Wochenende zu einer Veranstaltung der Katholischen Kirche in Düsseldorf, bei der es um die Mission geht. Der Nachdruck, mit dem unser Papst das Thema vor allem in der westlichen Welt betreibt, und die Einsicht in den eigenen Mangel an Aktivitäten in diesem Bereich hatten mich neugierig gestimmt und so war ich gerne dabei. Wenn der Missionsbefehl so gilt wie er oben steht und ich Mängel in meiner Missionstätigkeit feststelle, dann ist es wohl auch meine Pflicht, mich dort weiterzubilden. Aber wer hätte das gedacht so einfach ist das mit der Mission für viele gar nicht! Ist Mission denn wirklich erlaubt, ist die Geschichte des Christentums nicht voll von Beispielen fehlgeleiteter Mission, die ein weiteres Fortführen quasi verbieten? Und wenn man sich schon auf die Mission einlässt, muss sie sich nicht eigentlich neutral äußern und anerkennen, dass die christliche Kirche im Allgemeinen und die katholische Kirche im Besonderen auch nur einen Weg unter vielen darstellt um das Heil zu erlangen? Darf man also als Katholik missionieren? Das alles waren Fragestellungen von Teilnehmern dieser Veranstaltung also wohlgemerkt Katholiken, die sich zu einem Workshop zum Thema Missionierung angemeldet hatten!
Nun, meine Einstellung dazu sollte sicher klar sein: als Katholik darf ich nicht nur missionieren, ich muss! Und falls meine Missionstätigkeit tatsächlich, wie in unseren Breiten gerne gemacht, als Diskriminierung anderer Religionen verunglimpft und damit in die Nähe eines Straftatbestandes gebracht wird, wirkt dieses Muss umso mehr. Missionieren in einem christlichen, wohlmeinendem Umfeld ist leicht, Missionieren in einer säkularistischen Welt, die keinerlei Wahrheit als fundamental anzuerkennen bereit ist, ist die eigentliche Herausforderung vor der wir stehen. Und ich muss nicht missionieren, weil es der Papst immer wieder sagt, sondern weil ich um die Wichtigkeit der Botschaft weiß: Die Liebe Christi drängt mich (vgl. 2. Korinther 5, 14).
Aber zum Glück ist das auch schon das einzige Problem mit der Mission, denn unsere Botschaft ist ja so einzigartig und großartig, dass sie uns wie geschnitten Brot aus den Händen gerissen wird: Gott ist Mensch geworden, er hat unsere Sünden auf sich genommen und mit aufs Kreuz getragen, uns durch sein Leiden, Sterben und seine Auferstehung erlöst, sich uns in den Sakramenten offenbart, sodass uns allen die Tür zum Paradies offensteht!
Haben Sie schon mal versucht, das Ihrem Nachbarn zu erklären? Hat der danach einen Krankenwagen bestellt oder schlägt er seither Ihre Einladungen konsequent aus, und hindert seine Kinder daran, mit Ihren zu spielen? Kein Wunder, oder? Und trotzdem eine Falle, in die auch ich immer wieder tappe: ich habe eine tolle Botschaft, aber mal ganz abgesehen davon, ob die Welt sie hören will, bekomme ich sie oft nicht in eine Sprache übersetzt, die von der Welt verstanden wird. Dieses Thema war für mich das Highlight der Veranstaltung, denn es ist gar nicht so leicht, sich mit einem katholischen Jargon in der Welt verständlich zu machen. Ich habe dafür auch keine Musterlösung zur Hand außer einer schönen Übung aus dem Workshop: Versuchen Sie doch mal zu beschreiben, welche Bedeutung Jesus für Sie hat, ohne biblische Begriffe wie Gnade, Sünde, Kreuz, Versöhnung, Heil etc. zu verwenden. Oder versuchen Sie diese ausgeschlossenen Begriffe einmal in allgemeinverständlichen Worten zu erläutern. Gar nicht so einfach, nicht wahr? Aber eben doch notwendig, wenn wir möchten, dass die Welt uns versteht. Wer von uns hat es nicht schon mal beim Arzt erlebt, dass er die Diagnose erstmal übersetzt bekommen musste. Und wenn es dabei um Leben und Tod geht, wie wichtig ist uns dann, dass wir verstehen, was der Arzt uns da sagt? Und wie verständlich müssen wir dann erst Christi Botschaft rüberbringen, bei der es um mehr als um Leben und Tod geht sondern um das ewige Leben im Paradies im Vergleich zur Hölle womit gleich wieder mindestens zwei Begriffe auftauchen, die schon erklärungsbedürftig sind.
Meine Botschaft hinter all dem? Der ironische Eingangssatz ist widerlegt: Mission ist kein einfaches Thema, weder der Missionsauftrag selbst noch die Durchführung. Wir als Katholiken müssen dafür kämpfen, weiter in der Welt missionieren zu können, sind aber auch aufgefordert, dass so zu tun, dass wir verstanden werden um unseres Nächsten wie um unser selbst willen!
Denn, um aber nun noch mal in biblischer Sprache in die vollen zu gehen: Unverkennbar sind wir ein Brief Christi, … geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern – wie auf Tafeln – in Herzen von Fleisch. (vgl. 2. Korinther 3, 3)
Sorgen wir dafür, dass diese Briefe immer wieder geschrieben werden, schreiben wir die Adressen deutlich, frankieren ausreichend und vor allem: schreiben wir diese Briefe so, dass sie gelesen und verstanden und nicht mit den übrigen Werbebriefen im Altpapier entsorgt werden! Und vertrauen wir dabei auf Gott, denn wir selbst können niemanden glauben machen, ohne ihn können wir nichts tun, mit ihm wird aber unsere Mission erfolgreich sein!
Papsttreuer
Ergänzend kann ich nur das folgende Dokument empfehlen: http://www.oikoumene.org/de/dokumentation/documents/oerk-programme/interreligious-dialogue-and-cooperation/christian-identity-in-pluralistic-societies/das-christliche-zeugnis-in-einer-multireligioesen-welt.html
Thorsten Syring
Hallo.
Ich bin über Facebook auf Ihren Blog gestoßen und möchte nun mal ein wenig kommentieren. Dies soll ausschließlich der Diskussion aus der Sicht einens bekennenden Agnostikers dienen, nichts davon soll persönlich, verletzend oder sonstwie aggressiv gemeint sein.
Wieso doeses „muss“ des Missionierens?
Wie Sie selber sagen, gibt es auf der Welt viele Wege, die Menschen einzuschlagen sich entschließen. Wer bin denn ich kleiner Mensch, dass ich entscheiden kann, welcher der vielen Wege der Richtige ist?
Sie glauben an ihren katholischen Glauben, das ist für Sie der richtige Weg. Andere über ihren Weg zu informieren mag ja gut und schön sein, aber die Entscheidung, sich dem anschließen zu wollen oder nicht sollte immer noch jeder selber treffen.
Ich möchte auf der Straße nicht von Zeugen Jehovas oder Scientologen angesprochen werden, die mich zu einem der Ihren machen wollen, genauso wenig möchte ich aber von einem Mitglied der anderen Glaubensgemeinschaften angesprochen werden.
Ob nun Judentum, Christentum (egal welcher Ausprägung), Buddhismus, Islam oder welche Religion auch immer… sie alle sind auf der Suche nach einem höheren Wesen. Viele (wenn nicht alle, genau weiß ich das nicht) Naturvölker hatten ihren eigenen Glauben, bevor sie „zivilisiert“ und „missioniert“ worden sind. Griechen und Römer dachten früher, es müsse derer viele geben… vielleicht hatten sie Recht, wer weiß das schon?
Ein „Befehl“ zum Missionieren, nur weil es in einem (übertrieben ausgedrückt) 2000 Jahre alten Buch steht?
Das kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Papsttreuer
Hallo, vielen Dank erst mal für den ausführlichen Kommentar!
Natürlich ist mir klar, dass mein Blog geradezu zum Widerspruch reizt, ansonsten hätte ich ihn auch schon vorsichtiger benannt. Dass man als Agnostiker die Dinge naturgemäß anders sehen kann, vielleicht sogar muss, als als Katholik ist natürlich auch klar. Dass wir insofern zu unterschiedlichen Schlüssen kommen ist deshalb nicht verwunderlich.
Dennoch möchte ich auf ein paar ganz wesentlichen Punkte eingehen, beginnend mit dem Letzten, dem Verweis auf ein 2.000 Jahre altes Buch: wenn es nur ein altes Buch wäre, dass man in irgendeiner Wüstenhöle in Palästina gefunden hätte, müsste ich zustimmen. Dieses 2.000 Jahre alte Buch ist aber was den neueren Teil der Evangelien und Texte des neuen Testaments angeht die sehr präzise Wiedergabe der mündlichen Überlieferungen und selbst gemachten Erfahrungen der Evangelisten und Apostel mit Jesus Christus, dem Mensch gewordenen Gott. Wenn ich nicht an Gott glaube oder wenn ich nicht daran glaube, dass die „Geschichten“ der Bibel der Wahrheit entsprechen und Gott in Jesus Mensch geworden ist, kann ich nur zu anderen Schlüssen kommen. Ich glaube daran aber, und so ist mir das, was dort von Jesus berichtet wird, nicht nur eine Erzählung sondern auch ein Auftrag.
Und Jesus hat nicht nur eine Art Missionsbefehl erteilt, wie ich ihn in meinem Beitrag beschreibe, sondern auch noch das Heil verkündet. Und dieses Heil besteht nicht in weltlicher Gesundheit, Wohlstand oder auch irdischem Glück, es besteht in der Option, im irdischen Leben einen Vorgeschmack auf und nach diesem irdischen Leben, die Liebe Gottes, die unendlich größer ist, als wir uns das als Menschen überhaupt vorstellen können, geschweige denn dem anderen geben können, für immer erleben zu können. Im Kontrast dazu steht die Ablehnung Gottes und die selbst entschiedene ewige Trennung von dieser Liebe. Und gerade letzteres macht es einem echten (!) Christen eigentlich sogar schwer, nicht zu missionieren (im neutralen Sinn des Wortes, ungleich einigen der in der Antwort beschriebenen Religionen lehnt das Christentum die Gewaltanwendung in der Mission vehement ab und ja, das war nicht immer so)! Ich habe letztlich einen Vergleich gehört: würde ich durch eine verhungernde Menschenmenge mit einen LKW voll Brot fahren und mich nicht trauen, etwas davon zu verteilen? Was für ein Unmensch müsste ich sein, nur weil ich gerade so bequem in meinem Führerhaus sitze, nicht anzuhalten und auszusteigen und den Hunger zu stillen? Ich glaube, der wahre Christ hält quasi die Schlüssel für das eben beschriebene ewige Glück in Händen und sollte diesen Schlüssel nicht weitergeben?
Ich selbst bin auch ein bisschen peinlich berührt, wenn ich auf der Straße von den sogen. Zeugen Jehowas angesprochen werde, nicht nur, weil das Thema schwierig ist, sondern weil ich auch nicht sicher bin, ob das aus innerer Überzeugung oder aus Diensterfüllung geschieht. Aber sollte es die innere Überzeugung sein, so kann sich jeder Christ, der sich nicht traut, zu missionieren, davon eine Scheibe abschneiden. Als Christ teile ich mit der Mission einen riesigen Schatz, der durch dieses Teilen sogar noch größer wird dazu bin ich berufen, beauftragt, fühle mich dazu verpflichtet, aber es ist mir auch eine Ehre, dies für meinen Nächsten und für Christus zu tun! Dazu gehört – zugegeben – auch, bei Ablehnung auch irgendwann die Mission einzustellen, mir den Staub von den Füßen zu schütteln und weiterzuziehen, denn ich kann selbst niemanden Glauben machen!
Ich hoffe, ich habe den fundamental anderen Ansatz deutlich machen können, der mich in diesem Blog und bei diesem Beitrag und in der Mission umtreibt, wobei mir klar ist, dass für denjenigen, der an all das oder zumindest wesentliche Dinge dessen nicht glaubt, mir nicht wird folgen können. Und in diese Richtung kann ich nur den Vorschlag machen: die Bibel wirklich mit einem Blick des Glaubenden zu lesen versuchen, sich Christen suchen, von denen man glaubt, dass sie einem ehrliche und authentische Antworten geben, vielleicht auch das Gespräch mit einem guten Priester suchen alles ergebnisoffen, aber ergebnisoffen eben auch in die Richtung, dass an dem, was die Christen da so erzählen, auch was dran sein könnte! Wie ich in einem anderen Blog schon mal Papst Benedikt zitiert habe: im Zweifel treffen sich Atheist (oder Agnostiker) und Glaubender, und dieser Zweifel kann und sollte der Prüfstein für den eigenen Glauben oder eben Unglauben werden!
Ach, und ich glaube, wir waren schon per Du? :-)