Nach einer Rückmeldung auf den letzten Eintrag möchte ich gerne eine Position klarstellen, die bei der von mir versuchten Prägnanz der Aussagen und meinem Hang zu Ironie und Sarkasmus möglicherweise unterzugehen droht.
Konkret geht es um die meine Einschätzung zum Thema Homosexualität, generell kann man das aber auch verbreitern auf alle Themen, die eine Störung unseres Verhältnisses zu Gott, mithin also eine Sünde darstellen.
Natürlich war das Beispiel gelebte Homosexualität ein bisschen mit Bedacht gewählt, weil mich gesetzgeberische Aktionen, wie sie gemeinhin aus dem politisch linken Spektrum kommen, von ehemals konservativen Parteien aber mitgetragen werden, nachdenklich über die eingeschlagene Richtung stimmen, wie z.B. diese Entwicklung http://www.kath.net/detail.php?id=31979. Mir scheint eine Art Programm hinter all dem zu stecken, aber das wäre einen eigenen Artikel wert.
Um das Thema zu beleuchten, muss ich wohl ein bisschen ausholen und zitiere daher hier die entsprechenden Abschnitte des Katechismus der Katholischen Kirche, auch hier (http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P8B.HTM) nachzulesen
2357 Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten und Kulturen in sehr wechselhaften Formen auf. Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt. Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (CDF, Erkl. Persona humana“ 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.
2358 Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.
2359 Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich – vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft - durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.
Puh, das klingt für weltliche Ohren erstmal befremdlich, und auch für katholische Ohren ist der eine oder andere Aspekt zumindest besonders. Einen wesentlichen Punkt möchte ich aber direkt herausstellen, der bei der Diskussion katholischer Positionen zu dem Thema meist zu kurz kommt: es wird deutlich unterschieden zwischen dem Handeln selbst, der Veranlagung zu diesem Handeln und der betreffenden Person. So sind also homosexuelle Handlungen in keinem Fall zu billigen, die Veranlagung dazu ist aber von den Betroffenen nicht selbst gewählt und gerade aus diesem Grund ist Menschen mit dieser Veranlagung mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Diese Differenzierung ist natürlich nicht so schlagzeilenträchtig wie Papst diskriminiert Schwule oder das immer wieder vorgebrachte Schlagwort der Homophobie, und die meisten Homosexuellen werden keinen Bedarf an Mitleid anmelden und diese Formulierung als Beleidigung auffassen. Aber notwendig ist trotzdem beides, die Differenzierung, um nicht den Respekt vor der Person zu verlieren, wie das Mitleid, denn diese Person ist vom richtigen Weg abgewichen, in vielen Fällen, ohne das überhaupt zu realisieren. Da muss man in der Diskussion durch, wenn man den katholischen Standpunkt vertreten will.
Kurz gesagt ist also gelebte (!) Homosexualität eine gegen die göttliche Ordnung verstoßende Handlungsweise, also Sünde. Die Sünde hassen und den Sünder lieben ist also der Spagat, den wir als Christen leisten müssen, zu dem uns auch der Herr auffordert, auch wenn der zitierte Satz so nirgends in der Bibel zu finden ist.
In der öffentlichen Diskussion ist daher darauf Wert zu legen, dass man zwar die Handlung ablehnt, aber den Handelnden, hier also den Homosexuellen, natürlich akzeptiert wie jeden anderen Menschen auch. Zumal niemandem ein Urteil über eine Person zusteht außer Gott selbst.
Da ist es hilfreich, auch eine etwas früher stehende Stelle im KKK zu lesen, die für den einen oder anderen Leser vielleicht relevanter sein dürfte:
2353 Unzucht ist die körperliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind. Sie ist ein schwerer Verstoß gegen die Würde dieser Menschen und der menschlichen Geschlechtlichkeit selbst, die von Natur aus auf das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet ist. Zudem ist sie ein schweres Ärgernis, wenn dadurch junge Menschen sittlich verdorben werden.
2354 Pornographie besteht darin, tatsächliche oder vorgetäuschte geschlechtliche Akte vorsätzlich aus der Intimität der Partner herauszunehmen, um sie Dritten vorzuzeigen. Sie verletzt die Keuschheit, weil sie den ehelichen Akt, die intime Hingabe eines Gatten an den anderen, entstellt. Sie verletzt die Würde aller Beteiligten (Schauspieler, Händler, Publikum) schwer; diese werden nämlich zum Gegenstand eines primitiven Vergnügens und zur Quelle eines unerlaubten Profits. Pornographie versetzt alle Beteiligten in eine Scheinwelt. Sie ist eine schwere Verfehlung. Die Staatsgewalt hat die Herstellung und Verbreitung pornographischer Materialien zu verhindern.
Nun bin ich kein Theologe und Differenzierungen zwischen Ärgernis und Verstoß oder Verfehlung erscheinen mir sehr juristisch, aber auch der Laie erkennt, dass es offenbar in der moralischen Einschätzung von Homosexualität und Sex vor oder außerhalb der Ehe oder dem Konsum von Pornographie (und man beachte die weit gefasste Definition, da geht es nicht nur um Schmuddelfilme) keinen großen Unterschied gibt. Draußen in der Welt ist das den meisten Menschen egal, weil sie sich um die katholische Morallehre nur dann kümmern, wenn sie auf Partys damit eine Pointe landen können, aber als gläubiger Christ stellt man fest: vielleicht verstoße ich oder habe ich auch schon gegen die göttliche Ordnung verstoßen? Und auch ohne die Aufforderung Jesu, nicht zu richten, damit auch wir nicht gerichtet werden (Matthäus 7, 1ff.), kann uns das schon nervös machen. Die Bibel gibt einfach zu wenig Hinweise darauf, wie Sünden unterschieden werden so bleibt uns, die Sünde zu meiden aber wie gehen wir nun mit dem Sünder um, wenn wir die Sünde ablehnen?
Eben genau so, wie es Jesus auch anderweitig vorschlägt: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst! Wozu aber natürlich nicht gehört, jede Verhaltensweise zu akzeptieren. So wie Eltern natürlich Ihre Kinder lieben, aber ihnen nicht alles durchgehen lassen, eben aus der gleichen Liebe heraus, so kann es auch nicht unsere Aufgabe als Christ sein, falsche Verhaltensweisen in vollem Bewusstsein des Balkens im eigenen Auge gutzuheißen.
Besonders wesentlich wird das dann, wenn wie in unseren Breiten üblich, die Lobbyarbeit ein gutes Stück vorangekommen ist, die Sünde zur Normalität umzudeuten. So ist auch der Hinweis bei der Beichte zu verstehen: wenn die Sünde zur Normalität erklärt wird, muss logischerweise das Schuldgefühl als pathologisch betrachtet werden. Dabei wäre bei Schuldbewusstsein nicht eine Therapie sondern die Vergebung Gottes notwendig, so wie sie auch bei anderen Sünden notwendig ist, ob sie nun von der Welt als Schuld aufgefasst wird oder nicht. Der Umdeutung der Werte, der Umdeutung von Schuld zu Normalität, entgegenzuwirken, ist unsere Aufgabe in der Welt, für die wir keine Anerkennung von ihr erwarten dürfen. Das meint dann keinen Kampf gegen Homosexuelle sondern einen Kampf gegen die Lobbyarbeit, die Sünde zur Normalität umzudeuten versucht, die wie dem oben verlinkten Artikel zu entnehmen jetzt in Berlin angestrebt sündhafte Lebensweisen schon unseren Kleinsten als ernsthafte Alternative anbieten. Ich selbst habe einen kleinen Sohn, der von Sexualität noch nichts weiß, aber es kann natürlich sein, dass auch er einmal vom rechten Weg abweicht. Deshalb werde ich ihn kein bisschen weniger lieben, aber ich werde ihm diese Verirrungen auch nicht als Normalität verkaufen können.
Es scheint ein aussichtsloser Kampf gegen den Zeitgeist, gegen das, was heutzutage doch ganz normal ist und als menschlich betrachtet werden soll. Aber was wirklich menschlich ist, hat uns Gott selbst in seiner Menschwerdung vorgemacht. Jesus Christus ist der Mensch, wie Gott ihn sich gedacht hat. Der Anspruch an uns selbst ist hoch, und der Kampf in der Welt ist schwer, aber wie es der Zwerg Gimli im Herrn der Ringe unnachahmlich sagt: Certainty of death. Small chance of success. What are we waiting for?
sober-nane
Wahrheit ist, dass HOMOSEXUALITÄT keine Sünde, Krankheit oder Sonstwas ist. Diskriminierung ist, wenn in der heutigen Zeit tatsächlich noch menschliche Wesen auf dem Standpunkt stehen und diesen sogar vertreten, dass HOMOSEXUALITÄT abnormal sei. Abnormal sind nämlich nur die Menschen, die HOMOSEXUALITÄT nicht akzeptieren und das kann gerade die kath. Kirche mit der weißen Heuchelei ganz besonders gut.
Beschämend, dass es wirklich noch Menschen in unserer Neuzeit gibt, die die Homosexualtität als etwas unnatürlich Schlimmes ansehen.
Papsttreuer
Hallo und vielen Dank für den kontroversen Kommentar!
Polemisch könnte ich antworten, dass ich es für Diskriminierung halte, wenn man mir das Recht absprechen möchte, meine Meinung in dieser Sache zu äußern.
Schade finde ich allerdings, dass Sie mit keinem Wort auf die kirchlichen Grundlagen eingehen, die ich gelegt habe. Jedem steht es natürlich frei, diesen nicht zu folgen – wenn man ihnen aber folgt kommt man zu zwingenden Schlüssen. Auch die Unterscheidung zwischen Handelndem und Handlung scheine ich noch nicht deutlich genug gemacht zu haben, sonst wäre der persönliche Frontalangriff auf meine angebliche Abnormalität wohl anders ausgefallen.
Ich bin mir aber auch im Klaren darüber, dass mein Blogeintrag zu Missverständnissen führen kann und habe daher auch eine andere Stimme in diesem Beitrag: http://papsttreuer.blog.de/2011/07/07/www-direktzumkardinal-de-11437366/ zu Wort kommen lassen.