Wo ich letztens schon mal darüber gesprochen habe, dass unser Glaube eine Zumutung sei, habe ich hier direkt noch eine wobei es sich hier um einen spezifisch katholischen Glauben handelt, für den ich allerdings auch bei nicht-katholischen um besseres Verständnis werben möchte. In Diskussionen über die katholische Kirche gehört neben Zölibat, Frauenpriestertum und aktuell vielleicht generelles Moralverständnis (z.B. Eucharistie für wiederverheiratete Geschiedene) das Thema Unfehlbarkeit zu den gängigen Aufregern. Da behauptet doch der Papst von sich selbst, er habe immer Recht? Besser informierte Kritiker sehen das ganze auch noch im Zusammenhang mit Papst Pius IX, dem wohl meist missverstandenen Papst der jüngeren Geschichte (Pius XII und seine angeblichen Verstrickungen in das 3. Reich zähle ich nicht dazu, dort wird nicht missverstanden, sondern intrigiert und gelogen, dass sich die Balken biegen) ausgerechnet der, der doch mit seinen Einschätzungen zu Demokratie und Religionsfreiheit etc. so daneben lag (besser daneben zu liegen schien), behauptet von sich als Erfinder des Unfehlbarkeitsdogmas , keine Fehler machen zu können?
Und wie immer muss man auch hier ein paar Schritte zurück gehen um zu verstehen. Das meine ich übrigens nicht überheblich, ich selbst hatte noch vor Jahren die gleiche Einstellung: Unfehlbarkeit das geht gar nicht!
Schauen wir also mal wie dem Thema und dem anstehenden Jahr des Glaubens angemessen in den Katechimus der katholischen Kirche, was hier zur Unfehlbarkeit steht. Im Abschnitt über das Lehramt der Kirche steht dort:
889 Um die Kirche in der Reinheit des von den Aposteln überlieferten Glaubens zu erhalten, wollte Christus, der ja die Wahrheit ist, seine Kirche an seiner eigenen Unfehlbarkeit teilhaben lassen. Durch den übernatürlichen Glaubenssinn“ hält das Gottesvolk unter der Leitung des lebendigen Lehramtes der Kirche den Glauben unverlierbar fest [Vgl. LG 12; DV 10].
890 Die Sendung des Lehramtes ist mit dem endgültigen Charakter des Bundes verknüpft, den Gott in Christus mit seinem Volk geschlossen hat. Das Lehramt muß das Volk vor Verirrungen und Glaubensschwäche schützen und ihm die objektive Möglichkeit gewährleisten, den ursprünglichen Glauben irrtumsfrei zu bekennen. Der pastorale Auftrag des Lehramtes ist es, zu wachen, daß das Gottesvolk in der befreienden Wahrheit bleibt. Zur Erfüllung dieses Dienstes hat Christus den Hirten das Charisma der Unfehlbarkeit in Fragen des Glaubens und der Sitten verliehen. Dieses Charisma kann auf verschiedene Weisen ausgeübt werden:
891 Dieser Unfehlbarkeit … erfreut sich der Römische Bischof, das Haupt des Kollegiums der Bischöfe, kraft seines Amtes, wenn er als oberster Hirt und Lehrer aller Christgläubigen, der seine Brüder im Glauben stärkt, eine Lehre über den Glauben oder die Sitten in einem endgültigen Akt verkündet … Die der Kirche verheißene Unfehlbarkeit wohnt auch der Körperschaft der Bischöfe inne, wenn sie das oberste Lehramt zusammen mit dem Nachfolger des Petrus ausübt“, vor allem auf einem Ökumenischen Konzil (LG 25) [Vgl. 1. Vatikanisches K.: DS 3074]. Wenn die Kirche durch ihr oberstes Lehramt etwas als von Gott geoffenbart“ und als Lehre Christi zu glauben vorlegt“ (DV 10), müssen die Gläubigen solchen Definitionen mit Glaubensgehorsam anhangen“ (LG 25). Diese Unfehlbarkeit reicht so weit wie die Hinterlassenschaft der göttlichen Offenbarung [Vgl. LG 25].
892 Der göttliche Beistand wird den Nachfolgern der Apostel, die in Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Petrus lehren, und insbesondere dem Bischof von Rom, dem Hirten der ganzen Kirche, auch dann geschenkt, wenn sie zwar keine unfehlbare Definition vornehmen und sich nicht endgültig äußern, aber bei der Ausübung des ordentlichen Lehramtes eine Lehre vorlegen, die zu einem besseren Verständnis der Offenbarung in Fragen des Glaubens und der Sitten führt. Diesen authentischen Lehren müssen die Gläubigen religiösen Gehorsam des Willens und des Verstandes … leisten“ (LG 25), der sich zwar von der Glaubenszustimmung unterscheidet, sie aber unterstützt.
(Hervorhebungen durch mich)
Wie man sieht, hier steht mitnichten etwas von der Papst hat immer Recht, es steht dort eher etwas von Gott hat immer Recht, was einem gläubigen Christen direkt einleuchten müsste. Nun ist das aber mit dem Rechthaben Gottes so eine Sache, weiß man doch oft nicht sicher, was Gott denn gemeint hat in seinen Offenbarungen. Natürlich haben wir die Heilige Schrift, und nichts was der Bibel widerspricht kann Anspruch auf Wahrheit haben (Diese Unfehlbarkeit reicht so weit wie die Hinterlassenschaft der göttlichen Offenbarung), aber wenn es um konkrete Fragen des Glaubenslebens geht, sind die Offenbarungen Gottes sicher auch interpretierbar. Hierzu (unter anderem) hat Gott seine Kirche gegründet, deren Auftrag es (unter anderem) ist, das Volk vor Verirrungen und Glaubensschwäche schützen und ihm die objektive Möglichkeit gewährleisten, den ursprünglichen Glauben irrtumsfrei zu bekennen. Es ist also eine unterstützende Funktion, die Gott der Kirche bzw. dem Lehramt der Kirche durch den göttlichen Beistand, den Christus uns zugesagt hat, zukommen lässt.
Die in den letzten beiden Abschnitten des obigen Auszugs aus dem Katechismus zitierten Arten des Beistandes führen auch zu einem graduellen Unterschied der Verbindlichkeit (zu Details empfehle ich einen Beitrag von Gero P. Weishaupt, in dem es eigentlich um die Frauenordination geht, aber gut die Unterschiede zwischen Primärobjekten des unfehlbaren Lehramtes und Sekundärobjekten des unfehlbaren Lehramtes beschrieben sind.
Die beschriebenen Einschränkungen, wann von Unfehlbarkeit zu sprechen ist, korrespondiert auch mit der an sich mangelnden praktischen Relevanz des Themas: bislang hat nur Pius XII und auch er nur einmal in einem für Nicht-Katholiken vermutlich vernachlässigbaren Zusammenhang, vom Dogma der Unfehlbarkeit Gebracht gemacht, als er die leibliche Himmelfahrt Marias verkündete. Trotz dieser geringen Anwendung ist doch das Dogma der Unfehlbarkeit nicht unwichtig und ich möchte nicht unterschlagen, dass es auch für einen Katholiken schon eine Hürde sein kann, über die man im Zweifel auch vielleicht nicht springen möchte. Wenn ich nämlich selbst aufgrund meines Bibelstudiums, meinen Betrachtungen und intensiven, auch theologischen Beschäftigungen mit einem Thema zu einem anderen Schluss komme als das Lehramt der Kirche was dann? Entspricht es nicht dem modernen Verständnis des Menschen, dass ich dann meinem eigenen Verstand folgen muss und die Lehre der Kirche in Frage stelle (um nicht das harte Wort ablehnen zu benutzen)?
An dieser Stelle nun muss meine Sicht ein bisschen theoretisch werden, denn bislang habe ich noch in jeder kirchlichen Verkündigung die Wahrheit entdecken können, auch wenn sie unter dem Geröll von Falschinformationen durch Medien und eigene Voreingenommenheiten teilweise recht gut versteckt war. Aber was, wenn das mal nicht mehr so sein sollte, wenn der Papst, die Kirche, das Lehramt zu einem anderen Schluss kommt als ich folgen kann? Die Formulierung aus der Nummer 892 des KKK hilft hier weiter: Diesen authentischen Lehren müssen die Gläubigen religiösen Gehorsam des Willens und des Verstandes … leisten“ (LG 25), der sich zwar von der Glaubenszustimmung unterscheidet, sie aber unterstützt.
Was hier formuliert ist, ist für den Nichtglaubenden wiederum eine Zumutung, für den Katholiken aber von einer tiefen Wahrheit: die Kirche ist auf das Fundament Christi gebaut, sie besteht von ihm gegründet seit mehr als 2.000 Jahren, geleitet in ständiger Sukzession durch die Nachfolger Petri, die Päpste und die Hirten der Kirche, die Bischöfe, und ist auf diese Felsen gebaut, sodass die Mächte der Unterwelt (man darf hier auch annehmen: die Unwahrheit) sie nicht überwältigen werden (vgl. Matthäus 16, 18) insofern verkündet die Kirche immer die Wahrheit und ich kann den Lehren entweder glauben oder ihr in religiösem Gehorsam des Willens und des Verstandes folgen wobei dieser Gehorsam nicht selten den Glauben unterstützt oder ihm vorangeht. Dieser Gehorsam, der hier gefordert wird, erfolgt natürlich freiwillig: niemand wird gezwungen, den Lehren der katholischen Kirche zu folgen man muss sich aber im Klaren darüber sein, dass man sich, folgt man ihnen nicht, nicht mehr zur katholischen Kirche zurechnen kann es sei denn, man nähme an, dass die katholische Kirche, wie wir sie heute sehen, sei gar nicht die Kirche, die Christus gegründet hat, man müsste also vermuten, die katholische Kirche (als Organisation) sei selbst eine Irrlehre! In dem Fall ist allerdings eine Trennung vor dem eigenen Gewissen wiederum zwingend, was mich dazu führt, dass ich den Gedankengang von Christen nachvollziehen kann, die nicht aus Ungehorsam, nicht aus mangelnder Beschäftigung mit den entsprechenden Themen und schon gar nicht, um Kirchensteuer zu sparen, die Kirche verlassen, sondern weil sie zu dem Schluss gekommen sind, dass diese unsere Kirche nicht mehr die ist, die Jesus gemeint hat. Ich teile diese Einschätzung natürlich nicht, aber die Konsequenz ist zwingend und insofern auch nachvollziehbar (allerdings sind die Beispiele dafür eher selten und nicht vergleichbar mit aktuellen Kirchenaustrittszahlen).
Diese Gedankengänge zur Unfehlbarkeit des Papstes sollen einen Beitrag zum Verständnis leisten, stoßen aber an ihre natürlichen Grenzen im Rahmen dessen, was ein Mensch glaubt: ein nicht-katholischer Christ kann vielleicht dem Gedankengang folgen, ohne dass er es für sich als in der katholischen Kirche richtig angesiedelt sieht, jemand der einem anderen Glauben folgt, aber an so etwas wie eine göttliche Wahrheit abseits jeder Relativierung glaubt, wird die Gedanken auch nachvollziehen können, wenn er abstrahiert, dass man als Katholik eben die katholische Kirche als von Christus gegründet annimmt, der selbst Gott ist. Jemandem allerdings, der nicht an einen Gott glaubt, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, muss dieser Gedankengang gestrig und unaufgeklärt erscheinen und trotzdem werbe ich auch hier dafür, den Glauben der Katholiken zu verstehen zu versuchen wie es Papst Benedikt XVI im Vorwort zum ersten Teil seines Buches Jesus von Nazareth so schön formuliert hat (Abstand nehmend zu jeder Art von Unfehlbarkeit in diesem Werk): Es steht daher jedermann frei, mir zu widersprechen. Ich bitte die Leserinnen und Leser nur um jenen Vorschuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt.
Ergänzende Anmerkungen: zu den Einschätzungen Papst Pius IX zu Demokratie, Pressefreiheit, Trennung von Staat und Kirche etc. lohnen sich separate Beiträge, es reicht aber vielleicht zunächst, sich intensiv bspw. mit seinem „Syllabus errorum“ zu beschäftigen, um den Hintergrund seiner Einschätzungen als Irrlehre, und was er daher damit gemeint hat, zu verstehen … vielleicht komme ich noch mal darauf zurück.
F M
Zitat: Da behauptet doch der Papst von sich selbst, er habe immer Recht? /Zitat
Das kann der Papst ohne weiters von sich beahupten, weil es völlig richtig ist!
Der Papst ist der alleinige Gesetzgeber, der oberste Ankläger, der höchste Richter und der letzte Exekutor der römisch-katholischen Kirche in einer Person. Sein Wort ist Gesetz und er hat IMMER das letzte Wort.
Nachzulesen im Canon 331 des Codex Iuris Canonici der römisch-katholischen Kirche.
Dort wird unter anderem bestimmt, dass der Papst der Stellvertreter Christi auf Erden ist und er als Haupt des Bischofskollegiums kraft seines Amtes in der Kirche über höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt verfügt, die er immer frei ausüben kann.
Das Problem bei dieser ganzen Unfehlbarkeitsgeschichte ist, dass noch nicht einmal papsttreue Gläubige wie Sie, zwischen „Recht haben“ und „unfehlbar sein“ unterscheiden können, oder wollen.
Recht hat der Papst IMMER, weil der der Alleinherrscher einer absolutistisch verfassten Kirche ist. Unfehlbar ist er „nur“ in den von Ihnen aufgeführten Fällen. Und weil zwischen den beiden Fällen noch nicht einmal von Gläubigen unterschieden wird, tritt das ein, was manche Theologen eine „schleichende Unfehlbarkeit“ nennen. Dem Papst wird Unfehlbarkeit auch dann nachgesagt, wenn er lediglich wieder einmal „Recht hatte“. Und das hat der Papst ja, wie wir inzwischen wissen, immer.
Papsttreuer
Lieber F M,
danke zunächst für Ihren Kommentar und den klärenden Hinweis!
In der Tat hatte ich diese Unterscheidung nicht bedacht, oder zumindest (mangels Problembewusstsein) nicht ausdrücklich darauf hingewiesen. Lese ich den CIC aber an der Stelle richtig, würde ich dem entnehmen, dass der Papst nicht immer Recht hat, sondern „immer das Recht hat“ zu entscheiden (analog dem von Ihnen zitierten Abschnitt „höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt, die er immer frei ausüben kann.“) – eine sprachliche Ungenauigkeit, die wohl zu Missverständnissen führen kann.
Das von mir umgangssprachlich benutzte „Recht haben“ war mehr in dem Sinne „die Wahrheit sprechen“ gemeint.
George
Aber der Papst ist noch ein Mensch, oder?
Dass alle Menschen sich von Zeit zu Zeit irren, ist offensichtlich. Dieser Umstand trifft auch auf den jeweils amtierenden Papst zu – zumal eine Inspiration durch Gott kaum durch uns Menschen verordnet werden kann.
Gott inspiriert, wen er will, wann er will. Kaum anzunehmen, dass er sich hierin von uns Menschen Vorschriften machen lässt.
Meines Erachtens zeigt die Apostolischen Konstitution ‚Munificentissimus Deus‘ (1950) über die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel, wo die von einem fehlbaren Menschen beanspruchte Unfehlbarkeit hinführen kann.
Oder finden sich klare Belege für ein solches Ereignis in der biblischen Überlieferung bzw. historischen Quellen?
Papsttreuer
Danke zunächst für diesen Kommentar!
Es liegt aber hier eine kleine Fehleinschätzung hinsichtlich der Rolle des Papstes zugrunde, die sich vielleicht auch aus der mangelhaften Kommunikation ergibt: Natürlich lässt sich Gott von uns keine Vorschriften machen, wen er mit Unfehlbarkeit (im oben beschriebenen Sinne) ausstattet. Woran wir Katholiken aber glauben ist, dass sich Gott nicht nur in der Bibel offenbart hat, sondern sein Heiliger Geist weiter in der Tradition und im Lehramt wirkt (ein bisschen verkürzt, aber passt schon). Das bedeutet einerseits, dass die sehr schnell in den ersten Gemeinden manifestierte Tradition, dass Maria leiblich in den Himmel aufgenommen ist, als vom Heiligen Geist inspiriert und damit „wahr“ festgestellt wurde. Nicht der Papst macht die Wahrheit, sondern der Heilige Geist verbreitet sie. Andererseits bedeutet das auch, dass der Papst nicht in erster Linie von Menschen gewählt wurde, sondern seine Wahl wiederum von Gott inspiriert wird (Gott steht dabei über der Machtpolitik, die vielleicht bei einigen Bischöfen vorherrscht und ist sicher in der Lage, sie für sich einzusetzen). Gott bestimmt also, wer auf der Erde Papst wird – und wen er in diesem Zusammenhang unfehlbar urteilen lässt. Das setzt allerdings in der Tat den Glauben genau daran voraus, aus weltlicher Sicht ist das nicht zu verstehen.
Herzliche Grüße und Gottes Segen!
George
Vielen Dank für diese Antwort, die Argumentation ist nachvollziehbar und innerhalb des katholischen Paradigmas (nicht abwertend gemeint)konsequent und nachvollziehbar.
Eben diese konsequente Haltung und die so gezeigte ‚klare Kante‘ gefallen mir an diesem Blog, auch wenn ich selbst eine andere Haltung einnehme und Elemente der Gnosis für wahr erachte, wie sie in Teilen auch von den Katharern vertreten wurde. Damit zähle ich wohl zu jenen Synkretisten, welche der gegenwärtige Papst eloquent kritisiert.
Soweit ich die katholische Lehre und Tradition richtig verstehe, bejaht sie die Existenz eines freien Willens innerhalb der Grenzen göttlicher Schöpfung und des durch die Bibel und Jesu Wort den Menschen vermittelten Willen Gottes. Damit einher geht auch eine Eigenverantwortlichkeit – bestünde diese nicht, wäre die als realistisch bezeichnete Aussicht einer ewigen Verdammnis für Unwillige, Verstockte und Unbelehrbare ’nicht fair‘.
Schwer vermittelbar erscheint mir der Ansatz, dass Gott durch eine mittelbare personelle Auswahl des Papstes und weiterer Geistlicher letztlich das Konzept des freien Willens begrenzt. Damit lande ich letztlich bei der leidigen Theodizee-Frage: Wenn es zutrifft, dass nicht der Mensch, sondern Gott wesentliche Entscheidungen durch sein Wirken herbeiführt und beispielsweise bestimmt, wer Papst wird – dann (und nur dann) bleibt unverständlich, weshalb Leid auf dieser Welt existiert.
Hier neige ich dem Prinzip der Kausalität als einem von Gott gegebenem Naturgesetz zu. Die Gesamtheit der Naturgesetze und -prinzipien stellen den o.a. von Gott erzeugten Rahmen menschlichen Handelns dar. In diesen Rahmen – so meine persönliche Überzeugung – greift Gott nicht direkt ein (was ich mitunter aufrichtig bedauere). D.h. Gott setzt meiner Auffassung nach nicht seine eigenen Gesetze außer Kraft.
Dadurch versetzt er die Menschen in die Lage und zugleich Notwendigkeit, die Konsequenzen ihrer Handlungen und Entscheidungen zu erfahren. Hinweise und Lehren zur Umbesinnung, unter anderem die biblischen Schriften, hat Gott uns als Wegweiser freilich mitgegeben. Wie diese Form des Einwirkens ungeachtet des o.a. Rahmens zustande kommt, ist nicht leicht zu erläutern – im Ergebnis ist es jedoch plausibel, dass wir nicht orientierungslos sind.
Insoweit erachte ich eine Inspiration von Menschen durch Gott zu allen Zeiten durchaus für gegeben. Die Entscheidung, ob wir diesen göttlichen Wegweisern und Impulsen folgen, wird uns aber nicht abgenommen.
Es ist vielmehr unsere persönliche (Lebens-)Aufgabe, unser eigentliches Wesen (=Geist) zu erkennen, Richtig von Falsch unterscheiden zu lernen und der u.a. von Jesus formulierten Grundregel nach besten Kräften zu folgen.
Dass Menschen hierzu die Unterstützung einer konfessionellen Institution annehmen, ist ein guter, doch keineswegs der einzig erlaubte Weg. Nicht die Ausschließlichkeit „extra ecclesiam nulla salus“ sollte im Vordergrund stehen – sondern das ehrliche Bemühen der Menschen, Gott zu finden und seinen Willen bzw. Plan für jeden von uns zu respektieren.
Nur weil wir diese Wahl für oder gegen Gott und sein Regelwerk treffen können, ist es möglich, zulässig und ‚gerecht‘, wenn wir über dieses irdische Leben hinaus mit den positiven und negativen Konsequenzen unseres Handelns konfrontiert werden.
Einen Beleg für das Zutreffen dieser Ansicht meine ich darin zu erkennen, dass universelle Wahrheiten Gottes unveränderlich feststehen – wohingegen die von Menschen, auch von Päpsten, verkündeten Wahrheiten stets auch von einem Jeweilswissen der Gegenwart geprägt sind und insoweit keineswegs unabänderlich feststehen.
Herzliche Grüße, George
F M
Ja, das ist richtig. Der Papst entscheidet, als Monarch der Kirche, und BEHÄLT damit immer Recht.
Interessant wäre die Frage, ob der Papst das Recht hat, NICHT zu entscheiden. Angesichts der absoluten Macht, die ihm Canon 331 des C. I. C. verleiht, würde ich als kirchenrechtlicher Laie diese Frage allerdings mit ja beantworten. Er MUSS nicht entscheiden, wenn er nicht will. Aber er KANN alles entscheiden.
Papsttreuer
Lieber F M,
aufgrund ihrer Mailadresse (die hier nicht veröffentlicht wird) habe ich mal Ihren Namen gegoogled – und in der Annahme, dass ich es hier mit einem überzeugten Atheisten zu tun habe, freue ich mich über die offene Diskussion, bin aber gespannt, wo die Argumentationsreise hingehen soll?
Vor diesem Hintergrund hat allerdings auch ihre Formulierung des „alleinigen Gesetzgebers, obersten Anklägers, höchsten Richters und der letzten Exekutors der römisch-katholischen Kirche … etc.“ einen anderen Zungenschlag: der CIC beschreibt letztlich die Verfassung der Organisation „katholische Kirche“ – die Rolle, die Sie ansonsten in ihrem Kommentar beschreiben, obliegt hinsichtlich der Kirche als „mystischen Leib Christi“ natürlich Gott selbst, dessen Werkzeug der Papst ist.
Herzliche Grüße und Gottes Segen!