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  1. Zitat: Da behauptet doch der Papst von sich selbst, er habe immer Recht? /Zitat

    Das kann der Papst ohne weiters von sich beahupten, weil es völlig richtig ist!
    Der Papst ist der alleinige Gesetzgeber, der oberste Ankläger, der höchste Richter und der letzte Exekutor der römisch-katholischen Kirche in einer Person. Sein Wort ist Gesetz und er hat IMMER das letzte Wort.
    Nachzulesen im Canon 331 des Codex Iuris Canonici der römisch-katholischen Kirche.
    Dort wird unter anderem bestimmt, dass der Papst der Stellvertreter Christi auf Erden ist und er als Haupt des Bischofskollegiums kraft seines Amtes in der Kirche über höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt verfügt, die er immer frei ausüben kann.

    Das Problem bei dieser ganzen Unfehlbarkeitsgeschichte ist, dass noch nicht einmal papsttreue Gläubige wie Sie, zwischen „Recht haben“ und „unfehlbar sein“ unterscheiden können, oder wollen.
    Recht hat der Papst IMMER, weil der der Alleinherrscher einer absolutistisch verfassten Kirche ist. Unfehlbar ist er „nur“ in den von Ihnen aufgeführten Fällen. Und weil zwischen den beiden Fällen noch nicht einmal von Gläubigen unterschieden wird, tritt das ein, was manche Theologen eine „schleichende Unfehlbarkeit“ nennen. Dem Papst wird Unfehlbarkeit auch dann nachgesagt, wenn er lediglich wieder einmal „Recht hatte“. Und das hat der Papst ja, wie wir inzwischen wissen, immer.

    • Lieber F M,

      danke zunächst für Ihren Kommentar und den klärenden Hinweis!

      In der Tat hatte ich diese Unterscheidung nicht bedacht, oder zumindest (mangels Problembewusstsein) nicht ausdrücklich darauf hingewiesen. Lese ich den CIC aber an der Stelle richtig, würde ich dem entnehmen, dass der Papst nicht immer Recht hat, sondern „immer das Recht hat“ zu entscheiden (analog dem von Ihnen zitierten Abschnitt „höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt, die er immer frei ausüben kann.“) – eine sprachliche Ungenauigkeit, die wohl zu Missverständnissen führen kann.

      Das von mir umgangssprachlich benutzte „Recht haben“ war mehr in dem Sinne „die Wahrheit sprechen“ gemeint.

    • Aber der Papst ist noch ein Mensch, oder?
      Dass alle Menschen sich von Zeit zu Zeit irren, ist offensichtlich. Dieser Umstand trifft auch auf den jeweils amtierenden Papst zu – zumal eine Inspiration durch Gott kaum durch uns Menschen verordnet werden kann.
      Gott inspiriert, wen er will, wann er will. Kaum anzunehmen, dass er sich hierin von uns Menschen Vorschriften machen lässt.

      Meines Erachtens zeigt die Apostolischen Konstitution ‚Munificentissimus Deus‘ (1950) über die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel, wo die von einem fehlbaren Menschen beanspruchte Unfehlbarkeit hinführen kann.
      Oder finden sich klare Belege für ein solches Ereignis in der biblischen Überlieferung bzw. historischen Quellen?

    • Danke zunächst für diesen Kommentar!

      Es liegt aber hier eine kleine Fehleinschätzung hinsichtlich der Rolle des Papstes zugrunde, die sich vielleicht auch aus der mangelhaften Kommunikation ergibt: Natürlich lässt sich Gott von uns keine Vorschriften machen, wen er mit Unfehlbarkeit (im oben beschriebenen Sinne) ausstattet. Woran wir Katholiken aber glauben ist, dass sich Gott nicht nur in der Bibel offenbart hat, sondern sein Heiliger Geist weiter in der Tradition und im Lehramt wirkt (ein bisschen verkürzt, aber passt schon). Das bedeutet einerseits, dass die sehr schnell in den ersten Gemeinden manifestierte Tradition, dass Maria leiblich in den Himmel aufgenommen ist, als vom Heiligen Geist inspiriert und damit „wahr“ festgestellt wurde. Nicht der Papst macht die Wahrheit, sondern der Heilige Geist verbreitet sie. Andererseits bedeutet das auch, dass der Papst nicht in erster Linie von Menschen gewählt wurde, sondern seine Wahl wiederum von Gott inspiriert wird (Gott steht dabei über der Machtpolitik, die vielleicht bei einigen Bischöfen vorherrscht und ist sicher in der Lage, sie für sich einzusetzen). Gott bestimmt also, wer auf der Erde Papst wird – und wen er in diesem Zusammenhang unfehlbar urteilen lässt. Das setzt allerdings in der Tat den Glauben genau daran voraus, aus weltlicher Sicht ist das nicht zu verstehen.

      Herzliche Grüße und Gottes Segen!

    • Vielen Dank für diese Antwort, die Argumentation ist nachvollziehbar und innerhalb des katholischen Paradigmas (nicht abwertend gemeint)konsequent und nachvollziehbar.
      Eben diese konsequente Haltung und die so gezeigte ‚klare Kante‘ gefallen mir an diesem Blog, auch wenn ich selbst eine andere Haltung einnehme und Elemente der Gnosis für wahr erachte, wie sie in Teilen auch von den Katharern vertreten wurde. Damit zähle ich wohl zu jenen Synkretisten, welche der gegenwärtige Papst eloquent kritisiert.

      Soweit ich die katholische Lehre und Tradition richtig verstehe, bejaht sie die Existenz eines freien Willens innerhalb der Grenzen göttlicher Schöpfung und des durch die Bibel und Jesu Wort den Menschen vermittelten Willen Gottes. Damit einher geht auch eine Eigenverantwortlichkeit – bestünde diese nicht, wäre die als realistisch bezeichnete Aussicht einer ewigen Verdammnis für Unwillige, Verstockte und Unbelehrbare ’nicht fair‘.

      Schwer vermittelbar erscheint mir der Ansatz, dass Gott durch eine mittelbare personelle Auswahl des Papstes und weiterer Geistlicher letztlich das Konzept des freien Willens begrenzt. Damit lande ich letztlich bei der leidigen Theodizee-Frage: Wenn es zutrifft, dass nicht der Mensch, sondern Gott wesentliche Entscheidungen durch sein Wirken herbeiführt und beispielsweise bestimmt, wer Papst wird – dann (und nur dann) bleibt unverständlich, weshalb Leid auf dieser Welt existiert.

      Hier neige ich dem Prinzip der Kausalität als einem von Gott gegebenem Naturgesetz zu. Die Gesamtheit der Naturgesetze und -prinzipien stellen den o.a. von Gott erzeugten Rahmen menschlichen Handelns dar. In diesen Rahmen – so meine persönliche Überzeugung – greift Gott nicht direkt ein (was ich mitunter aufrichtig bedauere). D.h. Gott setzt meiner Auffassung nach nicht seine eigenen Gesetze außer Kraft.

      Dadurch versetzt er die Menschen in die Lage und zugleich Notwendigkeit, die Konsequenzen ihrer Handlungen und Entscheidungen zu erfahren. Hinweise und Lehren zur Umbesinnung, unter anderem die biblischen Schriften, hat Gott uns als Wegweiser freilich mitgegeben. Wie diese Form des Einwirkens ungeachtet des o.a. Rahmens zustande kommt, ist nicht leicht zu erläutern – im Ergebnis ist es jedoch plausibel, dass wir nicht orientierungslos sind.

      Insoweit erachte ich eine Inspiration von Menschen durch Gott zu allen Zeiten durchaus für gegeben. Die Entscheidung, ob wir diesen göttlichen Wegweisern und Impulsen folgen, wird uns aber nicht abgenommen.
      Es ist vielmehr unsere persönliche (Lebens-)Aufgabe, unser eigentliches Wesen (=Geist) zu erkennen, Richtig von Falsch unterscheiden zu lernen und der u.a. von Jesus formulierten Grundregel nach besten Kräften zu folgen.

      Dass Menschen hierzu die Unterstützung einer konfessionellen Institution annehmen, ist ein guter, doch keineswegs der einzig erlaubte Weg. Nicht die Ausschließlichkeit „extra ecclesiam nulla salus“ sollte im Vordergrund stehen – sondern das ehrliche Bemühen der Menschen, Gott zu finden und seinen Willen bzw. Plan für jeden von uns zu respektieren.

      Nur weil wir diese Wahl für oder gegen Gott und sein Regelwerk treffen können, ist es möglich, zulässig und ‚gerecht‘, wenn wir über dieses irdische Leben hinaus mit den positiven und negativen Konsequenzen unseres Handelns konfrontiert werden.

      Einen Beleg für das Zutreffen dieser Ansicht meine ich darin zu erkennen, dass universelle Wahrheiten Gottes unveränderlich feststehen – wohingegen die von Menschen, auch von Päpsten, verkündeten Wahrheiten stets auch von einem Jeweilswissen der Gegenwart geprägt sind und insoweit keineswegs unabänderlich feststehen.

      Herzliche Grüße, George

  2. Ja, das ist richtig. Der Papst entscheidet, als Monarch der Kirche, und BEHÄLT damit immer Recht.
    Interessant wäre die Frage, ob der Papst das Recht hat, NICHT zu entscheiden. Angesichts der absoluten Macht, die ihm Canon 331 des C. I. C. verleiht, würde ich als kirchenrechtlicher Laie diese Frage allerdings mit ja beantworten. Er MUSS nicht entscheiden, wenn er nicht will. Aber er KANN alles entscheiden.

  3. Lieber F M,

    aufgrund ihrer Mailadresse (die hier nicht veröffentlicht wird) habe ich mal Ihren Namen gegoogled – und in der Annahme, dass ich es hier mit einem überzeugten Atheisten zu tun habe, freue ich mich über die offene Diskussion, bin aber gespannt, wo die Argumentationsreise hingehen soll?

    Vor diesem Hintergrund hat allerdings auch ihre Formulierung des „alleinigen Gesetzgebers, obersten Anklägers, höchsten Richters und der letzten Exekutors der römisch-katholischen Kirche … etc.“ einen anderen Zungenschlag: der CIC beschreibt letztlich die Verfassung der Organisation „katholische Kirche“ – die Rolle, die Sie ansonsten in ihrem Kommentar beschreiben, obliegt hinsichtlich der Kirche als „mystischen Leib Christi“ natürlich Gott selbst, dessen Werkzeug der Papst ist.

    Herzliche Grüße und Gottes Segen!

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