Na, da hat sich also wieder der Regierende Bürgermeister von Berlin geäußert. Gerade noch einigermaßen versöhnlich hinsichtlich der Einführung von Erzbischof Woelki, jetzt schon wieder ganz auf seiner Ich-bin-schwul-und-das-ist-auch-gut-so-Linie hinsichtlich des Papstbesuches. Im Spiegel wird Klaus Wowereit wie folgt zitiert:
Er verstehe, sagte Wowereit, wenn Bürger „den Papstbesuch benutzen, um darauf aufmerksam zu machen, dass die katholische Kirche mit ihrer Lehre Thesen vertritt, die weit in die zurückliegenden Jahrtausende gehören, aber nicht in die Neuzeit“.
weit in die zurückliegenden Jahrtausende ist schon eine ziemliche Zeitstrecke, und das zu einem Thema, das erst im späten vergangenen Jahrhundert aus dem Strafgesetzbuch der Bundesrepublik geflogen ist. Aber gemach, in dem Text stehen ja auch verständliche Dinge drin. Zunächst mal bleibt es einem Bürgermeister natürlich unbenommen, welche Meinung er vertritt. So kann er also für die Proteste durchaus Verständnis haben. Ob man von einem hochrangigen Politiker auch mal erwarten kann, dass er seine in diesem Fall relativ unmaßgebliche, dafür umso sujektiver gefärbte Meinung auch mal für sich behalten kann, steht dabei auf einem anderen Blatt. Aber nehmen wir zu seinen Gunsten mal an, dass es ihm hier um die freie Meinungsäußerung geht dann hätte der Satz aber lauten müssen:
Ich habe Verständnis, wenn Bürger den Papstbesuch nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, dass die katholische Kirche mit ihren Lehren Thesen vertritt, die diese nicht teilen
Ja, so funktioniert Demokratie ich darf meine Meinung sagen und jeder darf meiner Meinung widersprechen. Ich bin allerdings sehr gespannt, ob diejenigen, die zum Papstbesuch protestieren wollen, mit ihrem Lärm, den sie schon im Vorfeld veranstalten, nicht eher dafür Sorge tragen möchten, dass der Papst seine Meinung eben genau nicht zu Gehör bringen kann.
Nun, so hat es Wowereit aber nicht gesagt, sonder sein Verständnis gleich in ein Bekenntnis gepackt: Thesen vertritt, die nicht in die Neuzeit gehören! Also, ich will ehrlich sein, manchmal überkommt mich so was wie Zorn, wenn ich das lese: Genau, die Neuzeit erlaubt auf sexuellem Gebiet fast alles, sexuelle, oder besser pornographische Freizügigkeit sorgt dafür, dass die Menschen nur noch ihren Trieben untergeordnet sind, in einer diabolischen Logik: Meinen Trieben nicht folgen zu dürfen macht mich unfrei und ist Ursache für psychische Konflikte, die sich aus diesen nicht ausgelebten Trieben ergeben. Der Partymeister aus Berlin ist sicher ein Garant für diese Thesen, die offenbar der Neuzeit mehr entsprechen als die der Kirche. Wahr ist aber natürlich das Gegenteil: sexuelle Freizügigkeit unterwirft die Menschen ihren Trieben und macht sie von ihnen abhängig da steht er wieder, der schon in meinem letzten Beitrag beschriebene Mülleimer der Sexualität
Was wir in Berlin am 22. September erwarten dürfen, ist also etwas ganz anderes, als die hier propagierte Kritik an veralteten Positionen, es ist der Versuch, eine Meinung (eigentlich die Wahrheit, aber das sehen die Betroffenen wohl anders), und wie ich fürchte die Meinung einer Minderheit, zu unterdrücken. Es soll nicht gehört werden, was die Kirche zu sagen hat. Vielleicht schaltet ja jemand anschließend sein Gehirn ein und analysiert die veralteten Positionen der Kirche als nachvollziehbar und sinnvoll im Sinne eines besseren und vor allem freieren Lebens der angeblich sexuell Befreiten? Und die Bemerkungen des Bürgermeisters intendieren das Gleiche: er empfindet die Kritik der Kirche am sogenannten modernen (und auch seinem) Lebensstil als gefährlich! Wie sonst ist zu erklären, dass er in der gewählten Form Stellung nimmt?
Und da verlässt mich dann auch der Zorn wieder und mich überkommt eine gewisse Freude: Wenn die Welt sich anschickt, wieder mal zum Sturm auf Kirche und Papst zu blasen, dann stehen wir genau richtig: der Teufel (und ich meine damit nicht Herrn Wowereit, so wichtig ist der nicht) ist aufmerksam geworden und was wäre schlimmer, als wenn die Aktivitäten der Kirche dem Teufel egal wären! Also weiter, für den Glauben an Jesus Christus, für die Nächstenliebe und für die Befreiung der Menschen aus ihrer selbst gewählten Triebsteuerung!
Herzlich Willkommen Papst Benedikt und vielen Dank, dass Sie in die Höhle des Löwen kommen!
(DAS sollten sich seine Kritiker mal vor Augen halten, die sich im warmen Umfeld der Gleichgesinnten besonders progressiv wähnen)
Catocon
Wir wissen, dass der Teufel ein guter Stratege ist – er weiß genau, wo sein wirklicher Gegner steht. Es ist daher immer gut zu wissen, dass er sein Feuer auf die Kirche konzentriert, dann machen wir nämlich etwas richtig… Gefährlich wird es nur dann, wenn er uns in Ruhe lässt.
Nebenbei gesagt: Herr Wowereit ist wirklich dabei nicht allzu wichtig – aber er ist immer noch besser als der/die/das Künast, die personifizierte Öko-Möhre. :-)