Es ist schon ein Kreuz für sich, wie sich katholische Laien in der Welt heute präsentieren nämlich im Wesentlichen und vor allem in der (Mainstream-)Presse gar nicht!
Zu Wort kommen Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, Pfarrinitiativen, gerne auch schismatische Memoranden-Theologen, antikirchliche Vereinigungen wie Wir sind Kirche oder der unvermeidliche Hans Küng, der deutsche Gegenpapst. In der Presse wird dazu kolportiert, dass es sich hierbei um legitime Stimmen der katholischen Basis handele, die sich kritisch gegen Entwicklungen in Rom und gegen angebliche konzilswidersprechende Entwicklungen in der deutschen oder deutschsprachigen Kirche wenden. Natürlich sieht die linke Presse da nicht so genau hin, kann man doch auf die Art dem deutschen Papst eins auswischen, der sich doch tatsächlich noch immer traut von Wahrheit und Naturrecht zu sprechen, wo man sich doch seit Jahrzehnten bemüht, jede nur erdenkliche Position als legitim erscheinen zu lassen und Wahrheit einfach abzuschaffen.
Das Problem an diesen katholischen Stimmen ist nur: sie sind in vielen Ihren Äußerungen nicht katholisch! Auch diese Aussage wird von progressiven Katholiken und selbst von „dialoggetriebenen“ Bischöfen nicht gerne gehört: man solle sich doch nicht gegenseitig vorwerfen, man sei nicht katholisch, das sei in der Diskussion nicht hilfreich.
Nun ist in der Tat der explizit gemachte Vorwurf, dass jemand anderes nicht in der Wahrheit ist, kein guter Gesprächseinstieg. Andererseits ist aber gerade beim Thema Glauben die Feststellung wichtig, dass es so etwas wie Wahrheit gibt und dass es dazu auch keine Kompromisse geben kann. Wenn also bspw. die katholische Kirche immer wieder feststellt, dass nur zölibatär lebende Männer Priester sein können (eigentlich: dass nur Priester werden kann, der auch zum zölibatären Leben berufen ist) und bspw. Papst Johannes Paul II. darauf hingewiesen hat, dass es nicht an ihm als Papst liegt, diese Regelung zu ändern, da sie sich aus der Bibel und den Worten Jesu und der Apostel ergibt, kann auch ein wahrgenommener Priestermangel nicht zu einer Aufweichung dieser Zugangsvoraussetzungen führen. Wer einen solchen Wandel betreibt, wer behauptet, die jetzt geltenden Regeln seien nicht biblisch, der befindet sich mit dieser Meinung eben außerhalb der katholischen Lehre diese Meinung ist nicht katholisch, und Gruppierungen, die sich als katholische Laienorganisationen bezeichnen und einen solchen Wandel anstreben, können eben gerade nicht für sich in Anspruch nehmen, die katholische Basis zu vertreten.
Was aber würde denn nun eine katholische Basis ausmachen, wie muss eine Laienorganisation sein, die sich wirklich katholisch nennen darf? Bei der Suche nach einer Antwort bin ich auf ein Dekret des 2. Vatikanischen Konzils gestoßen, dass in wunderbarer Weise die Mitwirkung der Laien am Aufbau des Reiches Gottes beschreibt: Apostolicam Actuositatem über das Laienapostolat. Hier wird in guter Abgrenzung deutlich gemacht, welche Aufgabe den Laien in der Kirche zukommt und ihnen zukommen muss, wenn man die Einschränkungen sieht, der Priester und Kleriker bisweilen unterliegen. Sie leben in Familien oder einem familiären und freundschaftlichen Umfeld, sie üben einen Beruf aus, sind eventuell gesellschaftlich und politisch aktiv. Egal ob Bauarbeiter oder Universitätsprofessor, der Laie steht mit der Welt in enger Verbindung, vielleicht enger, als es der Priester durch seine Verpflichtungen sein kann. Und so kommt dem Laien einerseits die Aufgabe des Zeugnisses zu: Zeugnis geben durch sein persönliches Lebensbeispiel, Zeugnis auch in der Katechese, in der Verkündigung, letztlich in dem, wie er sein Leben dem Vorbild Jesu entsprechend gestaltet.
Dazu kann auch die Arbeit mit Medien gehören (irgendwie gehört auch das Führen eines Blogs wie diesen dazu) jede Form, die in legitimer Weise die Kenntnis von Jesus Christus in die Welt hineinträgt ist wesentlich. Gestärkt werden die Laien in dieser Aufgabe ganz wesentlich durch Gebet, Meditation etc. aber und vor allem auch durch den Empfang der Sakramente.
Und an dieser Stelle (nicht nur hier, aber hier in besonderem Maße) gibt es eine wunderbare Symbiose zwischen den unterschiedlichen Berufungen unserer Kirche: der Priester hat seinen Auftrag, auch der Verkündigung, vor allem aber auch der Sakramentspendung, die nur er erfüllen kann, und der Laie hat die wesentliche Aufgabe, diese Botschaft in der Welt, nicht nur im kirchlichen Umfeld, wirksam werden zu lassen.
Hierzu ein nur kleiner – Auszug vom Anfang des genannten Dekrets:
Allen Christen ist also die ehrenvolle Last auferlegt, mitzuwirken, dass die göttliche Heilsbotschaft überall auf Erden von allen Menschen erkannt und angenommen wird.
Zum Vollzug dieses Apostolates schenkt der Heilige Geist, der ja durch den Dienst des Amtes und durch die Sakramente die Heiligung des Volkes Gottes wirkt, den Gläubigen auch noch besondere Gaben (vgl. 1 Kor 12,7); „einem jeden teilt er sie zu, wie er will“ (1 Kor 12,11), damit „alle, wie ein jeder die Gnadengabe empfangen hat, mit dieser einander helfen“ und so auch selbst „wie gute Verwalter der mannigfachen Gnade Gottes“ seien (1 Petr 4,10) zum Aufbau des ganzen Leibes in der Liebe (vgl. Eph 4,16).
Aus dem Empfang dieser Charismen, auch der schlichteren, erwächst jedem Glaubenden das Recht und die Pflicht, sie in Kirche und Welt zum Wohl der Menschen und zum Aufbau der Kirche zu gebrauchen. Das soll gewiss mit der Freiheit des Heiligen Geistes geschehen, der „weht, wo er will“ (Joh 3,8), aber auch in Gemeinschaft mit den Brüdern in Christus, besonders mit ihren Hirten. Ihnen steht es zu, über Echtheit und geordneten Gebrauch der Charismen zu urteilen, natürlich nicht um den Geist auszulöschen, sondern um alles zu prüfen und, was gut ist, zu behalten (vgl. 1 Thess 5,12.19.21)4.
Und weiter fortgeschritten im Text:
Das Apostolat der Kirche und aller ihrer Glieder ist darum vor allem darauf gerichtet, die Botschaft Christi der Welt durch Wort und Tat bekanntzumachen und ihr seine Gnade zu vermitteln. Das geschieht vorzüglich durch den Dienst des Wortes und der Sakramente. Dieser ist zwar in besonderer Weise dem Klerus anvertraut, an ihm haben aber auch die Laien ihren bedeutsamen Anteil zu erfüllen, damit sie „Mitarbeiter der Wahrheit“ (3 Joh 8) seien. Vornehmlich in dieser Ordnung ergänzen einander das Apostolat der Laien und der Dienst der Hirten.
An Ihren Früchten sollt ihr sie erkennen! So ist es fraglich, ob Laienorganisationen, die sich beleidigt von der Kirche, die sich nicht ihren Vorstellungen von Organisation der Berufungen fügen will, abwenden, tatsächlich in der Lage sind, die Botschaft Christi in der Welt Gottes zu verbreiten. Ein bisschen polemisch formuliert: Wer so stark damit beschäftigt ist, gegen Zölibat und Männerpriestertum zu kämpfen, verschwendet Kraft, die er im Apostolat viel besser gebrauchen könnte und beschwert sich dann über den schwindenden Glauben in der Gesellschaft!
Gemeinsam mit den Hirten, also den Bischöfen und dem Papst an Ihrer Spitze, sind wir zum Apostolat aufgefordert, wobei unsere Aufgabe als Laien insbesondere nicht in der Festlegung der Glaubenswahrheiten liegt hier folgen wir dem Urteil der Hirten sondern in der Verkündigung und im Zeugnis. Das ist zugegeben schon recht schwer, wenn man bedenkt, wie die von uns vertretene Wahrheit in vielen Fällen mit den Einstellungen und Überzeugungen der Welt abweichen. Die Lösung kann aber dann eben nicht sein, diese Wahrheiten zu verbiegen, sondern sie kann nur darin bestehen, innovative Wege zu finden, um der Wahrheit Gehör und Beachtung zu verschaffen. Wie der Apostel Paulus schreibt: Weh mir, wenn ich die gute Botschaft nicht verkünden wollte (1 Korinther 9,16).
Wolfgang Weigel
Es ist nicht unser Auftrag, alles sang und klanglos in einem blinden Gehorsam zu übernehmen. Jeder Mensch hat ein Gewissen und ist diesem gegenüber verantwortlich. Und wenn die hl. Schrift natürlich in der damaligen Situation verfasst, wo es nur die patriarchaische Gesellschaft gab, entstanden ist, dann ist doch klar, dass Männer gut und leitend dargestellt werden. Von daher habe ich schon Zweifel, ob man aus dem „du bist Petrus“ oder die „Berufung der 12“ herauslesen kann, dass nur Männer die Kirche führen können, geschweige denn, dass das Leben der „Hirten“ zölibatär sein muss. Nur weil JPII nicht exkathedra mal gesagt hat, die Diskussion um das Frauenpriestertum ist beendet, kann man sich doch weiter drüber unterhalten.
Ich bin nicht dagegen, das katholische Laien auch hinter der Lehre der Kirche stehen und diese mit verkündigen. Ich bin aber dagegen, dass das Kirchenrecht vor allem gestellt wird, den es geht schließlich um Menschen und da ist die Seelsorge und die Pastoral wesentlich wichtiger. Da kann und muss es geboten sein, auch sogenannte Wiederverheiratete zur Kommunion zuzulassen, da kann es geboten sein, auch ein gemeinsames Abendmahl zu feiern, da kann es geboten sein, dass auch jemand anderes ein Gespräch führt, wo am Ende um die Vergebung der Sünden gebeten wird, das muss kein Priester tun. usw. usw.
Und letztlich, wenn ich das oben erwähnte Dekret sehe, ist es immer noch der hl. Geist, der uns handeln lässt, also warum sollte dieser nicht auch den „liberalen“ Christen zur Seite stehen, denn der Geist, weht wo er will und nicht, wo „konservative“ Kreise ihn gerne hätten.
Ein wenig mehr Toleranz und Akzeptanz stände uns Christinnen und Christen durchaus zu, die zeiten, wo wir in Kreuzzügen oder mit Eroberungen missioniert haben und den Sklavenhandel zum Blühen brachten und Hexen verbrannten, sind Gott sei Dank vorbei. Oder war das auch etwas, was der hl. Geist gefordert hat?
PS: wie passend Captcha „tophot great“ :)
Papsttreuer
Lieber Herr Weigel,
zunächst vielen Dank für den kritischen Hinweis. In der Tat kann man sich darüber trefflich streiten, ob und ab wann man das „Kirchenrecht“ kritisieren darf und anpassen sollte. Dass ich hier eine andere Ansicht als die von Ihnen dargestellte vertrete, wird Sie nicht wundern.
Der Schwerpunkt meines Postings lag allerdings auch eher darauf, dass diese immer wiederkehrenden Diskussionen (Zölibat, Frauenpriestertum, Wiederverheiratete Geschiedene, Sexualmoral) in höchstem Maße unergiebig sind und wir – ich nehme mich da gar nicht aus – zuviel Energie auf dieses Thema verwenden. Und von katholischen Gremien täte ich eine andere Schwerpunktsetzung erwarten.
Herzliche Grüße und Gottes Segen!
P.S. Ihr PS habe ich leider nicht verstanden?