Da begebe ich mich jetzt womöglich aufs Glatteis, aber Feigheit hat auch noch niemandem geholfen. Nach einigen männlichen Betrachtungen zum Thema Priester, Katholiken und Väter, muss vielleicht auch mal eine zu einem anderen wesentlichen Thema her nicht zuletzt auch die Diskussionen um das Thema Betreuungsgeld machen die Problematik deutlich: ist die Mutterrolle einer Frau eigentlich entscheidend, kann sie auch delegiert werden? Und was macht eigentlich eine Mutter aus? Als Mann habe ich da vielleicht auch eine etwas eingeschränkte Sicht der Dinge und würde daher meine folgenden Betrachtungen auch gerne zur Diskussion stellen das muss alles nicht der Weisheit letzter Schluss sein, aber vielleicht ist doch die eine oder andere Anregung dabei, die helfen kann bei der Bewertung der Mutterrolle.
Bei der Betrachtung der Vaterrolle hatte ich die Beschreibung an dem Vater schlechthin, unseren Herrn und Gott festgemacht. Wir alle wissen, dass Gott nicht im geschlechtlichen Sinne Mann oder Frau ist, sich dieser Einordnung entzieht, trotzdem hat Jesus Gott als Vater, als Papa bezeichnet. Da dürfen wir wohl annehmen, dass er Maria als seine Mutter, als Mama angesprochen hat (überliefert ist das soweit ich weiß nicht, aber er ist schließlich als Kind bei ihr aufgewachsen, da kann man hoffentlich von einem sehr vertrauten Umgang ausgehen).
Leider ist uns von der Rolle Marias in der Kindheit Jesu im Bibelkanon kaum etwas überliefert, man kann also wohl nur von dem schließen, was wir sonst von ihr erfahren. So im Evangelium vom letzten Sonntag (Markus 3, 20-35) in dem die Verwandten Jesu und auch Maria selbst Jesus nach Hause holen wollen, weil sie sich wegen seines Arbeitspensums um ihn sorgen. Was mich daran berührt: Maria kann nicht aus ihrer Haut! Sie hat Jesus großgezogen, sich um ihn gekümmert, und wenn sie auch ohne Zweifel glaubt, dass er der Sohn Gottes, der Messias ist, so befreit sie das nicht von ihrer mütterlichen Sorge um ihn, wenn sie das Gefühl beschleicht, er schade sich selbst, oder ihm werde geschadet. Und so ist sie auch neben Johannes die einzige, die ihm auch unter dem Kreuz treu bleibt. Sie erinnert sich bestimmt an die Weissagung des Simeon, dass ihr ein Schwert durch die Seele dringen wird, bestimmt hat sie schon früher gedacht, dass sein Weggehen bereits das Schwert sei und nun spürt sie es in aller Klarheit. Und bleibt bei ihm! Ob sie immer alles verstanden hat, was Jesus gesagt hat? Sie hat es aber im Glauben angenommen. Und wenn ihr vielleicht in dem Augenblick unter dem Kreuz nicht bewusst gewesen sein mag, wozu sein Leiden gut ist, so weiß sie doch, dass ihr Platz genau hier ist und sie selbst für den Fall, dass das alles falsch gewesen sein sollte, nicht weichen wird. DAS ist eine Mutter: sie weicht nicht von der Seite des Kindes, ihre Liebe erstirbt nicht, erst recht nicht, wenn sich die Welt gegen ihr Kind wendet.
Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. (Lukas 2, 19) das ist wohl der prägnanteste Satz, den wir in der Bibel über Maria lesen. Und in der heutigen Zeit einer, der der einen oder anderen Vertreterin radikaler Emanzipation die Zornesröte ins Gesicht treibt, ist es doch für sie das Sinnbild des in sich gekehrten grauen Mäuschens, das in einer männerdominierten Welt keine Rolle spielt und den Mund hält. Im krassen Gegensatz dazu die Rolle, die ihr die katholische Kirche trotz oder gerade wegen dieses kontemplativen Wesens zuspricht. Man schaue nur mal auf einige Abschnitte der Lauretanischen Litanei:
Du weise Jungfrau
Du ehrwürdige Jungfrau
Du lobwürdige Jungfrau
Du mächtige Jungfrau
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Du Königin der Engel
Du Königin der Patriarchen
Du Königin der Propheten
Du Königin der Apostel
Du Königin der Märtyrer
Du Königin der Bekenner
Du Königin der Jungfrauen
Du Königin aller Heiligen
Du Königin, ohne Erbsünde empfangen
Du Königin, aufgenommen in den Himmel
Du Königin vom heiligen Rosenkranz
Du Königin der Familien
Du Königin des Friedens
Maria als Königin im Vergleich zu Maria als graue Maus größer kann die Differenz zwischen der Wahrnehmung gläubiger Katholiken und der Wahrnehmung in der Welt kaum sein. Diese Wertschätzung, die Maria unter Katholiken erfährt (die keine Anbetung sondern nur Verehrung ist), hat sie sich durch genau ihre Art, mit ihrem Sohn umzugehen verdient.
Stellt sich die Frage: eignet sich Maria auch heute noch als Rollenmodell für Mütter? Ich würde eher fragen: warum sollte sie sich nicht mehr eignen, mal vorausgesetzt, man glaubt an die Rolle, die sie im Leben Jesu wahrgenommen hat? Wenn man heute die Diskussionen um die Rolle der Mutter und ihrer Leistung, die Verunglimpfung des Betreuungsgeldes als Herdprämie (wobei man über den Sinn des Betreuungsgeldes von mir aus streiten kann, die Herabwürdigung der Mütter und Hausfrauen ohne Anstellung entlarvt aber das verquere Menschenbild derjenigen, die diesen Kampfbegriff verwenden) betrachtet, scheint es so zu sein, als ob man eine Frau wie Maria heute nicht mehr benötigt. Ob Maria wohl mal auf den Gedanken gekommen ist, Jesus als Baby den ganzen Tag über wegzugeben in eine Einrichtung mit bezahlten Frauen, die die Erziehung von Klein-Jesus übernehmen sollten, mit dem Ziel, ein bisschen Geld für den Haushalt dazuzuverdienen? Mag man kaum glauben, womit sich die Frage stellt, was sich eigentlich in den 2.000 Jahren geändert hat, das das Prinzip der Erziehung durch die Eltern derart diskreditiert?
Die Mutter ist die erste Anlaufstelle für Kinder: sie werden aus der Mutter geboren und ihr als erstes an die Brust gelegt (bevor der Vater einen Blick werfen und die Mutter anschließend zur Erholung entlasten darf). Mütter spenden die körperliche wie die seelische Wärme, die kleine Kinder (und nicht nur die) dringend brauchen, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Wenn die Herausforderungen wachsen, schlägt auch die Stunde der Väter, aber die Schöpfung ist schon gut durchdacht (Ach was?!), dass sie die Mutter hat stillen lassen, biologisch hätte das ja auch bei Männern funktionieren können. Mütter legen das Pflaster auf das geschrammte Knie, flechten Zöpfe, trösten mit guten Worten und warmen Apfelkuchen sorgen dafür, dass zu Hause nicht nur eine Adresse ist sondern eine Bezeichnung für Heimat! Heim, heimelig alte Begriffe, aber wer wollte bestreiten, dass sie heute noch Bedeutung haben? Auch die Väter haben ihre Verantwortung dabei, aber wenn wir als Männer ehrlich sind, wissen wir selbst, dass ein Haus ohne die Mutter so schnell nicht zu einem Heim wird, optisch nicht und gefühlsmäßig erst Recht nicht.
Frauen und Mütter haben eine besondere Ader für Zwischentöne, die Männern und Vätern oft fehlt: nur weil die Tochter oder der Sohn sagt, es sei alles in Ordnung, ist die Mutter noch lange nicht zufrieden und weiß, wie sie es anstellen muss, damit sich die Herzen der Kinder ihr öffnen und Liebeskummer, Schulfrust und angst doch noch auf den Tisch kommen. Und sie lädt diese Sorgen auf sich Väter sind gut, wenn es um Lösungen geht, Mütter, wenn es ums verstehen geht (und nur zusammen sind sie dann wirklich erfolgreich in der Erziehung). Mütter schultern die Sorgen der Kinder (und der Väter gleich mit), machen sie zu ihren eigenen. Wenn ich recht darüber nachdenke, hat es so einen noch tieferen Sinn, warum Maria unter dem Kreuz stand: Sie ist als Frau in der Lage, die Last ihres Sohnes mitzutragen, wie Jesus die Last und Sünde dieser Welt mit auf das Kreuz getragen hat. Der Heilige Josef, den ich sehr verehre, möge mir verzeihen, aber seine Rolle unter dem Kreuz wäre wohl eher gewesen zu analysieren, ob dieses Leiden nun sinnvoll ist, und zu versuchen, das Kreuz umzustoßen und den Sohn zu retten, wenn auch das eigene Leben dabei in Gefahr geraten wäre das ist die männliche Art, mit Problemen umzugehen.. Hier war aber die Empathie einer Mutter notwendig um zu verstehen, zumindest aber um zu glauben, dass das Kreuz ein Sieg ist und keine Niederlage, dass das Kreuz notwendig ist, dass das Kreuz letzten Endes Heil bringt.
In dieser Rolle bringt eine Mutter den Kindern auch eine Sicht auf die Welt bei, die Väter ihren Kindern nicht geben können, einfach weil sie sie nicht erklären können. Es ist kein Geheimnis, dass Intuition eher Sache von Frauen denn von Männern ist, trotzdem aber ist sie für Töchter und Söhne gleich wichtig zu erfahren. Zu lernen, die Welt nicht in schwarz und weiß zu unterteilen, die Zwischentöne zu sehen und nicht für jedes Problem dampfhammerartig nach einer Lösung zu suchen. Fähigkeiten die oft als soft-facts verbrähmt werden und doch für das friedliche und liebevolle Miteinander in der Welt unerlässlich sind, sie sind das Metier der Mütter und nicht in der Schule oder nur in den Morgen- und Abendstunden vor und nach der Kita zu erlernen. Diese Fähigkeiten vermitteln Mütter durch ihr gutes Beispiel den ganzen Tag lang, und den Kindern die Möglichkeit zu dieser Beobachtung zu nehmen, beraubt sie wichtiger Erfahrungen in ihrem Leben. Es mag also Gründe dafür geben, warum Eltern sich gezwungen sehen können, ihre Kinder schon frühzeitig zur Betreuung in eine Kita zu geben, aber diese Form der Betreuung zum Standard zu erheben dient weder dem Kindeswohl, noch dem Wohl der Familien und auch nicht davon bin ich fest überzeugt dem Wohl der Frauen.
Unser aller Aufgabe ist es daher, jungen Familien und den Müttern im Speziellen, bei der Betreuung ihrer Kinder zu helfen und sei es nur durch die gesellschaftliche Anerkennung dieser Rolle. Je mehr Frauen sich freiwillig und gemeinsam mit ihren Familien dafür entscheiden, ihre Kinder zumindest in den frühen Jahren ihrer Entwicklung, zu Hause zu betreuen, zu erziehen und ihnen vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage die Woche das Heim und die Orientierung zu geben, die sie in diesem Alter so dringend brauchen, umso besser für die Familien und für die Kinder! Beten wir, dass sich diese Erkenntnis auch durchsetzt und den rein wirtschaftlichen Interessen entgegengestellt werden.
Nun ist dieser Artikel eigentlich keiner zum Thema Betreuungsgeld, dennoch ist die Schnittstelle unübersehbar, geht es bei der Diskussion darum doch um nicht weniger als die gesellschaftliche Wahrnehmung der Rolle der Mütter und wenn sich Väter durch den Vergleich mit dem himmlischen Vater motiviert sehen, so tun dies Mütter durch den Vergleich mit der Mutter unserer Kirche, der Gottesmutter Maria hoffentlich auch und lassen sich diese Rolle nicht durch Geld (eigenes Gehalt) und gute Worte (gesellschaftlichen Druck) abkaufen!
Zur Erziehung unserer Kinder haben meine Frau und ich gemeinsam entschieden, dass sie zumindest in den ersten Jahren zu Hause bleibt und den Hauptteil der Erziehung übernimmt und ich meine beruflichen Ambitionen einschränke um auch als Vater für unsere Kinder (in dieser anderen Rolle) präsent zu sein. Wir haben das große Glück, dass dies ohne größere Einschränkungen möglich ist, und doch wird man aufgrund dieser Entscheidung ab und an schief angesehen ich hoffe und bete, dass sich dieser Trend bald wieder dreht, denn: Berufstätige Mütter sind keine Rabenmütter, aber Mütter, die diese Rolle in vollem Umfang wahrnehmen, treffen eine Lebensentscheidung zugunsten von Familie, Kindern und Gesellschaft, die Respekt verdient und keine abschätzigen Beurteilungen sie stehen in der Nachfolge Mariens und können auf diese Entscheidung zu Recht stolz sein!
Frischer Wind
Ach, es tut ja so gut, dass das mal jemand SO sagt!
Ganz herzlichen Dank!
(Eine Vollzeit-Mutter)
Papsttreuer
Schön, dass der Beitrag so verstanden wurde!