In gewissem Umfang fühle ich mich mit diesem Blog auch der Ökumene verpflichtet. Da wo Katholiken, Orthodoxe oder evangelische Christen gleiche Positionen vertreten, und das ist gar nicht so selten, wie man meinen mag, sollten wir uns auch nicht auseinander dividieren lassen. So gibt es hier insbesondere auch immer mal wieder Artikel zu den Freikirchen, die uns in manchen Bereichen als Katholiken hinsichtlich Konsequent noch was vormachen können. Wie ein Kommentator zu einem Artikel von mir mal geschrieben hat: die meinen es ernst!
Da ich aber auch nicht mit Kritik an meiner eigenen Kirche (oder dem Bild, das sie von sich in dieser Welt abgibt) spare, denke ich, muss auch erlaubt sein, über Entgleisungen in anderen Konfessionen zu schreiben, und eine solche muss man wohl den Plan eines evangelischen Pfarrers betrachten, einen „erotischen Gottesdienst“, freigegeben ab 16 zu „veranstalten“
Selten habe ich mehr Unsinn zum Thema Sexualität gelesen als in dem verlinkten Interview, Anbiederung an den Zeitgeist trifft es wohl ziemlich gut! Man kann der betreffenden Gemeinde nur wünschen, dass sie dieses Gemeindeoberhaupt wieder einfängt und in der Lage ist, aus dieser Gottesdienstfarce etwas besseres zu machen. Sexualität ist in der Tat etwas heiliges und ich bin der letzte, der das Thema aus dem religiösen Diskurs verbannen möchte: Sex ist ein Geschenk Gottes und doch auch ein mächtiges Einfallstor des Teufels! Und so sollte man auch damit umgehen: man darf auch sicher darüber predigen, aber wenn einem zu einer solchen Predigt kein anderes Vokabular einfällt, als eines, dass eine Verbannung der Unter-16-Jährigen aus der Kirche bedingt und vermutlich vielen Gottesdienstbesuchern rote Ohren verursacht, der sollte doch noch mal nachdenken, ob er überhaupt den richtigen Zugang zu diesem Thema hat.
Ich habe schon katholische Priester, die doch angeblich „leibfeindlicher“ sein sollten, als ihre evangelischen Kollegen, zu Jugendlichen über Sex mit Worten sprechen hören, die ihnen dessen hohen Wert vermittelt haben, ohne dabei Vulgärvokabular nutzen zu müssen. Es geht also, und weil das geht, ist das, was der evangelische Pfarrer hier plant, mindestens unnötig, vermutlich eher schädlich – und hoffentlich nicht nur ein Versuch, mal wieder die Bude voll zu kriegen. Dagegen spricht allerdings eine Äußerung wie diese: „Ich denke Anstoß kann nur jemand nehmen, der am Gottesdienst teilnimmt. Und ich hoffe, wir kommen dann beim anschließenden Brunch ins Gespräch.“ – Man will also die Gemeinde in diese „Veranstaltung“ zwingen, und schließt jeden aus dem Diskurs aus, der schon frühzeitig erkennt, dass der Kaiser gar keine Kleider an hat? Na, schönen Dank Herr Pfarrer!
Einen letzten Eindruck mag sich der Leser bei diesen Worten machen:
Es gibt Salbung mit wohlriechendem Öl auf der Stirn. Die Senioren führen meditative Tänze auf, bei denen Besucher mitmachen, sich anfassen und berühren können. Es wird ein roter Teppich ausgerollt und zum Empfang regnet es Rosenblätter von der Empore, die die Haut streicheln. Wir essen beim Abendmahl Brot und trinken Wein. Und es wird ein Bild an die Wand geworfen. Ein erotisches, kein vulgäres Bild.
Wer stattdessen eine wirklich sinnliche Erfahrung in einem Gottesdienst machen möchte, ist am kommenden Sonntag gerne in eine beliebige katholische Kirche eingeladen, wo einen auch außerhalb eines Hochamtes die Erinnerung an Weihrauch empfängt, und der Herr mit allen Sinnen wahrgenommen werden kann (okay, als Evangelischer nicht durch die Aufnahme der Eucharistie, diese Einschränkung muss man schon machen). Es wird keine meditativen Tänze von Senioren geben und auch keine Rosenblätter regnen, dafür wird der Herr leibhaftig vor einem stehen in Gestalt von Brot und Wein! Dazu passend ein Evangelium, dass sich um das Brot des Lebens dreht (Johannes 6,24-35), Christus als das Brot, dass einen nie mehr hungern lässt, wenn man weiß, wonach man eigentlich hungert: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ – Da schmeißt man aber jede erotische Predigt dahin, wo sie hingehört: in den Müll kirchlicher Verirrungen!
Anonymous
Nur noch ein kleiner Schritt zur Tempelprostitution.
Göttin sex ist am Werk.
Cordulchen
Stimme ich voll zu!
Habe gerade den Artikel der FR durchgelesen und denke mir:
Die Teenies schickt er dann in den Kindergottesdienst. Aha, das soll also dann der richtige Ort für sie sein. Hmm…
Und ist Liebe und Sexualität nicht gerade DAS Thema für Teenies… Die Idee dafür hat er ja von ihnen bekommen – sagt er. Aber die Schüler der 9. Klasse (normalerweise noch keine 16 Jahre alt) werden nicht dabei sein können.
Denn dafür wäre eine andere Sprache notwendig, als die die dieser Pfarrer wohl verwenden wird.
Also, ich würde da auch als über 16-Jährige nicht hingehen, gerade WEIL die Sexualität so wichtig und Gottes Geschenk ist.
Stanislaus
In seiner Predigt will sich besagter Pfarrer auch mit Argumenten gegen den Zölibat in der katholischen Kirche beschäftigen …
Clara Fall
In meiner Heimatstadt wollte ein Pfarrer mal einen FKK-Gottesdienst im Kirchengarten feiern. War auch ein evangelischer. Glücklicherweise hatte da die Gemeinde was dagegen.
Ich mußte ja sehr lachen. Die Vorstellung, von medidativ tanzenden Senioren berührt und gestreichelt zu werden, finde ich persönlich alles andere als erotisch. Mit Sexualität hat das nicht viel zu tun. Klingt eher ein wenig pervers. So ein paar Senioren, die gern mal wieder Frischfleisch unter die Finger bekämen. Und Rosenblätter von der Empore… Klingt eher nach Dornröschen. An Allergiker hat man da wohl gar nicht gedacht.
Es ist eine Schande, daß es das Delikt des Lehrbruches in der EKM nicht mehr gibt. Jetzt kann dort jedes Schindluder getrieben werden. Wie Luther sagte: „Keine Idee ist so töricht, daß sie nicht doch ihre Anhänger fände.“