Jetzt ist doch gestern die Olympiade in London schon zu Ende gegangen, kaum dass ich mich daran gewöhnt hatte, abends Leichtathletik zu schauen und kaum, dass ich mich an die fremd klingenden Namen gewöhnt hatte, die nun scheinbar jedem geläufig sein mussten. Da muss ich mich also direkt mal outen: Ich bin eigentlich kein besonderer Sportfan, Sommerolympiaden rufen in mir unangenehme Erinnerungen an Bundesjugendspiele wach, geschweige denn, dass ich Leichtathletik mir normalerweise im Fernsehen ansehen würde und, jetzt kommts, Usain Bolt war mir bis vor wenigen Tagen noch überhaupt kein Begriff. So ändern sich die Zeiten soll keiner sagen, die Medien hätten keine Macht!
Wie immer am Ende solcher großen Veranstaltungen stellt sich die Frage, was uns denn davon in Erinnerung bleiben wird? Aus deutscher Sicht mag dem einen oder anderen ein enttäuschender Medaillenspiegel, dem anderen die penetrante Berichterstattung darüber in Erinnerung bleiben. Der eine oder andere mag sich fragen, welche Ruderin das noch gleich war, die (aus welchen Gründen) noch mal, frühzeitig die Olympiade verlassen hat/musste. Sicher in Erinnerung bleiben wird mir (ganz unsportlich), von der Abschlussveranstaltung, dass Brian May immer noch Gitarre spielen kann wie kaum ein zweiter und das man ihn trotz der grauen Farbe auch heute noch an seiner Frisur erkennen kann vielleicht werde ich das aber auch wieder vergessen?
Ich bin mir aber recht sicher, dass mir bestimmte Gesten in Erinnerung bleiben werden, die das Bild der Olympiade auch geprägt haben: kurze Bekreuzigungen von Sportlern vor dem Start, Gebete um den Sieg (oder einfach nur einen guten Lauf?), die Twitter-Nachricht von Usain Bolt, in der er Gott für seine Erfolge dankt, die ohne ihn nicht möglich gewesen wären, US-Sportler Will Claye, der auf seiner Ehrenrunde im Stadion nicht nur die amerikanische Flagge sondern auch eine Bibel mitgenommen hat, auch eine chinesische Sportlerin ist mir in Erinnerung, die ein kleines Kreuz an einem Kettchen trug. Daneben noch viele andere kleine oder größere Glaubensbekundungen, nicht zu vergessen das Abide with me, vorgertragen von Emeli Sande in der Eröffnungsveranstaltung.
Nachdem man in der Vorbereitung und zu Beginn der Olympiade das Gefühl hatte, die Offiziellen wollten das Thema Glauben aus Angst vor Kritik oder Konflikten aus der Olympiade ausklammern, hatten die wohl die Rechnung ohne die Hauptdarsteller der Olympiade, die Sportler selbst gemacht. Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über und so lässt sich ein Christ auch durch kleinere oder größere Repressionen nicht davon abbringen, seinen Glauben zu verkünden.
Nun ist auch das nicht ganz ohne Kritik, denn man könnte ja den Eindruck haben, dieser zur Schau gestellte Glaube, habe mit einer innigen Beziehung zwischen dem Menschen und Gott nicht viel zu tun. Gerne wird dabei die Bibel zitiert (Matthäus 6, 5-6):
Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Ist also der im Fernsehen in alle Welt übertragene Glaube im eigentlichen Sinn unchristlich? Ich denke man muss hier unterscheiden, was man damit erreichen möchte: wenn ein Sportler ein Kreuzzeichen vor einer besonderen Herausforderung macht, vielleicht auch ein kurzes Zwiegespräch mit Gott führt (wunderbar bei Usain Bolt zu besichtigen), dann möchte ich ihm zunächst mal abnehmen, dass es sich dabei um seine persönliche Beziehungspflege zu Gott handelt, wie es jeder Christ beim Tisch- oder Morgen- und Abendgebet auch pflegt. Im Gegensatz dazu stünde, mit dieser Gottesbeziehung protzen zu wollen Seht her, wie fromm ich bin! Vor dieser letzteren Attitüde warnt uns Jesus und empfiehlt, dann lieber im stillen Kämmerlein zu beten anstatt sich seines Gebetes zu brüsten. In einer Welt, in der insbesondere der christliche Glaube immer weniger Akzeptanz erfährt, erscheint mir die Annahme, dass sich jemand seines Glaubens brüsten will aber eher unwahrscheinlich.
Etwas ganz anderes dagegen ist die Botschaft, die die Sportler tatsächlich, und vor allem vor dem Hintergrund mangelnder Akzeptanz zumindest in Westeuropa, mit dem gelebten und sichtbaren Glauben senden: da sind Menschen, für die findet Gott in ihrem Leben statt, und nicht nur abstrakt, wie man auf Cocktailparties über Gott spricht (Ich glaube schon, dass es da eine höhere Macht gibt) sondern ganz konkret: Gott mischt sich ein, ich habe eine persönliche, liebevolle, enge Beziehung zu Gott und er mit mir, ich kann mich in (vermeintlich) kleinen und (vermeintlich) großen Dingen an ihn wenden. Unserem Sohn singen meine Frau und ich jeden Abend das Lied Die Sonne ist jetzt müde vor, in dem es im Gespräch mit Gott heißt:
So schließe ich die Augen und geh zur Ruh Wenn ich Dir noch was sagen will, hörst Du mir zu.
Man kann das als Kinderglauben abtun, das ist es aber nicht: so ein Dialog ist ein Zeichen einer lebendigen Gottesbeziehung! Gott hört mir zu, wenn ich ihm was sagen will und ich tue gut daran, ihm zuzuhören, wenn er mir was sagen will oder wenn er mir antwortet. Ich kann Gott eben auch mit Kleinigkeiten belästigen und darf sicher sein, dass er mir wohlwollend zuhört und antwortet, wenn auch nicht immer in der gewünschten Weise schließlich hat nicht jeder betende Sportler eine Goldmedaille gewonnen!
So bleibt auch noch eine Frage offen: Stärkt Gott tatsächlich einen Sportler, trägt er einen Sportler ins Ziel und das auch noch in einer Siegerzeit? Also, ich würde behaupten, kein ganz schlechtes Gebetsleben zu haben und auch wenn ich Gott bislang noch nicht um den Gewinn einer Goldmedaille im 100-Meter-Sprint gebeten habe, so bin ich doch ziemlich sicher, dass ich auch in dem Fall keine mehr gewinnen werde. Gott wird mich vermutlich nicht mal in die Olympiaqualifikation einer wie auch immer gearteten Sportart tragen wobei das vermutlich schon wichtig ist, denn er könnte, wenn er wollte, aber ich vermute, er will gar nicht
So gibt der Glaube also Sicherheit, wer glaubt, so heißt es, kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand. Und so bleiben auch die Sportler, die heute traurig und ohne Medaillen nach Hause fahren, in ihrem Glauben, wenn es ein echter war. Kein Christ (der nicht nur so tut) wird seinen Glauben verlieren, nur weil er ein Ziel, um dessen Erreichen er Gott gebeten hat, verfehlt. Und auch diese Stärke ist eben ein Signal an die Welt: Gott trägt mich in jedem Fall, auch dann, wenn ich strauchele! Ein schönes, vielleicht das schönste Beispiel hierfür ist vielleicht der Marathon-Läufer Guor Marial, der früher als Sklave im Südsudan gehalten wurde, und als staatenloser Läufer beim Marathon angetreten ist. Idea zitiert ihn wie folgt:
„Dass ich bei Olympia starten kann, ist wie ein Zeichen. Gott zeigt mir den Weg, er hilft anderen durch meine Geschichte, sagte Marial der britischen Zeitung The Times (London). Heute lebt er in Flagstaff (US-Bundesstaat Arizona). Marial startet bei den Olympischen Spielen unter der Flagge der Unabhängigen Olympischen Athleten, die die Olympischen Ringe auf weißem Grund zeigt. Eine Medaille wird er voraussichtlich nicht gewinnen. Ich bin dabei. Allein das ist wie eine Goldmedaille, sagt er.
Bleibt nur noch die Frage der Kritik von Nichtgläubigen am öffentlichen Glauben: da gibt es doch tatsächlich welche, die sich daran stören, wenn jemand öffentlich glaubt. Ein besonderes Exemplar dieser Gattung Turboatheist ist ein gewisser Hugo Stamm, der in seinem Blog im schweizerischen Tages-Anzeiger gegen diesen Glauben zu Felde zieht. Der Mann scheint einen wirklich hartnäckigen Hang zum atheistischen Fundamentalismus zu haben, was ihn dazu bringt, in seinem Beitrag Gott, der Liebling der Athleten gesellschaftliche Konventionen zu missachten und beleidigend gegen die christlichen Sportler zu agitieren. Da bei derartigen Beiträgen mein Blutdruck immer in ein ungesundes Niveau steigt, verweise ich hier gerne auf den entsprechenden Beitrag im Blog Klosterneuburger Marginalien mehr muss man zu der Kritik am öffentlichen Glauben im Allgemeinen und Herrn Stamm im Besonderen wohl nicht sagen.
Als Christen freuen wir uns also einfach an den christlichen Sportlern, an ihrem gelebten Glauben, über ihre Erfolge und über den Trost im Misserfolg, beten wir, dass nicht irgendeinem IOC-Granden einfällt, Glaubensbekundungen bei den Olympischen Spiele ganz zu verbieten und eifern wir den Sportlern nach in ihrem Bekenntnis! Vielleicht ist ein Teil der Kritik von christlicher Seite auch in der Erkenntnis begründet, eigentlich viel mehr so glauben zu müssen?
Das alles wären doch gute Erinnerungen an diese olympischen Spiele und ein Ansporn, vielleicht nicht, sich für die nächsten Spiele zu qualifizieren, aber unseren Glauben zu vertiefen! Dafür ist das anstehende Jahr des Glaubens sicher ein gutes Trainingslager!
Josef Bordat
Sehr gut – vor allem die Argumentation zu „öffentlicher Glaube“/“inniger Glaube“. Vielen Dank dafür!
LG, JoBo
Anonymous
Wieso,warum?
Wieso eine Nationalhymne? ( Bekenntnis zum Land)
Warum Markennamen? (Bekenntnis zum Geld)
Warum kein Kreuz?????
Ich denke das ist die Angst derer die es nicht tragen wollen!
Templarii
Mir fällt vor allem die Political Correctness Hölle ein:
Ein Mohammedaner hat versucht die Olympische Flamme von einer Sportlerin zu stehlen – es gibt Videos davon doch in den Nachrichten kam das nicht.
Mehrere Sportler wurden rausgeschmissen weil sie mehr oder weniger „rassistisch“ waren. Die eine war mit einem Zusammen der mal bei der NPD war. Der andere hat einen Fluch über Italiener(?) gebracht, eine andere hat einen Witz über Schwarze und Moskitos gemacht.
Da brach immer die Hölle los. Die Massenveranstaltungen ekeln mich inzwischen an.
Templarii
Anonymous
Vermassung u. Schwarmbildung sind wirtschaftlich
u.politisch gewollt u. gesteuert da sie leichter zu
verdummen sind.