Eigentlich betrachte ich mich als einigermaßen ausgeglichenen Menschen vielleicht täuscht da aber auch mein Eigenbild und ich muss mich mal bemühen, ein objektives Fremdbild zu ermitteln. Natürlich gibt es aber auch Themen, die mich fast buchstäblich auf die Palme bringen. Ich glaube auch, dass die Empörung, die sich manchmal bei Menschen breit macht in Ordnung ist, solange es sich dabei um die richtigen Themen handelt. Glaubensthemen sind für mich solche: ich liebe Gott (sicher noch nicht genug, aber doch), ich liebe unsere Kirche, ich liebe unseren Papst. Daneben kann es auch um weltliche Dinge gehen, bei denen der Begriff Liebe auch richtig angewandt ist: ich liebe meine Frau, meinen Sohn, meine noch ungeborene Tochter, meine Eltern alles, geistliche wie weltliche Dinge, bei denen der Satz gilt: das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass sondern Gleichgültigkeit.
Bestimmte Dinge können mich daher persönlich nicht, und sollten keinen anderen Katholiken gleichgültig lassen. Dazu gehören sicher Themen der Glaubensverkündigung sicher ist es da notwendig, auch ein bisschen Abstand zwischen sich und sein Thema zu bringen, damit einen nicht direkt alles Widersprechende zum Rasen bringt. So ist eine Kritik an unserem Glauben, oft genährt aus Nichtwissen, oft aber auch aus anderer (scheinbar) begründeter Überzeugung, sicher zulässig. Wer meinen Glauben kritisiert, dem ist er nicht gleichgültig, der setzt sich auseinander. Und so kann ich mit Atheisten über die Bibel sprechen, über die Liebe Gottes, und auch wenn er mir nicht folgt, so kann ich ihm meine Gedanken verständlich machen (und er mir seine). Ich kann akzeptieren, dass so ein Gespräch ohne Einigung endet und anschließend für denjenigen beten, dass er von Gott auf den richtigen Weg geführt wird (wie der Atheist sich möglicherweise auch wünscht, dass ich zu seiner Einsicht komme). So geht Dialog, so funktioniert ein zivilisiertes System des Ausgleichs. Evangelisierung mit dem Schwert ist etwas, das nicht gottgemäß ist, das hat die Kirche schon immer gewusst, einige ihrer Glieder mussten das erst lernen, einige Religionen der Welt sind noch in diesem Prozess.
Dieser Dialog endet aber dort, bzw. startet erst gar nicht, wenn einem die Positionen des anderen eigentlich egal sind, man sich aber trotzdem müht, diese zu diffamnieren, möglicherweise aus der Lust zur Provokation, möglicherweise weil man mit der Beleidigung von etwas dem anderen wertvoellen, eine agressive Reaktion hervorzurufen gedenkt, die man dann kritisieren kann („Zensur!“). Jeder der Leser dieses Blogs erinnert sich noch an das unselige Cover der Titanic, zu dem ich einige Artikel geschrieben habe. Die Liebe zu Christus, die Liebe zu Kirche und Papst drängen mich, mich über solche Bilder zu empören, und ich bin der festen Überzeugung, dass ich, wenn mich derartiges nicht mehr empören sollte, einen Teil meines Glaubens verloren hätte.
Was jetzt aber in Kassel vor sich geht, übersteigt die Aktion der Titanic bei weitem und nachdem ich gestern den Bericht auf Spiegel Online gelesen habe, musste ich mich entscheiden, diesen Bericht hier erst heute zu schreiben, damit mein Zorn nicht aus jeder Zeile springt:
Der sogenannte „Künstler“ Mario Lars hat für die Caricatura (eine nach eigenen Aussagen Galerie für komische Kunst) eine Karikatur entworfen, die seit einigen Tagen am Eingang der Ausstellung hängt. Spiegel online zeigt das Bild und erläutert wie folgt (ich zitiere das nur, weil es mir tatsächlich schwer fällt, es zu beschreiben):
Darauf zu sehen ist ein leidender Jesus am Kreuz, dem eine Stimme aus dem Himmel zuruft: „Ey… du… Ich hab deine Mutter gefickt“.
Ich sage es mal so: ich habe gesucht und in der Bibel finde ich einige Stellen, in denen dazu aufgefordert wird, seine Feinde zu lieben, einfach weil Gott sie liebt. Gott liebt die Sünder und hasst die Sünde. Deshalb liebt Gott wie er mich als Sünder liebt auch die Redaktion der Titanic, er liebt genau so diesen Mario Lars, wie er auch den Geschäftsführer der Caricatura, Martin Sonntag, liebt. Aber ich finde keine Stellen, in denen in der Bibel Gewalt gegen Sachen absolut abgelehnt wird. Selbst für Jesus gibt es Gründe, sich wohlüberlegt aus Seilen eine Geißel zu machen und Händler aus dem Tempel zu vertreiben. Gewalt, um das, was das Heilige verhöhnt, um das, was blasphemisch ist, zu verhindern oder zu unterbinden, Gewalt nicht um sein Mütchen zu kühlen sondern Gewalt gegen diejenigen Sachen, die in sich eine Sünde darstellen, die ander auch zur Sünde verführen ich finde nichts, was mich dazu führen würde, derartige Gewalt zu verurteilen! Vielleicht kann mir aber auch jemand anderes helfen und mich aufklären, ob es so etwas gibt?
Um mal wieder analog zu Martin Mosebach zu sprechen: ich wäre unfähig mich zu empören, wenn dieses Plakat gewaltsam entfernt oder anders unbrauchbar gemacht würde. Hier geht es ja nicht um Kunst (das hätte der Künstler wohl gerne so) sondern es geht darum, dass das, was vielen, wahrscheinlich den meisten Menschen in diesem Land das Heiligste ist, in den Dreck gezogen wird. Ich wäre unfähig mich zu empören, wenn man Mario Lars klar machte, dass seine Kunst Dreck ist, wirklicher Dreck, der ihm selbst und unserer Gesellschaft als ganzes schadet.
Nebenbei: einem Staat, der derartige Dinge zulässt, der zulässt, dass das Heiligste meines Lebens, das Heiligste des Lebens von vielen in diesem Land, derart verunglimpft wird, ein solcher Staat hat fertig. Dagegen sind unterschiedliche Auffassungen über den Umgang mit der Euro-Krise, unterschiedliche Auffassungen darüber, ob Quecksilberleuchtmittel ungefährlichen Glühbirnen vorzuziehen sind, unterschiedliche Auffassungen darüber, wie man Preis-, Zins-, Wirtschafts-, Außen-, Entwicklungs- und sonstige Politik betreibt Entschuldigung Kinderkacke. Ein Staat, der sich hier nicht einmischt, so hat schon Robert Spaemann in der FAZ klar gemacht, verliert meine Unterstützung! Ich liebe auch mein Land, aber ich schäme mich, in einem Land leben zu müssen, in dem so etwas passieren kann und sich viel zu wenige empören, ein Land das von sogenannten „Christdemokraten“ regiert wird, die fast durchgängig den Sinn für das Christliche vermissen lassen und sich hier nicht lautstark zu Wort melden, ein Land, das solchen Agitatoren freie Hand lässt und die Beleidigung des Heiligen und auch der Gläubigen nichts entgegensetzt! Heute schäme ich mich für mein Land!
Claudia Sperlich
Die Zeichnung ist dilettantisches Gekrikel. Das passt zu der Aussage.
Erstaunlich: Unter den wirklich guten Karikaturisten gibt es durchaus auch solche, die zuweilen die Religion verspotten – aber eher selten auf so unterirdischem Niveau. Beispielsweise hat sich Claire Brétécher über Teresa von Avila auf meiner Meinung nach tendenziell fiese Art lustig gemacht, aber – sie hat deren Werke gelesen und sich damit auseinandergesetzt.
Dies Plakat ist für mich nicht deshalb ärgerlich, weil es überhaupt entstand – pubertäre Kritzeleien regen mich nicht über Gebühr auf. Ärgerlich und beschämend ist, daß diesem Ding von einem Veranstalter hoher künstlerischer Rang zugemessen wird.
Erich Kremer
Also Leute, ich sag‘ euch was; mich regen ganz andere Sachen auf als eure ja sattsam bekannte katholische Humorlosigkeit und bornierte Kleinkariertheit. Diese Beschneidungsdebatte zB, die ist wirklich ein schlechter Witz. Diese Übergriffigkeit auf wehrlose Kinder unter dem Deckmäntelchen der sogenannten Religionsfreiheit muß aufhören; ob Beschneidung oder Taufe: Erst im Erwachsenenalter!
Finger weg von Kindern!