Bezüglich des unsäglichen Plakates der Kasseler Caricatura gibt es Neuigkeiten, die ich erst mit einem „Daumen hoch“ vermeldem wollte:
Der Veranstalter hat, offenbar auf Bitten des Zeichners der Karikatur, das öffentliche Plakat abgehängt. Jetzt hätte man hoffen können, dass der Karikaturist ein Einsehen gehabt hätte, mit dem Bild weit über den Rahmen des für eine christlich geprägte Gesellschaft erträglichen Maße hinausgeschossen zu sein. Naja, ich bin halt Optimist.
Leider ist der Grund aber ein anderer: Wie kath.net berichtet, hatte Mario Lars um Abhängen des Plakates gebeten, weil er „von der Blasphemie-Debatte um seine Karikatur genervt gewesen“ sei. Das christliche Magazin „pro“ berichtet darüber hinaus wie folgt:
„Die Diskussion um den Cartoon entwickelt sich zunehmend in eine Richtung, die so von mir nicht beabsichtigt war und sich auch nicht mehr aktiv beeinflussen lässt“, begründete Lars den Schritt. Ihm sei es nicht um Religionskritik, sondern um Jugendslang gegangen. „Eine kontroverse Diskussion über die Sprache hätte ich mir gewünscht.“
[…]
Angesichts der Aufregung um den Cartoon sehen die Veranstalter „Gesprächsbedarf zum Thema Religion und Karikatur“. Unter dem Deckmantel des Christentums seien „zunehmend auch islamophobe und völkische Argumente“ angebracht worden. „Hier scheint die Diskussion mit der Kirche dringend weitergeführt werden zu müssen.“ Dazu sei die Caricatura-Galerie bereit.
In der Ausstellung, die eine Überblicksschau zur Komischen Kunst aus mehreren europäischen Ländern zeigt, ist die Zeichnung den Angaben nach jedoch weiterhin zu sehen. […]
Ich muss zugeben, diese Äußerungen hinterlassen mich ratlos: Es geht schon damit los, dass der sogenannte Künstler meint, er habe „Jugendslang“ thematisieren wollen. Andererseits ist die Caricatura nach eigenen Angaben eine Ausstellung für „Komische Kunst“, klingt eher nicht wie ein Medium, in dem man soziale Entwicklungen anhand der Jugendsprache diskutiert? Und wenn doch, fragt man sich doch, ob man dann tatsächlich an dieser Stelle nicht die Provokation gesucht (und gefunden) hat, indem der Zeichner ein solches blasphemisches „Werk“ produziert hat. Jetzt so zu tun, als habe man die Entrüstung der Christen in Deutschland nicht vorhersehen können, klingt maximal nach einer Ausrede, und keiner guten. Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine hatte bereits zu Wochenbeginn ein Interview veröffentlicht, in dem Mario Lars versucht, den Streit in die Richtung zu lenken, dass es doch „nur“ um den in der Umgangssprache der Jugendkultur gängigen Begriff „Fi…“ drehen würde. Es scheint bei ihm noch gar nicht angekommen zu sein, dass diese Gängigkeit des Begriffes durchaus kritikwürdig ist, aber nicht den Grund der Proteste darstellt. Man wird es ihm aber vermutlich auch nicht verständlich machen können …
Dann aber auch noch zu versuchen, den Spieß umzudrehen und die Proteste zu einem Problem der Kirchen zu machen, das ist schon eine besondere Chuzpe. Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob bei den Protesten gegen die Karikatur „islamophobe und völkische“ Argumente vorgebracht wurden (wobei ich dazu gerne mal Beispiele hören würde, um zu sehen, was denn die Herren Veranstalter so unter „islamophob und völkisch“ verstehen). Das derartig angehauchte Proteste aber nicht von den Kirchen selbst gekommen sind, scheint mir zumindest klar. Der Trend, hier schon mal angedeutet, setzt sich also fort: die berechtigte Kritik der Kirche und der Gläubigen wird in einen „rechten“ Zusammenhang gesetzt, damit diskreditiert, und am Ende muss es so aussehen, als haben die Kirchen ein „rechtes“ Problem. Lieber Mario Lars, lieber Martin Sonntag: netter Versuch, aber aufgefallen! Ihr habt Sch… produziert, jetzt tut nicht auch noch so, als sei es Vanilleeis! Setzen, sechs!
Man darf allerdings vermuten, dass in der hiesigen Medienlandschaft die Argumentation von „Künstler“ und Veranstalter nur zu gerne aufgegriffen wird. Es steht uns also – ob hinsichtlich dieses konkreten Themas oder anderer Glaubensthemen, in denen sich Menschen herausnehmen, Gott zu beleidigen und damit den öffentlichen Frieden zu gefährden (so wird das ganze zu einem Straftatbestand nach §166 StGB ) um zu provozieren und Grenzen auszutesten, die der Staat unzureichend bewacht – noch einiges bevor! Es gehört nicht viel Phantasie dazu zu sagen: Solche Dinge sind erst der Anfang!
Immerhin: von einem Kasseler Christen wurde Anzeigen wegen Verstoßes gegen erwähnten § 166 StGB erstattet, die auch nach dem Abhängen weiter verfolgt wird. Ich bin eher wenig optimistisch, dass dies zu einer Verurteilung oder – besser noch – zu einem Einsehen der Provokateure führt, aber gut daran ist, dass dieses Thema nun nicht einfach wieder ganz sang- und klanglos verschwindet.
Im obigen Interview äußerte Mario Lars übrigens auf die Frage, ob der Protest eine gute Werbung für ihn sei:
Nein, eine gute Werbung für Cartoonisten sind lachende Menschen. Ich mache keine Witze, um Menschen zu verletzen.
Den Satz kann man sicher auch als Christ unterschreiben, wäre schön gewesen, er hätte sich dran gehalten!
judex
Auch ich habe heute Herrn Lars einen Kommentar mit dem Titel „geld verdienen mit Tabubruch“ gewidmet:
http://die-andere-seite.blog.de/
JuergenPB
Huhu!
Du hast oben zur hna.de verlinkt und nicht nach „pro“:
http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft.html?&news%5Baction%5D=detail&news%5Bid%5D=5734
Papsttreuer
Huch, vielen Dank für den Hinweis! Habe ich jetzt auch im Beitrag angepasst!
Erich Kremer
Unter einem Web-Blog versteht man ganz allgemein eine Webseite, die periodisch neue Einträge enthält. Neue Einträge stehen an oberster Stelle, ältere folgen in umgekehrt chronologischer Reihenfolge. Diese „Netz-Tagebücher“ sind rechtlich nicht anders als gewöhnliche Internetseiten zu behandeln, mag auch durchaus bei manchem Betreiber der Wunsch nach Anonymität der Einträge bestehen. Da bei den Blogs in der Regel die redaktionelle Gestaltung zur Meinungsbildung für die Allgemeinheit im Vordergrund steht, handelt es sich um Mediendienste, so dass die Impressumspflicht aus § 10 II MDStV folgt.
Papsttreuer
Sehr geehrter Herr Kremer,
danke zunächst für Ihren Hinweis!
Soweit ich die Rechtsprechung verfolgt habe, ist das noch nicht ganz geklärt. Aber … wieso nicht, sonderlich anonym sind meine Beiträge eh nicht (siehe Bild und entsprechende Verlinkungen)?
Ihr Kommentar ist allerdings auch ein schönes Beispiel für eine von Ihnen an anderer Stelle bemängelte „bornierte Kleinkariertheit„
Dennoch sende ich herzliche Grüße und wünsche Gottes Segen