Also ich gebe zu, diese Frage im Titel des Beitrags ist ein bisschen platt gestellt. Wie jetzt, wofür ist die Kirche da? Jesus hat die Kirche gegründet, da stellt sich doch die Frage nach dem Sinn gar nicht?! Trotzdem kommt aber dem einen oder anderen die Frage in den Sinn, wozu diese Kirche denn einmal von Jesus gegründet wurde? Wer heute in Deutschland einen Verein gründet, der muss in der Satzung einen Vereinszweck beschreiben; das können so (für mich) abstruse Dinge sein wie die Bewahrung der Kaninchenzuchtkultur oder die Verbreitung des gesellschaftlichen Wissens über das jogische Fliegen: ein Zweck muss her, sonst gibt es keinen Verein! Das reine Beisammensein ist an sich daher auch kein Zweck, es müsste schon etwas damit bewirkt werden.
Beisammensein ist das, was vielen Menschen bei der Frage nach der Kirche noch im ehesten in den Sinn kommt: sonntags trifft man sich, um gemeinsam fromm zu sein und fromme Lieder zu singen! Bewahrung christlichen Liedgutes, Bewahrung liturgischer Traditionen könnte also ein Vereinszweck der Kirche sein.
Gutes tun? Christen sind doch (nach eigenem Anspruch) nette Menschen, die sich um andere, in (materielle oder geistliche) Not geratene Menschen kümmern. Dann wäre der Vereinszweck also die Pflege in Not geratener Menschen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Vereins.
Karitative Einrichtungen? Die Kirche, also die Organisation, betreibt Kindergärten, Krankenhäuser, Altenheime, Hospize Die Kirche nutzt also ihre (auch finanziellen) Möglichkeiten, um solche Einrichtungen zu betreiben und sie Menschen zu vertretbaren Konditionen (also kostenfrei oder deutlich günstiger als man meinen sollte) zur Verfügung zu stellen.. Der Vereinszweck wäre dann Betrieb und Aufrechterhaltung karitativer Einrichtungen im Rahmen der Kranken-, Alten- und Bedürftigenpflege.
Die Kirche ist auch Lobbygruppe etwa die Hälfte der Deutschen ist Mitglied einer der großen Kirchen, davon etwa wiederum die Hälfte katholisch. Diesen Menschen und ihren Anliegen Gehör zu verschaffen, breit angelegt also einer christlichen Kultur zur Entwicklung zu verhelfen, wäre dann der Vereinszweck dieser Kirche.
Nun hat ja Christus seine Jünger in der Tat aufgefordert, Kranke zu heilen, Dämonen auszutreiben und allerlei vieles Gutes zu tun. Aber einerseits: Ist das ein Selbstzweck? Und andererseits: Würde die katholische Kirche nach 2000 Jahren noch bestehen, wenn das der einzige Hintergrund der Gründung gewesen wäre? Zweifel sind angebracht.
In der Predigt zur Eröffnung der aktuell in Rom laufenden Bischofssynode hat uns aber der Papst, für den Synodenauftakt aber auch für das Jahr des Glaubens, einen sehr kurzen und einprägsamen Satz ins Stammbuch geschrieben, den jeder, der dieser Kirche angehören möchte, beherzigen kann und sollte. Ich selbst stelle diesen Satz im Moment im Gebet immer wieder vor mich, um zu prüfen, ob ich dem Anspruch Jesu überhaupt gerecht werde:
Gehe ich regelmäßig in die Kirche, besuche die Heilige Messe und beteilige mich als Laie so wie es von mir zu erwarten wäre (mitsingen, andächtig beten etc.)? Bewahrung christlichen Liedguts: Erledigt!
Bin ich nett zu meinen Mitmenschen? Ich hoffe doch?! Kümmern um Mitmenschen: Erledigt! (naja, ginge sicher auch mehr )
Leiste ich meinen Beitrag zum Wohlergehen der Gesellschaft, vielleicht durch Spenden, aber auch durch mehr oder weniger freiwillige Sozialbeiträge? Ich denke schon. Karitative Aktivität: Erledigt!
Ich bete bei Tisch auch in der Kantine. Christliche Kultur: Erledigt!
Bin ich also ein guter Christ, bin ich ein gutes Mitglied unserer Kirche? Dazu der ultimative Check des Papstes für unsere Kirche und damit für uns:
Die Kirche existiert, um zu evangelisieren! In Arbeit!
templarii
Toller beitrag. IN ARBEIT! Bin dran. Macht auch spass. :)
Templarii
Manfred Holtermann
Dieser Beitrag als pure Verweltlichung des „Vereins Kirche“ hat mich traurig berührt. Kein einziges Wort von der tiefen Liebe zu Gott. Viele schöne Worte ohne Erwähnung. Dessen, dem wir wirklich alles zu verdanken haben! Sehr schade.
Papsttreuer
Sehr geehrter Herr Holtermann,
zunächst vielen Dank für Ihren Kommentar – ich denke immer, dass, wer sich die Mühe macht zu kommentieren, das auch wesentlich findet. Dank also zunächst dafür!
Umso betrüblicher, dass Sie den Artikel so gelesen haben – natürlich haben Sie Recht: Gott wird nicht direkt erwähnt, auch nicht die Liebe zu ihm und seine Liebe zu den Menschen und wie sie unsere Liebe zu den Menschen entfachen sollte. Ich hoffe aber, dass Sie auch andere Beiträge in meinem Blog gelesen haben, und so zu dem Schluss gekommen sind, dass das, was in diesem Beitrag hier steht, nicht mein ganzes Bild vom Glauben ist, ebensowenig wie das Wort „Evangelisierung“ das ganze Bild der Kirche wiedergibt, wie Papst Benedikt sie sieht. Der Beitrag ist recht prägnant und soll eigentlich darauf hinweise, dass ein ganz wesentlicher Aspekt von Kirche, nämlich die Evangelisierung (und dazu gehört dann unweigerlich die Liebe zu Gott und den Menschen), heute in vielen Gemeinden kaum noch gesehen wird.
Vielleicht erlauben Sie mir, dass ich Ihren Kommentar zum Anlass nehme, dazu eine Vertiefung als eigenen Beitrah zu schreiben? Dort kann ich dann klarer darlegen, was ich hier gemeint habe, und wie ich gerne verstanden werden möchte. Ich hoffe, sie damit freudiger zu berühren, als es dieser Beitrag leider getan hat.
Ohne die Liebe Gottes gibt es weder uns, gibt es auch keine Kirche, ist auch Evangelisierung sinnlos. Gott und seine Liebe ist (auch das ist ein bisschen verkürzt, aber schon nicht mehr so sehr) die Grundlage unseres Glaubens, die alles andere motiviert und die uns trägt!
Herzliche Grüße und Gottes Segen
Der Papsttreue