Für alles gibt es so sagt man ein erstes mal. Und so hat es mich als strunzkonservativen Katholiken am vergangenen Sonntag in die erste Messe nach tridentinischem Ritus verschlagen, die ich bislang erlebt habe. Vom Alter her ein Nachkonzilskind war ich natürlich extrem gespannt und muss gleich aus dem Thema die Luft raus lassen: es wird hier keinen Vergleich geben zwischen neuem und altem Ritus, schon gar keine Wertung! Dabei hätte das leicht passieren können, war ich doch durch einige Berichte von Freunden durchaus positiv vorgeprägt:
Demnach hatte ich mit einer sehr würdigen Zeremonie gerechnet, durchaus mit einem Festhalten an alten Riten, die uns heute fremd erscheinen, die aber geeigneter sein sollen als die nachkonziliare Messform, den Heiligkeitscharakter der Messe zu vermitteln. Und ich muss zugeben: ich kann verstehen, wenn Menschen das so sehen, ich selbst sehe es aber ganz grundlegend anders. Man kann eben Sachen so oder so machen; die Frage ist, wie ich Christi Botschaft so vermittle, dass sie verstanden wird?
Vielleicht ein prägnantes Beispiel: zur Sitte in den normalen katholischen Messen ist es geworden, am Ende, vor dem Segen, die Verlautbarungen zu verlesen. Dieser Vorgang liegt zeitlich extrem nah nach der Kommunion, und die Frage muss erlaubt sein, ob der Zeitpunkt, wenn ich gerade kommuniziert habe, hoffentlich mit Andacht den Leib des Herrn zu mir genommen habe, der richtige ist, mich über ein Kaffeetrinken der kfd-Frauen zu informieren (ich gebe zu, das Beispiel ist sehr extrem, der richtige Zeitpunkt dafür ist genau, niemals!)?
Anders in der von mir besuchten alten Messe: nach kurzen Verlautbarungen vor Beginn mit dem Hinweis auf eine im Nachgang stattfindende Taufe, wurden die Verlautbarungen (mit diversen Wiederholungen in einem Satz, ich hoffe, der Priester schließt nicht fälschlich aus dem möglicherweise etwas höheren Durchschnittsalter der Messbesucher auf deren geringere geistliche Aufnahmefähigkeit) zwischen Evangelium und Predigt platziert was mich mindestens genau so ratlos hinterlässt. Die überwiegend lateinisch gesprochene Liturgie wird nach dem auf deutsch verlesenen Evangelium unterbrochen, um Termine bekannt zu machen (immerhin ging es unter anderem um das Christkönigsfest, und nicht um eine quasi-häretische Veranstaltung von minderausgelasteten Seniorinnen)? Natürlich ist dieser Zeitpunkt liturgisch weniger unpassend als am Ende der Messe, aber wenn Teil der Liturgie auch das persönliche Gespräch mit Gott sein soll, das zu dem Zeitpunkt wohl auch in der Betrachtung des Evangeliums liegt (Experten der alten Messe mögen mich gerne korrigieren), ist er auch alles andere als ideal.
Meine mangelnden Lateinkenntnisse und meine Unkenntnis des Messablaufs nach dem alten Ritus waren sicher eine Ursache, nicht zu jedem Zeitpunkt allem folgen zu können, was vor sich ging, auch nicht jedes Lied mitsingen und jedes Gebet mitsprechen zu können; aber ich habe eine Vorstellung davon bekommen, was Menschen an dem alten Ritus reizt, vor allem, dass diese Vorliebe über reinen Ästhetizismus oder Wehmut nach alten Zeiten hinausgeht. Was mir aber im Nachgang durch den Kopf ging ist: es sollte sich verbieten, die beiden Messfeiern miteinander zu vergleichen! Natürlich: wer die neue Liturgie aus welchen Gründen für nicht gültig hält, für den ist ein Vergleich natürlich notwendig. Wenn ich aber der Kirche folge und beide Formen als gültige Messe, mit vollzogener Eucharistie und Kommunion betrachte, dann ist keine der beiden Formen besser oder schlechter.
Bewerten muss man allerdings, ob und wie die Messformen geeignet sind, Menschen zu Gott zu führen: eine für (zwischenzeitlich) die Mehrheit der Menschen sprachlich nicht verständliche Liturgie mit einer so kam es mir vor hämmernden Katechese über die Erbsünde ist dafür ebenso wenig geeignet wie eine modernistische Messe mit liturgischem Tanz oder (weniger extrem) selbstgestricktem Hochgebet und Laienkatechese. Schön wäre insofern, und da muss die neue Liturgie indirekt Kritik einstecken, wenn sich Priester und Diakone genau so wie die verantwortlichen Bischöfe um eine möglichst authentische Feier der Messe nach den Regularien des Messbuches bemühten. Was mir nach dem Besuch der alten Messe klar geworden ist: was mich an der neuen Messe stört ist nicht die Messe selbst, sondern was im viel falsch zitierten Geist des Konzils daraus gemacht wurde. Und wenn ich mal von mir auf andere schließen darf: feierten Priester überall Messen wie sie im Messbuch beschrieben und eben in vielen Teilen auch vorgeschrieben sind, und hielten sie sich in der Katechese an die katholische Glaubenslehre, ohne Seitenhieb auf Bischöfe und Papst, und ohne selbst entwickelte Theologie, dann, so bin ich mir sicher, bliebe als Unterschied zwischen den beiden Messformen wirklich nur noch ein ästhetischer übrig. Den sollte man nicht klein reden das Auge glaubt mit, könnte man formulieren, und ob jemand besser über einen lateinischen Messritus zu Gott geführt wird oder durch landessprachliche Liturgie über diesen Unterschied wird Christus sicher gnädig hinwegsehen. Treiben wir als Gläubige und Priester in ihrer Funktion als Zelebranten die Menschen aber aus unseren Messen, dann sind wir für die Gefährdung dieser Seelen mit verantwortlich (womit die Frage aufsteht, wie viele Menschen möglicherweise durch die neue Messe abgeschreckt die alte gar nicht erst ausprobieren, aber das wäre ein anderes Thema).
Kein Vergleich der beiden Messformen also, sondern: Gut ist, was zu Christus führt! So haben beide Formen ihre Berechtigung. Kirche und Papst haben das schon lang erkannt, es wird vielleicht Zeit, dass dieser einfache Zusammenhang auch bei den Priestern und uns Gläubigen, egal ob modern oder konservativ, ankommt.
Ich bin also um das noch abschließend zu schreiben gerne in die alte Messe gegangen, werde das sicher auch bei Gelegenheiten wiederholen, ich fühle mich aber in der neuen Messe heimisch, durch die ich zu Gott geführt wurde. Das macht keine der beiden Formen besser oder schlechter, nur besser oder weniger gut geeignet für meinen Weg zu Christus.
Eugenie Roth
Das erste Mal war ich auch mehr als nur irritiert. Aber nach meinen Erfahrungen in Hintertupfingen und anschließend im Myladydorf, schließlich hier in der Pfarrei (da war ich nur ein einziges Mal), bin ich froh, dass es hier die Möglichkeit gibt, jeden Sonntag die Hl. Messe im vetus ordo zu besuchen.
Nach einiger Zeit gewöhnt man sich an den so ganz anderen Ablauf … Und auch ich bin froh, dass ich hier auch eine Kirche gefunden habe, wo je nach Zelebrant der novus ordo (mehr oder weniger, aber immer) würdig gefeiert wird.
Admiral1
“ feierten Priester überall Messen wie sie im Messbuch beschrieben und eben in vielen Teilen auch vorgeschrieben sind, und hielten sie sich in der Katechese an die katholische Glaubenslehre, ohne Seitenhieb auf Bischöfe und Papst, und ohne selbst entwickelte Theologie, dann, so bin ich mir sicher, bliebe als Unterschied zwischen den beiden Messformen wirklich nur noch ein ästhetischer übrig“
Gut beobachtet. Sehr guter Artikel.
Du sprichst mir aus der Seele.
Ich muß allerdings zugeben: wenn ich die Wahl zwischen OF und AF habe, dann wähle ich bestimmt die AF.